streiten auch im Herbst, während die jungen Hennen um diese Zeit sich zu friedlicherem Thun zusammenscharen.
Je nach der südlicheren oder nördlicheren Lage eines Standortes legt die Henne früher oder später, von Anfang April an, bis zu Ende des Mai. Audubon fand in Kentucky Nest und Eier schon in den ersten Tagen des April, glaubt aber, daß die eigentliche Nistzeit doch erst in den Mai fällt. Das Nest wird ohne jegliche Sorgfalt aus trocknen Blättern und Gräsern zusammengebaut, unter allen Umständen aber zwischen hohem Grase oder unter dicht zum Boden herabhängendem Gebüsch wohl verborgen. Die acht bis zwölf Eier, welche in der Größe denen des Haushuhnes gleichkommen und lichtbräunlich, fast wie Perlhuhneier gefärbt sind, werden in achtzehn bis neunzehn Tagen gezeitigt, die Jungen, sobald sie gehfähig, von der Mutter weggeführt; denn das Männchen bekümmert sich nicht um sie. Eine Prairiehenne mit ihren Küchlein erinnert in jeder Hinsicht an eine Familie unserer Haushenne: die Alte bekundet ihren Kindern gegenüber dieselbe Zärtlichkeit und Mütterlichkeit wie jene. Anfangs werden die Küchlein ebenfalls vorzugsweise mit Kerbthieren geäzt, später führt sie die Mutter auf Waldwege und an ähnliche Nahrung versprechende Orte, und oft sieht man sie Düngerhaufen durchscharren, um hier die noch unverdauten Getreidekörner aufzunehmen. Bei Annäherung eines Raubthieres oder Menschen stößt die Henne einen Warnungs- laut aus: die Jungen verschwinden darauf, wie durch Zauberschlag, und jene sucht nun durch die bekannten Künste der Verstellung den Feind von ihnen abzuführen. "Einmal", erzählt Audubon, "scheuchte mein Pferd eine solche Familie vom Wege auf. Die kleinen Küchlein erhoben sich sofort in die Luft, zerstreuten sich, einige Ellen weit wegfliegend, nach allen Seiten hin, fielen zum Boden herab und hielten sich hier so still und versteckt, daß ich nicht ein einziges mehr auffinden konnte, obgleich ich einen großen Theil meiner Zeit darauf verwendete, sie aufzusuchen."
Ungestört brütet das Prairiehuhn nur einmal im Jahre; werden ihm jedoch die ersten Eier geraubt, so sucht es diesen Verlust zu ersetzen; das zweite Gelege enthält aber immer weniger Eier als das erste. Jm August sind die Küchlein etwa so groß wie die Baumwachteln und bereits wohl geübt, wenn auch nicht im Fliegen, so doch im Flattern; um die Mitte des Oktober sind sie aus- gewachsen, und nunmehr werden sie von Tag zu Tag scheuer.
Alle geeigneten Raubthiere Nordamerikas, insbesondere der Prairiewolf und der Fuchs, die verschiedenen Marder und Stinkthiere, Falken und Eulen sind schlimme Feinde der wehrlosen Hühner, schlimmere vielleicht als der Mensch, welcher wenigstens neuerdings eingesehen hat, daß die Jagd nur dann erhalten werden kann, wenn seiner Zeit strenge Hegung stattfindet. Jn den dreißiger Jahren erschien ein Gesetz zum Schutze der Prairiehühner, welches Jeden mit zehn Dollars Strafe bedroht, der ein Stück dieses Wildes außer der auf die Monate Oktober und November beschränkten Jagdzeit erlegte. Es ist mir wahrscheinlich, daß in Folge dieses Gesetzes die Zahl der Hühner an gewissen Orten sich wieder beträchtlich vermehrt hat; denn gegenwärtig erhalten wir allwinterlich Massen von ihnen auch auf unsere Märkte geliefert, und zuweilen können wir hunderte von Lebenden kaufen.
Die Jagd selbst wird auf verschiedene Weise ausgeführt und von einzelnen Jägern mit Leiden- schaft betrieben. Früher wurden viele Hühner auf ihren Balzplätzen erlegt, diese auch wohl mit Asche beschüttet und die balzenden Hähne mit Stöcken erschlagen, nachdem sie durch die aufgewirbelte Asche gewissermaßen erblindet waren. Mit dem Gewehr soll man auf solchen Plätzen oft greuliche Verwüstungen angerichtet haben. Jn viel größerer Anzahl noch wurden und werden die Hühner gefangen. Man steckt auf den Futterplätzen Netze und stellt Schlingen oder begibt sich des Nachts zu den vorher erkundeten Schlafstellen. "Jch beobachtete", sagt Audubon, "mehrere Nächte nach einander viele Prairiehühner beim Schlafengehen auf einer nicht weit von meinem Hause entfernten Wiese, welche mit hohem Grase dicht bedeckt war, und beschloß, nachts einen Fangversuch zu machen. Zu diesem Zwecke nahm ich ein großes Zugnetz und ging in Begleitung einiger Neger, welche Laternen und lange Stöcke trugen, auf die betreffende Stelle; die Netze wurden aufgestellt,
Prairiehuhn.
ſtreiten auch im Herbſt, während die jungen Hennen um dieſe Zeit ſich zu friedlicherem Thun zuſammenſcharen.
Je nach der ſüdlicheren oder nördlicheren Lage eines Standortes legt die Henne früher oder ſpäter, von Anfang April an, bis zu Ende des Mai. Audubon fand in Kentucky Neſt und Eier ſchon in den erſten Tagen des April, glaubt aber, daß die eigentliche Niſtzeit doch erſt in den Mai fällt. Das Neſt wird ohne jegliche Sorgfalt aus trocknen Blättern und Gräſern zuſammengebaut, unter allen Umſtänden aber zwiſchen hohem Graſe oder unter dicht zum Boden herabhängendem Gebüſch wohl verborgen. Die acht bis zwölf Eier, welche in der Größe denen des Haushuhnes gleichkommen und lichtbräunlich, faſt wie Perlhuhneier gefärbt ſind, werden in achtzehn bis neunzehn Tagen gezeitigt, die Jungen, ſobald ſie gehfähig, von der Mutter weggeführt; denn das Männchen bekümmert ſich nicht um ſie. Eine Prairiehenne mit ihren Küchlein erinnert in jeder Hinſicht an eine Familie unſerer Haushenne: die Alte bekundet ihren Kindern gegenüber dieſelbe Zärtlichkeit und Mütterlichkeit wie jene. Anfangs werden die Küchlein ebenfalls vorzugsweiſe mit Kerbthieren geäzt, ſpäter führt ſie die Mutter auf Waldwege und an ähnliche Nahrung verſprechende Orte, und oft ſieht man ſie Düngerhaufen durchſcharren, um hier die noch unverdauten Getreidekörner aufzunehmen. Bei Annäherung eines Raubthieres oder Menſchen ſtößt die Henne einen Warnungs- laut aus: die Jungen verſchwinden darauf, wie durch Zauberſchlag, und jene ſucht nun durch die bekannten Künſte der Verſtellung den Feind von ihnen abzuführen. „Einmal“, erzählt Audubon, „ſcheuchte mein Pferd eine ſolche Familie vom Wege auf. Die kleinen Küchlein erhoben ſich ſofort in die Luft, zerſtreuten ſich, einige Ellen weit wegfliegend, nach allen Seiten hin, fielen zum Boden herab und hielten ſich hier ſo ſtill und verſteckt, daß ich nicht ein einziges mehr auffinden konnte, obgleich ich einen großen Theil meiner Zeit darauf verwendete, ſie aufzuſuchen.“
Ungeſtört brütet das Prairiehuhn nur einmal im Jahre; werden ihm jedoch die erſten Eier geraubt, ſo ſucht es dieſen Verluſt zu erſetzen; das zweite Gelege enthält aber immer weniger Eier als das erſte. Jm Auguſt ſind die Küchlein etwa ſo groß wie die Baumwachteln und bereits wohl geübt, wenn auch nicht im Fliegen, ſo doch im Flattern; um die Mitte des Oktober ſind ſie aus- gewachſen, und nunmehr werden ſie von Tag zu Tag ſcheuer.
Alle geeigneten Raubthiere Nordamerikas, insbeſondere der Prairiewolf und der Fuchs, die verſchiedenen Marder und Stinkthiere, Falken und Eulen ſind ſchlimme Feinde der wehrloſen Hühner, ſchlimmere vielleicht als der Menſch, welcher wenigſtens neuerdings eingeſehen hat, daß die Jagd nur dann erhalten werden kann, wenn ſeiner Zeit ſtrenge Hegung ſtattfindet. Jn den dreißiger Jahren erſchien ein Geſetz zum Schutze der Prairiehühner, welches Jeden mit zehn Dollars Strafe bedroht, der ein Stück dieſes Wildes außer der auf die Monate Oktober und November beſchränkten Jagdzeit erlegte. Es iſt mir wahrſcheinlich, daß in Folge dieſes Geſetzes die Zahl der Hühner an gewiſſen Orten ſich wieder beträchtlich vermehrt hat; denn gegenwärtig erhalten wir allwinterlich Maſſen von ihnen auch auf unſere Märkte geliefert, und zuweilen können wir hunderte von Lebenden kaufen.
Die Jagd ſelbſt wird auf verſchiedene Weiſe ausgeführt und von einzelnen Jägern mit Leiden- ſchaft betrieben. Früher wurden viele Hühner auf ihren Balzplätzen erlegt, dieſe auch wohl mit Aſche beſchüttet und die balzenden Hähne mit Stöcken erſchlagen, nachdem ſie durch die aufgewirbelte Aſche gewiſſermaßen erblindet waren. Mit dem Gewehr ſoll man auf ſolchen Plätzen oft greuliche Verwüſtungen angerichtet haben. Jn viel größerer Anzahl noch wurden und werden die Hühner gefangen. Man ſteckt auf den Futterplätzen Netze und ſtellt Schlingen oder begibt ſich des Nachts zu den vorher erkundeten Schlafſtellen. „Jch beobachtete“, ſagt Audubon, „mehrere Nächte nach einander viele Prairiehühner beim Schlafengehen auf einer nicht weit von meinem Hauſe entfernten Wieſe, welche mit hohem Graſe dicht bedeckt war, und beſchloß, nachts einen Fangverſuch zu machen. Zu dieſem Zwecke nahm ich ein großes Zugnetz und ging in Begleitung einiger Neger, welche Laternen und lange Stöcke trugen, auf die betreffende Stelle; die Netze wurden aufgeſtellt,
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[365/0393]
Prairiehuhn.
ſtreiten auch im Herbſt, während die jungen Hennen um dieſe Zeit ſich zu friedlicherem Thun
zuſammenſcharen.
Je nach der ſüdlicheren oder nördlicheren Lage eines Standortes legt die Henne früher oder
ſpäter, von Anfang April an, bis zu Ende des Mai. Audubon fand in Kentucky Neſt und Eier ſchon
in den erſten Tagen des April, glaubt aber, daß die eigentliche Niſtzeit doch erſt in den Mai fällt.
Das Neſt wird ohne jegliche Sorgfalt aus trocknen Blättern und Gräſern zuſammengebaut, unter
allen Umſtänden aber zwiſchen hohem Graſe oder unter dicht zum Boden herabhängendem Gebüſch
wohl verborgen. Die acht bis zwölf Eier, welche in der Größe denen des Haushuhnes gleichkommen
und lichtbräunlich, faſt wie Perlhuhneier gefärbt ſind, werden in achtzehn bis neunzehn Tagen
gezeitigt, die Jungen, ſobald ſie gehfähig, von der Mutter weggeführt; denn das Männchen
bekümmert ſich nicht um ſie. Eine Prairiehenne mit ihren Küchlein erinnert in jeder Hinſicht an
eine Familie unſerer Haushenne: die Alte bekundet ihren Kindern gegenüber dieſelbe Zärtlichkeit
und Mütterlichkeit wie jene. Anfangs werden die Küchlein ebenfalls vorzugsweiſe mit Kerbthieren
geäzt, ſpäter führt ſie die Mutter auf Waldwege und an ähnliche Nahrung verſprechende Orte,
und oft ſieht man ſie Düngerhaufen durchſcharren, um hier die noch unverdauten Getreidekörner
aufzunehmen. Bei Annäherung eines Raubthieres oder Menſchen ſtößt die Henne einen Warnungs-
laut aus: die Jungen verſchwinden darauf, wie durch Zauberſchlag, und jene ſucht nun durch die
bekannten Künſte der Verſtellung den Feind von ihnen abzuführen. „Einmal“, erzählt Audubon,
„ſcheuchte mein Pferd eine ſolche Familie vom Wege auf. Die kleinen Küchlein erhoben ſich ſofort
in die Luft, zerſtreuten ſich, einige Ellen weit wegfliegend, nach allen Seiten hin, fielen zum Boden
herab und hielten ſich hier ſo ſtill und verſteckt, daß ich nicht ein einziges mehr auffinden konnte,
obgleich ich einen großen Theil meiner Zeit darauf verwendete, ſie aufzuſuchen.“
Ungeſtört brütet das Prairiehuhn nur einmal im Jahre; werden ihm jedoch die erſten Eier
geraubt, ſo ſucht es dieſen Verluſt zu erſetzen; das zweite Gelege enthält aber immer weniger Eier
als das erſte. Jm Auguſt ſind die Küchlein etwa ſo groß wie die Baumwachteln und bereits wohl
geübt, wenn auch nicht im Fliegen, ſo doch im Flattern; um die Mitte des Oktober ſind ſie aus-
gewachſen, und nunmehr werden ſie von Tag zu Tag ſcheuer.
Alle geeigneten Raubthiere Nordamerikas, insbeſondere der Prairiewolf und der Fuchs,
die verſchiedenen Marder und Stinkthiere, Falken und Eulen ſind ſchlimme Feinde der wehrloſen
Hühner, ſchlimmere vielleicht als der Menſch, welcher wenigſtens neuerdings eingeſehen hat, daß die
Jagd nur dann erhalten werden kann, wenn ſeiner Zeit ſtrenge Hegung ſtattfindet. Jn den dreißiger
Jahren erſchien ein Geſetz zum Schutze der Prairiehühner, welches Jeden mit zehn Dollars Strafe
bedroht, der ein Stück dieſes Wildes außer der auf die Monate Oktober und November beſchränkten
Jagdzeit erlegte. Es iſt mir wahrſcheinlich, daß in Folge dieſes Geſetzes die Zahl der Hühner an
gewiſſen Orten ſich wieder beträchtlich vermehrt hat; denn gegenwärtig erhalten wir allwinterlich
Maſſen von ihnen auch auf unſere Märkte geliefert, und zuweilen können wir hunderte von
Lebenden kaufen.
Die Jagd ſelbſt wird auf verſchiedene Weiſe ausgeführt und von einzelnen Jägern mit Leiden-
ſchaft betrieben. Früher wurden viele Hühner auf ihren Balzplätzen erlegt, dieſe auch wohl mit
Aſche beſchüttet und die balzenden Hähne mit Stöcken erſchlagen, nachdem ſie durch die aufgewirbelte
Aſche gewiſſermaßen erblindet waren. Mit dem Gewehr ſoll man auf ſolchen Plätzen oft greuliche
Verwüſtungen angerichtet haben. Jn viel größerer Anzahl noch wurden und werden die Hühner
gefangen. Man ſteckt auf den Futterplätzen Netze und ſtellt Schlingen oder begibt ſich des Nachts
zu den vorher erkundeten Schlafſtellen. „Jch beobachtete“, ſagt Audubon, „mehrere Nächte nach
einander viele Prairiehühner beim Schlafengehen auf einer nicht weit von meinem Hauſe entfernten
Wieſe, welche mit hohem Graſe dicht bedeckt war, und beſchloß, nachts einen Fangverſuch zu
machen. Zu dieſem Zwecke nahm ich ein großes Zugnetz und ging in Begleitung einiger Neger,
welche Laternen und lange Stöcke trugen, auf die betreffende Stelle; die Netze wurden aufgeſtellt,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/393>, abgerufen am 25.11.2024.
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