ihrem Gefieder so täuschend, daß sie des verdeckenden Getreides nicht bedarf. Mir ist es vorgekom- men, daß sie schon auf zehn Schritt Entfernung dem Auge vollständig zu entschwinden wußte, indem sie sich einfach niederduckte. Jn Nordspanien wandert die Kalandrelle mit Beginn des Frühlings in ungeheuren Scharen ein; diese zertheilen sich rasch in Paare; jedes von ihnen erwählt sich ein kleines Gebiet, und hier verbringt es den Sommer.
Flug und Betragen haben manches Eigenthümliche; im ganzen ist jedoch auch die Kalandrelle eine echte Lerche. Jm Flug beschreibt sie in der Luft unregelmäßige Bogen; beim Emporsteigen klet- tert sie, um mich so auszudrücken, in schiefer Linie empor, beim Herabkommen läßt sie sich einfach zur Erde herabfallen. Sie singt im Fliegen, oft aber auch im Sitzen. Der Gesang ist, wie Homeyer sehr richtig sagt, "lauter Stückwerk, nichts Zusammenhängendes". Er ähnelt aber doch dem unserer Feldlerche. "Es gehen langgezogene Töne voran, denen sehr schnell gegebene Nachsätze folgen, welche weder im Wohllaut, noch im Tonfall zum Gesange passen. Die langgezogenen Flötentöne sind schreiend, die Schlußstrophen hölzern und ohne Klang. Dabei werden einige Strophen ganz genau oder nur mit Abänderung des Schlusses bis zum Ueberdruß wohl zehn- bis zwanzigmal wieder- holt, und man wird dadurch an die langweilige Sangesweise mancher schlecht fingenden Hauben- lerchen erinnert. Trotz alledem besitzt auch diese Lerche große Fertigkeit im Nachahmen fremder Vogelstimmen."
Das Nest ist ebenso kunstlos und ebenso wohl verborgen, wie das anderer Lerchen. Die Eier sind auf lichtgelblichem oder grauem Grunde mit schwach röthlichbraunen und deutlichen Punkten gezeichnet, wie es scheint, aber großen Veränderungen unterworfen.
Anfang Septembers scharen sich die Kalandrellen zu Flügen zusammen, welche bald förmliche Heeresmassen werden, und wandern nun nach Süden. Sie erscheinen in den waldigen Steppen des innern Afrika in ganz ungeheuren Scharen, welche auf halbe Stunden hin und im buchstäblichen Sinne des Wortes den Boden bedecken oder beim Auffliegen Wolken bilden. Ganz so ist es nach Jerdon in Jndien, woselbst die aus Mittelasien wandernden Kalandrellen regelmäßig im Oktober und November eintreffen und bis zum April verweilen. Dieser Gewährsmann versichert, daß er mit einem Doppelschusse seines Gewehres zwölf Dutzend Kalandrellen erlegt habe, und für mich, der ich die Heermassen derselben Vögel im innern Afrika gesehen habe, hat die Angabe durchaus nichts Un- wahrscheinliches. Auch in Spanien werden die Thierchen zu Hunderten und Tausenden erlegt und gefangen. Demungeachtet gleicht ihre starke Vermehrung ihre Verluste rasch wieder aus.
Der Kalanderlerche sehr nahe verwandt ist eine, den Steppen Jnnerasiens angehörige, durch ihre Färbung sehr auffallende Lerche, welche man bezeichnend Mohrenlerche genannt hat. Sie unter- scheidet sich in der Gestalt durch ihren dicken, finkenartigen Schnabel und ist deswegen zum Vertreter einer eigenen Sippe (Saxilauda) erhoben worden.
Die Mohrenlerche (Saxilauda tatarica) kommt in der Größe der Kalanderlerche gleich: sie ist 71/2 bis 8 Zoll lang; die Fittiglänge beträgt 51/2, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder des alten Männchens ist kohlschwarz, nach der Mauser auf dem Rücken und der Unterseite weißlich überflogen, ja selbst weißscheckig, weil alle Federn lichter gerandet sind, und diese Ränder sich erst abnutzen müssen, bevor die schwarze Farbe zur Geltung kommt. Der Schnabel ist gelb, etwas dunkler an der Spitze, der Fuß bräunlich, das Auge lichtbraun. Das Weibchen ist lerchengrau, dunkelgrau gefleckt, auf der Unterseite weiß. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
Alle Salzsteppen Mittelasiens beherbergen diese Lerche in Menge jahraus jahrein; denn, wie es scheint, wandert sie nicht, sondern sucht sich höchstens die Stellen auf, wo der Schnee nicht liegen bleibt. Eversmann sah sie im Winter in ungeheuren Scharen, auch Radde traf sie sehr häufig
Kalanderlerche. Kalandrelle und Mohrenlerche.
ihrem Gefieder ſo täuſchend, daß ſie des verdeckenden Getreides nicht bedarf. Mir iſt es vorgekom- men, daß ſie ſchon auf zehn Schritt Entfernung dem Auge vollſtändig zu entſchwinden wußte, indem ſie ſich einfach niederduckte. Jn Nordſpanien wandert die Kalandrelle mit Beginn des Frühlings in ungeheuren Scharen ein; dieſe zertheilen ſich raſch in Paare; jedes von ihnen erwählt ſich ein kleines Gebiet, und hier verbringt es den Sommer.
Flug und Betragen haben manches Eigenthümliche; im ganzen iſt jedoch auch die Kalandrelle eine echte Lerche. Jm Flug beſchreibt ſie in der Luft unregelmäßige Bogen; beim Emporſteigen klet- tert ſie, um mich ſo auszudrücken, in ſchiefer Linie empor, beim Herabkommen läßt ſie ſich einfach zur Erde herabfallen. Sie ſingt im Fliegen, oft aber auch im Sitzen. Der Geſang iſt, wie Homeyer ſehr richtig ſagt, „lauter Stückwerk, nichts Zuſammenhängendes‟. Er ähnelt aber doch dem unſerer Feldlerche. „Es gehen langgezogene Töne voran, denen ſehr ſchnell gegebene Nachſätze folgen, welche weder im Wohllaut, noch im Tonfall zum Geſange paſſen. Die langgezogenen Flötentöne ſind ſchreiend, die Schlußſtrophen hölzern und ohne Klang. Dabei werden einige Strophen ganz genau oder nur mit Abänderung des Schluſſes bis zum Ueberdruß wohl zehn- bis zwanzigmal wieder- holt, und man wird dadurch an die langweilige Sangesweiſe mancher ſchlecht fingenden Hauben- lerchen erinnert. Trotz alledem beſitzt auch dieſe Lerche große Fertigkeit im Nachahmen fremder Vogelſtimmen.‟
Das Neſt iſt ebenſo kunſtlos und ebenſo wohl verborgen, wie das anderer Lerchen. Die Eier ſind auf lichtgelblichem oder grauem Grunde mit ſchwach röthlichbraunen und deutlichen Punkten gezeichnet, wie es ſcheint, aber großen Veränderungen unterworfen.
Anfang Septembers ſcharen ſich die Kalandrellen zu Flügen zuſammen, welche bald förmliche Heeresmaſſen werden, und wandern nun nach Süden. Sie erſcheinen in den waldigen Steppen des innern Afrika in ganz ungeheuren Scharen, welche auf halbe Stunden hin und im buchſtäblichen Sinne des Wortes den Boden bedecken oder beim Auffliegen Wolken bilden. Ganz ſo iſt es nach Jerdon in Jndien, woſelbſt die aus Mittelaſien wandernden Kalandrellen regelmäßig im Oktober und November eintreffen und bis zum April verweilen. Dieſer Gewährsmann verſichert, daß er mit einem Doppelſchuſſe ſeines Gewehres zwölf Dutzend Kalandrellen erlegt habe, und für mich, der ich die Heermaſſen derſelben Vögel im innern Afrika geſehen habe, hat die Angabe durchaus nichts Un- wahrſcheinliches. Auch in Spanien werden die Thierchen zu Hunderten und Tauſenden erlegt und gefangen. Demungeachtet gleicht ihre ſtarke Vermehrung ihre Verluſte raſch wieder aus.
Der Kalanderlerche ſehr nahe verwandt iſt eine, den Steppen Jnneraſiens angehörige, durch ihre Färbung ſehr auffallende Lerche, welche man bezeichnend Mohrenlerche genannt hat. Sie unter- ſcheidet ſich in der Geſtalt durch ihren dicken, finkenartigen Schnabel und iſt deswegen zum Vertreter einer eigenen Sippe (Saxilauda) erhoben worden.
Die Mohrenlerche (Saxilauda tatarica) kommt in der Größe der Kalanderlerche gleich: ſie iſt 7½ bis 8 Zoll lang; die Fittiglänge beträgt 5½, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder des alten Männchens iſt kohlſchwarz, nach der Mauſer auf dem Rücken und der Unterſeite weißlich überflogen, ja ſelbſt weißſcheckig, weil alle Federn lichter gerandet ſind, und dieſe Ränder ſich erſt abnutzen müſſen, bevor die ſchwarze Farbe zur Geltung kommt. Der Schnabel iſt gelb, etwas dunkler an der Spitze, der Fuß bräunlich, das Auge lichtbraun. Das Weibchen iſt lerchengrau, dunkelgrau gefleckt, auf der Unterſeite weiß. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
Alle Salzſteppen Mittelaſiens beherbergen dieſe Lerche in Menge jahraus jahrein; denn, wie es ſcheint, wandert ſie nicht, ſondern ſucht ſich höchſtens die Stellen auf, wo der Schnee nicht liegen bleibt. Eversmann ſah ſie im Winter in ungeheuren Scharen, auch Radde traf ſie ſehr häufig
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Kalanderlerche. Kalandrelle und Mohrenlerche.
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men, daß ſie ſchon auf zehn Schritt Entfernung dem Auge vollſtändig zu entſchwinden wußte, indem
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ungeheuren Scharen ein; dieſe zertheilen ſich raſch in Paare; jedes von ihnen erwählt ſich ein kleines
Gebiet, und hier verbringt es den Sommer.
Flug und Betragen haben manches Eigenthümliche; im ganzen iſt jedoch auch die Kalandrelle
eine echte Lerche. Jm Flug beſchreibt ſie in der Luft unregelmäßige Bogen; beim Emporſteigen klet-
tert ſie, um mich ſo auszudrücken, in ſchiefer Linie empor, beim Herabkommen läßt ſie ſich einfach zur
Erde herabfallen. Sie ſingt im Fliegen, oft aber auch im Sitzen. Der Geſang iſt, wie Homeyer
ſehr richtig ſagt, „lauter Stückwerk, nichts Zuſammenhängendes‟. Er ähnelt aber doch dem unſerer
Feldlerche. „Es gehen langgezogene Töne voran, denen ſehr ſchnell gegebene Nachſätze folgen,
welche weder im Wohllaut, noch im Tonfall zum Geſange paſſen. Die langgezogenen Flötentöne
ſind ſchreiend, die Schlußſtrophen hölzern und ohne Klang. Dabei werden einige Strophen ganz
genau oder nur mit Abänderung des Schluſſes bis zum Ueberdruß wohl zehn- bis zwanzigmal wieder-
holt, und man wird dadurch an die langweilige Sangesweiſe mancher ſchlecht fingenden Hauben-
lerchen erinnert. Trotz alledem beſitzt auch dieſe Lerche große Fertigkeit im Nachahmen fremder
Vogelſtimmen.‟
Das Neſt iſt ebenſo kunſtlos und ebenſo wohl verborgen, wie das anderer Lerchen. Die Eier
ſind auf lichtgelblichem oder grauem Grunde mit ſchwach röthlichbraunen und deutlichen Punkten
gezeichnet, wie es ſcheint, aber großen Veränderungen unterworfen.
Anfang Septembers ſcharen ſich die Kalandrellen zu Flügen zuſammen, welche bald förmliche
Heeresmaſſen werden, und wandern nun nach Süden. Sie erſcheinen in den waldigen Steppen des
innern Afrika in ganz ungeheuren Scharen, welche auf halbe Stunden hin und im buchſtäblichen
Sinne des Wortes den Boden bedecken oder beim Auffliegen Wolken bilden. Ganz ſo iſt es nach
Jerdon in Jndien, woſelbſt die aus Mittelaſien wandernden Kalandrellen regelmäßig im Oktober
und November eintreffen und bis zum April verweilen. Dieſer Gewährsmann verſichert, daß er mit
einem Doppelſchuſſe ſeines Gewehres zwölf Dutzend Kalandrellen erlegt habe, und für mich, der ich
die Heermaſſen derſelben Vögel im innern Afrika geſehen habe, hat die Angabe durchaus nichts Un-
wahrſcheinliches. Auch in Spanien werden die Thierchen zu Hunderten und Tauſenden erlegt und
gefangen. Demungeachtet gleicht ihre ſtarke Vermehrung ihre Verluſte raſch wieder aus.
Der Kalanderlerche ſehr nahe verwandt iſt eine, den Steppen Jnneraſiens angehörige, durch ihre
Färbung ſehr auffallende Lerche, welche man bezeichnend Mohrenlerche genannt hat. Sie unter-
ſcheidet ſich in der Geſtalt durch ihren dicken, finkenartigen Schnabel und iſt deswegen zum Vertreter
einer eigenen Sippe (Saxilauda) erhoben worden.
Die Mohrenlerche (Saxilauda tatarica) kommt in der Größe der Kalanderlerche gleich: ſie iſt
7½ bis 8 Zoll lang; die Fittiglänge beträgt 5½, die Schwanzlänge 3 Zoll. Das Gefieder des alten
Männchens iſt kohlſchwarz, nach der Mauſer auf dem Rücken und der Unterſeite weißlich überflogen,
ja ſelbſt weißſcheckig, weil alle Federn lichter gerandet ſind, und dieſe Ränder ſich erſt abnutzen müſſen,
bevor die ſchwarze Farbe zur Geltung kommt. Der Schnabel iſt gelb, etwas dunkler an der Spitze,
der Fuß bräunlich, das Auge lichtbraun. Das Weibchen iſt lerchengrau, dunkelgrau gefleckt, auf der
Unterſeite weiß. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
Alle Salzſteppen Mittelaſiens beherbergen dieſe Lerche in Menge jahraus jahrein; denn, wie
es ſcheint, wandert ſie nicht, ſondern ſucht ſich höchſtens die Stellen auf, wo der Schnee nicht liegen
bleibt. Eversmann ſah ſie im Winter in ungeheuren Scharen, auch Radde traf ſie ſehr häufig
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/283>, abgerufen am 23.11.2024.
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