so laut, daß man ihn im Zimmer nicht ertragen konnte. Der erste, welchen ich besaß, lebte über sieben Jahre im Käfig."
Die letzte Sängerfamilie, welcher ich hier Erwähnung thun kann, umfaßt die Meisen (Pari). Hinsichtlich der Stellung und Begrenzung dieser Familie herrschen verschiedene Ansichten. Die Einen wollen die Meisen nicht zu den eigentlichen Sängern zählen, sondern sie eher als Sperlingsvögel betrachten, die Andern sehen in ihnen nur eine Unterfamilie der Schmuckvögel, und es läßt sich gar nicht leugnen, daß für die eine, wie für die andere Ansicht Gründe gefunden werden können. Jch glaube, daß es uns ziemlich gleichgiltig lassen darf, ob wir hier oder an einer andern Stelle mit unsern Vögeln bekannt werden.
Die Meisen sind kleine Singvögel, welche, so verschieden sie auch erscheinen mögen, sehr viel Uebereinstimmendes haben, in ihrer Gestalt ebensowohl, wie in ihrem Wesen. Sie sind gedrungen gebaut und kurzgliederig; nur der Schwanz spielt in verschiedenen Längen. Der Schnabel ist kegel- förmig, gerade und kurz, bei einzelnen Arten selbst sehr kurz, auf dem Rücken gerundet, an den Seiten zusammengedrückt, an den Schneiden scharf; die Füße sind stark und stämmig, die Zehen mittellang und kräftig, die Nägel verhältnißmäßig groß und stark gekrümmt. Die Flügel sind kurz und gerundet, in ihnen die vierte oder fünfte Schwinge die längsten; der Schwanz ist meist kurz und dann gerade abgeschnitten oder nur wenig ausgeschweist, zuweilen aber auch lang und dann stark abgestuft. Das Gefieder ist sehr dicht; die Federn sind lang, weitstrahlig und deshalb ungemein weich; die Färbung ist regelmäßig eine lebhafte, angenehme und zarte, beiden Geschlechtern mehr oder weniger gemeinsame.
Der Norden der alten Welt ist die eigentliche Heimat dieser Familie; einige ihrer Mitglieder kommen aber auch in Nordamerika vor, und andere finden sich in den warmen Ländern Afrikas und Asiens. Dagegen fehlen sie gänzlich in Südamerika und Neuholland. Einige verbreiten sich über weite Länderstrecken, die Mehrzahl aber hat keinen ausgedehnten Wohnkreis. Einige Naturforscher nennen sie Zugvögel, andere halten sie nur für Strichvögel. Jch glaube, mich den letzteren anschließen zu dürfen, weil unsere Vögel, obgleich sie regelmäßig, d. h. zu gewissen Zeiten und in zahl- reicher Menge durch das Land wandern, ihre Reisen doch niemals weit ausdehnen, sich vielmehr immer nur in einem sehr beschränkten Gebiete bewegen. Schon in Südeuropa wandern die Meisen gar nicht mehr; aber auch im höchsten Norden bleiben viele während des Winters wohnen. Jhr eigent- liches Wohn- und Jagdgebiet ist der Wald; denn fast sämmtliche Arten leben ausschließlich auf Bäumen und Sträuchern und blos wenige mehr im Röhricht als im Gebüsch. Sie lieben die Geselligkeit und vereinigen sich nicht blos mit Jhresgleichen, sondern auch mit andern Arten ihrer Familie, unter Umständen selbst mit fremdartigen Vögeln, in deren Gesellschaft sie dann tage- und wochenlang verbleiben können.
Jhr Wesen und Treiben ist höchst anziehend. Sie gehören zu den lebendigsten und beweglichsten Vögeln, welche man kennt. Ueber Tags sind sie keinen Augenblick ruhig, vielmehr fortwährend beschäftigt. Sie fliegen von einem Baume zum andern und klettern ohne Unterlaß auf den Zweigen umher; denn ihr ganzes Leben ist eigentlich nichts Anderes, als eine ununterbrochene Jagd. Jhre Begabungen müssen vielseitig genannt werden: sie verstehen von Allem Etwas. Auf dem Boden sind sie freilich recht ungeschickt, verweilen deshalb hier auch niemals lange, sondern kehren immer bald wieder zu den Zweigen zurück. Hier aber leisten sie das Mögliche. Sie hüpfen gewandt hin und her, hängen sich geschickt nach unten an, wissen in den allerverschiedensten Stellungen sich nicht blos zu erhalten, sondern auch zu arbeiten, klettern gar nicht schlecht und sind geübt im Durchschlüpfen und Durchkriechen dichtverflochtener Stellen. Der Flug ist schnurrend, kurzbogig und scheinbar sehr anstrengend; die meisten Arten fliegen deshalb auch nur selten weit, vielmehr gewöhnlich blos von
Alpenflüevogel.
ſo laut, daß man ihn im Zimmer nicht ertragen konnte. Der erſte, welchen ich beſaß, lebte über ſieben Jahre im Käfig.‟
Die letzte Sängerfamilie, welcher ich hier Erwähnung thun kann, umfaßt die Meiſen (Pari). Hinſichtlich der Stellung und Begrenzung dieſer Familie herrſchen verſchiedene Anſichten. Die Einen wollen die Meiſen nicht zu den eigentlichen Sängern zählen, ſondern ſie eher als Sperlingsvögel betrachten, die Andern ſehen in ihnen nur eine Unterfamilie der Schmuckvögel, und es läßt ſich gar nicht leugnen, daß für die eine, wie für die andere Anſicht Gründe gefunden werden können. Jch glaube, daß es uns ziemlich gleichgiltig laſſen darf, ob wir hier oder an einer andern Stelle mit unſern Vögeln bekannt werden.
Die Meiſen ſind kleine Singvögel, welche, ſo verſchieden ſie auch erſcheinen mögen, ſehr viel Uebereinſtimmendes haben, in ihrer Geſtalt ebenſowohl, wie in ihrem Weſen. Sie ſind gedrungen gebaut und kurzgliederig; nur der Schwanz ſpielt in verſchiedenen Längen. Der Schnabel iſt kegel- förmig, gerade und kurz, bei einzelnen Arten ſelbſt ſehr kurz, auf dem Rücken gerundet, an den Seiten zuſammengedrückt, an den Schneiden ſcharf; die Füße ſind ſtark und ſtämmig, die Zehen mittellang und kräftig, die Nägel verhältnißmäßig groß und ſtark gekrümmt. Die Flügel ſind kurz und gerundet, in ihnen die vierte oder fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſt meiſt kurz und dann gerade abgeſchnitten oder nur wenig ausgeſchweiſt, zuweilen aber auch lang und dann ſtark abgeſtuft. Das Gefieder iſt ſehr dicht; die Federn ſind lang, weitſtrahlig und deshalb ungemein weich; die Färbung iſt regelmäßig eine lebhafte, angenehme und zarte, beiden Geſchlechtern mehr oder weniger gemeinſame.
Der Norden der alten Welt iſt die eigentliche Heimat dieſer Familie; einige ihrer Mitglieder kommen aber auch in Nordamerika vor, und andere finden ſich in den warmen Ländern Afrikas und Aſiens. Dagegen fehlen ſie gänzlich in Südamerika und Neuholland. Einige verbreiten ſich über weite Länderſtrecken, die Mehrzahl aber hat keinen ausgedehnten Wohnkreis. Einige Naturforſcher nennen ſie Zugvögel, andere halten ſie nur für Strichvögel. Jch glaube, mich den letzteren anſchließen zu dürfen, weil unſere Vögel, obgleich ſie regelmäßig, d. h. zu gewiſſen Zeiten und in zahl- reicher Menge durch das Land wandern, ihre Reiſen doch niemals weit ausdehnen, ſich vielmehr immer nur in einem ſehr beſchränkten Gebiete bewegen. Schon in Südeuropa wandern die Meiſen gar nicht mehr; aber auch im höchſten Norden bleiben viele während des Winters wohnen. Jhr eigent- liches Wohn- und Jagdgebiet iſt der Wald; denn faſt ſämmtliche Arten leben ausſchließlich auf Bäumen und Sträuchern und blos wenige mehr im Röhricht als im Gebüſch. Sie lieben die Geſelligkeit und vereinigen ſich nicht blos mit Jhresgleichen, ſondern auch mit andern Arten ihrer Familie, unter Umſtänden ſelbſt mit fremdartigen Vögeln, in deren Geſellſchaft ſie dann tage- und wochenlang verbleiben können.
Jhr Weſen und Treiben iſt höchſt anziehend. Sie gehören zu den lebendigſten und beweglichſten Vögeln, welche man kennt. Ueber Tags ſind ſie keinen Augenblick ruhig, vielmehr fortwährend beſchäftigt. Sie fliegen von einem Baume zum andern und klettern ohne Unterlaß auf den Zweigen umher; denn ihr ganzes Leben iſt eigentlich nichts Anderes, als eine ununterbrochene Jagd. Jhre Begabungen müſſen vielſeitig genannt werden: ſie verſtehen von Allem Etwas. Auf dem Boden ſind ſie freilich recht ungeſchickt, verweilen deshalb hier auch niemals lange, ſondern kehren immer bald wieder zu den Zweigen zurück. Hier aber leiſten ſie das Mögliche. Sie hüpfen gewandt hin und her, hängen ſich geſchickt nach unten an, wiſſen in den allerverſchiedenſten Stellungen ſich nicht blos zu erhalten, ſondern auch zu arbeiten, klettern gar nicht ſchlecht und ſind geübt im Durchſchlüpfen und Durchkriechen dichtverflochtener Stellen. Der Flug iſt ſchnurrend, kurzbogig und ſcheinbar ſehr anſtrengend; die meiſten Arten fliegen deshalb auch nur ſelten weit, vielmehr gewöhnlich blos von
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Alpenflüevogel.
ſo laut, daß man ihn im Zimmer nicht ertragen konnte. Der erſte, welchen ich beſaß, lebte über
ſieben Jahre im Käfig.‟
Die letzte Sängerfamilie, welcher ich hier Erwähnung thun kann, umfaßt die Meiſen (Pari).
Hinſichtlich der Stellung und Begrenzung dieſer Familie herrſchen verſchiedene Anſichten. Die Einen
wollen die Meiſen nicht zu den eigentlichen Sängern zählen, ſondern ſie eher als Sperlingsvögel
betrachten, die Andern ſehen in ihnen nur eine Unterfamilie der Schmuckvögel, und es läßt ſich gar
nicht leugnen, daß für die eine, wie für die andere Anſicht Gründe gefunden werden können. Jch
glaube, daß es uns ziemlich gleichgiltig laſſen darf, ob wir hier oder an einer andern Stelle mit
unſern Vögeln bekannt werden.
Die Meiſen ſind kleine Singvögel, welche, ſo verſchieden ſie auch erſcheinen mögen, ſehr viel
Uebereinſtimmendes haben, in ihrer Geſtalt ebenſowohl, wie in ihrem Weſen. Sie ſind gedrungen
gebaut und kurzgliederig; nur der Schwanz ſpielt in verſchiedenen Längen. Der Schnabel iſt kegel-
förmig, gerade und kurz, bei einzelnen Arten ſelbſt ſehr kurz, auf dem Rücken gerundet, an den
Seiten zuſammengedrückt, an den Schneiden ſcharf; die Füße ſind ſtark und ſtämmig, die Zehen
mittellang und kräftig, die Nägel verhältnißmäßig groß und ſtark gekrümmt. Die Flügel ſind kurz
und gerundet, in ihnen die vierte oder fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſt meiſt kurz und
dann gerade abgeſchnitten oder nur wenig ausgeſchweiſt, zuweilen aber auch lang und dann ſtark
abgeſtuft. Das Gefieder iſt ſehr dicht; die Federn ſind lang, weitſtrahlig und deshalb ungemein
weich; die Färbung iſt regelmäßig eine lebhafte, angenehme und zarte, beiden Geſchlechtern mehr oder
weniger gemeinſame.
Der Norden der alten Welt iſt die eigentliche Heimat dieſer Familie; einige ihrer Mitglieder
kommen aber auch in Nordamerika vor, und andere finden ſich in den warmen Ländern Afrikas und
Aſiens. Dagegen fehlen ſie gänzlich in Südamerika und Neuholland. Einige verbreiten ſich über
weite Länderſtrecken, die Mehrzahl aber hat keinen ausgedehnten Wohnkreis. Einige Naturforſcher
nennen ſie Zugvögel, andere halten ſie nur für Strichvögel. Jch glaube, mich den letzteren
anſchließen zu dürfen, weil unſere Vögel, obgleich ſie regelmäßig, d. h. zu gewiſſen Zeiten und in zahl-
reicher Menge durch das Land wandern, ihre Reiſen doch niemals weit ausdehnen, ſich vielmehr immer
nur in einem ſehr beſchränkten Gebiete bewegen. Schon in Südeuropa wandern die Meiſen gar
nicht mehr; aber auch im höchſten Norden bleiben viele während des Winters wohnen. Jhr eigent-
liches Wohn- und Jagdgebiet iſt der Wald; denn faſt ſämmtliche Arten leben ausſchließlich auf
Bäumen und Sträuchern und blos wenige mehr im Röhricht als im Gebüſch. Sie lieben die
Geſelligkeit und vereinigen ſich nicht blos mit Jhresgleichen, ſondern auch mit andern Arten ihrer
Familie, unter Umſtänden ſelbſt mit fremdartigen Vögeln, in deren Geſellſchaft ſie dann tage- und
wochenlang verbleiben können.
Jhr Weſen und Treiben iſt höchſt anziehend. Sie gehören zu den lebendigſten und beweglichſten
Vögeln, welche man kennt. Ueber Tags ſind ſie keinen Augenblick ruhig, vielmehr fortwährend
beſchäftigt. Sie fliegen von einem Baume zum andern und klettern ohne Unterlaß auf den Zweigen
umher; denn ihr ganzes Leben iſt eigentlich nichts Anderes, als eine ununterbrochene Jagd. Jhre
Begabungen müſſen vielſeitig genannt werden: ſie verſtehen von Allem Etwas. Auf dem Boden
ſind ſie freilich recht ungeſchickt, verweilen deshalb hier auch niemals lange, ſondern kehren immer
bald wieder zu den Zweigen zurück. Hier aber leiſten ſie das Mögliche. Sie hüpfen gewandt hin
und her, hängen ſich geſchickt nach unten an, wiſſen in den allerverſchiedenſten Stellungen ſich nicht
blos zu erhalten, ſondern auch zu arbeiten, klettern gar nicht ſchlecht und ſind geübt im Durchſchlüpfen
und Durchkriechen dichtverflochtener Stellen. Der Flug iſt ſchnurrend, kurzbogig und ſcheinbar ſehr
anſtrengend; die meiſten Arten fliegen deshalb auch nur ſelten weit, vielmehr gewöhnlich blos von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 917. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/965>, abgerufen am 23.11.2024.
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