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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Bronzeflügeltaube. Buchstabentaube.
die Anwesenheit des Forschers zu beachten, ihren Durst. Die Bronzeflügeltauben trafen fast nie-
mals während des Tages, sondern erst nach Sonnenuntergang ein und zwar einzeln oder paarweise.
Die angekommenen begaben sich nicht unmittelbar an die Wasserränder, sondern blieben nach dem
Herabfliegen eine Zeit lang ruhig auf dem Boden, schlichen dann bedächtig näher und flogen hierauf
ihrem Schlafplatze zu. Der alte Buschmann erzählt, daß er acht oder zehn von ihnen im Laufe des
Abends an der Tränke geschossen habe, und daß das Erscheinen des Abendsterns dem Jäger als
Zeichen galt, seinen Stand einzunehmen. Alle Reisende, welche aus eigener Erfahrung sprechen,
rühmen das vortreffliche Fleisch dieser Tauben, welches ebensogut auf die Tafel des Statthalters
gebracht, wie von den Wilden im Jnnern des Landes gegessen wird. Nach der Brutzeit finden große
Jagden statt, und zuweilen sind die Jäger so vom Glück begünstigt, daß einer im Laufe des Tages
zwanzig bis dreißig Paare erlegt.

Gegenwärtig gehört die Bronzeflügeltaube zu den regelmäßigen Erscheinungen in unsern Thier-
gärten; sie wird in Neuholland in Gefangenschaft gehalten und häufig nach Europa übergeführt.
Bei geeigneter Pflege pflanzt sie sich fort; in den letzten Jahren sind namentlich in England und
Belgien viele dieser ausgezeichnet schönen Thiere gezüchtet worden, und so steht zu hoffen, daß es
wirklich gelingen wird, sie zum Hausthiere zu machen.



Die Wachteltauben (Geophaps) unterscheiden sich hauptsächlich durch den kurzen und
kräftigen Schnabel, die kurzen und gerundeten Flügel, den ziemlich hohen Lauf und den nackten
Augenring von den Bronzeflügeltauben. Sie sind mehr als jene oder als irgend eine andere Taube
Australiens Erdvögel und brüten auch am Boden.

Bei der Buchstabentaube (Geophaps scripta) sind Oberseite und Brust lichtbraun, die
übrigen Untertheile aschgrau, seitlich weiß, die Bauchfedern gelbbraun, die Schwingen und Flügeldeck-
federn blaß gesäumt, die Außenfahnen mehrerer der größeren Deckfedern mit einem grünlich purpurn
schillernden, dunkel umsäumten Spiegel geziert, die Kehle und Gurgelgegend, ein breiter Streif vom
Unterschnabel nach dem Auge zu und ein Fleck an der Halsseite schneeweiß; schwarze Streifen,
die sich zu buchstabenähnlichen Figuren vereinigen, heben sich scharf von dem lichten Grunde ab.
Das Auge ist dunkelbraun, der Augenring bläulichgrau, der Schnabel schwarz, der Fuß purpurwein-
roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 51/2, die Schwanzlänge 4 Zoll.

"Diese Taube", sagt Gould, "ist sowohl für den Vogelkundigen, wie für den Feinschmecker ein
anziehender Gegenstand; denn sie ist das Ur- und Vorbild einer höchst eigenthümlichen Taubengruppe
und ihr Fleisch eine äußerst schmackhafte Speise. Als Wildpret nenne ich sie unbedingt einen
der besten Vögel, welche ich, während ich in Australien war, gegessen habe; ja, sie steht, meiner
Meinung nach, keinem andern Vogel in der ganzen Welt nach; denn wie der Wonga-Wonga
sind beide Brustmuskeln weiß, saftig und ungemein wohlschmeckend. Es ist schade, daß ein so
ausgezeichnet schmackhafter Vogel im Jnnern lebt und deshalb wenig benutzt werden kann. Anziehend
für den Jäger wird die Buchstabentaube, weil sie größere Aehnlichkeit mit den Hühnern zeigt, als
irgend eine andere."

"Jch habe sie gewöhnlich paarweise, öfters auch in kleinen Trupps von vier bis sechs Stücken
gesehen. Wenn man sich ihnen näherte, suchten sie sich anstatt durch Fliegen durch Laufen zu retten,
indem sie mit der größten Schnelligkeit dahinrannten und sich auf dem nackten Boden oder unter
einem kleinen Strauche niederduckten, in der Absicht, sich zu verbergen. Wenn sie sich erhebt, fliegt
sie mit außerordentlicher Schnelligkeit und verursacht dabei ein lautes Schnurren mit den Flügeln.
Jn der Regel wendet sie sich einer andern Stelle der Ebene zu, oft aber auch dem wagerechten Zweige

Bronzeflügeltaube. Buchſtabentaube.
die Anweſenheit des Forſchers zu beachten, ihren Durſt. Die Bronzeflügeltauben trafen faſt nie-
mals während des Tages, ſondern erſt nach Sonnenuntergang ein und zwar einzeln oder paarweiſe.
Die angekommenen begaben ſich nicht unmittelbar an die Waſſerränder, ſondern blieben nach dem
Herabfliegen eine Zeit lang ruhig auf dem Boden, ſchlichen dann bedächtig näher und flogen hierauf
ihrem Schlafplatze zu. Der alte Buſchmann erzählt, daß er acht oder zehn von ihnen im Laufe des
Abends an der Tränke geſchoſſen habe, und daß das Erſcheinen des Abendſterns dem Jäger als
Zeichen galt, ſeinen Stand einzunehmen. Alle Reiſende, welche aus eigener Erfahrung ſprechen,
rühmen das vortreffliche Fleiſch dieſer Tauben, welches ebenſogut auf die Tafel des Statthalters
gebracht, wie von den Wilden im Jnnern des Landes gegeſſen wird. Nach der Brutzeit finden große
Jagden ſtatt, und zuweilen ſind die Jäger ſo vom Glück begünſtigt, daß einer im Laufe des Tages
zwanzig bis dreißig Paare erlegt.

Gegenwärtig gehört die Bronzeflügeltaube zu den regelmäßigen Erſcheinungen in unſern Thier-
gärten; ſie wird in Neuholland in Gefangenſchaft gehalten und häufig nach Europa übergeführt.
Bei geeigneter Pflege pflanzt ſie ſich fort; in den letzten Jahren ſind namentlich in England und
Belgien viele dieſer ausgezeichnet ſchönen Thiere gezüchtet worden, und ſo ſteht zu hoffen, daß es
wirklich gelingen wird, ſie zum Hausthiere zu machen.



Die Wachteltauben (Geophaps) unterſcheiden ſich hauptſächlich durch den kurzen und
kräftigen Schnabel, die kurzen und gerundeten Flügel, den ziemlich hohen Lauf und den nackten
Augenring von den Bronzeflügeltauben. Sie ſind mehr als jene oder als irgend eine andere Taube
Auſtraliens Erdvögel und brüten auch am Boden.

Bei der Buchſtabentaube (Geophaps scripta) ſind Oberſeite und Bruſt lichtbraun, die
übrigen Untertheile aſchgrau, ſeitlich weiß, die Bauchfedern gelbbraun, die Schwingen und Flügeldeck-
federn blaß geſäumt, die Außenfahnen mehrerer der größeren Deckfedern mit einem grünlich purpurn
ſchillernden, dunkel umſäumten Spiegel geziert, die Kehle und Gurgelgegend, ein breiter Streif vom
Unterſchnabel nach dem Auge zu und ein Fleck an der Halsſeite ſchneeweiß; ſchwarze Streifen,
die ſich zu buchſtabenähnlichen Figuren vereinigen, heben ſich ſcharf von dem lichten Grunde ab.
Das Auge iſt dunkelbraun, der Augenring bläulichgrau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß purpurwein-
roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 5½, die Schwanzlänge 4 Zoll.

„Dieſe Taube“, ſagt Gould, „iſt ſowohl für den Vogelkundigen, wie für den Feinſchmecker ein
anziehender Gegenſtand; denn ſie iſt das Ur- und Vorbild einer höchſt eigenthümlichen Taubengruppe
und ihr Fleiſch eine äußerſt ſchmackhafte Speiſe. Als Wildpret nenne ich ſie unbedingt einen
der beſten Vögel, welche ich, während ich in Auſtralien war, gegeſſen habe; ja, ſie ſteht, meiner
Meinung nach, keinem andern Vogel in der ganzen Welt nach; denn wie der Wonga-Wonga
ſind beide Bruſtmuskeln weiß, ſaftig und ungemein wohlſchmeckend. Es iſt ſchade, daß ein ſo
ausgezeichnet ſchmackhafter Vogel im Jnnern lebt und deshalb wenig benutzt werden kann. Anziehend
für den Jäger wird die Buchſtabentaube, weil ſie größere Aehnlichkeit mit den Hühnern zeigt, als
irgend eine andere.“

„Jch habe ſie gewöhnlich paarweiſe, öfters auch in kleinen Trupps von vier bis ſechs Stücken
geſehen. Wenn man ſich ihnen näherte, ſuchten ſie ſich anſtatt durch Fliegen durch Laufen zu retten,
indem ſie mit der größten Schnelligkeit dahinrannten und ſich auf dem nackten Boden oder unter
einem kleinen Strauche niederduckten, in der Abſicht, ſich zu verbergen. Wenn ſie ſich erhebt, fliegt
ſie mit außerordentlicher Schnelligkeit und verurſacht dabei ein lautes Schnurren mit den Flügeln.
Jn der Regel wendet ſie ſich einer andern Stelle der Ebene zu, oft aber auch dem wagerechten Zweige

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[295/0317] Bronzeflügeltaube. Buchſtabentaube. die Anweſenheit des Forſchers zu beachten, ihren Durſt. Die Bronzeflügeltauben trafen faſt nie- mals während des Tages, ſondern erſt nach Sonnenuntergang ein und zwar einzeln oder paarweiſe. Die angekommenen begaben ſich nicht unmittelbar an die Waſſerränder, ſondern blieben nach dem Herabfliegen eine Zeit lang ruhig auf dem Boden, ſchlichen dann bedächtig näher und flogen hierauf ihrem Schlafplatze zu. Der alte Buſchmann erzählt, daß er acht oder zehn von ihnen im Laufe des Abends an der Tränke geſchoſſen habe, und daß das Erſcheinen des Abendſterns dem Jäger als Zeichen galt, ſeinen Stand einzunehmen. Alle Reiſende, welche aus eigener Erfahrung ſprechen, rühmen das vortreffliche Fleiſch dieſer Tauben, welches ebenſogut auf die Tafel des Statthalters gebracht, wie von den Wilden im Jnnern des Landes gegeſſen wird. Nach der Brutzeit finden große Jagden ſtatt, und zuweilen ſind die Jäger ſo vom Glück begünſtigt, daß einer im Laufe des Tages zwanzig bis dreißig Paare erlegt. Gegenwärtig gehört die Bronzeflügeltaube zu den regelmäßigen Erſcheinungen in unſern Thier- gärten; ſie wird in Neuholland in Gefangenſchaft gehalten und häufig nach Europa übergeführt. Bei geeigneter Pflege pflanzt ſie ſich fort; in den letzten Jahren ſind namentlich in England und Belgien viele dieſer ausgezeichnet ſchönen Thiere gezüchtet worden, und ſo ſteht zu hoffen, daß es wirklich gelingen wird, ſie zum Hausthiere zu machen. Die Wachteltauben (Geophaps) unterſcheiden ſich hauptſächlich durch den kurzen und kräftigen Schnabel, die kurzen und gerundeten Flügel, den ziemlich hohen Lauf und den nackten Augenring von den Bronzeflügeltauben. Sie ſind mehr als jene oder als irgend eine andere Taube Auſtraliens Erdvögel und brüten auch am Boden. Bei der Buchſtabentaube (Geophaps scripta) ſind Oberſeite und Bruſt lichtbraun, die übrigen Untertheile aſchgrau, ſeitlich weiß, die Bauchfedern gelbbraun, die Schwingen und Flügeldeck- federn blaß geſäumt, die Außenfahnen mehrerer der größeren Deckfedern mit einem grünlich purpurn ſchillernden, dunkel umſäumten Spiegel geziert, die Kehle und Gurgelgegend, ein breiter Streif vom Unterſchnabel nach dem Auge zu und ein Fleck an der Halsſeite ſchneeweiß; ſchwarze Streifen, die ſich zu buchſtabenähnlichen Figuren vereinigen, heben ſich ſcharf von dem lichten Grunde ab. Das Auge iſt dunkelbraun, der Augenring bläulichgrau, der Schnabel ſchwarz, der Fuß purpurwein- roth. Die Länge beträgt 12, die Fittiglänge 5½, die Schwanzlänge 4 Zoll. „Dieſe Taube“, ſagt Gould, „iſt ſowohl für den Vogelkundigen, wie für den Feinſchmecker ein anziehender Gegenſtand; denn ſie iſt das Ur- und Vorbild einer höchſt eigenthümlichen Taubengruppe und ihr Fleiſch eine äußerſt ſchmackhafte Speiſe. Als Wildpret nenne ich ſie unbedingt einen der beſten Vögel, welche ich, während ich in Auſtralien war, gegeſſen habe; ja, ſie ſteht, meiner Meinung nach, keinem andern Vogel in der ganzen Welt nach; denn wie der Wonga-Wonga ſind beide Bruſtmuskeln weiß, ſaftig und ungemein wohlſchmeckend. Es iſt ſchade, daß ein ſo ausgezeichnet ſchmackhafter Vogel im Jnnern lebt und deshalb wenig benutzt werden kann. Anziehend für den Jäger wird die Buchſtabentaube, weil ſie größere Aehnlichkeit mit den Hühnern zeigt, als irgend eine andere.“ „Jch habe ſie gewöhnlich paarweiſe, öfters auch in kleinen Trupps von vier bis ſechs Stücken geſehen. Wenn man ſich ihnen näherte, ſuchten ſie ſich anſtatt durch Fliegen durch Laufen zu retten, indem ſie mit der größten Schnelligkeit dahinrannten und ſich auf dem nackten Boden oder unter einem kleinen Strauche niederduckten, in der Abſicht, ſich zu verbergen. Wenn ſie ſich erhebt, fliegt ſie mit außerordentlicher Schnelligkeit und verurſacht dabei ein lautes Schnurren mit den Flügeln. Jn der Regel wendet ſie ſich einer andern Stelle der Ebene zu, oft aber auch dem wagerechten Zweige

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/317>, abgerufen am 18.05.2024.