machen könnten. Man thut Unrecht, von unsern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte sich vielmehr eine hinlängliche An- zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verschaffen suchen, und diese Eier brütenden Rebhühnern, deren Nester auszukundschaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeschlüpften Jungen in ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes versichert wären. Rothhühner, welche in dieser Weise bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden, wie ich annehmen darf, sehr bald sich geeignete Oertlichkeiten aussuchen und bei erforderlicher Hegung rasch sich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unserer gegenwärtigen Verkehrsanstalten unterliegt die Einbürgerung dieser Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber sie muß freilich von Sachver- ständigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.
Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in Nordwestafrika, haust die dritte Art unserer Sippe, welche wir zu berücksichtigen haben, das Klippenhuhn(Caccabis petrosa). Es kennzeichnet sich hauptsächlich durch das auf kastanien- braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf sind hell aschgrau, die Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kastanienbraun, die übrigen Federn der Oberseite rothgrau, auf den Flügeln ins Bläuliche spielend, die Kehle und ein Augenbrauenstreifen weißlichgrau, die der Unterseite blaugrau, Brust- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn der Oberseite zeigen rostgraue Einfassungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit den entsprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe steht das Klippenhuhn hinter dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.
Auch über dieses Huhn haben uns erst die neuzeitlichen Forschungen einigermaßen unterrichtet; früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechselt, sein Vorkommen in Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien ist das Klippenhuhn, laut Salvadori, sehr häufig; in Griechenland kommt es, den übereinstimmenden Angaben Von der Mühle's und Lindermayer's zufolge, nur auf den südlichsten Gebirgen und hier auch blos auf den höchsten Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt; in Spanien hingegen scheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieses Land von vielen Forschern als seine Heimat angesehen wird.
Jm Widerspruche zu den Behauptungen Von der Mühle's und Lindermayer's sagt Salvadori, daß man unserm Huhne sehr unpassender Weise seinen Namen beigelegt habe, da es niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerrissenen Gebirgen gar nicht gefunden werde; "dagegen ist man sicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und mit Cistenrosen, Schlehen und niederem Gebüsch bewachsene Stellen vorhanden sind". Auch Tristam bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordwestafrika in Ebenen sich aufhalte, unter andern in solchen, in denen es blos während dreier Monate im Jahre Wasser gibt. Dagegen versichert nun wieder Bolle, daß es auf den kanarischen Jnseln auf den hochgelegenen, dürren Bergstrecken wie in der Tiefe lebt, ja sogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. "Mit diesem wohl- schmeckenden Wildpret", sagt dieser sehr sorgfältig beobachtende Forscher, "sind vier der Jnseln vom Meeresstrande und den heißesten Thälern an bis ins tiefste Hochgebirge reich gesegnet: keine aber mehr, als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht allzuschwer zu ertragenden, geworden sind und das Stück gewöhnlich mit sechs spanischen Kupfer- dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; so sind sie u. A. auf der Jnsel Jsleta nicht selten; die meisten aber erzeugt im Jnnern der Jnsel die weite Caldera von Tirajana, wo man, hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen soviel dieser herrlichen Hühner schießen kann, als Einem nur immer gelüstet. Es sind sehr schöne Geschöpfe, recht eigentliche Felsenvögel, die, je wilder und bergiger die Gegend ist, in desto größerer Menge sich zeigen." Später bemerkt Bolle, daß das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrscheinlich erst eingeführt worden ist. "Die Jagdlust der alten
Rothhuhn. Klippenhuhn.
machen könnten. Man thut Unrecht, von unſern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte ſich vielmehr eine hinlängliche An- zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verſchaffen ſuchen, und dieſe Eier brütenden Rebhühnern, deren Neſter auszukundſchaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeſchlüpften Jungen in ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes verſichert wären. Rothhühner, welche in dieſer Weiſe bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden, wie ich annehmen darf, ſehr bald ſich geeignete Oertlichkeiten ausſuchen und bei erforderlicher Hegung raſch ſich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unſerer gegenwärtigen Verkehrsanſtalten unterliegt die Einbürgerung dieſer Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber ſie muß freilich von Sachver- ſtändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.
Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in Nordweſtafrika, hauſt die dritte Art unſerer Sippe, welche wir zu berückſichtigen haben, das Klippenhuhn(Caccabis petrosa). Es kennzeichnet ſich hauptſächlich durch das auf kaſtanien- braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf ſind hell aſchgrau, die Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kaſtanienbraun, die übrigen Federn der Oberſeite rothgrau, auf den Flügeln ins Bläuliche ſpielend, die Kehle und ein Augenbrauenſtreifen weißlichgrau, die der Unterſeite blaugrau, Bruſt- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn der Oberſeite zeigen roſtgraue Einfaſſungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit den entſprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe ſteht das Klippenhuhn hinter dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.
Auch über dieſes Huhn haben uns erſt die neuzeitlichen Forſchungen einigermaßen unterrichtet; früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechſelt, ſein Vorkommen in Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien iſt das Klippenhuhn, laut Salvadori, ſehr häufig; in Griechenland kommt es, den übereinſtimmenden Angaben Von der Mühle’s und Lindermayer’s zufolge, nur auf den ſüdlichſten Gebirgen und hier auch blos auf den höchſten Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt; in Spanien hingegen ſcheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieſes Land von vielen Forſchern als ſeine Heimat angeſehen wird.
Jm Widerſpruche zu den Behauptungen Von der Mühle’s und Lindermayer’s ſagt Salvadori, daß man unſerm Huhne ſehr unpaſſender Weiſe ſeinen Namen beigelegt habe, da es niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerriſſenen Gebirgen gar nicht gefunden werde; „dagegen iſt man ſicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und mit Ciſtenroſen, Schlehen und niederem Gebüſch bewachſene Stellen vorhanden ſind“. Auch Triſtam bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordweſtafrika in Ebenen ſich aufhalte, unter andern in ſolchen, in denen es blos während dreier Monate im Jahre Waſſer gibt. Dagegen verſichert nun wieder Bolle, daß es auf den kanariſchen Jnſeln auf den hochgelegenen, dürren Bergſtrecken wie in der Tiefe lebt, ja ſogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. „Mit dieſem wohl- ſchmeckenden Wildpret“, ſagt dieſer ſehr ſorgfältig beobachtende Forſcher, „ſind vier der Jnſeln vom Meeresſtrande und den heißeſten Thälern an bis ins tiefſte Hochgebirge reich geſegnet: keine aber mehr, als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht allzuſchwer zu ertragenden, geworden ſind und das Stück gewöhnlich mit ſechs ſpaniſchen Kupfer- dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; ſo ſind ſie u. A. auf der Jnſel Jsleta nicht ſelten; die meiſten aber erzeugt im Jnnern der Jnſel die weite Caldera von Tirajana, wo man, hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen ſoviel dieſer herrlichen Hühner ſchießen kann, als Einem nur immer gelüſtet. Es ſind ſehr ſchöne Geſchöpfe, recht eigentliche Felſenvögel, die, je wilder und bergiger die Gegend iſt, in deſto größerer Menge ſich zeigen.“ Später bemerkt Bolle, daß das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrſcheinlich erſt eingeführt worden iſt. „Die Jagdluſt der alten
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Rothhuhn. Klippenhuhn.
machen könnten. Man thut Unrecht, von unſern Thiergärten zu verlangen, daß in ihnen die zur
Einbürgerung nöthigen Rothhühner gezüchtet werden, müßte ſich vielmehr eine hinlängliche An-
zahl von Eiern aus Südfrankreich zu verſchaffen ſuchen, und dieſe Eier brütenden Rebhühnern,
deren Neſter auszukundſchaften wären, unterlegen, damit die glücklich ausgeſchlüpften Jungen in
ihrer frühen Jugend der ihnen unbedingt nöthigen Führung eines freilebenden Huhnes verſichert
wären. Rothhühner, welche in dieſer Weiſe bei uns zu Lande das Licht der Welt erblicken, würden,
wie ich annehmen darf, ſehr bald ſich geeignete Oertlichkeiten ausſuchen und bei erforderlicher Hegung
raſch ſich vermehren. Bei der Vortrefflichkeit unſerer gegenwärtigen Verkehrsanſtalten unterliegt die
Einbürgerung dieſer Vögel kaum nennenswerthen Schwierigkeiten; aber ſie muß freilich von Sachver-
ſtändigen in die Hand genommen und mit etwas mehr Eifer betrieben werden als bisher.
Auf Sardinien, in Griechenland und einzeln hier und da in Südfrankreich, häufiger aber in
Nordweſtafrika, hauſt die dritte Art unſerer Sippe, welche wir zu berückſichtigen haben, das
Klippenhuhn (Caccabis petrosa). Es kennzeichnet ſich hauptſächlich durch das auf kaſtanien-
braunem Grunde weiß getüpfelte Halsband. Die Stirn und der Kopf ſind hell aſchgrau, die
Scheitelmitte, der Nacken und Hinterhals kaſtanienbraun, die übrigen Federn der Oberſeite rothgrau,
auf den Flügeln ins Bläuliche ſpielend, die Kehle und ein Augenbrauenſtreifen weißlichgrau, die
der Unterſeite blaugrau, Bruſt- und Weichengegend denen des Steinhuhnes ähnlich; einzelne Federn
der Oberſeite zeigen roſtgraue Einfaſſungen; Auge, Schnabel und Fuß kommen in der Färbung mit
den entſprechenden Theilen der Verwandten überein. Jn der Größe ſteht das Klippenhuhn hinter
dem Stein- und Rothhuhne etwas zurück; ich bin jedoch nicht im Stande, genaue Maße anzugeben.
Auch über dieſes Huhn haben uns erſt die neuzeitlichen Forſchungen einigermaßen unterrichtet;
früher hat man es fortwährend mit dem Roth- oder Steinhuhne verwechſelt, ſein Vorkommen in
Europa auch wohl gänzlich geleugnet. Auf Sardinien iſt das Klippenhuhn, laut Salvadori, ſehr
häufig; in Griechenland kommt es, den übereinſtimmenden Angaben Von der Mühle’s und
Lindermayer’s zufolge, nur auf den ſüdlichſten Gebirgen und hier auch blos auf den höchſten
Kuppen vor; auf Malta wird es, wie Sperling angibt, alljährlich in Menge aus Afrika eingeführt;
in Spanien hingegen ſcheint es gänzlich zu fehlen, obgleich gerade dieſes Land von vielen Forſchern
als ſeine Heimat angeſehen wird.
Jm Widerſpruche zu den Behauptungen Von der Mühle’s und Lindermayer’s ſagt
Salvadori, daß man unſerm Huhne ſehr unpaſſender Weiſe ſeinen Namen beigelegt habe, da es
niedrige Hügel und die Ebene weit mehr liebe als die Berge, ja in zerriſſenen Gebirgen gar nicht
gefunden werde; „dagegen iſt man ſicher, es auf den Hügeln anzutreffen, welche Kornfelder umgeben und
mit Ciſtenroſen, Schlehen und niederem Gebüſch bewachſene Stellen vorhanden ſind“. Auch Triſtam
bemerkt, daß das Klippenhuhn in Nordweſtafrika in Ebenen ſich aufhalte, unter andern in ſolchen,
in denen es blos während dreier Monate im Jahre Waſſer gibt. Dagegen verſichert nun wieder
Bolle, daß es auf den kanariſchen Jnſeln auf den hochgelegenen, dürren Bergſtrecken wie in der
Tiefe lebt, ja ſogar in einigen Thälern noch am Fuße des Teydekegels brütet. „Mit dieſem wohl-
ſchmeckenden Wildpret“, ſagt dieſer ſehr ſorgfältig beobachtende Forſcher, „ſind vier der Jnſeln vom
Meeresſtrande und den heißeſten Thälern an bis ins tiefſte Hochgebirge reich geſegnet: keine aber mehr,
als Gomera, wo die Hühner, nach dem Ausdrucke der Landleute, zu einer Plage, freilich einer nicht
allzuſchwer zu ertragenden, geworden ſind und das Stück gewöhnlich mit ſechs ſpaniſchen Kupfer-
dreiern verkauft wird. Jn Canaria gibt es ihrer hinlänglich; ſo ſind ſie u. A. auf der Jnſel Jsleta
nicht ſelten; die meiſten aber erzeugt im Jnnern der Jnſel die weite Caldera von Tirajana, wo man,
hinter einer Steinmauer verborgen, in den Tennen ſoviel dieſer herrlichen Hühner ſchießen kann, als
Einem nur immer gelüſtet. Es ſind ſehr ſchöne Geſchöpfe, recht eigentliche Felſenvögel, die, je wilder
und bergiger die Gegend iſt, in deſto größerer Menge ſich zeigen.“ Später bemerkt Bolle, daß
das Klippenhuhn auf den Kanaren wahrſcheinlich erſt eingeführt worden iſt. „Die Jagdluſt der alten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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