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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Singvögel. Flüevögel.
schwärzlichen Mondflecken gezeichnet; die Brustseiten sind rostgelb und rostbraun gemischt. Das Auge
ist hellgelbbraun, der Oberschnabel grauschwarz, der Unterschnabel, namentlich an der Wurzel, heller,
der Fuß schmuzig weißgelblich. Die Länge beträgt 4 2/3 bis 5 1/3 Zoll, die Fittiglänge 2 Zoll 7 Linien,
die Schwanzlänge 2 Zoll 5 bis 2 Zoll 7 Linien.

Ueber die Lebensweise dieses schönen Vogels fehlen noch ausführliche Angaben. Radde,
welcher ihn sehr häufig erlegte, hat es nicht für nöthig erachtet, uns Etwas mitzutheilen; er sagt blos
das Folgende: "Dem westlichen, hochgebirgigen Theile meines Reisegebiets fehlt dieses Vögelchen wohl
ganz. Weder konnte ich es im Ostsajan noch am Baikalsee auffinden; dagegen war es auf dem Zuge
am Tarei-Nor gar nicht selten. Schon zeitig, nämlich am 16. März, zeigten sich hier die ersten Vor-
zügler; die Hauptzüge kamen aber erst am 17. April an. Jm Herbst sah ich gar keine Berg-
braunellen, und erst ein Jahr später, als im Burejagebirge der Herbstzug schon abgeschlossen war und
Eis auf dem Amur sich einstellte, erlegte ich noch zwei Männchen, die sich in den Uferweiden
tummelten."



Hoch oben in dem Alpengürtel der Schneegebirge Südspaniens begegnete ich zu meiner Freude
zum erstenmale einer mir bisher nur durch Beschreibungen bekannt gewordenen Art der Familie, dem
auf allen Hochgebirgen Europas häufigen Alpenflüevogel (Accentor alpinus), der Stein-, Flüe-
oder Blümtlerche, dem Blütling, Berg-, Spitz- oder Gadenvogel, und wie er sonst noch
heißen mag. Bald rasch über die zerstreut liegenden Felsblöcke hinweg gleitend, bald sich zwischen
den duftigen Rosmarin- und Thymianbüschen verbergend, bald auf einen größeren Block fliegend,
sang er hier sein leises, klangreiches Liedchen, trotz Sturmgebraus und Schneegestöber, wie es dort
oben uns oft umtobte in den Tagen des November. Der Vogel zog uns lebhaft an: er war auch jetzt
lebendig, behend und munter, wenig scheu, eher zutraulich, gewandt in seinen Bewegungen, anmuthig
in seinem Wesen. Einzeln oder in kleinen Gesellschaften trafen wir ihn bis zu den Schneefeldern
hinauf, in weit größerer Anzahl aber auf den sonnigen Gehängen der Südseite des mächtigen Gebirges.
Hier ging er zuweilen auch tiefer hinab in die Thäler; sein eigentliches Gebiet aber schien die Höhe zu
sein, und namentlich gegen Abend flogen auch die zerstreut da unten lebenden immer wieder nach oben
empor. Es versammelten sich dann die einzelnen Gesellschaften auf ihren gemeinschaftlichen Schlaf-
plätzen, auf oder an steilen Felsenwänden mit Löchern und Spalten oder einzelnen Büschen und
Grasbüscheln nämlich, auf denen auch die Alpenkrähen und Felsentauben sich einfinden, um dort die
Nacht zu verbringen. Hier kletterte und suchte jeder einzelne Alpenflüevogel lange Zeit, bevor er ein
gesichertes Schlafplätzchen in einer Spalte, unter einem Gesimse oder in einer Nische fand. Am
frühen Morgen verließ der ganze Schwarm mit einem Male den Schlafplatz, zertheilte sich in
kleinere Gesellschaften, und jede von ihnen ging nun ihrem Tagewerke nach, ganz in der Weise, wie
frühere Beobachter es uns schilderten.

Der Alpenflüevogel, welcher die Sippe der Flüelerchen (Accentor) vertritt, hat mit einer
Lerche wirklich große Aehnlichkeit. Der Schnabel ist verhältnißmäßig stark, von oben und unten
etwas gekrümmt, zugespitzt, an den Seiten sehr eingezogen, vorn schmal, an der Wurzel aber breiter
als hoch; die Füße sind stämmig, dickzehig, die Krallen ansehnlich stark gekrümmt, aber stumpf, die
Flügel lang, in ihnen die dritte Schwinge die längste; der Schwanz ist kurz, in der Mitte merklich
ausgeschnitten; das Gefieder ist sehr reichhaltig. Die Oberseite ist auf aschgrauem Grunde braun
gefleckt, die Unterseite ist aschgrau, seitlich rothbraun gefleckt; die weiße Kehle zeigt braune Muschel-
flecken; die Schwung- und Steuerfedern sind schwarzbraun, die letzteren mit weißen Spitzenflecken;
über den Flügel verlaufen zwei weiße Binden. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht in der
Färbung und Zeichnung. Die Jungen sind auf dem grauen Grunde oben rostgelb und schwärzlich
gefleckt und unten rostgelb, grau und grauschwarz gescheckt; die braunschwarzen Schwungfedern sind

Die Fänger. Singvögel. Flüevögel.
ſchwärzlichen Mondflecken gezeichnet; die Bruſtſeiten ſind roſtgelb und roſtbraun gemiſcht. Das Auge
iſt hellgelbbraun, der Oberſchnabel grauſchwarz, der Unterſchnabel, namentlich an der Wurzel, heller,
der Fuß ſchmuzig weißgelblich. Die Länge beträgt 4⅔ bis 5⅓ Zoll, die Fittiglänge 2 Zoll 7 Linien,
die Schwanzlänge 2 Zoll 5 bis 2 Zoll 7 Linien.

Ueber die Lebensweiſe dieſes ſchönen Vogels fehlen noch ausführliche Angaben. Radde,
welcher ihn ſehr häufig erlegte, hat es nicht für nöthig erachtet, uns Etwas mitzutheilen; er ſagt blos
das Folgende: „Dem weſtlichen, hochgebirgigen Theile meines Reiſegebiets fehlt dieſes Vögelchen wohl
ganz. Weder konnte ich es im Oſtſajan noch am Baikalſee auffinden; dagegen war es auf dem Zuge
am Tarei-Nor gar nicht ſelten. Schon zeitig, nämlich am 16. März, zeigten ſich hier die erſten Vor-
zügler; die Hauptzüge kamen aber erſt am 17. April an. Jm Herbſt ſah ich gar keine Berg-
braunellen, und erſt ein Jahr ſpäter, als im Burejagebirge der Herbſtzug ſchon abgeſchloſſen war und
Eis auf dem Amur ſich einſtellte, erlegte ich noch zwei Männchen, die ſich in den Uferweiden
tummelten.‟



Hoch oben in dem Alpengürtel der Schneegebirge Südſpaniens begegnete ich zu meiner Freude
zum erſtenmale einer mir bisher nur durch Beſchreibungen bekannt gewordenen Art der Familie, dem
auf allen Hochgebirgen Europas häufigen Alpenflüevogel (Accentor alpinus), der Stein-, Flüe-
oder Blümtlerche, dem Blütling, Berg-, Spitz- oder Gadenvogel, und wie er ſonſt noch
heißen mag. Bald raſch über die zerſtreut liegenden Felsblöcke hinweg gleitend, bald ſich zwiſchen
den duftigen Rosmarin- und Thymianbüſchen verbergend, bald auf einen größeren Block fliegend,
ſang er hier ſein leiſes, klangreiches Liedchen, trotz Sturmgebraus und Schneegeſtöber, wie es dort
oben uns oft umtobte in den Tagen des November. Der Vogel zog uns lebhaft an: er war auch jetzt
lebendig, behend und munter, wenig ſcheu, eher zutraulich, gewandt in ſeinen Bewegungen, anmuthig
in ſeinem Weſen. Einzeln oder in kleinen Geſellſchaften trafen wir ihn bis zu den Schneefeldern
hinauf, in weit größerer Anzahl aber auf den ſonnigen Gehängen der Südſeite des mächtigen Gebirges.
Hier ging er zuweilen auch tiefer hinab in die Thäler; ſein eigentliches Gebiet aber ſchien die Höhe zu
ſein, und namentlich gegen Abend flogen auch die zerſtreut da unten lebenden immer wieder nach oben
empor. Es verſammelten ſich dann die einzelnen Geſellſchaften auf ihren gemeinſchaftlichen Schlaf-
plätzen, auf oder an ſteilen Felſenwänden mit Löchern und Spalten oder einzelnen Büſchen und
Grasbüſcheln nämlich, auf denen auch die Alpenkrähen und Felſentauben ſich einfinden, um dort die
Nacht zu verbringen. Hier kletterte und ſuchte jeder einzelne Alpenflüevogel lange Zeit, bevor er ein
geſichertes Schlafplätzchen in einer Spalte, unter einem Geſimſe oder in einer Niſche fand. Am
frühen Morgen verließ der ganze Schwarm mit einem Male den Schlafplatz, zertheilte ſich in
kleinere Geſellſchaften, und jede von ihnen ging nun ihrem Tagewerke nach, ganz in der Weiſe, wie
frühere Beobachter es uns ſchilderten.

Der Alpenflüevogel, welcher die Sippe der Flüelerchen (Accentor) vertritt, hat mit einer
Lerche wirklich große Aehnlichkeit. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig ſtark, von oben und unten
etwas gekrümmt, zugeſpitzt, an den Seiten ſehr eingezogen, vorn ſchmal, an der Wurzel aber breiter
als hoch; die Füße ſind ſtämmig, dickzehig, die Krallen anſehnlich ſtark gekrümmt, aber ſtumpf, die
Flügel lang, in ihnen die dritte Schwinge die längſte; der Schwanz iſt kurz, in der Mitte merklich
ausgeſchnitten; das Gefieder iſt ſehr reichhaltig. Die Oberſeite iſt auf aſchgrauem Grunde braun
gefleckt, die Unterſeite iſt aſchgrau, ſeitlich rothbraun gefleckt; die weiße Kehle zeigt braune Muſchel-
flecken; die Schwung- und Steuerfedern ſind ſchwarzbraun, die letzteren mit weißen Spitzenflecken;
über den Flügel verlaufen zwei weiße Binden. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht in der
Färbung und Zeichnung. Die Jungen ſind auf dem grauen Grunde oben roſtgelb und ſchwärzlich
gefleckt und unten roſtgelb, grau und grauſchwarz geſcheckt; die braunſchwarzen Schwungfedern ſind

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[914/0962] Die Fänger. Singvögel. Flüevögel. ſchwärzlichen Mondflecken gezeichnet; die Bruſtſeiten ſind roſtgelb und roſtbraun gemiſcht. Das Auge iſt hellgelbbraun, der Oberſchnabel grauſchwarz, der Unterſchnabel, namentlich an der Wurzel, heller, der Fuß ſchmuzig weißgelblich. Die Länge beträgt 4⅔ bis 5⅓ Zoll, die Fittiglänge 2 Zoll 7 Linien, die Schwanzlänge 2 Zoll 5 bis 2 Zoll 7 Linien. Ueber die Lebensweiſe dieſes ſchönen Vogels fehlen noch ausführliche Angaben. Radde, welcher ihn ſehr häufig erlegte, hat es nicht für nöthig erachtet, uns Etwas mitzutheilen; er ſagt blos das Folgende: „Dem weſtlichen, hochgebirgigen Theile meines Reiſegebiets fehlt dieſes Vögelchen wohl ganz. Weder konnte ich es im Oſtſajan noch am Baikalſee auffinden; dagegen war es auf dem Zuge am Tarei-Nor gar nicht ſelten. Schon zeitig, nämlich am 16. März, zeigten ſich hier die erſten Vor- zügler; die Hauptzüge kamen aber erſt am 17. April an. Jm Herbſt ſah ich gar keine Berg- braunellen, und erſt ein Jahr ſpäter, als im Burejagebirge der Herbſtzug ſchon abgeſchloſſen war und Eis auf dem Amur ſich einſtellte, erlegte ich noch zwei Männchen, die ſich in den Uferweiden tummelten.‟ Hoch oben in dem Alpengürtel der Schneegebirge Südſpaniens begegnete ich zu meiner Freude zum erſtenmale einer mir bisher nur durch Beſchreibungen bekannt gewordenen Art der Familie, dem auf allen Hochgebirgen Europas häufigen Alpenflüevogel (Accentor alpinus), der Stein-, Flüe- oder Blümtlerche, dem Blütling, Berg-, Spitz- oder Gadenvogel, und wie er ſonſt noch heißen mag. Bald raſch über die zerſtreut liegenden Felsblöcke hinweg gleitend, bald ſich zwiſchen den duftigen Rosmarin- und Thymianbüſchen verbergend, bald auf einen größeren Block fliegend, ſang er hier ſein leiſes, klangreiches Liedchen, trotz Sturmgebraus und Schneegeſtöber, wie es dort oben uns oft umtobte in den Tagen des November. Der Vogel zog uns lebhaft an: er war auch jetzt lebendig, behend und munter, wenig ſcheu, eher zutraulich, gewandt in ſeinen Bewegungen, anmuthig in ſeinem Weſen. Einzeln oder in kleinen Geſellſchaften trafen wir ihn bis zu den Schneefeldern hinauf, in weit größerer Anzahl aber auf den ſonnigen Gehängen der Südſeite des mächtigen Gebirges. Hier ging er zuweilen auch tiefer hinab in die Thäler; ſein eigentliches Gebiet aber ſchien die Höhe zu ſein, und namentlich gegen Abend flogen auch die zerſtreut da unten lebenden immer wieder nach oben empor. Es verſammelten ſich dann die einzelnen Geſellſchaften auf ihren gemeinſchaftlichen Schlaf- plätzen, auf oder an ſteilen Felſenwänden mit Löchern und Spalten oder einzelnen Büſchen und Grasbüſcheln nämlich, auf denen auch die Alpenkrähen und Felſentauben ſich einfinden, um dort die Nacht zu verbringen. Hier kletterte und ſuchte jeder einzelne Alpenflüevogel lange Zeit, bevor er ein geſichertes Schlafplätzchen in einer Spalte, unter einem Geſimſe oder in einer Niſche fand. Am frühen Morgen verließ der ganze Schwarm mit einem Male den Schlafplatz, zertheilte ſich in kleinere Geſellſchaften, und jede von ihnen ging nun ihrem Tagewerke nach, ganz in der Weiſe, wie frühere Beobachter es uns ſchilderten. Der Alpenflüevogel, welcher die Sippe der Flüelerchen (Accentor) vertritt, hat mit einer Lerche wirklich große Aehnlichkeit. Der Schnabel iſt verhältnißmäßig ſtark, von oben und unten etwas gekrümmt, zugeſpitzt, an den Seiten ſehr eingezogen, vorn ſchmal, an der Wurzel aber breiter als hoch; die Füße ſind ſtämmig, dickzehig, die Krallen anſehnlich ſtark gekrümmt, aber ſtumpf, die Flügel lang, in ihnen die dritte Schwinge die längſte; der Schwanz iſt kurz, in der Mitte merklich ausgeſchnitten; das Gefieder iſt ſehr reichhaltig. Die Oberſeite iſt auf aſchgrauem Grunde braun gefleckt, die Unterſeite iſt aſchgrau, ſeitlich rothbraun gefleckt; die weiße Kehle zeigt braune Muſchel- flecken; die Schwung- und Steuerfedern ſind ſchwarzbraun, die letzteren mit weißen Spitzenflecken; über den Flügel verlaufen zwei weiße Binden. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht in der Färbung und Zeichnung. Die Jungen ſind auf dem grauen Grunde oben roſtgelb und ſchwärzlich gefleckt und unten roſtgelb, grau und grauſchwarz geſcheckt; die braunſchwarzen Schwungfedern ſind

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/962>, abgerufen am 22.11.2024.