Der Goldfasan tritt Ende Aprils auf die Balze. Um diese Zeit läßt er öfter als sonst seine zischende Lockstimme vernehmen, zeigt sich beweglicher als je, auch höchst kampflustig und gefällt sich in anmuthigen Stellungen, indem er den Kopf niederbeugt, den Kragen hoch aufschwellt, die Flügel breitet, das Spiel erhebt und Wendungen und Drehungen aller Art mit großer Zierlichkeit ausführt. Will er die Henne herbeirufen oder seine Liebesgefühle noch anderweitig kundgeben, so läßt er etwa drei- bis viermal nacheinander einen kurz abgebrochenen Ruf ertönen, welcher entfernte Aehnlichkeit mit dem Geräusche des Wetzens einer Sensenklinge hat und mit keiner anderen Vogelstimme ver- wechselt, aber auch nicht genauer beschrieben werden kann. Da, wo sich die Henne frei bewegen kann, beginnt sie Anfangs Mai zu legen, indem sie sich ein wohl verstecktes Plätzchen aussucht und hier nach anderer Fasanen Art ein liederliches Nest zusammenscharrt. Die acht bis zwölf Eier sind sehr klein und ziemlich gleichmäßig hellrostfarben oder gelbroth. Jn einem kleineren Gehege brütet die Henne selten, d. h. nur dann, wenn sie sich gänzlich unbeobachtet glaubt; man läßt deshalb ihre Eier von passenden Haushennen ausbrüten und wählt hierzu am liebsten die zwerghaften Bantams. Nach einer Bebrütung von drei- oder vierundzwanzig Tagen entschlüpfen die äußerst niedlichen Küchlein. Sie verlangen in den ersten Tagen ihres Lebens, wie alle Fasanen, große Sorgfalt, namentlich trockne Wärme, können aber bei günstiger Witterung bereits nach zwei bis drei Tagen ins Freie gebracht werden. Nicht immer folgen sie ihrer Pflegemutter, zeigen vielmehr oft die größte Lust, ihr zu entrinnen; doch genügt zuweilen schon ein halber Tag, um sie an die Pflegerin zu gewöhnen. Nach Ablauf der ersten vierzehn Tage beginnen sie zu bäumen, und wenn sie die Größe einer Wachtel erreicht haben, fragen sie sehr wenig mehr nach der Pflegemutter. Nach etwa vier Wochen beanspruchen sie keine besondere Pflege weiter, sondern können ganz wie alte Fasanen gehalten werden.
Man hat wiederholt versucht, dem Goldfasane größere Freiheit zu geben, d. h. ihn wie seine Verwandten in freien Fasanerien zu halten, bis jetzt jedoch noch nicht die günstigen Erfolge erzielt, welche man erwartete, wahrscheinlich aber auch die Sache noch nicht mit dem nöthigen Eifer und ent- sprechender Ausdehnung betrieben. Ob das Klima Norddeutschlands wirklich zu rauh ist, wie man angenommen, mag dahingestellt bleiben; sehr tüchtige Züchter, wie z. B. Bodinus, bezweifeln die Wahrheit jener Behauptung. Jn Süddeutschland und noch mehr in Südeuropa würde, meiner Ansicht nach, der Goldfasan im Freien gewiß ebensogut fortkommen, wie jeder andere. Auch bei uns zu Lande könnte man ihn, wenn man sonst wollte, auf dem Hühnerhofe halten; denn diejenigen, welche wir in den Thiergärten pflegen, leben jahraus jahrein in einem Raume, welcher nicht einmal frostfrei ist, und zeigen sich durchaus nicht empfindlich gegen Einwirkungen der Kälte.
Zwei der sonderbarsten aller Fasanen sind neuerdings in einer Sippe vereinigt worden, welcher man den Namen Ohrfasanen (Crossoptilon) gegeben hat, weil sich die seitlichen Kopffedern ver- längern und, über die anderen sich erhebend, zwei Büschel bilden, welche einigermaßen an die Feder- ohren der Eulen erinnern. Jm übrigen unterscheiden sich die betreffenden Vögel noch durch sehr kräftigen Bau und verhältnißmäßig kurzen Schwanz, dessen mittlere Federn zerschlissen sind und über die anderen herabhängen.
Pallas hat die wissenschaftliche Welt zuerst mit einer Art dieser Sippe, welche China bewohnt, bekannt gemacht, Hodgson neuerdings eine zweite im östlichen Tibet heimische beschrieben. Die erstere, welche wir Ohrfasan nennen wollen (Crossoptilon auritum), trägt ein düsterfarbiges Kleid. Die Kehle, Gurgel, ein schmales Band, welches sich vonhieraus seitlich am Kopfe hinaufzieht und zu Ohrbüscheln verlängert, sind weiß, die etwas gesträubten Kopffedern, die des Hinterhalses, Ober-
Die Läufer. Scharrvögel. Faſanen.
Der Goldfaſan tritt Ende Aprils auf die Balze. Um dieſe Zeit läßt er öfter als ſonſt ſeine ziſchende Lockſtimme vernehmen, zeigt ſich beweglicher als je, auch höchſt kampfluſtig und gefällt ſich in anmuthigen Stellungen, indem er den Kopf niederbeugt, den Kragen hoch aufſchwellt, die Flügel breitet, das Spiel erhebt und Wendungen und Drehungen aller Art mit großer Zierlichkeit ausführt. Will er die Henne herbeirufen oder ſeine Liebesgefühle noch anderweitig kundgeben, ſo läßt er etwa drei- bis viermal nacheinander einen kurz abgebrochenen Ruf ertönen, welcher entfernte Aehnlichkeit mit dem Geräuſche des Wetzens einer Senſenklinge hat und mit keiner anderen Vogelſtimme ver- wechſelt, aber auch nicht genauer beſchrieben werden kann. Da, wo ſich die Henne frei bewegen kann, beginnt ſie Anfangs Mai zu legen, indem ſie ſich ein wohl verſtecktes Plätzchen ausſucht und hier nach anderer Faſanen Art ein liederliches Neſt zuſammenſcharrt. Die acht bis zwölf Eier ſind ſehr klein und ziemlich gleichmäßig hellroſtfarben oder gelbroth. Jn einem kleineren Gehege brütet die Henne ſelten, d. h. nur dann, wenn ſie ſich gänzlich unbeobachtet glaubt; man läßt deshalb ihre Eier von paſſenden Haushennen ausbrüten und wählt hierzu am liebſten die zwerghaften Bantams. Nach einer Bebrütung von drei- oder vierundzwanzig Tagen entſchlüpfen die äußerſt niedlichen Küchlein. Sie verlangen in den erſten Tagen ihres Lebens, wie alle Faſanen, große Sorgfalt, namentlich trockne Wärme, können aber bei günſtiger Witterung bereits nach zwei bis drei Tagen ins Freie gebracht werden. Nicht immer folgen ſie ihrer Pflegemutter, zeigen vielmehr oft die größte Luſt, ihr zu entrinnen; doch genügt zuweilen ſchon ein halber Tag, um ſie an die Pflegerin zu gewöhnen. Nach Ablauf der erſten vierzehn Tage beginnen ſie zu bäumen, und wenn ſie die Größe einer Wachtel erreicht haben, fragen ſie ſehr wenig mehr nach der Pflegemutter. Nach etwa vier Wochen beanſpruchen ſie keine beſondere Pflege weiter, ſondern können ganz wie alte Faſanen gehalten werden.
Man hat wiederholt verſucht, dem Goldfaſane größere Freiheit zu geben, d. h. ihn wie ſeine Verwandten in freien Faſanerien zu halten, bis jetzt jedoch noch nicht die günſtigen Erfolge erzielt, welche man erwartete, wahrſcheinlich aber auch die Sache noch nicht mit dem nöthigen Eifer und ent- ſprechender Ausdehnung betrieben. Ob das Klima Norddeutſchlands wirklich zu rauh iſt, wie man angenommen, mag dahingeſtellt bleiben; ſehr tüchtige Züchter, wie z. B. Bodinus, bezweifeln die Wahrheit jener Behauptung. Jn Süddeutſchland und noch mehr in Südeuropa würde, meiner Anſicht nach, der Goldfaſan im Freien gewiß ebenſogut fortkommen, wie jeder andere. Auch bei uns zu Lande könnte man ihn, wenn man ſonſt wollte, auf dem Hühnerhofe halten; denn diejenigen, welche wir in den Thiergärten pflegen, leben jahraus jahrein in einem Raume, welcher nicht einmal froſtfrei iſt, und zeigen ſich durchaus nicht empfindlich gegen Einwirkungen der Kälte.
Zwei der ſonderbarſten aller Faſanen ſind neuerdings in einer Sippe vereinigt worden, welcher man den Namen Ohrfaſanen (Crossoptilon) gegeben hat, weil ſich die ſeitlichen Kopffedern ver- längern und, über die anderen ſich erhebend, zwei Büſchel bilden, welche einigermaßen an die Feder- ohren der Eulen erinnern. Jm übrigen unterſcheiden ſich die betreffenden Vögel noch durch ſehr kräftigen Bau und verhältnißmäßig kurzen Schwanz, deſſen mittlere Federn zerſchliſſen ſind und über die anderen herabhängen.
Pallas hat die wiſſenſchaftliche Welt zuerſt mit einer Art dieſer Sippe, welche China bewohnt, bekannt gemacht, Hodgſon neuerdings eine zweite im öſtlichen Tibet heimiſche beſchrieben. Die erſtere, welche wir Ohrfaſan nennen wollen (Crossoptilon auritum), trägt ein düſterfarbiges Kleid. Die Kehle, Gurgel, ein ſchmales Band, welches ſich vonhieraus ſeitlich am Kopfe hinaufzieht und zu Ohrbüſcheln verlängert, ſind weiß, die etwas geſträubten Kopffedern, die des Hinterhalſes, Ober-
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Die Läufer. Scharrvögel. Faſanen.
Der Goldfaſan tritt Ende Aprils auf die Balze. Um dieſe Zeit läßt er öfter als ſonſt ſeine
ziſchende Lockſtimme vernehmen, zeigt ſich beweglicher als je, auch höchſt kampfluſtig und gefällt ſich
in anmuthigen Stellungen, indem er den Kopf niederbeugt, den Kragen hoch aufſchwellt, die Flügel
breitet, das Spiel erhebt und Wendungen und Drehungen aller Art mit großer Zierlichkeit ausführt.
Will er die Henne herbeirufen oder ſeine Liebesgefühle noch anderweitig kundgeben, ſo läßt er etwa
drei- bis viermal nacheinander einen kurz abgebrochenen Ruf ertönen, welcher entfernte Aehnlichkeit
mit dem Geräuſche des Wetzens einer Senſenklinge hat und mit keiner anderen Vogelſtimme ver-
wechſelt, aber auch nicht genauer beſchrieben werden kann. Da, wo ſich die Henne frei bewegen kann,
beginnt ſie Anfangs Mai zu legen, indem ſie ſich ein wohl verſtecktes Plätzchen ausſucht und hier
nach anderer Faſanen Art ein liederliches Neſt zuſammenſcharrt. Die acht bis zwölf Eier ſind ſehr
klein und ziemlich gleichmäßig hellroſtfarben oder gelbroth. Jn einem kleineren Gehege brütet die
Henne ſelten, d. h. nur dann, wenn ſie ſich gänzlich unbeobachtet glaubt; man läßt deshalb ihre Eier
von paſſenden Haushennen ausbrüten und wählt hierzu am liebſten die zwerghaften Bantams. Nach
einer Bebrütung von drei- oder vierundzwanzig Tagen entſchlüpfen die äußerſt niedlichen Küchlein.
Sie verlangen in den erſten Tagen ihres Lebens, wie alle Faſanen, große Sorgfalt, namentlich
trockne Wärme, können aber bei günſtiger Witterung bereits nach zwei bis drei Tagen ins Freie
gebracht werden. Nicht immer folgen ſie ihrer Pflegemutter, zeigen vielmehr oft die größte Luſt, ihr
zu entrinnen; doch genügt zuweilen ſchon ein halber Tag, um ſie an die Pflegerin zu gewöhnen.
Nach Ablauf der erſten vierzehn Tage beginnen ſie zu bäumen, und wenn ſie die Größe einer
Wachtel erreicht haben, fragen ſie ſehr wenig mehr nach der Pflegemutter. Nach etwa vier Wochen
beanſpruchen ſie keine beſondere Pflege weiter, ſondern können ganz wie alte Faſanen gehalten werden.
Man hat wiederholt verſucht, dem Goldfaſane größere Freiheit zu geben, d. h. ihn wie ſeine
Verwandten in freien Faſanerien zu halten, bis jetzt jedoch noch nicht die günſtigen Erfolge erzielt,
welche man erwartete, wahrſcheinlich aber auch die Sache noch nicht mit dem nöthigen Eifer und ent-
ſprechender Ausdehnung betrieben. Ob das Klima Norddeutſchlands wirklich zu rauh iſt, wie man
angenommen, mag dahingeſtellt bleiben; ſehr tüchtige Züchter, wie z. B. Bodinus, bezweifeln die
Wahrheit jener Behauptung. Jn Süddeutſchland und noch mehr in Südeuropa würde, meiner
Anſicht nach, der Goldfaſan im Freien gewiß ebenſogut fortkommen, wie jeder andere. Auch bei uns
zu Lande könnte man ihn, wenn man ſonſt wollte, auf dem Hühnerhofe halten; denn diejenigen,
welche wir in den Thiergärten pflegen, leben jahraus jahrein in einem Raume, welcher nicht einmal
froſtfrei iſt, und zeigen ſich durchaus nicht empfindlich gegen Einwirkungen der Kälte.
Zwei der ſonderbarſten aller Faſanen ſind neuerdings in einer Sippe vereinigt worden, welcher
man den Namen Ohrfaſanen (Crossoptilon) gegeben hat, weil ſich die ſeitlichen Kopffedern ver-
längern und, über die anderen ſich erhebend, zwei Büſchel bilden, welche einigermaßen an die Feder-
ohren der Eulen erinnern. Jm übrigen unterſcheiden ſich die betreffenden Vögel noch durch ſehr
kräftigen Bau und verhältnißmäßig kurzen Schwanz, deſſen mittlere Federn zerſchliſſen ſind und über
die anderen herabhängen.
Pallas hat die wiſſenſchaftliche Welt zuerſt mit einer Art dieſer Sippe, welche China bewohnt,
bekannt gemacht, Hodgſon neuerdings eine zweite im öſtlichen Tibet heimiſche beſchrieben. Die
erſtere, welche wir Ohrfaſan nennen wollen (Crossoptilon auritum), trägt ein düſterfarbiges Kleid.
Die Kehle, Gurgel, ein ſchmales Band, welches ſich vonhieraus ſeitlich am Kopfe hinaufzieht und zu
Ohrbüſcheln verlängert, ſind weiß, die etwas geſträubten Kopffedern, die des Hinterhalſes, Ober-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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