röthlichbraun gestreift, die des Kinns und der Gurgel weißlich, die der Brust graulichweiß, durch schwärzliche Mondflecken gezeichnet, die der Unterbrust weißlich, die übrigen grau, fein braun gesprenkelt, auch mit zwei braunen Flecken geziert. Auf den Seiten verblaßt das Grau, auf den unteren Deck- federn geht es in Weiß, auf den Schenkeln in Dunkelgrau über. Das Auge wird von zwei braunen Bändern eingeschlossen, welche sich an den Halsseiten vereinigen. Die Handschwingen sind weiß, ihre Spitzen auf grauem Grunde braun gefleckt, die Steuerfedern röthlich, auf der Außenfahne fein schwarz, auf der Jnnenfahne grau gesprenkelt; das Auge ist dunkelbraun, die nackte Stelle hinter ihm gelb, der Schnabel blaßhornfarben, der Fuß gilblichroth. Die Länge beträgt 29, die Breite 40, die Fittig- länge 13, die Schwanzlänge 8 Zoll. Das Weibchen ist kleiner, ungefähr 24 Zoll lang.
Vom Königsrebhuhne wissen wir, daß es auf dem Kaukasus, sowie auf den höchsten Bergen Armeniens und Kurdistans gefunden wird, vielleicht auch noch auf den persischen Hochgebirgen vor- kommt. Jn den Schriften der wissenschaftlichen Gesellschaft zu Petersburg findet sich eine kurze Angabe über die Lebensweise, welche ungefähr folgendermaßen lautet: "Das Huhn hält sich nur im Schneegürtel auf, und verläßt diese Höhe niemals. Es erträgt auch die Tiefe nicht; denn junge Küchlein, welche wir in dem ebenen Kahetia aufziehen wollten, überlebten das erste Jahr nicht. Es läuft gesellig auf den Felsen und namentlich auf den vorspringenden Gesimsen der Bergwände mit größter Behendigkeit umher, steht mit einem lauten Schrei auf, sobald es Gefahr merkt und ist so scheu, daß es auch dem vorsichtigsten Jäger nur selten gelingt, sich schußrecht zu nähern. Man findet es in Ketten von sechs bis zehn Stücken, meist in Gesellschaft der wilden Ziegen, deren Koth es während des Winters mit genießen soll. Gegen den Herbst hin wird es sehr fett; sein Wildpret gleicht dem des gemeinen Rebhuhnes. Jm Kropfe wurden unter den Sämereien aller möglichen Alpen- pflanzen eine große Menge von Sand und Steinen gefunden."
Radde hat über das Felsenhuhn des Altai ebenfalls nur wenig in Erfahrung bringen können. "Wie die kankasischen Steinböcke", sagt er, "in dem dort lebenden Felsenhuhne einen Begleiter finden, so sollen auch die des Altai mit dem sibirischen Steinbocke in Gesellschaft leben. Jch glaube, daß dieser Erscheinung eine gemeinsame, in der Lieblingsnahrung begründete Ursache zu Grunde liegt. Vornehmlich suchen beide die Gebiete auf, wo alpine Potentillen wachsen, deren Knospen sie gern fressen. Jndessen ist dieses Zusammenleben so auffallend, daß es den Sojoten und Burjäten im obern Jrkut- und Okathale allgemein bekannt war. Leider gelang es mir nicht, eines dieser großen Hühner zu erbeuten. Vor Sonnenaufgang sollen sie, nach den Erzählungen der Jäger, eine Zeitlang fliegen, am Tage sich aber vornehmlich ruhig verhalten. Bei Regenwetter sollen sie eine verschieden- tönige Lockstimme, welche mit zischendem Pfeifen beginnt, hören lassen. Zum Nisten und Nächtigen suchen sie kleine Höhlen in den Felsen auf. Die Eier wurden mir als auf bläulichem Grunde schwarz gefleckt beschrieben."
Zum Glück für unsere Wißbegierde haben uns Hutton und Mountaineer ausführlicher über den Schneefasan unterrichtet. "Dieser prächtige Vogel findet sich im ganzen Höhengürtel des westlichen Himalaya bis nach Nepal hin und ebenso an geeigneten Orten der chinesischen Tartarei, oder in Tibet; wahrscheinlich ist es dieselbe Art, welche Vigne auch in Kaschmir beobachtete. Er ist allen Gebirgsbewohnern wohl bekannt, wird vielfach gejagt und oft auf die Märkte gebracht."
"Der Aufenthalt", sagt Mountaineer, "beschränkt sich ausschließlich auf die mit Schnee bedeckten Höhen und Berge und die von ihnen auslaufenden Züge bis zur oberen Waldgrenze herab; doch treibt der Schnee im Winter auch diese harten Vögel zur Tiefe hernieder, und zwingt sie, jährlich zweimal Wanderungen zu unternehmen. Jn Kunawur sind sie zu jeder Jahreszeit häusig, auf den Gangesbergen jedoch nur vom Juni bis zum August; gleichwohl wandert gar mancher Forscher oder Jäger über die höchsten ersteiglichen Gipfel und sieht ihrer doch nur wenige. Deshalb glaube ich, daß viele, wo nicht alle, welche zu gewissen Jahreszeiten sich hier herumtreiben, zeitweilig sich nach der Tartarei zurückziehen, um dort zu brüten. Gegen Anfang Septembers sieht man sie zuerst auf den grasigen Plätzen unter der Schneelinie, nahe dem Berggipfel, auch wohl noch tiefer, an der oberen
Brehm, Thierleben. IV. 25
Königsrebhuhn und Schneefaſan.
röthlichbraun geſtreift, die des Kinns und der Gurgel weißlich, die der Bruſt graulichweiß, durch ſchwärzliche Mondflecken gezeichnet, die der Unterbruſt weißlich, die übrigen grau, fein braun geſprenkelt, auch mit zwei braunen Flecken geziert. Auf den Seiten verblaßt das Grau, auf den unteren Deck- federn geht es in Weiß, auf den Schenkeln in Dunkelgrau über. Das Auge wird von zwei braunen Bändern eingeſchloſſen, welche ſich an den Halsſeiten vereinigen. Die Handſchwingen ſind weiß, ihre Spitzen auf grauem Grunde braun gefleckt, die Steuerfedern röthlich, auf der Außenfahne fein ſchwarz, auf der Jnnenfahne grau geſprenkelt; das Auge iſt dunkelbraun, die nackte Stelle hinter ihm gelb, der Schnabel blaßhornfarben, der Fuß gilblichroth. Die Länge beträgt 29, die Breite 40, die Fittig- länge 13, die Schwanzlänge 8 Zoll. Das Weibchen iſt kleiner, ungefähr 24 Zoll lang.
Vom Königsrebhuhne wiſſen wir, daß es auf dem Kaukaſus, ſowie auf den höchſten Bergen Armeniens und Kurdiſtans gefunden wird, vielleicht auch noch auf den perſiſchen Hochgebirgen vor- kommt. Jn den Schriften der wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft zu Petersburg findet ſich eine kurze Angabe über die Lebensweiſe, welche ungefähr folgendermaßen lautet: „Das Huhn hält ſich nur im Schneegürtel auf, und verläßt dieſe Höhe niemals. Es erträgt auch die Tiefe nicht; denn junge Küchlein, welche wir in dem ebenen Kahetia aufziehen wollten, überlebten das erſte Jahr nicht. Es läuft geſellig auf den Felſen und namentlich auf den vorſpringenden Geſimſen der Bergwände mit größter Behendigkeit umher, ſteht mit einem lauten Schrei auf, ſobald es Gefahr merkt und iſt ſo ſcheu, daß es auch dem vorſichtigſten Jäger nur ſelten gelingt, ſich ſchußrecht zu nähern. Man findet es in Ketten von ſechs bis zehn Stücken, meiſt in Geſellſchaft der wilden Ziegen, deren Koth es während des Winters mit genießen ſoll. Gegen den Herbſt hin wird es ſehr fett; ſein Wildpret gleicht dem des gemeinen Rebhuhnes. Jm Kropfe wurden unter den Sämereien aller möglichen Alpen- pflanzen eine große Menge von Sand und Steinen gefunden.“
Radde hat über das Felſenhuhn des Altai ebenfalls nur wenig in Erfahrung bringen können. „Wie die kankaſiſchen Steinböcke“, ſagt er, „in dem dort lebenden Felſenhuhne einen Begleiter finden, ſo ſollen auch die des Altai mit dem ſibiriſchen Steinbocke in Geſellſchaft leben. Jch glaube, daß dieſer Erſcheinung eine gemeinſame, in der Lieblingsnahrung begründete Urſache zu Grunde liegt. Vornehmlich ſuchen beide die Gebiete auf, wo alpine Potentillen wachſen, deren Knospen ſie gern freſſen. Jndeſſen iſt dieſes Zuſammenleben ſo auffallend, daß es den Sojoten und Burjäten im obern Jrkut- und Okathale allgemein bekannt war. Leider gelang es mir nicht, eines dieſer großen Hühner zu erbeuten. Vor Sonnenaufgang ſollen ſie, nach den Erzählungen der Jäger, eine Zeitlang fliegen, am Tage ſich aber vornehmlich ruhig verhalten. Bei Regenwetter ſollen ſie eine verſchieden- tönige Lockſtimme, welche mit ziſchendem Pfeifen beginnt, hören laſſen. Zum Niſten und Nächtigen ſuchen ſie kleine Höhlen in den Felſen auf. Die Eier wurden mir als auf bläulichem Grunde ſchwarz gefleckt beſchrieben.“
Zum Glück für unſere Wißbegierde haben uns Hutton und Mountaineer ausführlicher über den Schneefaſan unterrichtet. „Dieſer prächtige Vogel findet ſich im ganzen Höhengürtel des weſtlichen Himalaya bis nach Nepal hin und ebenſo an geeigneten Orten der chineſiſchen Tartarei, oder in Tibet; wahrſcheinlich iſt es dieſelbe Art, welche Vigne auch in Kaſchmir beobachtete. Er iſt allen Gebirgsbewohnern wohl bekannt, wird vielfach gejagt und oft auf die Märkte gebracht.“
„Der Aufenthalt“, ſagt Mountaineer, „beſchränkt ſich ausſchließlich auf die mit Schnee bedeckten Höhen und Berge und die von ihnen auslaufenden Züge bis zur oberen Waldgrenze herab; doch treibt der Schnee im Winter auch dieſe harten Vögel zur Tiefe hernieder, und zwingt ſie, jährlich zweimal Wanderungen zu unternehmen. Jn Kunawur ſind ſie zu jeder Jahreszeit häuſig, auf den Gangesbergen jedoch nur vom Juni bis zum Auguſt; gleichwohl wandert gar mancher Forſcher oder Jäger über die höchſten erſteiglichen Gipfel und ſieht ihrer doch nur wenige. Deshalb glaube ich, daß viele, wo nicht alle, welche zu gewiſſen Jahreszeiten ſich hier herumtreiben, zeitweilig ſich nach der Tartarei zurückziehen, um dort zu brüten. Gegen Anfang Septembers ſieht man ſie zuerſt auf den graſigen Plätzen unter der Schneelinie, nahe dem Berggipfel, auch wohl noch tiefer, an der oberen
Brehm, Thierleben. IV. 25
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[385/0413]
Königsrebhuhn und Schneefaſan.
röthlichbraun geſtreift, die des Kinns und der Gurgel weißlich, die der Bruſt graulichweiß, durch
ſchwärzliche Mondflecken gezeichnet, die der Unterbruſt weißlich, die übrigen grau, fein braun geſprenkelt,
auch mit zwei braunen Flecken geziert. Auf den Seiten verblaßt das Grau, auf den unteren Deck-
federn geht es in Weiß, auf den Schenkeln in Dunkelgrau über. Das Auge wird von zwei braunen
Bändern eingeſchloſſen, welche ſich an den Halsſeiten vereinigen. Die Handſchwingen ſind weiß, ihre
Spitzen auf grauem Grunde braun gefleckt, die Steuerfedern röthlich, auf der Außenfahne fein ſchwarz,
auf der Jnnenfahne grau geſprenkelt; das Auge iſt dunkelbraun, die nackte Stelle hinter ihm gelb,
der Schnabel blaßhornfarben, der Fuß gilblichroth. Die Länge beträgt 29, die Breite 40, die Fittig-
länge 13, die Schwanzlänge 8 Zoll. Das Weibchen iſt kleiner, ungefähr 24 Zoll lang.
Vom Königsrebhuhne wiſſen wir, daß es auf dem Kaukaſus, ſowie auf den höchſten Bergen
Armeniens und Kurdiſtans gefunden wird, vielleicht auch noch auf den perſiſchen Hochgebirgen vor-
kommt. Jn den Schriften der wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft zu Petersburg findet ſich eine kurze
Angabe über die Lebensweiſe, welche ungefähr folgendermaßen lautet: „Das Huhn hält ſich nur im
Schneegürtel auf, und verläßt dieſe Höhe niemals. Es erträgt auch die Tiefe nicht; denn junge
Küchlein, welche wir in dem ebenen Kahetia aufziehen wollten, überlebten das erſte Jahr nicht. Es
läuft geſellig auf den Felſen und namentlich auf den vorſpringenden Geſimſen der Bergwände mit
größter Behendigkeit umher, ſteht mit einem lauten Schrei auf, ſobald es Gefahr merkt und iſt ſo
ſcheu, daß es auch dem vorſichtigſten Jäger nur ſelten gelingt, ſich ſchußrecht zu nähern. Man findet
es in Ketten von ſechs bis zehn Stücken, meiſt in Geſellſchaft der wilden Ziegen, deren Koth es
während des Winters mit genießen ſoll. Gegen den Herbſt hin wird es ſehr fett; ſein Wildpret
gleicht dem des gemeinen Rebhuhnes. Jm Kropfe wurden unter den Sämereien aller möglichen Alpen-
pflanzen eine große Menge von Sand und Steinen gefunden.“
Radde hat über das Felſenhuhn des Altai ebenfalls nur wenig in Erfahrung bringen können.
„Wie die kankaſiſchen Steinböcke“, ſagt er, „in dem dort lebenden Felſenhuhne einen Begleiter finden,
ſo ſollen auch die des Altai mit dem ſibiriſchen Steinbocke in Geſellſchaft leben. Jch glaube, daß
dieſer Erſcheinung eine gemeinſame, in der Lieblingsnahrung begründete Urſache zu Grunde liegt.
Vornehmlich ſuchen beide die Gebiete auf, wo alpine Potentillen wachſen, deren Knospen ſie gern
freſſen. Jndeſſen iſt dieſes Zuſammenleben ſo auffallend, daß es den Sojoten und Burjäten im
obern Jrkut- und Okathale allgemein bekannt war. Leider gelang es mir nicht, eines dieſer großen
Hühner zu erbeuten. Vor Sonnenaufgang ſollen ſie, nach den Erzählungen der Jäger, eine Zeitlang
fliegen, am Tage ſich aber vornehmlich ruhig verhalten. Bei Regenwetter ſollen ſie eine verſchieden-
tönige Lockſtimme, welche mit ziſchendem Pfeifen beginnt, hören laſſen. Zum Niſten und Nächtigen
ſuchen ſie kleine Höhlen in den Felſen auf. Die Eier wurden mir als auf bläulichem Grunde ſchwarz
gefleckt beſchrieben.“
Zum Glück für unſere Wißbegierde haben uns Hutton und Mountaineer ausführlicher
über den Schneefaſan unterrichtet. „Dieſer prächtige Vogel findet ſich im ganzen Höhengürtel des
weſtlichen Himalaya bis nach Nepal hin und ebenſo an geeigneten Orten der chineſiſchen Tartarei,
oder in Tibet; wahrſcheinlich iſt es dieſelbe Art, welche Vigne auch in Kaſchmir beobachtete. Er iſt
allen Gebirgsbewohnern wohl bekannt, wird vielfach gejagt und oft auf die Märkte gebracht.“
„Der Aufenthalt“, ſagt Mountaineer, „beſchränkt ſich ausſchließlich auf die mit Schnee
bedeckten Höhen und Berge und die von ihnen auslaufenden Züge bis zur oberen Waldgrenze herab;
doch treibt der Schnee im Winter auch dieſe harten Vögel zur Tiefe hernieder, und zwingt ſie, jährlich
zweimal Wanderungen zu unternehmen. Jn Kunawur ſind ſie zu jeder Jahreszeit häuſig, auf den
Gangesbergen jedoch nur vom Juni bis zum Auguſt; gleichwohl wandert gar mancher Forſcher oder
Jäger über die höchſten erſteiglichen Gipfel und ſieht ihrer doch nur wenige. Deshalb glaube ich,
daß viele, wo nicht alle, welche zu gewiſſen Jahreszeiten ſich hier herumtreiben, zeitweilig ſich nach der
Tartarei zurückziehen, um dort zu brüten. Gegen Anfang Septembers ſieht man ſie zuerſt auf den
graſigen Plätzen unter der Schneelinie, nahe dem Berggipfel, auch wohl noch tiefer, an der oberen
Brehm, Thierleben. IV. 25
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/413>, abgerufen am 22.11.2024.
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