erscheint deswegen weich und voll. Die Schnabelwurzel wird von Borsten umgeben, welche aber gerade bei den Riesenbataras verhältnißmäßig wenig entwickelt sind.
Der Riesenbatara (Thamnophilus undulatus oder Thamnophilus Vigorsii) ist ein großer Vogel von 14 Zoll Länge, dessen Fittig 5 und dessen Schwanz 6 Zoll mißt. Das Gefieder des Männchens ist auf der ganzen Oberseite schwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und dem Schwanze fein weiß in die Quere gebändert, auf der Unterseite einfarbig bleigrau, etwas lichter an der Kehle. Das Weibchen ist gelbbraun, auf dem Scheitel schwarzbraun; der Rücken, die Flügel und der Schwanz sind abwechselnd gleich breit schwarz und rostgelb in die Quere gebändert.
Burmeister fand den Riesenbatara in den Gebirgswäldern der Jnseln Rio de Janeiro und St. Paulo, zuweilen dicht neben den Ortschaften. Der Vogel hüpft gewöhnlich in mäßiger Höhe im Gezweig herum und läßt nur selten einen einfachen Laut hören, welcher einige Male wiederholt wird. Vor dem Menschen zeigt er keine Scheu, läßt vielmehr den Schützen nahe an sich herankommen.
Ueber andere Arten haben uns Azara und der Prinz von Wied besser unterrichtet. Die Bataras stehen in Gestalt und Bildung in der Mitte zwischen den Würgern und den Ameisendrosseln. Sie haben in der Hauptsache die Lebensart der letzteren, doch sieht man sie fast nur auf den Zweigen und wenig auf dem Boden. Sie sind meist Vögel der Urwälder, welche einsam und still, zum Theil in dichten, dunkeln Gebüschen, zum Theil in den finstern Laubmassen des Urwalds leben. Die größe- ren Arten finden sich wohl auch in offenen Gegenden, ohne jedoch hier die Buschinseln zu verlassen; denn sie entfernen sich, wie Azara uns mittheilt, nur in den Morgen- und Abendstunden minuten- lang von ihren Aufenthaltsorten. Alle Arten leben paarweise, jahraus, jahrein an ein und derselben Stelle, selten in Gesellschaft anderer Vögel. Sie fliegen wenig, höchstens von einem Busch zum andern. Jhre Stimme ist immer laut, aber bald einfach, bald höchst sonderbar. Die verschiedenen Arten ähneln sich hinsichtlich des Locktons, so daß es schwer hält, sie nach diesem zu unterscheiden. Einige wiederholen oft nach einander eine einzige Silbe, welche Azara durch "Ta" wiedergibt; der Schrei Anderer klingt, nach Angabe des Prinzen, "als wenn man eine Kugel auf einen Stein oder einen andern harten Körper fallen läßt, von welchem sie immer wieder in die Höhe springt; die Laute fallen jedoch immer mehr von der Höhe zur Tiefe herab, und ihnen folgt am Schlusse ein tiefer, starker Baßton". Bei einigen Arten durchläuft das Geschrei in dieser Weise eine Oktave.
Die Nahrung besteht fast ausschließlich in Kerbthieren, welche von den Zweigen abgelesen oder vom Boden aufgenommen werden. Nach Würgerart aber fallen sie auch kleine Wirbelthiere, nament- lich Lurche, Nestvögel und Mäuse, räuberisch an.
Das Nest steht in dem dichtesten Gebüsch, immer wohl verborgen, so daß es sehr schwer hält, es aufzufinden. Der Prinz bediente sich zum Suchen desselben der Mithilfe der Botokuden, aber auch diesen scharfsinnigen Kindern des Urwaldes gelang die Entdeckung nicht immer. Diejenigen Nester, welche aufgefunden wurden, waren verhältnißmäßig klein, einfach und nachläßig gebaut. Mos und Halme bildeten den Außenbau, Federn die innere Ausfütterung. Die Eier, welche im Dezember gefunden wurden, waren auf schmuzig gelblichem Grunde mit olivenbraunen Flecken gezeichnet, welche am stumpfen Ende sich zu einem Kranze vereinigten.
Burmeister nennt den Riesenbatara einen dreisten Vogel; andere Arten dagegen ziehen sich sogleich in die dichtesten Schlupfwinkel zurück, sobald sie etwas Fremdartiges bemerken. Deshalb lassen sich die einen ohne Mühe, die andern nur sehr schwer beobachten. Jn der Gefangenschaft scheinen sie noch niemals gehalten worden zu sein.
Ueber Afrika, Südasien und Neuholland verbreitet sich eine Familie von Vögeln, welche gewisser- maßen eine Mittelstellung einnehmen zwischen den Würgern und den Fliegenfängern: die Würger- schnäpper oder Drongos (Edolii). Alle zu derselben zählenden Vögel sind gestreckt gebaut, lang-
Würgatzel. Rieſenbatara.
erſcheint deswegen weich und voll. Die Schnabelwurzel wird von Borſten umgeben, welche aber gerade bei den Rieſenbataras verhältnißmäßig wenig entwickelt ſind.
Der Rieſenbatara (Thamnophilus undulatus oder Thamnophilus Vigorsii) iſt ein großer Vogel von 14 Zoll Länge, deſſen Fittig 5 und deſſen Schwanz 6 Zoll mißt. Das Gefieder des Männchens iſt auf der ganzen Oberſeite ſchwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und dem Schwanze fein weiß in die Quere gebändert, auf der Unterſeite einfarbig bleigrau, etwas lichter an der Kehle. Das Weibchen iſt gelbbraun, auf dem Scheitel ſchwarzbraun; der Rücken, die Flügel und der Schwanz ſind abwechſelnd gleich breit ſchwarz und roſtgelb in die Quere gebändert.
Burmeiſter fand den Rieſenbatara in den Gebirgswäldern der Jnſeln Rio de Janeiro und St. Paulo, zuweilen dicht neben den Ortſchaften. Der Vogel hüpft gewöhnlich in mäßiger Höhe im Gezweig herum und läßt nur ſelten einen einfachen Laut hören, welcher einige Male wiederholt wird. Vor dem Menſchen zeigt er keine Scheu, läßt vielmehr den Schützen nahe an ſich herankommen.
Ueber andere Arten haben uns Azara und der Prinz von Wied beſſer unterrichtet. Die Bataras ſtehen in Geſtalt und Bildung in der Mitte zwiſchen den Würgern und den Ameiſendroſſeln. Sie haben in der Hauptſache die Lebensart der letzteren, doch ſieht man ſie faſt nur auf den Zweigen und wenig auf dem Boden. Sie ſind meiſt Vögel der Urwälder, welche einſam und ſtill, zum Theil in dichten, dunkeln Gebüſchen, zum Theil in den finſtern Laubmaſſen des Urwalds leben. Die größe- ren Arten finden ſich wohl auch in offenen Gegenden, ohne jedoch hier die Buſchinſeln zu verlaſſen; denn ſie entfernen ſich, wie Azara uns mittheilt, nur in den Morgen- und Abendſtunden minuten- lang von ihren Aufenthaltsorten. Alle Arten leben paarweiſe, jahraus, jahrein an ein und derſelben Stelle, ſelten in Geſellſchaft anderer Vögel. Sie fliegen wenig, höchſtens von einem Buſch zum andern. Jhre Stimme iſt immer laut, aber bald einfach, bald höchſt ſonderbar. Die verſchiedenen Arten ähneln ſich hinſichtlich des Locktons, ſo daß es ſchwer hält, ſie nach dieſem zu unterſcheiden. Einige wiederholen oft nach einander eine einzige Silbe, welche Azara durch „Ta‟ wiedergibt; der Schrei Anderer klingt, nach Angabe des Prinzen, „als wenn man eine Kugel auf einen Stein oder einen andern harten Körper fallen läßt, von welchem ſie immer wieder in die Höhe ſpringt; die Laute fallen jedoch immer mehr von der Höhe zur Tiefe herab, und ihnen folgt am Schluſſe ein tiefer, ſtarker Baßton‟. Bei einigen Arten durchläuft das Geſchrei in dieſer Weiſe eine Oktave.
Die Nahrung beſteht faſt ausſchließlich in Kerbthieren, welche von den Zweigen abgeleſen oder vom Boden aufgenommen werden. Nach Würgerart aber fallen ſie auch kleine Wirbelthiere, nament- lich Lurche, Neſtvögel und Mäuſe, räuberiſch an.
Das Neſt ſteht in dem dichteſten Gebüſch, immer wohl verborgen, ſo daß es ſehr ſchwer hält, es aufzufinden. Der Prinz bediente ſich zum Suchen deſſelben der Mithilfe der Botokuden, aber auch dieſen ſcharfſinnigen Kindern des Urwaldes gelang die Entdeckung nicht immer. Diejenigen Neſter, welche aufgefunden wurden, waren verhältnißmäßig klein, einfach und nachläßig gebaut. Mos und Halme bildeten den Außenbau, Federn die innere Ausfütterung. Die Eier, welche im Dezember gefunden wurden, waren auf ſchmuzig gelblichem Grunde mit olivenbraunen Flecken gezeichnet, welche am ſtumpfen Ende ſich zu einem Kranze vereinigten.
Burmeiſter nennt den Rieſenbatara einen dreiſten Vogel; andere Arten dagegen ziehen ſich ſogleich in die dichteſten Schlupfwinkel zurück, ſobald ſie etwas Fremdartiges bemerken. Deshalb laſſen ſich die einen ohne Mühe, die andern nur ſehr ſchwer beobachten. Jn der Gefangenſchaft ſcheinen ſie noch niemals gehalten worden zu ſein.
Ueber Afrika, Südaſien und Neuholland verbreitet ſich eine Familie von Vögeln, welche gewiſſer- maßen eine Mittelſtellung einnehmen zwiſchen den Würgern und den Fliegenfängern: die Würger- ſchnäpper oder Drongos (Edolii). Alle zu derſelben zählenden Vögel ſind geſtreckt gebaut, lang-
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Würgatzel. Rieſenbatara.
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gerade bei den Rieſenbataras verhältnißmäßig wenig entwickelt ſind.
Der Rieſenbatara (Thamnophilus undulatus oder Thamnophilus Vigorsii) iſt ein großer
Vogel von 14 Zoll Länge, deſſen Fittig 5 und deſſen Schwanz 6 Zoll mißt. Das Gefieder des
Männchens iſt auf der ganzen Oberſeite ſchwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und dem Schwanze
fein weiß in die Quere gebändert, auf der Unterſeite einfarbig bleigrau, etwas lichter an der Kehle.
Das Weibchen iſt gelbbraun, auf dem Scheitel ſchwarzbraun; der Rücken, die Flügel und der Schwanz
ſind abwechſelnd gleich breit ſchwarz und roſtgelb in die Quere gebändert.
Burmeiſter fand den Rieſenbatara in den Gebirgswäldern der Jnſeln Rio de Janeiro und
St. Paulo, zuweilen dicht neben den Ortſchaften. Der Vogel hüpft gewöhnlich in mäßiger Höhe im
Gezweig herum und läßt nur ſelten einen einfachen Laut hören, welcher einige Male wiederholt wird.
Vor dem Menſchen zeigt er keine Scheu, läßt vielmehr den Schützen nahe an ſich herankommen.
Ueber andere Arten haben uns Azara und der Prinz von Wied beſſer unterrichtet. Die
Bataras ſtehen in Geſtalt und Bildung in der Mitte zwiſchen den Würgern und den Ameiſendroſſeln.
Sie haben in der Hauptſache die Lebensart der letzteren, doch ſieht man ſie faſt nur auf den Zweigen
und wenig auf dem Boden. Sie ſind meiſt Vögel der Urwälder, welche einſam und ſtill, zum Theil in
dichten, dunkeln Gebüſchen, zum Theil in den finſtern Laubmaſſen des Urwalds leben. Die größe-
ren Arten finden ſich wohl auch in offenen Gegenden, ohne jedoch hier die Buſchinſeln zu verlaſſen;
denn ſie entfernen ſich, wie Azara uns mittheilt, nur in den Morgen- und Abendſtunden minuten-
lang von ihren Aufenthaltsorten. Alle Arten leben paarweiſe, jahraus, jahrein an ein und derſelben
Stelle, ſelten in Geſellſchaft anderer Vögel. Sie fliegen wenig, höchſtens von einem Buſch zum
andern. Jhre Stimme iſt immer laut, aber bald einfach, bald höchſt ſonderbar. Die verſchiedenen
Arten ähneln ſich hinſichtlich des Locktons, ſo daß es ſchwer hält, ſie nach dieſem zu unterſcheiden.
Einige wiederholen oft nach einander eine einzige Silbe, welche Azara durch „Ta‟ wiedergibt; der
Schrei Anderer klingt, nach Angabe des Prinzen, „als wenn man eine Kugel auf einen Stein oder
einen andern harten Körper fallen läßt, von welchem ſie immer wieder in die Höhe ſpringt; die Laute
fallen jedoch immer mehr von der Höhe zur Tiefe herab, und ihnen folgt am Schluſſe ein tiefer, ſtarker
Baßton‟. Bei einigen Arten durchläuft das Geſchrei in dieſer Weiſe eine Oktave.
Die Nahrung beſteht faſt ausſchließlich in Kerbthieren, welche von den Zweigen abgeleſen oder
vom Boden aufgenommen werden. Nach Würgerart aber fallen ſie auch kleine Wirbelthiere, nament-
lich Lurche, Neſtvögel und Mäuſe, räuberiſch an.
Das Neſt ſteht in dem dichteſten Gebüſch, immer wohl verborgen, ſo daß es ſehr ſchwer hält, es
aufzufinden. Der Prinz bediente ſich zum Suchen deſſelben der Mithilfe der Botokuden, aber auch
dieſen ſcharfſinnigen Kindern des Urwaldes gelang die Entdeckung nicht immer. Diejenigen Neſter,
welche aufgefunden wurden, waren verhältnißmäßig klein, einfach und nachläßig gebaut. Mos und
Halme bildeten den Außenbau, Federn die innere Ausfütterung. Die Eier, welche im Dezember
gefunden wurden, waren auf ſchmuzig gelblichem Grunde mit olivenbraunen Flecken gezeichnet, welche
am ſtumpfen Ende ſich zu einem Kranze vereinigten.
Burmeiſter nennt den Rieſenbatara einen dreiſten Vogel; andere Arten dagegen ziehen ſich
ſogleich in die dichteſten Schlupfwinkel zurück, ſobald ſie etwas Fremdartiges bemerken. Deshalb
laſſen ſich die einen ohne Mühe, die andern nur ſehr ſchwer beobachten. Jn der Gefangenſchaft
ſcheinen ſie noch niemals gehalten worden zu ſein.
Ueber Afrika, Südaſien und Neuholland verbreitet ſich eine Familie von Vögeln, welche gewiſſer-
maßen eine Mittelſtellung einnehmen zwiſchen den Würgern und den Fliegenfängern: die Würger-
ſchnäpper oder Drongos (Edolii). Alle zu derſelben zählenden Vögel ſind geſtreckt gebaut, lang-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/753>, abgerufen am 22.11.2024.
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