ben; von dort her kommen auch die meisten Halsbandsittiche, welche wir in der Gefangenschaft sehen. Sie müssen sehr billig zu erwerben sein; denn sie kosten bei uns nur wenige Thaler.
Jch habe während meines Aufenthalts in Afrika wiederholt Halsbandsittiche gefangen gehalten, mich aber nicht besonders mit ihnen befreunden können. Ein Mal besaß ich achtzehn Stück von ihnen zu gleicher Zeit lebendig. Jch gewährte ihnen möglichste Freiheit, ließ sie in einem großen Zimmer fliegen, fütterte sie gut und hoffte den ganzen Trupp zu erhalten. Meine Erwartungen wurden jedoch aufs schmachvollste getäuscht: die Papageien fielen mörderisch über einander her und die Stärksten bissen die Schwächeren todt. Gewöhnlich brachen sie den Erlegten die Hirnschale auf und fraßen das Gehirn, ganz nach Art unserer Kohlmeise. Dagegen habe ich bei Vogelhändlern neuerdings wiederholt Dutzende dieser Vögel in engen Käfigen sitzen sehen und auf meine ausdrücklichen Fragen erfahren, daß diese in bester Eintracht zusammenleben. Von Liebhabern der Halsbandsittiche ist mir berichtet worden, daß sie, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, bald sehr zahm werden, großes Ver- ständniß für ihren Gebieter an den Tag legen, aber doch selten und immer nur in beschränktem Grade sprechen lernen. Die Schönheit des Gefieders ist auch bei ihnen das Anziehendste.
Bunter, jedoch nicht schöner, als der Halsbandsittich und sein indischer Verwandter, ist eine zweite Art unserer Sippe, der über Jndien und seine Jnseln weit verbreitete Bettet der Malaien (Pa- laeornis pondicerianus). Er kommt in der Größe dem afrikanischen Halsbandsittich ungefähr gleich, unterscheidet sich aber durch die Zeichnung seines Gefieders. Die grüne Färbung ist hier aller- dings auch vorherrschend, das zarte grauliche Rosenroth aber, welches bei den Vorigen das Halsband bildet, verbreitet sich über die ganze Brust und bei dem Männchen auch über den Oberkopf. Genauer ausgedrückt ist die Färbung folgende: Der ganze Mantel ist grün, der Nacken prächtig spangrün, der Rücken lauchgrün; die Flügelseiten sind gelblichgrün, weil hier alle Federn breitere oder schmälere gelbe Nänder haben; der Schwanz und die Schwingen sind auf der Oberseite blaugrün, auf der Unterseite dagegen gelbgrün. Auch der Bauch ist grün, aber viel blässer, als der Rücken. Von dieser Blätter- farbe sticht die Färbung des Kopfes und der Brust prächtig ab. Es ist schwer, die Farbenmischung beider Theile genau zu beschreiben; man kann nur sagen, daß die Federn des Kopfes eine bläuliche oder graulichrosenrothe Farbe zeigen, welche durch ein schmales Stirnband, die Wangenzeichnung und die scharf abgegrenzte Färbung des Nackens besonders hervorgehoben wird. Das Stirnband erstreckt sich bis zu den Augen und ist wie die seitlichen Bandflecken des Halses von mattschwarzer Farbe; die Brust endlich ist rosenroth oder blaßziegelroth, aber weil alle Federn schmale, graue Spitzenränder haben, wie mit einem grauen Duft überhaucht. Der Schnabel ist schwarz, der Fuß grünlichgelb, der Augenring gilblichgrau. Beide Geschlechter unterscheiden sich durch die Kopffärbung, welche bei den einen mehr in das Röthliche, bei den andern mehr in das Grünliche spielt. Jch habe die Vögel lebend vor mir, vermag aber nicht zu sagen, ob der rothköpfige, wie ich annehme, wirklich das Männ- chen oder ob er das Weibchen ist; denn beide sind eigentlich gleich schön gefärbt.
Da unser Sittich ziemlich oft lebend zu uns herüberkommt, dürfen wir annehmen, daß er weit verbreitet und in seiner Heimat nirgends selten ist. Dies bestätigt auch Bernstein, von welchem wir neuerdings eine genügende Lebensbeschreibung erhalten haben. "Obschon dieser Papagei", sagt er, "überall auf Java vorkommt, ist seine Verbreitung doch keine gleichmäßige; denn während man ihn in manchen Gegenden als gemeinen Vogel findet, muß man in andern oft lange nach ihm suchen. Vorzugsweise bewohnt er die heißesten niedrig gelegenen Gegenden, sowie die Vorgebirge bis in Höhen von 4000 Fuß; in den höheren Gebirgen hingegen würde man vergeblich nach ihm sich umsehen. Jn der Nähe meines Wohnorts habe ich ihn stets in großer Menge in den Kaffeepflanzungen angetroffen. Durch seine laute, kreischende Stimme verräth er sich bald und bleibt daher nicht leicht unbemerkt, ob- schon man ihn, da er sich in den dicht belaubten Baumkronen den Augen des Beobachters geschickt zu entziehen weiß, viel öfter hört, als sieht."
Knacker. Die Papageien. Sittiche.
ben; von dort her kommen auch die meiſten Halsbandſittiche, welche wir in der Gefangenſchaft ſehen. Sie müſſen ſehr billig zu erwerben ſein; denn ſie koſten bei uns nur wenige Thaler.
Jch habe während meines Aufenthalts in Afrika wiederholt Halsbandſittiche gefangen gehalten, mich aber nicht beſonders mit ihnen befreunden können. Ein Mal beſaß ich achtzehn Stück von ihnen zu gleicher Zeit lebendig. Jch gewährte ihnen möglichſte Freiheit, ließ ſie in einem großen Zimmer fliegen, fütterte ſie gut und hoffte den ganzen Trupp zu erhalten. Meine Erwartungen wurden jedoch aufs ſchmachvollſte getäuſcht: die Papageien fielen mörderiſch über einander her und die Stärkſten biſſen die Schwächeren todt. Gewöhnlich brachen ſie den Erlegten die Hirnſchale auf und fraßen das Gehirn, ganz nach Art unſerer Kohlmeiſe. Dagegen habe ich bei Vogelhändlern neuerdings wiederholt Dutzende dieſer Vögel in engen Käfigen ſitzen ſehen und auf meine ausdrücklichen Fragen erfahren, daß dieſe in beſter Eintracht zuſammenleben. Von Liebhabern der Halsbandſittiche iſt mir berichtet worden, daß ſie, wenn man ſich mit ihnen beſchäftigt, bald ſehr zahm werden, großes Ver- ſtändniß für ihren Gebieter an den Tag legen, aber doch ſelten und immer nur in beſchränktem Grade ſprechen lernen. Die Schönheit des Gefieders iſt auch bei ihnen das Anziehendſte.
Bunter, jedoch nicht ſchöner, als der Halsbandſittich und ſein indiſcher Verwandter, iſt eine zweite Art unſerer Sippe, der über Jndien und ſeine Jnſeln weit verbreitete Bettet der Malaien (Pa- laeornis pondicerianus). Er kommt in der Größe dem afrikaniſchen Halsbandſittich ungefähr gleich, unterſcheidet ſich aber durch die Zeichnung ſeines Gefieders. Die grüne Färbung iſt hier aller- dings auch vorherrſchend, das zarte grauliche Roſenroth aber, welches bei den Vorigen das Halsband bildet, verbreitet ſich über die ganze Bruſt und bei dem Männchen auch über den Oberkopf. Genauer ausgedrückt iſt die Färbung folgende: Der ganze Mantel iſt grün, der Nacken prächtig ſpangrün, der Rücken lauchgrün; die Flügelſeiten ſind gelblichgrün, weil hier alle Federn breitere oder ſchmälere gelbe Nänder haben; der Schwanz und die Schwingen ſind auf der Oberſeite blaugrün, auf der Unterſeite dagegen gelbgrün. Auch der Bauch iſt grün, aber viel bläſſer, als der Rücken. Von dieſer Blätter- farbe ſticht die Färbung des Kopfes und der Bruſt prächtig ab. Es iſt ſchwer, die Farbenmiſchung beider Theile genau zu beſchreiben; man kann nur ſagen, daß die Federn des Kopfes eine bläuliche oder graulichroſenrothe Farbe zeigen, welche durch ein ſchmales Stirnband, die Wangenzeichnung und die ſcharf abgegrenzte Färbung des Nackens beſonders hervorgehoben wird. Das Stirnband erſtreckt ſich bis zu den Augen und iſt wie die ſeitlichen Bandflecken des Halſes von mattſchwarzer Farbe; die Bruſt endlich iſt roſenroth oder blaßziegelroth, aber weil alle Federn ſchmale, graue Spitzenränder haben, wie mit einem grauen Duft überhaucht. Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß grünlichgelb, der Augenring gilblichgrau. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich durch die Kopffärbung, welche bei den einen mehr in das Röthliche, bei den andern mehr in das Grünliche ſpielt. Jch habe die Vögel lebend vor mir, vermag aber nicht zu ſagen, ob der rothköpfige, wie ich annehme, wirklich das Männ- chen oder ob er das Weibchen iſt; denn beide ſind eigentlich gleich ſchön gefärbt.
Da unſer Sittich ziemlich oft lebend zu uns herüberkommt, dürfen wir annehmen, daß er weit verbreitet und in ſeiner Heimat nirgends ſelten iſt. Dies beſtätigt auch Bernſtein, von welchem wir neuerdings eine genügende Lebensbeſchreibung erhalten haben. „Obſchon dieſer Papagei‟, ſagt er, „überall auf Java vorkommt, iſt ſeine Verbreitung doch keine gleichmäßige; denn während man ihn in manchen Gegenden als gemeinen Vogel findet, muß man in andern oft lange nach ihm ſuchen. Vorzugsweiſe bewohnt er die heißeſten niedrig gelegenen Gegenden, ſowie die Vorgebirge bis in Höhen von 4000 Fuß; in den höheren Gebirgen hingegen würde man vergeblich nach ihm ſich umſehen. Jn der Nähe meines Wohnorts habe ich ihn ſtets in großer Menge in den Kaffeepflanzungen angetroffen. Durch ſeine laute, kreiſchende Stimme verräth er ſich bald und bleibt daher nicht leicht unbemerkt, ob- ſchon man ihn, da er ſich in den dicht belaubten Baumkronen den Augen des Beobachters geſchickt zu entziehen weiß, viel öfter hört, als ſieht.‟
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[70/0086]
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Sie müſſen ſehr billig zu erwerben ſein; denn ſie koſten bei uns nur wenige Thaler.
Jch habe während meines Aufenthalts in Afrika wiederholt Halsbandſittiche gefangen gehalten,
mich aber nicht beſonders mit ihnen befreunden können. Ein Mal beſaß ich achtzehn Stück von ihnen
zu gleicher Zeit lebendig. Jch gewährte ihnen möglichſte Freiheit, ließ ſie in einem großen Zimmer
fliegen, fütterte ſie gut und hoffte den ganzen Trupp zu erhalten. Meine Erwartungen wurden jedoch
aufs ſchmachvollſte getäuſcht: die Papageien fielen mörderiſch über einander her und die Stärkſten
biſſen die Schwächeren todt. Gewöhnlich brachen ſie den Erlegten die Hirnſchale auf und fraßen das
Gehirn, ganz nach Art unſerer Kohlmeiſe. Dagegen habe ich bei Vogelhändlern neuerdings
wiederholt Dutzende dieſer Vögel in engen Käfigen ſitzen ſehen und auf meine ausdrücklichen Fragen
erfahren, daß dieſe in beſter Eintracht zuſammenleben. Von Liebhabern der Halsbandſittiche iſt mir
berichtet worden, daß ſie, wenn man ſich mit ihnen beſchäftigt, bald ſehr zahm werden, großes Ver-
ſtändniß für ihren Gebieter an den Tag legen, aber doch ſelten und immer nur in beſchränktem Grade
ſprechen lernen. Die Schönheit des Gefieders iſt auch bei ihnen das Anziehendſte.
Bunter, jedoch nicht ſchöner, als der Halsbandſittich und ſein indiſcher Verwandter, iſt eine zweite
Art unſerer Sippe, der über Jndien und ſeine Jnſeln weit verbreitete Bettet der Malaien (Pa-
laeornis pondicerianus). Er kommt in der Größe dem afrikaniſchen Halsbandſittich ungefähr gleich,
unterſcheidet ſich aber durch die Zeichnung ſeines Gefieders. Die grüne Färbung iſt hier aller-
dings auch vorherrſchend, das zarte grauliche Roſenroth aber, welches bei den Vorigen das Halsband
bildet, verbreitet ſich über die ganze Bruſt und bei dem Männchen auch über den Oberkopf. Genauer
ausgedrückt iſt die Färbung folgende: Der ganze Mantel iſt grün, der Nacken prächtig ſpangrün, der
Rücken lauchgrün; die Flügelſeiten ſind gelblichgrün, weil hier alle Federn breitere oder ſchmälere gelbe
Nänder haben; der Schwanz und die Schwingen ſind auf der Oberſeite blaugrün, auf der Unterſeite
dagegen gelbgrün. Auch der Bauch iſt grün, aber viel bläſſer, als der Rücken. Von dieſer Blätter-
farbe ſticht die Färbung des Kopfes und der Bruſt prächtig ab. Es iſt ſchwer, die Farbenmiſchung
beider Theile genau zu beſchreiben; man kann nur ſagen, daß die Federn des Kopfes eine bläuliche
oder graulichroſenrothe Farbe zeigen, welche durch ein ſchmales Stirnband, die Wangenzeichnung und
die ſcharf abgegrenzte Färbung des Nackens beſonders hervorgehoben wird. Das Stirnband erſtreckt
ſich bis zu den Augen und iſt wie die ſeitlichen Bandflecken des Halſes von mattſchwarzer Farbe; die
Bruſt endlich iſt roſenroth oder blaßziegelroth, aber weil alle Federn ſchmale, graue Spitzenränder
haben, wie mit einem grauen Duft überhaucht. Der Schnabel iſt ſchwarz, der Fuß grünlichgelb, der
Augenring gilblichgrau. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich durch die Kopffärbung, welche bei den
einen mehr in das Röthliche, bei den andern mehr in das Grünliche ſpielt. Jch habe die Vögel
lebend vor mir, vermag aber nicht zu ſagen, ob der rothköpfige, wie ich annehme, wirklich das Männ-
chen oder ob er das Weibchen iſt; denn beide ſind eigentlich gleich ſchön gefärbt.
Da unſer Sittich ziemlich oft lebend zu uns herüberkommt, dürfen wir annehmen, daß er weit
verbreitet und in ſeiner Heimat nirgends ſelten iſt. Dies beſtätigt auch Bernſtein, von welchem
wir neuerdings eine genügende Lebensbeſchreibung erhalten haben. „Obſchon dieſer Papagei‟, ſagt
er, „überall auf Java vorkommt, iſt ſeine Verbreitung doch keine gleichmäßige; denn während man
ihn in manchen Gegenden als gemeinen Vogel findet, muß man in andern oft lange nach ihm ſuchen.
Vorzugsweiſe bewohnt er die heißeſten niedrig gelegenen Gegenden, ſowie die Vorgebirge bis in Höhen
von 4000 Fuß; in den höheren Gebirgen hingegen würde man vergeblich nach ihm ſich umſehen. Jn
der Nähe meines Wohnorts habe ich ihn ſtets in großer Menge in den Kaffeepflanzungen angetroffen.
Durch ſeine laute, kreiſchende Stimme verräth er ſich bald und bleibt daher nicht leicht unbemerkt, ob-
ſchon man ihn, da er ſich in den dicht belaubten Baumkronen den Augen des Beobachters geſchickt zu
entziehen weiß, viel öfter hört, als ſieht.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/86>, abgerufen am 23.11.2024.
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