Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.Geierbussard. dem Fleische todter Thiere und von Seegeschöpfen. Auf einzelnen Jnseln muß ihnen das Meer ihregesammte Nahrung liefern. Sie sind nichts weniger als scheu, vielmehr furchtlos im hohen Grade und durchsuchen die nächste Nachbarschaft der Häuser ungescheut nach Auswurf aller Art. Wenn eine Jagdgesellschaft ein Thier tödtet, versammelt sich bald eine Anzahl von ihnen über der Leiche und wartet, auf der Erde sitzend, geduldig, ob nicht Etwas für sie abfällt. Sie greifen aber gern auch verwundete Thiere an: eine Scharbe, welche sich in diesem Zustande nach dem Ufer geflüchtet hatte, wurde augenblicklich von mehreren gepackt und getödtet oder der Tod wenigstens durch Schnabelhiebe der Räuber beschleunigt. Die Offiziere eines Kriegsschiffes, welche im Winter auf den Falklands- inseln waren, erwähnen mehrere Beispiele von der ungewöhnlichen Kühnheit und Raubsucht der Vögel. So fielen diese über einen Hund her, welcher fest schlafend nahe bei Einem aus der Gesellschaft lag, und bei ihren Jagden konnten die Schützen nur mit Mühe verhindern, daß die Geierfalken die von ihnen verwundeten Gänse vor ihren Augen ergriffen. Vor der Mündung eines Kaninchenbaues sollen oft mehrere von ihnen warten und dann gemeinschaftlich das Thier ergreifen, sobald es heraus- kommt. Um den Bord des Schisses flogen sie, so lange dasselbe im Hafen lag, fortwährend herum, und man mußte gute Wache halten, um zu verhüten, daß sie das Leder vom Tauwerk riffen und das Fleisch und Wildpret vom Hintertheil des Schiffes stahlen." Daß sie Verwundete ihrer eigenen Art nicht verschonen, sondern im Gegentheil wüthend anfallen, tödten und fressen, erfuhr Abbott. "Sie sind äußerst lebhaft und auch ungemein neugierig; sie ergreifen fast Alles, was auf dem Boden liegt: ein großer, schwarzer, lackirter Hut wurde von ihnen beinahe eine Meile weit weggeschleppt, und ein paar schwarze Bälle, wie man sie zum Fang des Rindviehs braucht, ebenso. Herr Usborne erfuhr während der Küstenaufnahme einen bedeutenderen Verlust, weil ihm die Geierfalken einen kleinen Kompaß mit sammt der Büchse, in welcher er stak, wegstahlen und soweit forttrugen, daß er niemals wieder aufgefunden werden konnte. Außerdem sind die Vögel überaus streitsüchtig und so leiden- schaftlich, daß sie zuweilen aus Wuth mit ihrem Schnabel das Gras ausreißen." Trotzdem zeigen sie sich feig, wenn ein muthiges Thier ihnen gegenübertritt: Abbott sah, daß ein Austernfischer den Geierbussard vertrieb, als dieser die Eier des Strandvogels wegstehlen wollte. Auf dem Boden laufen sie mit auffallender Schnelligkeit dahin, so gewandt fast wie Fasane, und dann sind sie eine schmucke Erscheinung, während sie im Sitzen weniger edel aussehen und wenn sie gefressen haben, wegen des weit hervortretenden Kopfes geradezu häßlich sind. Jhr Flug ist schwerfällig und plump; sie erheben sich deshalb auch nicht gern in die Luft, sondern bewegen sich mehr laufend als fliegend. Auch sie sind lärmend und stoßen häufig mehrere harsche Töne aus, welche so an das Krächzen der Krähen erinnern, daß die Robbenfänger die Geierbussarde geradezu Krähen nennen. Beim Schreien werfen sie wie andere Arten der Familie ihren Kopf nach oben und hinten. Der Horst wird auf den felsigen Klippen der Seeküste angelegt; er besteht gewöhnlich aus abgestorbenen Halmen des "Tussac"-Grases und ist innerlich oft mit Wolle ausgekleidet. Die zwei, ausnahmsweise auch drei Eier des Geleges findet man in der ersten Woche des Novembers. Die Eier sind rundlich, und auf braunem Grunde mit dunkleren Flecken, Strichen und Schmitzen gezeichnet. Nach Abbott's Angabe erhalten die Jungen erst im zweiten Lebensjahre das ausgefärbte Kleid. Gefangene Geierbussarde sind selten in unseren Thiergärten; ich habe sie nur in London gesehen. Die verbreitetste Art der Familie ist der Carancho oder Traro (Polyborus vulgaris oder P. bra- Geierbuſſard. dem Fleiſche todter Thiere und von Seegeſchöpfen. Auf einzelnen Jnſeln muß ihnen das Meer ihregeſammte Nahrung liefern. Sie ſind nichts weniger als ſcheu, vielmehr furchtlos im hohen Grade und durchſuchen die nächſte Nachbarſchaft der Häuſer ungeſcheut nach Auswurf aller Art. Wenn eine Jagdgeſellſchaft ein Thier tödtet, verſammelt ſich bald eine Anzahl von ihnen über der Leiche und wartet, auf der Erde ſitzend, geduldig, ob nicht Etwas für ſie abfällt. Sie greifen aber gern auch verwundete Thiere an: eine Scharbe, welche ſich in dieſem Zuſtande nach dem Ufer geflüchtet hatte, wurde augenblicklich von mehreren gepackt und getödtet oder der Tod wenigſtens durch Schnabelhiebe der Räuber beſchleunigt. Die Offiziere eines Kriegsſchiffes, welche im Winter auf den Falklands- inſeln waren, erwähnen mehrere Beiſpiele von der ungewöhnlichen Kühnheit und Raubſucht der Vögel. So fielen dieſe über einen Hund her, welcher feſt ſchlafend nahe bei Einem aus der Geſellſchaft lag, und bei ihren Jagden konnten die Schützen nur mit Mühe verhindern, daß die Geierfalken die von ihnen verwundeten Gänſe vor ihren Augen ergriffen. Vor der Mündung eines Kaninchenbaues ſollen oft mehrere von ihnen warten und dann gemeinſchaftlich das Thier ergreifen, ſobald es heraus- kommt. Um den Bord des Schiſſes flogen ſie, ſo lange daſſelbe im Hafen lag, fortwährend herum, und man mußte gute Wache halten, um zu verhüten, daß ſie das Leder vom Tauwerk riffen und das Fleiſch und Wildpret vom Hintertheil des Schiffes ſtahlen.‟ Daß ſie Verwundete ihrer eigenen Art nicht verſchonen, ſondern im Gegentheil wüthend anfallen, tödten und freſſen, erfuhr Abbott. „Sie ſind äußerſt lebhaft und auch ungemein neugierig; ſie ergreifen faſt Alles, was auf dem Boden liegt: ein großer, ſchwarzer, lackirter Hut wurde von ihnen beinahe eine Meile weit weggeſchleppt, und ein paar ſchwarze Bälle, wie man ſie zum Fang des Rindviehs braucht, ebenſo. Herr Usborne erfuhr während der Küſtenaufnahme einen bedeutenderen Verluſt, weil ihm die Geierfalken einen kleinen Kompaß mit ſammt der Büchſe, in welcher er ſtak, wegſtahlen und ſoweit forttrugen, daß er niemals wieder aufgefunden werden konnte. Außerdem ſind die Vögel überaus ſtreitſüchtig und ſo leiden- ſchaftlich, daß ſie zuweilen aus Wuth mit ihrem Schnabel das Gras ausreißen.‟ Trotzdem zeigen ſie ſich feig, wenn ein muthiges Thier ihnen gegenübertritt: Abbott ſah, daß ein Auſternfiſcher den Geierbuſſard vertrieb, als dieſer die Eier des Strandvogels wegſtehlen wollte. Auf dem Boden laufen ſie mit auffallender Schnelligkeit dahin, ſo gewandt faſt wie Faſane, und dann ſind ſie eine ſchmucke Erſcheinung, während ſie im Sitzen weniger edel ausſehen und wenn ſie gefreſſen haben, wegen des weit hervortretenden Kopfes geradezu häßlich ſind. Jhr Flug iſt ſchwerfällig und plump; ſie erheben ſich deshalb auch nicht gern in die Luft, ſondern bewegen ſich mehr laufend als fliegend. Auch ſie ſind lärmend und ſtoßen häufig mehrere harſche Töne aus, welche ſo an das Krächzen der Krähen erinnern, daß die Robbenfänger die Geierbuſſarde geradezu Krähen nennen. Beim Schreien werfen ſie wie andere Arten der Familie ihren Kopf nach oben und hinten. Der Horſt wird auf den felſigen Klippen der Seeküſte angelegt; er beſteht gewöhnlich aus abgeſtorbenen Halmen des „Tuſſac‟-Graſes und iſt innerlich oft mit Wolle ausgekleidet. Die zwei, ausnahmsweiſe auch drei Eier des Geleges findet man in der erſten Woche des Novembers. Die Eier ſind rundlich, und auf braunem Grunde mit dunkleren Flecken, Strichen und Schmitzen gezeichnet. Nach Abbott’s Angabe erhalten die Jungen erſt im zweiten Lebensjahre das ausgefärbte Kleid. Gefangene Geierbuſſarde ſind ſelten in unſeren Thiergärten; ich habe ſie nur in London geſehen. Die verbreitetſte Art der Familie iſt der Carancho oder Traro (Polyborus vulgaris oder P. bra- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0557" n="525"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Geierbuſſard.</hi></fw><lb/> dem Fleiſche todter Thiere und von Seegeſchöpfen. 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Geierbuſſard.
dem Fleiſche todter Thiere und von Seegeſchöpfen. Auf einzelnen Jnſeln muß ihnen das Meer ihre
geſammte Nahrung liefern. Sie ſind nichts weniger als ſcheu, vielmehr furchtlos im hohen Grade
und durchſuchen die nächſte Nachbarſchaft der Häuſer ungeſcheut nach Auswurf aller Art. Wenn eine
Jagdgeſellſchaft ein Thier tödtet, verſammelt ſich bald eine Anzahl von ihnen über der Leiche und
wartet, auf der Erde ſitzend, geduldig, ob nicht Etwas für ſie abfällt. Sie greifen aber gern auch
verwundete Thiere an: eine Scharbe, welche ſich in dieſem Zuſtande nach dem Ufer geflüchtet hatte,
wurde augenblicklich von mehreren gepackt und getödtet oder der Tod wenigſtens durch Schnabelhiebe
der Räuber beſchleunigt. Die Offiziere eines Kriegsſchiffes, welche im Winter auf den Falklands-
inſeln waren, erwähnen mehrere Beiſpiele von der ungewöhnlichen Kühnheit und Raubſucht der Vögel.
So fielen dieſe über einen Hund her, welcher feſt ſchlafend nahe bei Einem aus der Geſellſchaft lag,
und bei ihren Jagden konnten die Schützen nur mit Mühe verhindern, daß die Geierfalken die von
ihnen verwundeten Gänſe vor ihren Augen ergriffen. Vor der Mündung eines Kaninchenbaues
ſollen oft mehrere von ihnen warten und dann gemeinſchaftlich das Thier ergreifen, ſobald es heraus-
kommt. Um den Bord des Schiſſes flogen ſie, ſo lange daſſelbe im Hafen lag, fortwährend herum,
und man mußte gute Wache halten, um zu verhüten, daß ſie das Leder vom Tauwerk riffen und das
Fleiſch und Wildpret vom Hintertheil des Schiffes ſtahlen.‟ Daß ſie Verwundete ihrer eigenen Art
nicht verſchonen, ſondern im Gegentheil wüthend anfallen, tödten und freſſen, erfuhr Abbott. „Sie
ſind äußerſt lebhaft und auch ungemein neugierig; ſie ergreifen faſt Alles, was auf dem Boden liegt:
ein großer, ſchwarzer, lackirter Hut wurde von ihnen beinahe eine Meile weit weggeſchleppt, und ein
paar ſchwarze Bälle, wie man ſie zum Fang des Rindviehs braucht, ebenſo. Herr Usborne erfuhr
während der Küſtenaufnahme einen bedeutenderen Verluſt, weil ihm die Geierfalken einen kleinen
Kompaß mit ſammt der Büchſe, in welcher er ſtak, wegſtahlen und ſoweit forttrugen, daß er niemals
wieder aufgefunden werden konnte. Außerdem ſind die Vögel überaus ſtreitſüchtig und ſo leiden-
ſchaftlich, daß ſie zuweilen aus Wuth mit ihrem Schnabel das Gras ausreißen.‟ Trotzdem zeigen ſie
ſich feig, wenn ein muthiges Thier ihnen gegenübertritt: Abbott ſah, daß ein Auſternfiſcher den
Geierbuſſard vertrieb, als dieſer die Eier des Strandvogels wegſtehlen wollte. Auf dem Boden laufen
ſie mit auffallender Schnelligkeit dahin, ſo gewandt faſt wie Faſane, und dann ſind ſie eine ſchmucke
Erſcheinung, während ſie im Sitzen weniger edel ausſehen und wenn ſie gefreſſen haben, wegen des
weit hervortretenden Kopfes geradezu häßlich ſind. Jhr Flug iſt ſchwerfällig und plump; ſie erheben
ſich deshalb auch nicht gern in die Luft, ſondern bewegen ſich mehr laufend als fliegend. Auch ſie
ſind lärmend und ſtoßen häufig mehrere harſche Töne aus, welche ſo an das Krächzen der Krähen
erinnern, daß die Robbenfänger die Geierbuſſarde geradezu Krähen nennen. Beim Schreien werfen
ſie wie andere Arten der Familie ihren Kopf nach oben und hinten. Der Horſt wird auf den felſigen
Klippen der Seeküſte angelegt; er beſteht gewöhnlich aus abgeſtorbenen Halmen des „Tuſſac‟-Graſes
und iſt innerlich oft mit Wolle ausgekleidet. Die zwei, ausnahmsweiſe auch drei Eier des Geleges
findet man in der erſten Woche des Novembers. Die Eier ſind rundlich, und auf braunem Grunde
mit dunkleren Flecken, Strichen und Schmitzen gezeichnet. Nach Abbott’s Angabe erhalten die
Jungen erſt im zweiten Lebensjahre das ausgefärbte Kleid.
Gefangene Geierbuſſarde ſind ſelten in unſeren Thiergärten; ich habe ſie nur in London geſehen.
Die verbreitetſte Art der Familie iſt der Carancho oder Traro (Polyborus vulgaris oder P. bra-
siliensis). Er iſt es, welcher von Florida an bis zur Südſpitze Amerikas in allen Ebenen häufig
gefunden wird. Die Sippe, welche er vertritt, kennzeichnet ſich durch ſchlanken Leib, lange und kräftige
Flügel, welche, zuſammengelegt, beinahe das Ende des Schwanzes erreichen und in denen die dritte
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