Arten der wildlebenden Hühner wir ihn zu danken haben, dürfen sogar mit einer gewissen Berech- tigung annehmen, daß alle hier in Frage kommende Arten betheiligt sind.
Es mag zweifelhaft bleiben, ob man die Kamm- oder Wildhühner(Galli) mit andern Fasa- nenvögeln in einer und derselben Abtheilung vereinigen darf oder nicht. Diejenigen Arten, von denen unser Haushuhn stammt, ähneln sich sämmtlich im hohen Grade und scheinen deshalb eine jener Gruppen zu bilden, welche wir natürliche nennen; zwischen ihnen und den Fasanen gibt es aber Glieder, welche beider Kennzeichen in sich vereinigen. Will man die Kammhühner sondern, so lassen sich folgende Merkmale zu ihrer Kennzeichnung angeben: Der Leib ist kräftig, der Flügel kurz und stark gerundet, der Schwanz mittellang, wenig abgestuft und dachförmig, da die vierzehn Federn, welche ihn bilden, in zwei einander berührende Ebenen gegen einander stehen, der Schnabel mittelmäßig lang, stark, sein Oberkiefer gewölbt und gegen die Spitze herabgebogen, der Fuß ziemlich hoch und bespornt. Auf dem Kopfe erhebt sich ein fleischiger Kamm; vom Unterschnabel fallen schlaffe, fleischige Haut- lappen herab; die Wangengegend ist nackt. Das Gefieder bekleidet in reicher Fülle den Leib; die Bürzel- oder Oberschwanzdeckfedern verlängern sich, überdecken die eigentlichen Steuerfedern und fallen, sichelförmig sich krümmend, über sie und den Hinterleib herab. Eine prächtige und glänzende Färbung ist Gemeingut der bekannten Arten.
Jndien und die malayischen Länder sind die Heimat dieser Hühner. Jede Art hat einen besonderen Verbreitungskreis, eine sogar einen sehr beschränkten; die übrigen kommen neben einander vor, obwohl sich jede einzelne Art in einem gewissen Höhengürtel zu erhalten pflegt. Alle Arten bewohnen den Wald, den dichtesten, undurchdringlichsten am liebsten, und alle führen, obgleich sie sich durch ihre Stimme sehr bemerklich zu machen wissen, ein verstecktes Leben. Ob Dies der Grund ist, daß wir über ihre Sitten und Gewohnheiten noch so wenig wissen, oder ob die Beobachter fanden, daß sich das Betragen der freilebenden Hühner wenig von dem ihrer gezähmten Abkömmlinge unter- scheidet, mag dahin gestellt bleiben. Soviel ist gewiß, daß wir über die Lebensweise vieler für uns sozusagen bedeutungsloser Vögel weit ausführlichere Berichte erhielten als über jene.
Jch halte es für angemessen, die vier Hühnerarten, welche man unterschieden hat, wenigstens ihrem Aeußern nach kurz zu beschreiben.
Die nächste Anwartschaft auf die Ehre, Erzeuger unseres Haushuhnes zu sein, gebührt dem Bankivahuhn oder Kasintu der Malayen (Gallus Bankiva). Der Hahn ist ein prächtiger Vogel. Kopf, Hals und die langen, herabhängenden Federn des Nackens schimmern goldgelb; die des Rückens sind purpurbraun, in der Mitte glänzend orangenroth, gelbbraun gesäumt; die ebenfalls verlängerten, herabhängenden Oberdeckfedern des Schwanzes ähneln in der Färbung denen des Kragens; die mittleren Deckfedern der Flügel sind lebhaft kastanienbraun; die großen schillern schwarzgrün, die dunkler schwarzen Brustfedern goldgrün, die Handschwingen sind dunkelschwarzgrau, blässer gesäumt, die Armschwingen auf der Außenfahne rostfarben, auf der inneren schwarz, die Schwanzfedern eben- falls schwarz, die mittleren schillernd, die übrigen glanzlos. Das Auge ist orangenroth, der Kopf- schmuck roth, der Schnabel bräunlich, der Fuß schieferschwarz. Die Länge beträgt 25, die Fittig- länge 81/2, die Schwanzlänge 14 Zoll.
Bei der kleineren Henne steht der Schwanz mehr wagrecht, Kamm und Fleischlappen sind eben nur angedeutet, die länglichen Halsfedern schwarz, weißgelblich gesäumt, die des Mantels braun- schwarz gesprenkelt, die der Untertheile isabellfarben, Schwingen und Steuerfedern braunschwarz.
Von dieser Art unterscheidet sich das auf Ceylon lebende Dschungelhuhn(Gallus Stanleyii), äußerlich hauptsächlich durch seine röthlichbraune, dunkelschwarz gestrichelte Oberbrust; auch fehlt ihm das bräunliche Schild auf der Mitte der Flügeldeckfedern. Die Henne weicht wenig von der vor- stehend beschriebenen ab.
Die Läufer. Scharrvögel. Kammhühner.
Arten der wildlebenden Hühner wir ihn zu danken haben, dürfen ſogar mit einer gewiſſen Berech- tigung annehmen, daß alle hier in Frage kommende Arten betheiligt ſind.
Es mag zweifelhaft bleiben, ob man die Kamm- oder Wildhühner(Galli) mit andern Faſa- nenvögeln in einer und derſelben Abtheilung vereinigen darf oder nicht. Diejenigen Arten, von denen unſer Haushuhn ſtammt, ähneln ſich ſämmtlich im hohen Grade und ſcheinen deshalb eine jener Gruppen zu bilden, welche wir natürliche nennen; zwiſchen ihnen und den Faſanen gibt es aber Glieder, welche beider Kennzeichen in ſich vereinigen. Will man die Kammhühner ſondern, ſo laſſen ſich folgende Merkmale zu ihrer Kennzeichnung angeben: Der Leib iſt kräftig, der Flügel kurz und ſtark gerundet, der Schwanz mittellang, wenig abgeſtuft und dachförmig, da die vierzehn Federn, welche ihn bilden, in zwei einander berührende Ebenen gegen einander ſtehen, der Schnabel mittelmäßig lang, ſtark, ſein Oberkiefer gewölbt und gegen die Spitze herabgebogen, der Fuß ziemlich hoch und beſpornt. Auf dem Kopfe erhebt ſich ein fleiſchiger Kamm; vom Unterſchnabel fallen ſchlaffe, fleiſchige Haut- lappen herab; die Wangengegend iſt nackt. Das Gefieder bekleidet in reicher Fülle den Leib; die Bürzel- oder Oberſchwanzdeckfedern verlängern ſich, überdecken die eigentlichen Steuerfedern und fallen, ſichelförmig ſich krümmend, über ſie und den Hinterleib herab. Eine prächtige und glänzende Färbung iſt Gemeingut der bekannten Arten.
Jndien und die malayiſchen Länder ſind die Heimat dieſer Hühner. Jede Art hat einen beſonderen Verbreitungskreis, eine ſogar einen ſehr beſchränkten; die übrigen kommen neben einander vor, obwohl ſich jede einzelne Art in einem gewiſſen Höhengürtel zu erhalten pflegt. Alle Arten bewohnen den Wald, den dichteſten, undurchdringlichſten am liebſten, und alle führen, obgleich ſie ſich durch ihre Stimme ſehr bemerklich zu machen wiſſen, ein verſtecktes Leben. Ob Dies der Grund iſt, daß wir über ihre Sitten und Gewohnheiten noch ſo wenig wiſſen, oder ob die Beobachter fanden, daß ſich das Betragen der freilebenden Hühner wenig von dem ihrer gezähmten Abkömmlinge unter- ſcheidet, mag dahin geſtellt bleiben. Soviel iſt gewiß, daß wir über die Lebensweiſe vieler für uns ſozuſagen bedeutungsloſer Vögel weit ausführlichere Berichte erhielten als über jene.
Jch halte es für angemeſſen, die vier Hühnerarten, welche man unterſchieden hat, wenigſtens ihrem Aeußern nach kurz zu beſchreiben.
Die nächſte Anwartſchaft auf die Ehre, Erzeuger unſeres Haushuhnes zu ſein, gebührt dem Bankivahuhn oder Kaſintu der Malayen (Gallus Bankiva). Der Hahn iſt ein prächtiger Vogel. Kopf, Hals und die langen, herabhängenden Federn des Nackens ſchimmern goldgelb; die des Rückens ſind purpurbraun, in der Mitte glänzend orangenroth, gelbbraun geſäumt; die ebenfalls verlängerten, herabhängenden Oberdeckfedern des Schwanzes ähneln in der Färbung denen des Kragens; die mittleren Deckfedern der Flügel ſind lebhaft kaſtanienbraun; die großen ſchillern ſchwarzgrün, die dunkler ſchwarzen Bruſtfedern goldgrün, die Handſchwingen ſind dunkelſchwarzgrau, bläſſer geſäumt, die Armſchwingen auf der Außenfahne roſtfarben, auf der inneren ſchwarz, die Schwanzfedern eben- falls ſchwarz, die mittleren ſchillernd, die übrigen glanzlos. Das Auge iſt orangenroth, der Kopf- ſchmuck roth, der Schnabel bräunlich, der Fuß ſchieferſchwarz. Die Länge beträgt 25, die Fittig- länge 8½, die Schwanzlänge 14 Zoll.
Bei der kleineren Henne ſteht der Schwanz mehr wagrecht, Kamm und Fleiſchlappen ſind eben nur angedeutet, die länglichen Halsfedern ſchwarz, weißgelblich geſäumt, die des Mantels braun- ſchwarz geſprenkelt, die der Untertheile iſabellfarben, Schwingen und Steuerfedern braunſchwarz.
Von dieſer Art unterſcheidet ſich das auf Ceylon lebende Dſchungelhuhn(Gallus Stanleyii), äußerlich hauptſächlich durch ſeine röthlichbraune, dunkelſchwarz geſtrichelte Oberbruſt; auch fehlt ihm das bräunliche Schild auf der Mitte der Flügeldeckfedern. Die Henne weicht wenig von der vor- ſtehend beſchriebenen ab.
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Die Läufer. Scharrvögel. Kammhühner.
Arten der wildlebenden Hühner wir ihn zu danken haben, dürfen ſogar mit einer gewiſſen Berech-
tigung annehmen, daß alle hier in Frage kommende Arten betheiligt ſind.
Es mag zweifelhaft bleiben, ob man die Kamm- oder Wildhühner (Galli) mit andern Faſa-
nenvögeln in einer und derſelben Abtheilung vereinigen darf oder nicht. Diejenigen Arten, von denen
unſer Haushuhn ſtammt, ähneln ſich ſämmtlich im hohen Grade und ſcheinen deshalb eine jener
Gruppen zu bilden, welche wir natürliche nennen; zwiſchen ihnen und den Faſanen gibt es aber
Glieder, welche beider Kennzeichen in ſich vereinigen. Will man die Kammhühner ſondern, ſo laſſen
ſich folgende Merkmale zu ihrer Kennzeichnung angeben: Der Leib iſt kräftig, der Flügel kurz und ſtark
gerundet, der Schwanz mittellang, wenig abgeſtuft und dachförmig, da die vierzehn Federn, welche ihn
bilden, in zwei einander berührende Ebenen gegen einander ſtehen, der Schnabel mittelmäßig lang,
ſtark, ſein Oberkiefer gewölbt und gegen die Spitze herabgebogen, der Fuß ziemlich hoch und beſpornt.
Auf dem Kopfe erhebt ſich ein fleiſchiger Kamm; vom Unterſchnabel fallen ſchlaffe, fleiſchige Haut-
lappen herab; die Wangengegend iſt nackt. Das Gefieder bekleidet in reicher Fülle den Leib; die
Bürzel- oder Oberſchwanzdeckfedern verlängern ſich, überdecken die eigentlichen Steuerfedern und fallen,
ſichelförmig ſich krümmend, über ſie und den Hinterleib herab. Eine prächtige und glänzende
Färbung iſt Gemeingut der bekannten Arten.
Jndien und die malayiſchen Länder ſind die Heimat dieſer Hühner. Jede Art hat einen
beſonderen Verbreitungskreis, eine ſogar einen ſehr beſchränkten; die übrigen kommen neben einander
vor, obwohl ſich jede einzelne Art in einem gewiſſen Höhengürtel zu erhalten pflegt. Alle Arten
bewohnen den Wald, den dichteſten, undurchdringlichſten am liebſten, und alle führen, obgleich ſie ſich
durch ihre Stimme ſehr bemerklich zu machen wiſſen, ein verſtecktes Leben. Ob Dies der Grund iſt,
daß wir über ihre Sitten und Gewohnheiten noch ſo wenig wiſſen, oder ob die Beobachter fanden,
daß ſich das Betragen der freilebenden Hühner wenig von dem ihrer gezähmten Abkömmlinge unter-
ſcheidet, mag dahin geſtellt bleiben. Soviel iſt gewiß, daß wir über die Lebensweiſe vieler für uns
ſozuſagen bedeutungsloſer Vögel weit ausführlichere Berichte erhielten als über jene.
Jch halte es für angemeſſen, die vier Hühnerarten, welche man unterſchieden hat, wenigſtens
ihrem Aeußern nach kurz zu beſchreiben.
Die nächſte Anwartſchaft auf die Ehre, Erzeuger unſeres Haushuhnes zu ſein, gebührt dem
Bankivahuhn oder Kaſintu der Malayen (Gallus Bankiva). Der Hahn iſt ein prächtiger Vogel.
Kopf, Hals und die langen, herabhängenden Federn des Nackens ſchimmern goldgelb; die des Rückens
ſind purpurbraun, in der Mitte glänzend orangenroth, gelbbraun geſäumt; die ebenfalls verlängerten,
herabhängenden Oberdeckfedern des Schwanzes ähneln in der Färbung denen des Kragens; die
mittleren Deckfedern der Flügel ſind lebhaft kaſtanienbraun; die großen ſchillern ſchwarzgrün, die
dunkler ſchwarzen Bruſtfedern goldgrün, die Handſchwingen ſind dunkelſchwarzgrau, bläſſer geſäumt,
die Armſchwingen auf der Außenfahne roſtfarben, auf der inneren ſchwarz, die Schwanzfedern eben-
falls ſchwarz, die mittleren ſchillernd, die übrigen glanzlos. Das Auge iſt orangenroth, der Kopf-
ſchmuck roth, der Schnabel bräunlich, der Fuß ſchieferſchwarz. Die Länge beträgt 25, die Fittig-
länge 8½, die Schwanzlänge 14 Zoll.
Bei der kleineren Henne ſteht der Schwanz mehr wagrecht, Kamm und Fleiſchlappen ſind eben
nur angedeutet, die länglichen Halsfedern ſchwarz, weißgelblich geſäumt, die des Mantels braun-
ſchwarz geſprenkelt, die der Untertheile iſabellfarben, Schwingen und Steuerfedern braunſchwarz.
Von dieſer Art unterſcheidet ſich das auf Ceylon lebende Dſchungelhuhn (Gallus Stanleyii),
äußerlich hauptſächlich durch ſeine röthlichbraune, dunkelſchwarz geſtrichelte Oberbruſt; auch fehlt ihm
das bräunliche Schild auf der Mitte der Flügeldeckfedern. Die Henne weicht wenig von der vor-
ſtehend beſchriebenen ab.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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