rostfarben gekantet, die Flügel durch zwei rostgelbe Binden, die braunen Schwanzsteuerfedern mit rost- gelben Spitzen geziert. Das Auge ist hellbraun, der Schnabel an der Wurzel gelb, an der Spitze schwarz, der Fuß bräunlich. Die Länge beträgt 7, die Breite 113/4 Zoll, die Fittiglänge 33/4, die Schwanzlänge 23/4 Zoll. Das Weibchen ist etwa um 1/2 Zoll kürzer und um 3/4 Zoll schmäler.
Alle höheren Gebirge des südlichen und mittleren Europa und die Hochgebirge Mittelasiens beherbergen die Flüelerche. Auf den Alpen ist sie überall häufig, auf dem Riesengebirge eine zwar seltenere, aber doch regelmäßige Erscheinung; im Süden Britanniens kommt sie auch noch vor. "Jhre Lieblingsaufenthalte", sagt Tschudi, "sind die rauhen, steinreichen Hochtriften oder Grünfelder
[Abbildung]
Der Alpenflüevogel (Accentor alpinus).
zwischen der Holz- und Schneegrenze, durchschnittlich aber zwischen vier und sechstausend Fuß über dem Meere. Jm Winter verläßt sie die höheren Gürtel, geht auf die Vorberge in die Alpenthäler und selbst in das nahe Tiefland hinab, hält sich gern zu den Heuställen und sucht den Heusamen auf oder die Obstträberhaufen, um die Kerne hervorzupicken. Sowie aber die Höhen nur einigermaßen frei sind, zieht sie sich wieder zu ihrem Lieblingsaufenthalt zurück, wo sie mit ihrem kurzstrophigen, lerchen- artigen, klaren, flötenden Gesang die öden Felsen melodisch belebt. Doch haben wir sie selbst im Januar bei 10 Grad N. Kälte wiederholt auf Alpen von 3 bis 4000 Fuß über dem Meere angetroffen". Sie ist ein eigenthümlicher Vogel, bald außerordentlich munter und lebhaft, bald wieder träge und ruhig.
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Alpenflüevogel.
roſtfarben gekantet, die Flügel durch zwei roſtgelbe Binden, die braunen Schwanzſteuerfedern mit roſt- gelben Spitzen geziert. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel an der Wurzel gelb, an der Spitze ſchwarz, der Fuß bräunlich. Die Länge beträgt 7, die Breite 11¾ Zoll, die Fittiglänge 3¾, die Schwanzlänge 2¾ Zoll. Das Weibchen iſt etwa um ½ Zoll kürzer und um ¾ Zoll ſchmäler.
Alle höheren Gebirge des ſüdlichen und mittleren Europa und die Hochgebirge Mittelaſiens beherbergen die Flüelerche. Auf den Alpen iſt ſie überall häufig, auf dem Rieſengebirge eine zwar ſeltenere, aber doch regelmäßige Erſcheinung; im Süden Britanniens kommt ſie auch noch vor. „Jhre Lieblingsaufenthalte‟, ſagt Tſchudi, „ſind die rauhen, ſteinreichen Hochtriften oder Grünfelder
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Der Alpenflüevogel (Accentor alpinus).
zwiſchen der Holz- und Schneegrenze, durchſchnittlich aber zwiſchen vier und ſechstauſend Fuß über dem Meere. Jm Winter verläßt ſie die höheren Gürtel, geht auf die Vorberge in die Alpenthäler und ſelbſt in das nahe Tiefland hinab, hält ſich gern zu den Heuſtällen und ſucht den Heuſamen auf oder die Obſtträberhaufen, um die Kerne hervorzupicken. Sowie aber die Höhen nur einigermaßen frei ſind, zieht ſie ſich wieder zu ihrem Lieblingsaufenthalt zurück, wo ſie mit ihrem kurzſtrophigen, lerchen- artigen, klaren, flötenden Geſang die öden Felſen melodiſch belebt. Doch haben wir ſie ſelbſt im Januar bei 10 Grad N. Kälte wiederholt auf Alpen von 3 bis 4000 Fuß über dem Meere angetroffen‟. Sie iſt ein eigenthümlicher Vogel, bald außerordentlich munter und lebhaft, bald wieder träge und ruhig.
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Alpenflüevogel.
roſtfarben gekantet, die Flügel durch zwei roſtgelbe Binden, die braunen Schwanzſteuerfedern mit roſt-
gelben Spitzen geziert. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel an der Wurzel gelb, an der Spitze
ſchwarz, der Fuß bräunlich. Die Länge beträgt 7, die Breite 11¾ Zoll, die Fittiglänge 3¾, die
Schwanzlänge 2¾ Zoll. Das Weibchen iſt etwa um ½ Zoll kürzer und um ¾ Zoll ſchmäler.
Alle höheren Gebirge des ſüdlichen und mittleren Europa und die Hochgebirge Mittelaſiens
beherbergen die Flüelerche. Auf den Alpen iſt ſie überall häufig, auf dem Rieſengebirge eine zwar
ſeltenere, aber doch regelmäßige Erſcheinung; im Süden Britanniens kommt ſie auch noch vor. „Jhre
Lieblingsaufenthalte‟, ſagt Tſchudi, „ſind die rauhen, ſteinreichen Hochtriften oder Grünfelder
[Abbildung Der Alpenflüevogel (Accentor alpinus).]
zwiſchen der Holz- und Schneegrenze, durchſchnittlich aber zwiſchen vier und ſechstauſend Fuß über dem
Meere. Jm Winter verläßt ſie die höheren Gürtel, geht auf die Vorberge in die Alpenthäler und
ſelbſt in das nahe Tiefland hinab, hält ſich gern zu den Heuſtällen und ſucht den Heuſamen auf oder
die Obſtträberhaufen, um die Kerne hervorzupicken. Sowie aber die Höhen nur einigermaßen frei
ſind, zieht ſie ſich wieder zu ihrem Lieblingsaufenthalt zurück, wo ſie mit ihrem kurzſtrophigen, lerchen-
artigen, klaren, flötenden Geſang die öden Felſen melodiſch belebt. Doch haben wir ſie ſelbſt im
Januar bei 10 Grad N. Kälte wiederholt auf Alpen von 3 bis 4000 Fuß über dem Meere angetroffen‟.
Sie iſt ein eigenthümlicher Vogel, bald außerordentlich munter und lebhaft, bald wieder träge und ruhig.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/963>, abgerufen am 22.11.2024.
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