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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Troillumme. Ringel- und Polarlumme.
lumme (Uria Bruennichii) durch kürzeren, stärkeren Schnabel und einen gelbweißen Streifen auf
der oberen Mundkante vom Winkel bis zum Nasenloche.

Alle Lummen leben in den nördlichen Meeren der Erde, brüten jedoch einzeln auch in gemäßigten
Gürteln, und kommen während des Winters regelmäßig in diese herab. Troil- und Polarlummen
leben auf Jsland, während hier die Ringellumme noch nicht gefunden wurde; es scheint also, daß die
drei Arten zwar ungefähr dieselben Grade der Breite, aber verschiedene Längengrade bewohnen, daß
namentlich die Ringellumme mehr dem Westen angehört. Auch die Arten dieser Sippe nähern sich
nur während der Brutzeit dem Lande und leben außerdem im hohen Meere, die meisten jahraus jahr-
ein mehr oder weniger in einer und derselben Gegend. Sie schwimmen sehr geschickt und senken

[Abbildung] Die Troil- oder dumme Lumme (Uria trollo). 1/4 der nat. Größe.
dabei den Leib ungefähr bis zur Grenze der weißen Unterseite ins Wasser, tauchen meisterhaft und
rudern unter Wasser mit Flügeln und Füßen äußerst schnell und gewandt, können auch mehrere
Minuten lang unter der Tiefe des Wassers verweilen; sie fliegen mit schwirrenden Schlägen rasch
durch die Luft, nicht gern aber weit in einem Zuge, und nur wenn sie sich zu ihrem Neste begeben
wollen, in bedeutender Höhe über dem Wasser, sonst meist dicht über den Wellen fort. Von fern
gesehen erscheinen sie wegen der schwirrenden Bewegung ihrer Flügel wie große Kerbthiere, und in
der Nähe ihrer Brutplätze drängt sich, insbesondere wenn der Berg eine kegelförmige Gestalt hat, der
Vergleich mit einem von Bienen umschwärmten Stocke unwillkürlich auf. Nur, wenn sie sich ins
Wasser stürzen, gleiten sie fast ohne Flügelschlag fort, so z. B. von der Höhe ihrer Berge herab in

Troillumme. Ringel- und Polarlumme.
lumme (Uria Bruennichii) durch kürzeren, ſtärkeren Schnabel und einen gelbweißen Streifen auf
der oberen Mundkante vom Winkel bis zum Naſenloche.

Alle Lummen leben in den nördlichen Meeren der Erde, brüten jedoch einzeln auch in gemäßigten
Gürteln, und kommen während des Winters regelmäßig in dieſe herab. Troil- und Polarlummen
leben auf Jsland, während hier die Ringellumme noch nicht gefunden wurde; es ſcheint alſo, daß die
drei Arten zwar ungefähr dieſelben Grade der Breite, aber verſchiedene Längengrade bewohnen, daß
namentlich die Ringellumme mehr dem Weſten angehört. Auch die Arten dieſer Sippe nähern ſich
nur während der Brutzeit dem Lande und leben außerdem im hohen Meere, die meiſten jahraus jahr-
ein mehr oder weniger in einer und derſelben Gegend. Sie ſchwimmen ſehr geſchickt und ſenken

[Abbildung] Die Troil- oder dumme Lumme (Uria trollo). ¼ der nat. Größe.
dabei den Leib ungefähr bis zur Grenze der weißen Unterſeite ins Waſſer, tauchen meiſterhaft und
rudern unter Waſſer mit Flügeln und Füßen äußerſt ſchnell und gewandt, können auch mehrere
Minuten lang unter der Tiefe des Waſſers verweilen; ſie fliegen mit ſchwirrenden Schlägen raſch
durch die Luft, nicht gern aber weit in einem Zuge, und nur wenn ſie ſich zu ihrem Neſte begeben
wollen, in bedeutender Höhe über dem Waſſer, ſonſt meiſt dicht über den Wellen fort. Von fern
geſehen erſcheinen ſie wegen der ſchwirrenden Bewegung ihrer Flügel wie große Kerbthiere, und in
der Nähe ihrer Brutplätze drängt ſich, insbeſondere wenn der Berg eine kegelförmige Geſtalt hat, der
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[951/1003] Troillumme. Ringel- und Polarlumme. lumme (Uria Bruennichii) durch kürzeren, ſtärkeren Schnabel und einen gelbweißen Streifen auf der oberen Mundkante vom Winkel bis zum Naſenloche. Alle Lummen leben in den nördlichen Meeren der Erde, brüten jedoch einzeln auch in gemäßigten Gürteln, und kommen während des Winters regelmäßig in dieſe herab. Troil- und Polarlummen leben auf Jsland, während hier die Ringellumme noch nicht gefunden wurde; es ſcheint alſo, daß die drei Arten zwar ungefähr dieſelben Grade der Breite, aber verſchiedene Längengrade bewohnen, daß namentlich die Ringellumme mehr dem Weſten angehört. Auch die Arten dieſer Sippe nähern ſich nur während der Brutzeit dem Lande und leben außerdem im hohen Meere, die meiſten jahraus jahr- ein mehr oder weniger in einer und derſelben Gegend. Sie ſchwimmen ſehr geſchickt und ſenken [Abbildung Die Troil- oder dumme Lumme (Uria trollo). ¼ der nat. Größe.] dabei den Leib ungefähr bis zur Grenze der weißen Unterſeite ins Waſſer, tauchen meiſterhaft und rudern unter Waſſer mit Flügeln und Füßen äußerſt ſchnell und gewandt, können auch mehrere Minuten lang unter der Tiefe des Waſſers verweilen; ſie fliegen mit ſchwirrenden Schlägen raſch durch die Luft, nicht gern aber weit in einem Zuge, und nur wenn ſie ſich zu ihrem Neſte begeben wollen, in bedeutender Höhe über dem Waſſer, ſonſt meiſt dicht über den Wellen fort. Von fern geſehen erſcheinen ſie wegen der ſchwirrenden Bewegung ihrer Flügel wie große Kerbthiere, und in der Nähe ihrer Brutplätze drängt ſich, insbeſondere wenn der Berg eine kegelförmige Geſtalt hat, der Vergleich mit einem von Bienen umſchwärmten Stocke unwillkürlich auf. Nur, wenn ſie ſich ins Waſſer ſtürzen, gleiten ſie faſt ohne Flügelſchlag fort, ſo z. B. von der Höhe ihrer Berge herab in

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1003>, abgerufen am 23.11.2024.