hinwegführe. "Vor Sonnenaufgang sieht man sie im schnellsten Fluge ihren Weg über die Ebenen nach den Schluchten und Tränkplätzen verfolgen. Kennt man ihre Sitten, so kann man immer an ihnen beobachten, ob man dem Wasser nahe ist, und dieses läßt sich, wenn auch die Gegend dürr scheint, doch erkunden, da die Tauben von allen Seiten her in einer Richtung der Tränke zufliegen. Wenn reichlich Regen gefallen ist und die Flüsse und Teiche bis zum Rande gefüllt sind, ändern sie ihr Betragen, weil sie dann nicht mehr nöthig haben, des Wassers halber sich in Gefahr zu begeben. Jhr tiefes und lautes Rucksen vernimmt man während der Nacht und am Morgen; es klingt wie fernes Blöken von Kühen."
Die Brutzeit fällt in unsere Herbst- oder die australischen Frühlingsmonate. Die erste Brut findet man im August, verspätete, laut Versicherung des alten Buschmann, noch Anfangs Februar. Das Nest steht gewöhnlich auf wagrechten Zweigen eines Gummibaums oder einer Angephora, nahe
[Abbildung]
Die Bronzeflügeltaube (Phaps chalcoptera). 1/2 der nat. Größe.
am Boden, wo möglich in der Nähe vom Wasser. Es unterscheidet sich von andern Taubennestern nicht wesentlich, und auch die Eier stimmen mit denen verwandter Arten von gleicher Größe überein. Beide Geschlechter brüten abwechselnd. Ende Januars sammeln sich die Jungen in großen Schwär- men, welche dann die beliebten Oertlichkeiten gemeinsam durchstreifen und dem Schützen gute Jagd geben.
Als sich Gould während der langen Trockenheit des Winters von 1839 zu 40 in Brezi befand, hatte er Gelegenheit, die Bronzeflügeltauben zu beobachten. Nach Versicherung der Eingebornen gab es meilenweit keinen andern Tränkplatz, als einen im Felsen ausgehöhlten und durch den Regen vor mehreren Monaten gefüllten Tümpel, in unmittelbarer Nähe seines Zeltes. Zu dieser Tränke kamen alle Vögel der Nachbarschaft, mit Ausnahme der nur Kerbthiere fressenden Arten. Papageien, Honigvögel und andere erschienen ununterbrochen am Rande des Wasserbehälters und stillten, ohne
Die Läufer. Girrvögel. Spiegeltauben.
hinwegführe. „Vor Sonnenaufgang ſieht man ſie im ſchnellſten Fluge ihren Weg über die Ebenen nach den Schluchten und Tränkplätzen verfolgen. Kennt man ihre Sitten, ſo kann man immer an ihnen beobachten, ob man dem Waſſer nahe iſt, und dieſes läßt ſich, wenn auch die Gegend dürr ſcheint, doch erkunden, da die Tauben von allen Seiten her in einer Richtung der Tränke zufliegen. Wenn reichlich Regen gefallen iſt und die Flüſſe und Teiche bis zum Rande gefüllt ſind, ändern ſie ihr Betragen, weil ſie dann nicht mehr nöthig haben, des Waſſers halber ſich in Gefahr zu begeben. Jhr tiefes und lautes Ruckſen vernimmt man während der Nacht und am Morgen; es klingt wie fernes Blöken von Kühen.“
Die Brutzeit fällt in unſere Herbſt- oder die auſtraliſchen Frühlingsmonate. Die erſte Brut findet man im Auguſt, verſpätete, laut Verſicherung des alten Buſchmann, noch Anfangs Februar. Das Neſt ſteht gewöhnlich auf wagrechten Zweigen eines Gummibaums oder einer Angephora, nahe
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Die Bronzeflügeltaube (Phaps chalcoptera). ½ der nat. Größe.
am Boden, wo möglich in der Nähe vom Waſſer. Es unterſcheidet ſich von andern Taubenneſtern nicht weſentlich, und auch die Eier ſtimmen mit denen verwandter Arten von gleicher Größe überein. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd. Ende Januars ſammeln ſich die Jungen in großen Schwär- men, welche dann die beliebten Oertlichkeiten gemeinſam durchſtreifen und dem Schützen gute Jagd geben.
Als ſich Gould während der langen Trockenheit des Winters von 1839 zu 40 in Brezi befand, hatte er Gelegenheit, die Bronzeflügeltauben zu beobachten. Nach Verſicherung der Eingebornen gab es meilenweit keinen andern Tränkplatz, als einen im Felſen ausgehöhlten und durch den Regen vor mehreren Monaten gefüllten Tümpel, in unmittelbarer Nähe ſeines Zeltes. Zu dieſer Tränke kamen alle Vögel der Nachbarſchaft, mit Ausnahme der nur Kerbthiere freſſenden Arten. Papageien, Honigvögel und andere erſchienen ununterbrochen am Rande des Waſſerbehälters und ſtillten, ohne
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Die Läufer. Girrvögel. Spiegeltauben.
hinwegführe. „Vor Sonnenaufgang ſieht man ſie im ſchnellſten Fluge ihren Weg über die Ebenen
nach den Schluchten und Tränkplätzen verfolgen. Kennt man ihre Sitten, ſo kann man immer an
ihnen beobachten, ob man dem Waſſer nahe iſt, und dieſes läßt ſich, wenn auch die Gegend dürr
ſcheint, doch erkunden, da die Tauben von allen Seiten her in einer Richtung der Tränke zufliegen.
Wenn reichlich Regen gefallen iſt und die Flüſſe und Teiche bis zum Rande gefüllt ſind, ändern ſie
ihr Betragen, weil ſie dann nicht mehr nöthig haben, des Waſſers halber ſich in Gefahr zu
begeben. Jhr tiefes und lautes Ruckſen vernimmt man während der Nacht und am Morgen; es
klingt wie fernes Blöken von Kühen.“
Die Brutzeit fällt in unſere Herbſt- oder die auſtraliſchen Frühlingsmonate. Die erſte Brut
findet man im Auguſt, verſpätete, laut Verſicherung des alten Buſchmann, noch Anfangs Februar.
Das Neſt ſteht gewöhnlich auf wagrechten Zweigen eines Gummibaums oder einer Angephora, nahe
[Abbildung Die Bronzeflügeltaube (Phaps chalcoptera). ½ der nat. Größe.]
am Boden, wo möglich in der Nähe vom Waſſer. Es unterſcheidet ſich von andern Taubenneſtern
nicht weſentlich, und auch die Eier ſtimmen mit denen verwandter Arten von gleicher Größe überein.
Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd. Ende Januars ſammeln ſich die Jungen in großen Schwär-
men, welche dann die beliebten Oertlichkeiten gemeinſam durchſtreifen und dem Schützen gute
Jagd geben.
Als ſich Gould während der langen Trockenheit des Winters von 1839 zu 40 in Brezi befand,
hatte er Gelegenheit, die Bronzeflügeltauben zu beobachten. Nach Verſicherung der Eingebornen gab
es meilenweit keinen andern Tränkplatz, als einen im Felſen ausgehöhlten und durch den Regen vor
mehreren Monaten gefüllten Tümpel, in unmittelbarer Nähe ſeines Zeltes. Zu dieſer Tränke kamen
alle Vögel der Nachbarſchaft, mit Ausnahme der nur Kerbthiere freſſenden Arten. Papageien,
Honigvögel und andere erſchienen ununterbrochen am Rande des Waſſerbehälters und ſtillten, ohne
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/316>, abgerufen am 18.12.2024.
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