härteren Nahrungsstoffen derselben Art. Schon wenige Tage nach dem Ausfliegen werden die Jun- gen ihrem Schicksale überlassen, und es wird zur zweiten Brut geschritten. Die Jungen vereinigen sich mit andern ihrer Art, auch wohl mit verwandten jungen Finken, streifen mit diesen längere Zeit umher und schließen sich dann den Eltern, welche die zweite oder dritte Brut ausgeführt, wieder an.
Unsere kleineren Raubthiere der ersten und zweiten Klasse, aber auch Eichhörnchen, Hasel- mäuse, Krähen, Elstern, Heher und Würger zerstören viele Nester und fangen selbstverständ- lich auch die Alten weg, wenn sie deren habhaft werden können. Schmarotzer hausen zwischen den Federn und in den Eingeweiden. Zu diesen Feinden gesellt sich der Mensch des leckeren Fleisches wegen, welches der Grünling liefert. Er verfolgt ihn entweder mit dem Gewehr oder fängt ihn auf Finkenherden mit andern Verwandten, selbst auch wohl auf Lockbüschen, auf Trinkherden, in Sprenkeln und Schlingen.
Als Stubenvogel ist der Grünling nicht besonders zu empfehlen. Sein Gesang ist zu unbedeu- tend, seine Klugheit nicht groß genug, als daß er hierdurch sich Freunde erwerben könnte. Unter andern Finkenarten darf man ihn nicht halten, weil er zänkisch ist und die übrigen Vögel des Gesell- schaftsbauers beunruhigt. Dagegen pflanzt er sich leichter als andere Finken in der Gefangenschaft fort, und die hier geborenen Jungen lernen, wenn sie in gute Lehre kommen. d. h. von Edelfinken oder Kanarienvögeln unterrichtet werden, recht leidlich singen, fassen jedoch freilich auch gar manche Laute und Töne auf, welche wohl sie, nicht aber ihren Gebieter erfreuen.
Das Urbild der Familie, der Kirschkernbeißer, der Kirschfink, Kirschknacker, Kirschschneller, Kern-, Stein-, Nuß- und Bollenbeißer, Dickschnabel, Finkenkönig, Klepper, Leske, Lysblicker u. s. w. (Coccothraustes vulgaris), ist der dickleibigste und plumpeste aller deutschen Finken, deshalb mit kei- nem andern zu verwechseln. Für ihn gelten die Kennzeichen der Familie im vollen Umfange. Die Länge dieses Vogels beträgt 7 Zoll, die Breite 12 Zoll, die Schwanzlänge 21/4 Zoll, die Flügellänge 33/4 Zoll. Das Weibchen ist um 6 Linien kürzer und um fast 1 Zoll schmäler. Das Gesieder ist graugelb auf dem Vorderkopfe, braungelb auf Hinterkopf und Wangen, aschgrau auf Nacken und Hinterhals, lichtbraun auf dem Rücken, kastaniengraubraun auf der Unterseite und schwarz an der Kehle. Die Schwingen sind schwarz mit einem weißlichen Flecken auf der Mitte, der Schnabel ist dunkelblau im Frühling, horngrau, dunkler an der Spitze, im Herbst und Winter. Der Augenstern ist lichtgrau, der Fuß lichtröthlich. Beim Weibchen sind alle Farben blässer, und das Schwarze an der Kehle ist kleiner. Bei den Jungen ist das Gefieder des Kopfes graugelb, des Nackens schmuzig gelbbraun, des Rückens graubraun, des Unterkörpers graulichweiß, auf den Seiten und an der Gurgel rothgrau überflogen, mit braunen oder schwarzbraunen Querflecken. Ein bezeichnendes Merkmal dieses Vogels bilden die mittleren Schwungfedern, welche am Ende erweitert und stumpfwinklig ausgeschnitten sind. Mancherlei Spielarten sind beobachtet worden.
Als Heimat des Kernbeißers sind die gemäßigten Länder Europas und Asiens anzusehen. Seine Nordgrenze erreicht er in Schweden und in den westlichen und südlichen Provinzen des europäischen Rußlands. Jn Sibirien findet er sich von dem Quelllande des Amur an bis zur europäischen Greuze als Sommervogel. Jn Deutschland wandert er. Er findet sich nämlich oft auch im Winter, aber wahrscheinlich nur als ein Gast, welcher aus dem nördlicheren Europa gekommen ist. Jn Süd- europa erscheint er nur auf dem Zuge. So durchstreift er Spanien, wo er vielleicht blos in den nörd- lichsten Provinzen brütet, und geht bis nach Nordwestafrika, namentlich nach Algier und Marokko hinüber. Jn Egypten habe ich ihn nie beobachtet.
Bei uns zu Lande ist er nur in gewissen Gegenden häufig, in andern seltener, obgleich überall ein bekannter Vogel, weil er auf seinen Streifereien allerorten sich zeigt und Jedermann auffällt. Er wählt zu seinem Sommeraufenthalte bergige oder hügelige Gegenden mit Laubwaldungen; denn
Kirſchkernbeißer.
härteren Nahrungsſtoffen derſelben Art. Schon wenige Tage nach dem Ausfliegen werden die Jun- gen ihrem Schickſale überlaſſen, und es wird zur zweiten Brut geſchritten. Die Jungen vereinigen ſich mit andern ihrer Art, auch wohl mit verwandten jungen Finken, ſtreifen mit dieſen längere Zeit umher und ſchließen ſich dann den Eltern, welche die zweite oder dritte Brut ausgeführt, wieder an.
Unſere kleineren Raubthiere der erſten und zweiten Klaſſe, aber auch Eichhörnchen, Haſel- mäuſe, Krähen, Elſtern, Heher und Würger zerſtören viele Neſter und fangen ſelbſtverſtänd- lich auch die Alten weg, wenn ſie deren habhaft werden können. Schmarotzer hauſen zwiſchen den Federn und in den Eingeweiden. Zu dieſen Feinden geſellt ſich der Menſch des leckeren Fleiſches wegen, welches der Grünling liefert. Er verfolgt ihn entweder mit dem Gewehr oder fängt ihn auf Finkenherden mit andern Verwandten, ſelbſt auch wohl auf Lockbüſchen, auf Trinkherden, in Sprenkeln und Schlingen.
Als Stubenvogel iſt der Grünling nicht beſonders zu empfehlen. Sein Geſang iſt zu unbedeu- tend, ſeine Klugheit nicht groß genug, als daß er hierdurch ſich Freunde erwerben könnte. Unter andern Finkenarten darf man ihn nicht halten, weil er zänkiſch iſt und die übrigen Vögel des Geſell- ſchaftsbauers beunruhigt. Dagegen pflanzt er ſich leichter als andere Finken in der Gefangenſchaft fort, und die hier geborenen Jungen lernen, wenn ſie in gute Lehre kommen. d. h. von Edelfinken oder Kanarienvögeln unterrichtet werden, recht leidlich ſingen, faſſen jedoch freilich auch gar manche Laute und Töne auf, welche wohl ſie, nicht aber ihren Gebieter erfreuen.
Das Urbild der Familie, der Kirſchkernbeißer, der Kirſchfink, Kirſchknacker, Kirſchſchneller, Kern-, Stein-, Nuß- und Bollenbeißer, Dickſchnabel, Finkenkönig, Klepper, Leske, Lysblicker u. ſ. w. (Coccothraustes vulgaris), iſt der dickleibigſte und plumpeſte aller deutſchen Finken, deshalb mit kei- nem andern zu verwechſeln. Für ihn gelten die Kennzeichen der Familie im vollen Umfange. Die Länge dieſes Vogels beträgt 7 Zoll, die Breite 12 Zoll, die Schwanzlänge 2¼ Zoll, die Flügellänge 3¾ Zoll. Das Weibchen iſt um 6 Linien kürzer und um faſt 1 Zoll ſchmäler. Das Geſieder iſt graugelb auf dem Vorderkopfe, braungelb auf Hinterkopf und Wangen, aſchgrau auf Nacken und Hinterhals, lichtbraun auf dem Rücken, kaſtaniengraubraun auf der Unterſeite und ſchwarz an der Kehle. Die Schwingen ſind ſchwarz mit einem weißlichen Flecken auf der Mitte, der Schnabel iſt dunkelblau im Frühling, horngrau, dunkler an der Spitze, im Herbſt und Winter. Der Augenſtern iſt lichtgrau, der Fuß lichtröthlich. Beim Weibchen ſind alle Farben bläſſer, und das Schwarze an der Kehle iſt kleiner. Bei den Jungen iſt das Gefieder des Kopfes graugelb, des Nackens ſchmuzig gelbbraun, des Rückens graubraun, des Unterkörpers graulichweiß, auf den Seiten und an der Gurgel rothgrau überflogen, mit braunen oder ſchwarzbraunen Querflecken. Ein bezeichnendes Merkmal dieſes Vogels bilden die mittleren Schwungfedern, welche am Ende erweitert und ſtumpfwinklig ausgeſchnitten ſind. Mancherlei Spielarten ſind beobachtet worden.
Als Heimat des Kernbeißers ſind die gemäßigten Länder Europas und Aſiens anzuſehen. Seine Nordgrenze erreicht er in Schweden und in den weſtlichen und ſüdlichen Provinzen des europäiſchen Rußlands. Jn Sibirien findet er ſich von dem Quelllande des Amur an bis zur europäiſchen Greuze als Sommervogel. Jn Deutſchland wandert er. Er findet ſich nämlich oft auch im Winter, aber wahrſcheinlich nur als ein Gaſt, welcher aus dem nördlicheren Europa gekommen iſt. Jn Süd- europa erſcheint er nur auf dem Zuge. So durchſtreift er Spanien, wo er vielleicht blos in den nörd- lichſten Provinzen brütet, und geht bis nach Nordweſtafrika, namentlich nach Algier und Marokko hinüber. Jn Egypten habe ich ihn nie beobachtet.
Bei uns zu Lande iſt er nur in gewiſſen Gegenden häufig, in andern ſeltener, obgleich überall ein bekannter Vogel, weil er auf ſeinen Streifereien allerorten ſich zeigt und Jedermann auffällt. Er wählt zu ſeinem Sommeraufenthalte bergige oder hügelige Gegenden mit Laubwaldungen; denn
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[173/0193]
Kirſchkernbeißer.
härteren Nahrungsſtoffen derſelben Art. Schon wenige Tage nach dem Ausfliegen werden die Jun-
gen ihrem Schickſale überlaſſen, und es wird zur zweiten Brut geſchritten. Die Jungen vereinigen
ſich mit andern ihrer Art, auch wohl mit verwandten jungen Finken, ſtreifen mit dieſen längere Zeit
umher und ſchließen ſich dann den Eltern, welche die zweite oder dritte Brut ausgeführt, wieder an.
Unſere kleineren Raubthiere der erſten und zweiten Klaſſe, aber auch Eichhörnchen, Haſel-
mäuſe, Krähen, Elſtern, Heher und Würger zerſtören viele Neſter und fangen ſelbſtverſtänd-
lich auch die Alten weg, wenn ſie deren habhaft werden können. Schmarotzer hauſen zwiſchen den
Federn und in den Eingeweiden. Zu dieſen Feinden geſellt ſich der Menſch des leckeren Fleiſches
wegen, welches der Grünling liefert. Er verfolgt ihn entweder mit dem Gewehr oder fängt ihn
auf Finkenherden mit andern Verwandten, ſelbſt auch wohl auf Lockbüſchen, auf Trinkherden, in
Sprenkeln und Schlingen.
Als Stubenvogel iſt der Grünling nicht beſonders zu empfehlen. Sein Geſang iſt zu unbedeu-
tend, ſeine Klugheit nicht groß genug, als daß er hierdurch ſich Freunde erwerben könnte. Unter
andern Finkenarten darf man ihn nicht halten, weil er zänkiſch iſt und die übrigen Vögel des Geſell-
ſchaftsbauers beunruhigt. Dagegen pflanzt er ſich leichter als andere Finken in der Gefangenſchaft
fort, und die hier geborenen Jungen lernen, wenn ſie in gute Lehre kommen. d. h. von Edelfinken
oder Kanarienvögeln unterrichtet werden, recht leidlich ſingen, faſſen jedoch freilich auch gar manche
Laute und Töne auf, welche wohl ſie, nicht aber ihren Gebieter erfreuen.
Das Urbild der Familie, der Kirſchkernbeißer, der Kirſchfink, Kirſchknacker, Kirſchſchneller,
Kern-, Stein-, Nuß- und Bollenbeißer, Dickſchnabel, Finkenkönig, Klepper, Leske, Lysblicker u. ſ. w.
(Coccothraustes vulgaris), iſt der dickleibigſte und plumpeſte aller deutſchen Finken, deshalb mit kei-
nem andern zu verwechſeln. Für ihn gelten die Kennzeichen der Familie im vollen Umfange. Die
Länge dieſes Vogels beträgt 7 Zoll, die Breite 12 Zoll, die Schwanzlänge 2¼ Zoll, die Flügellänge
3¾ Zoll. Das Weibchen iſt um 6 Linien kürzer und um faſt 1 Zoll ſchmäler. Das Geſieder iſt
graugelb auf dem Vorderkopfe, braungelb auf Hinterkopf und Wangen, aſchgrau auf Nacken und
Hinterhals, lichtbraun auf dem Rücken, kaſtaniengraubraun auf der Unterſeite und ſchwarz an der Kehle.
Die Schwingen ſind ſchwarz mit einem weißlichen Flecken auf der Mitte, der Schnabel iſt dunkelblau im
Frühling, horngrau, dunkler an der Spitze, im Herbſt und Winter. Der Augenſtern iſt lichtgrau,
der Fuß lichtröthlich. Beim Weibchen ſind alle Farben bläſſer, und das Schwarze an der Kehle iſt
kleiner. Bei den Jungen iſt das Gefieder des Kopfes graugelb, des Nackens ſchmuzig gelbbraun, des
Rückens graubraun, des Unterkörpers graulichweiß, auf den Seiten und an der Gurgel rothgrau
überflogen, mit braunen oder ſchwarzbraunen Querflecken. Ein bezeichnendes Merkmal dieſes Vogels
bilden die mittleren Schwungfedern, welche am Ende erweitert und ſtumpfwinklig ausgeſchnitten ſind.
Mancherlei Spielarten ſind beobachtet worden.
Als Heimat des Kernbeißers ſind die gemäßigten Länder Europas und Aſiens anzuſehen. Seine
Nordgrenze erreicht er in Schweden und in den weſtlichen und ſüdlichen Provinzen des europäiſchen
Rußlands. Jn Sibirien findet er ſich von dem Quelllande des Amur an bis zur europäiſchen
Greuze als Sommervogel. Jn Deutſchland wandert er. Er findet ſich nämlich oft auch im Winter,
aber wahrſcheinlich nur als ein Gaſt, welcher aus dem nördlicheren Europa gekommen iſt. Jn Süd-
europa erſcheint er nur auf dem Zuge. So durchſtreift er Spanien, wo er vielleicht blos in den nörd-
lichſten Provinzen brütet, und geht bis nach Nordweſtafrika, namentlich nach Algier und Marokko
hinüber. Jn Egypten habe ich ihn nie beobachtet.
Bei uns zu Lande iſt er nur in gewiſſen Gegenden häufig, in andern ſeltener, obgleich überall
ein bekannter Vogel, weil er auf ſeinen Streifereien allerorten ſich zeigt und Jedermann auffällt.
Er wählt zu ſeinem Sommeraufenthalte bergige oder hügelige Gegenden mit Laubwaldungen; denn
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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