Orten, welche Millionen von Lummen beherbergen. Jedes Pärchen erwählt sich eine passende Ritze oder Felsenspalte und legt hier vom Eingange mehr oder weniger entfernt, ohne jegliche Unterlage auf den kiesigen Boden die beiden, verhältnißmäßig großen, eiförmigen, grobkörnigen, glanzlosen, auf trübweißem oder bläulichgrünlichem Grunde mit vielen aschgrauen Flecken und rundlichen und länglichen braunen, schwarzbraunen Oberflecken, Tüpfeln und Punkten gezeichneten Eier, selten vor Mitte Aprils, oft erst im Mai. Nimmt man, wie es auf den zugänglichen Vogelbergen überall geschieht, das erste Gelege weg, so brüten die Pärchen zum zweiten Male, legen dann aber nur ein einziges Ei. Männchen und Weibchen brüten abwechselnd, rupfen sich zwei große Brutflecke aus und sitzen zuletzt so fest auf dem Neste, daß man sie mit der Hand wegnehmen kann. Nach vierundzwanzigtägiger Bebrütung kommen die Jungen in einem dickflaumigen, graulichen Dunenkleide zur Welt und erhalten nun als erste Nahrung Sandwürmer, Schlammfische, kleine Sandaale und dergleichen zugeschleppt, bis sie das Futter der Alten, Fische und Krebse aller Art, genießen können. Jm Dunen- kleide verstehen die Teisten wohl zu schwimmen, nicht aber zu tauchen; denn letzteres lernen sie erst, wenn sie ein vollständiges Federkleid erhalten haben.
Grönländer und Jsländer bemächtigen sich der Teisten, wenn sie können; die Norweger nehmen ihnen blos ihre Eier weg, behelligen sie im übrigen aber nicht. Außer dem Menschen stellen die Edelfalken und die großen Raubmöven ihnen nach. Faber sah auch einen Secadler auf eine Gesell- schaft dieser Vögel stoßen und solange zum Tauchen nöthigen, bis er sie ermüdet hatte und eine ergreifen konnte. Große Raubfische sollen ihnen ebenfalls gefährlich werden. Die Jagd hat kaum Schwierigkeiten, weil die geringe Scheu der Vögel jede beliebige Annäherung gestattet; auch der Fang ist wenigstens im Sommer sehr leicht. Das Fleisch schmeckt thranig, läßt sich aber so zubereiten, daß es wenigstens genießbar wird; das der Jungen erhält man in Lappland öfters aufgetischt und lernt es mit der Zeit recht gern essen. Außerdem benutzt man die Federn zur Füllung von Betten. Am höchsten schätzt man die Eier, welche auch uns wirklich lecker vorkommen, wenn wir uns einmal an den ihnen noch anhängenden etwas eigenthümlichen. Geschmack gewöhnt haben. Jn der Gefangen- schaft lassen sich die Teisten leider nicht, zum mindesten nicht längere Zeit erhalten; selbst wenn man ihnen ein Wasserbecken zur Verfügung stellt, bekunden sie durch ihr trauriges Wesen deutlich genug, daß man ihnen ihr Meer damit nicht ersetzen konnte.
Die Lummen sind größer als die Teisten, ihnen jedoch sehr ähnlich gebaut. Jhr Schnabel ist mittellang, gestreckt, gerade und zugespitzt, auf der Oberfirste sanft gewölbt, auf der Unterseite merklich vorgeeckt, seitlich etwas zusammengedrückt und an den scharfen Schneiden eingezogen, der Fuß dem der Teisten sehr ähnlich, verhältnißmäßig etwas langzehiger, der Flügel noch schmäler und spitzer, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz noch etwas kürzer, das Kleingefieder dicht und derb, auf der Unterseite pelzartig, hier weiß, auf der Oberseite mehr oder weniger schwarzbraun.
Jn Deutschland kommen drei Arten dieser Sippe vor, welche sich nicht blos in Gestalt und Färbung, sondern auch in der Lebensweise einander ähnlich sind, sodaß es also genügt, wenn wir eine, die Troil- oder dumme Lumme(Uria troile) näher ins Auge fassen.
Jm Hochzeitskleide sind bei ihr Vorderhals und Oberkörper sammtbraun, die Spitzen der Ober- armfedern weiß, sodaß dadurch eine lichte Binde entsteht, die Untertheile weiß, an den Seiten braun in die Länge gestreift. Jm Winterkleide sind auch der Vorderhals und theilweise die Hinterwange weiß. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, die Füße bleigrau, außen dunkler. Die Länge beträgt 171/2, die Breite 27 bis 28, die Fittiglänge 8, die Schwanzlänge 21/2 Zoll. Die Ringel- lumme(Uria ringvia) unterscheidet sich im Hochzeitskleide hauptsächlich durch einen weißen Ring um das Auge und einen von ihm aus nach dem Hinterkopfe zu verlaufenden Streifen, die Polar-
Die Schwimmer. Taucher. Lummen.
Orten, welche Millionen von Lummen beherbergen. Jedes Pärchen erwählt ſich eine paſſende Ritze oder Felſenſpalte und legt hier vom Eingange mehr oder weniger entfernt, ohne jegliche Unterlage auf den kieſigen Boden die beiden, verhältnißmäßig großen, eiförmigen, grobkörnigen, glanzloſen, auf trübweißem oder bläulichgrünlichem Grunde mit vielen aſchgrauen Flecken und rundlichen und länglichen braunen, ſchwarzbraunen Oberflecken, Tüpfeln und Punkten gezeichneten Eier, ſelten vor Mitte Aprils, oft erſt im Mai. Nimmt man, wie es auf den zugänglichen Vogelbergen überall geſchieht, das erſte Gelege weg, ſo brüten die Pärchen zum zweiten Male, legen dann aber nur ein einziges Ei. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd, rupfen ſich zwei große Brutflecke aus und ſitzen zuletzt ſo feſt auf dem Neſte, daß man ſie mit der Hand wegnehmen kann. Nach vierundzwanzigtägiger Bebrütung kommen die Jungen in einem dickflaumigen, graulichen Dunenkleide zur Welt und erhalten nun als erſte Nahrung Sandwürmer, Schlammfiſche, kleine Sandaale und dergleichen zugeſchleppt, bis ſie das Futter der Alten, Fiſche und Krebſe aller Art, genießen können. Jm Dunen- kleide verſtehen die Teiſten wohl zu ſchwimmen, nicht aber zu tauchen; denn letzteres lernen ſie erſt, wenn ſie ein vollſtändiges Federkleid erhalten haben.
Grönländer und Jsländer bemächtigen ſich der Teiſten, wenn ſie können; die Norweger nehmen ihnen blos ihre Eier weg, behelligen ſie im übrigen aber nicht. Außer dem Menſchen ſtellen die Edelfalken und die großen Raubmöven ihnen nach. Faber ſah auch einen Secadler auf eine Geſell- ſchaft dieſer Vögel ſtoßen und ſolange zum Tauchen nöthigen, bis er ſie ermüdet hatte und eine ergreifen konnte. Große Raubfiſche ſollen ihnen ebenfalls gefährlich werden. Die Jagd hat kaum Schwierigkeiten, weil die geringe Scheu der Vögel jede beliebige Annäherung geſtattet; auch der Fang iſt wenigſtens im Sommer ſehr leicht. Das Fleiſch ſchmeckt thranig, läßt ſich aber ſo zubereiten, daß es wenigſtens genießbar wird; das der Jungen erhält man in Lappland öfters aufgetiſcht und lernt es mit der Zeit recht gern eſſen. Außerdem benutzt man die Federn zur Füllung von Betten. Am höchſten ſchätzt man die Eier, welche auch uns wirklich lecker vorkommen, wenn wir uns einmal an den ihnen noch anhängenden etwas eigenthümlichen. Geſchmack gewöhnt haben. Jn der Gefangen- ſchaft laſſen ſich die Teiſten leider nicht, zum mindeſten nicht längere Zeit erhalten; ſelbſt wenn man ihnen ein Waſſerbecken zur Verfügung ſtellt, bekunden ſie durch ihr trauriges Weſen deutlich genug, daß man ihnen ihr Meer damit nicht erſetzen konnte.
Die Lummen ſind größer als die Teiſten, ihnen jedoch ſehr ähnlich gebaut. Jhr Schnabel iſt mittellang, geſtreckt, gerade und zugeſpitzt, auf der Oberfirſte ſanft gewölbt, auf der Unterſeite merklich vorgeeckt, ſeitlich etwas zuſammengedrückt und an den ſcharfen Schneiden eingezogen, der Fuß dem der Teiſten ſehr ähnlich, verhältnißmäßig etwas langzehiger, der Flügel noch ſchmäler und ſpitzer, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz noch etwas kürzer, das Kleingefieder dicht und derb, auf der Unterſeite pelzartig, hier weiß, auf der Oberſeite mehr oder weniger ſchwarzbraun.
Jn Deutſchland kommen drei Arten dieſer Sippe vor, welche ſich nicht blos in Geſtalt und Färbung, ſondern auch in der Lebensweiſe einander ähnlich ſind, ſodaß es alſo genügt, wenn wir eine, die Troil- oder dumme Lumme(Uria troile) näher ins Auge faſſen.
Jm Hochzeitskleide ſind bei ihr Vorderhals und Oberkörper ſammtbraun, die Spitzen der Ober- armfedern weiß, ſodaß dadurch eine lichte Binde entſteht, die Untertheile weiß, an den Seiten braun in die Länge geſtreift. Jm Winterkleide ſind auch der Vorderhals und theilweiſe die Hinterwange weiß. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, die Füße bleigrau, außen dunkler. Die Länge beträgt 17½, die Breite 27 bis 28, die Fittiglänge 8, die Schwanzlänge 2½ Zoll. Die Ringel- lumme(Uria ringvia) unterſcheidet ſich im Hochzeitskleide hauptſächlich durch einen weißen Ring um das Auge und einen von ihm aus nach dem Hinterkopfe zu verlaufenden Streifen, die Polar-
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Die Schwimmer. Taucher. Lummen.
Orten, welche Millionen von Lummen beherbergen. Jedes Pärchen erwählt ſich eine paſſende Ritze
oder Felſenſpalte und legt hier vom Eingange mehr oder weniger entfernt, ohne jegliche Unterlage auf
den kieſigen Boden die beiden, verhältnißmäßig großen, eiförmigen, grobkörnigen, glanzloſen, auf
trübweißem oder bläulichgrünlichem Grunde mit vielen aſchgrauen Flecken und rundlichen und
länglichen braunen, ſchwarzbraunen Oberflecken, Tüpfeln und Punkten gezeichneten Eier, ſelten vor Mitte
Aprils, oft erſt im Mai. Nimmt man, wie es auf den zugänglichen Vogelbergen überall geſchieht,
das erſte Gelege weg, ſo brüten die Pärchen zum zweiten Male, legen dann aber nur ein einziges Ei.
Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd, rupfen ſich zwei große Brutflecke aus und ſitzen zuletzt
ſo feſt auf dem Neſte, daß man ſie mit der Hand wegnehmen kann. Nach vierundzwanzigtägiger
Bebrütung kommen die Jungen in einem dickflaumigen, graulichen Dunenkleide zur Welt und
erhalten nun als erſte Nahrung Sandwürmer, Schlammfiſche, kleine Sandaale und dergleichen
zugeſchleppt, bis ſie das Futter der Alten, Fiſche und Krebſe aller Art, genießen können. Jm Dunen-
kleide verſtehen die Teiſten wohl zu ſchwimmen, nicht aber zu tauchen; denn letzteres lernen ſie erſt,
wenn ſie ein vollſtändiges Federkleid erhalten haben.
Grönländer und Jsländer bemächtigen ſich der Teiſten, wenn ſie können; die Norweger nehmen
ihnen blos ihre Eier weg, behelligen ſie im übrigen aber nicht. Außer dem Menſchen ſtellen die
Edelfalken und die großen Raubmöven ihnen nach. Faber ſah auch einen Secadler auf eine Geſell-
ſchaft dieſer Vögel ſtoßen und ſolange zum Tauchen nöthigen, bis er ſie ermüdet hatte und eine
ergreifen konnte. Große Raubfiſche ſollen ihnen ebenfalls gefährlich werden. Die Jagd hat kaum
Schwierigkeiten, weil die geringe Scheu der Vögel jede beliebige Annäherung geſtattet; auch der
Fang iſt wenigſtens im Sommer ſehr leicht. Das Fleiſch ſchmeckt thranig, läßt ſich aber ſo zubereiten,
daß es wenigſtens genießbar wird; das der Jungen erhält man in Lappland öfters aufgetiſcht und
lernt es mit der Zeit recht gern eſſen. Außerdem benutzt man die Federn zur Füllung von Betten.
Am höchſten ſchätzt man die Eier, welche auch uns wirklich lecker vorkommen, wenn wir uns einmal
an den ihnen noch anhängenden etwas eigenthümlichen. Geſchmack gewöhnt haben. Jn der Gefangen-
ſchaft laſſen ſich die Teiſten leider nicht, zum mindeſten nicht längere Zeit erhalten; ſelbſt wenn man
ihnen ein Waſſerbecken zur Verfügung ſtellt, bekunden ſie durch ihr trauriges Weſen deutlich genug,
daß man ihnen ihr Meer damit nicht erſetzen konnte.
Die Lummen ſind größer als die Teiſten, ihnen jedoch ſehr ähnlich gebaut. Jhr Schnabel iſt
mittellang, geſtreckt, gerade und zugeſpitzt, auf der Oberfirſte ſanft gewölbt, auf der Unterſeite
merklich vorgeeckt, ſeitlich etwas zuſammengedrückt und an den ſcharfen Schneiden eingezogen, der
Fuß dem der Teiſten ſehr ähnlich, verhältnißmäßig etwas langzehiger, der Flügel noch ſchmäler und
ſpitzer, der aus zwölf Federn gebildete Schwanz noch etwas kürzer, das Kleingefieder dicht und derb,
auf der Unterſeite pelzartig, hier weiß, auf der Oberſeite mehr oder weniger ſchwarzbraun.
Jn Deutſchland kommen drei Arten dieſer Sippe vor, welche ſich nicht blos in Geſtalt und
Färbung, ſondern auch in der Lebensweiſe einander ähnlich ſind, ſodaß es alſo genügt, wenn wir
eine, die Troil- oder dumme Lumme (Uria troile) näher ins Auge faſſen.
Jm Hochzeitskleide ſind bei ihr Vorderhals und Oberkörper ſammtbraun, die Spitzen der Ober-
armfedern weiß, ſodaß dadurch eine lichte Binde entſteht, die Untertheile weiß, an den Seiten braun
in die Länge geſtreift. Jm Winterkleide ſind auch der Vorderhals und theilweiſe die Hinterwange
weiß. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, die Füße bleigrau, außen dunkler. Die Länge
beträgt 17½, die Breite 27 bis 28, die Fittiglänge 8, die Schwanzlänge 2½ Zoll. Die Ringel-
lumme (Uria ringvia) unterſcheidet ſich im Hochzeitskleide hauptſächlich durch einen weißen Ring
um das Auge und einen von ihm aus nach dem Hinterkopfe zu verlaufenden Streifen, die Polar-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1002>, abgerufen am 23.11.2024.
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