der Sperlinge, welches sich gegen Abend daselbst zusammengefunden und die untergehende Sonne mit gellendem Geschrei begrüßt hatte, ist durch den Schein der eben angezündeten Laternen im Schlum- mer gestört worden, und bald hören wir von der Dame, der wir den Arm bieten, oder von einer ihrer Freundinnen Klage über Klage laut werden. Diese unglückseligen Vögel sind Schuld daran. Sie allein trüben den allgemeinen Frohsinn und verderben die gute Laune der Sennoritas; denn sie hören nicht auf, sich gegen die Mantillen und Fächer derselben Freiheiten nach Art der Schwalbe des Tobias zu erlauben. Wie leicht denkbar, ist der "pajaro palmero" kein Liebling der kanarischen Damenwelt, und auch die Herren theilen diese Abneigung und bemühen sich um seine Ausrottung oder wenigstens um seine Verbannung aus der Alameda. Man schießt die Sperlinge in der Abenddämmerung mit Schrot von den Bäumen herab; man schickt im Dunkeln Knaben mit Laternen auf die Platanen, welche die vom Schein Geblendeten mit Händen greifen; aber wie viele ihrer auch geopfert werden und mit schuldbelastetem Gewissen in die Bratpfanne hinabsteigen -- ganz verscheuchen lassen sie sich den Sommer über nicht. Der Krieg hört erst auf, wenn die Platanen, sich entlaubend, den Beque- men kein Obdach mehr bieten, und der Herbst, wie sie, Spaziergänger und Spaziergängerinnen von der Alameda verscheucht."
Auch das Gefangenleben des Sumpfsperlings schildert uns Bolle in seiner anziehenden Weise. "Trotz seines schlimmen Rufes", fährt er fort, "und obwohl man sie selten im Käfige hält, habe ich dennoch in Canaria gezähmte Sperlinge gesehen. So namentlich einen, der in einer belebten Straße der Vorstadt Triana zu las Palmas vor dem Fenster eines Schuhmachers hing und durch die stets offene Thür seines Bauers aus- und einflog. Jch selbst habe mehrere dieser Vögel besessen. Die vier, welche ich im Juni bekam, waren Junge von demselben Jahre. Sie waren bald eingewöhnt und, eine unüberwindliche Neigung, sich in Löcher zu verkriechen, abgerechnet, ganz artige Stubenvögel. Sie badeten fleißig in Sand und Wasser, fraßen und tranken frank und frei, wobei sie füßes Obst, besonders Feigen und auch unreife Maiskolben jedem anderen Körnerfutter vorzogen. Salat, an den sie anfangs nicht gehen wollten, liebten sie zuletzt ungemein. Sie schienen vollkommen dauer- haft; sind Dies aber -- hierin unserm Haussperling ähnelnd -- durchaus nicht, wenigstens nur dann, wenn man sie jung, noch ehe sie allein fressen können, aufzieht. Von den meinigen stäubte einer nach dem andern sein Gefieder, um, ohne vorher die Eßluß eingebüßt zu haben, an der Auszeh- rung zu Grunde zu gehen. Die Mauser schien bei ihnen in der Gefangenschaft nicht zum Durchbruch zu kommen. Einer, der, als ich ihn erhielt, bereits die das Männchen verrathenden kastanienbraunen Schulterfedern hatte (diese und die schwarzen Schaftstriche der Weibchen erscheinen zuerst), mauserte nicht weiter fort. Sollte es Mangel an Kerbthiernahrung sein, woran sie kränkeln und zuletzt unter- liegen? Wenigstens genossen die meinigen mit auffallender Gier jede Spinne oder Fliege, die ich ihnen darbot. Jch verlor den letzten, der mir geblieben war, und den ich mit nach Europa zu nehmen gesonnen war, in Teneriffa, bei der besten Pflege langsam zu mausern beginnend und zuletzt einem Uebel erliegend, welches eine Art Halsschwindsucht zu sein schien."
Jn Mittel- und Nordeuropa lebt neben dem Hausspatze ein anderes Mitglied der Familie, der Feldsperling, Holz-, Wald-, Weiden-, Nuß-, Rohr-, Berg-, Braun-, Roth-, Ringelsperling, Spatz oder Fink (Passer montanus). Er ist etwas kleiner, als der Hausspatz, 51/2 Zoll lang und 73/4 bis 8 Zoll breit, im ganzen dem gemeinen Spatz ähnlich gefärbt, aber doch leicht von ihm zu unter- scheiden. Der Oberkopf und Nacken sind rothbraun, der Mantel ist rostig sperlingsfarben, Zügel, Kehle und ein Fleck auf den Wangen sind schwarz, das Uebrige der Kopfseiten aber weiß. Die Unter- seite ist lichtgrau, und über den Flügel verlaufen zwei weiße Querbinden. Das Auge ist dunkel- graubraun, der Schnabel schwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt und die Jungen kaum von den Alten unterschieden.
Der Feldspatz gehört mehr dem Osten der alten Welt an, als der eigentliche Haussperling. Er ist in Deutschland nirgends selten, reicht nach Norden hin ungefähr bis zum Polarkreis, findet sich in
Sumpf- und Feldſperling.
der Sperlinge, welches ſich gegen Abend daſelbſt zuſammengefunden und die untergehende Sonne mit gellendem Geſchrei begrüßt hatte, iſt durch den Schein der eben angezündeten Laternen im Schlum- mer geſtört worden, und bald hören wir von der Dame, der wir den Arm bieten, oder von einer ihrer Freundinnen Klage über Klage laut werden. Dieſe unglückſeligen Vögel ſind Schuld daran. Sie allein trüben den allgemeinen Frohſinn und verderben die gute Laune der Señoritas; denn ſie hören nicht auf, ſich gegen die Mantillen und Fächer derſelben Freiheiten nach Art der Schwalbe des Tobias zu erlauben. Wie leicht denkbar, iſt der „pajaro palmero‟ kein Liebling der kanariſchen Damenwelt, und auch die Herren theilen dieſe Abneigung und bemühen ſich um ſeine Ausrottung oder wenigſtens um ſeine Verbannung aus der Alameda. Man ſchießt die Sperlinge in der Abenddämmerung mit Schrot von den Bäumen herab; man ſchickt im Dunkeln Knaben mit Laternen auf die Platanen, welche die vom Schein Geblendeten mit Händen greifen; aber wie viele ihrer auch geopfert werden und mit ſchuldbelaſtetem Gewiſſen in die Bratpfanne hinabſteigen — ganz verſcheuchen laſſen ſie ſich den Sommer über nicht. Der Krieg hört erſt auf, wenn die Platanen, ſich entlaubend, den Beque- men kein Obdach mehr bieten, und der Herbſt, wie ſie, Spaziergänger und Spaziergängerinnen von der Alameda verſcheucht.‟
Auch das Gefangenleben des Sumpfſperlings ſchildert uns Bolle in ſeiner anziehenden Weiſe. „Trotz ſeines ſchlimmen Rufes‟, fährt er fort, „und obwohl man ſie ſelten im Käfige hält, habe ich dennoch in Canaria gezähmte Sperlinge geſehen. So namentlich einen, der in einer belebten Straße der Vorſtadt Triana zu las Palmas vor dem Fenſter eines Schuhmachers hing und durch die ſtets offene Thür ſeines Bauers aus- und einflog. Jch ſelbſt habe mehrere dieſer Vögel beſeſſen. Die vier, welche ich im Juni bekam, waren Junge von demſelben Jahre. Sie waren bald eingewöhnt und, eine unüberwindliche Neigung, ſich in Löcher zu verkriechen, abgerechnet, ganz artige Stubenvögel. Sie badeten fleißig in Sand und Waſſer, fraßen und tranken frank und frei, wobei ſie füßes Obſt, beſonders Feigen und auch unreife Maiskolben jedem anderen Körnerfutter vorzogen. Salat, an den ſie anfangs nicht gehen wollten, liebten ſie zuletzt ungemein. Sie ſchienen vollkommen dauer- haft; ſind Dies aber — hierin unſerm Hausſperling ähnelnd — durchaus nicht, wenigſtens nur dann, wenn man ſie jung, noch ehe ſie allein freſſen können, aufzieht. Von den meinigen ſtäubte einer nach dem andern ſein Gefieder, um, ohne vorher die Eßluß eingebüßt zu haben, an der Auszeh- rung zu Grunde zu gehen. Die Mauſer ſchien bei ihnen in der Gefangenſchaft nicht zum Durchbruch zu kommen. Einer, der, als ich ihn erhielt, bereits die das Männchen verrathenden kaſtanienbraunen Schulterfedern hatte (dieſe und die ſchwarzen Schaftſtriche der Weibchen erſcheinen zuerſt), mauſerte nicht weiter fort. Sollte es Mangel an Kerbthiernahrung ſein, woran ſie kränkeln und zuletzt unter- liegen? Wenigſtens genoſſen die meinigen mit auffallender Gier jede Spinne oder Fliege, die ich ihnen darbot. Jch verlor den letzten, der mir geblieben war, und den ich mit nach Europa zu nehmen geſonnen war, in Teneriffa, bei der beſten Pflege langſam zu mauſern beginnend und zuletzt einem Uebel erliegend, welches eine Art Halsſchwindſucht zu ſein ſchien.‟
Jn Mittel- und Nordeuropa lebt neben dem Hausſpatze ein anderes Mitglied der Familie, der Feldſperling, Holz-, Wald-, Weiden-, Nuß-, Rohr-, Berg-, Braun-, Roth-, Ringelſperling, Spatz oder Fink (Passer montanus). Er iſt etwas kleiner, als der Hausſpatz, 5½ Zoll lang und 7¾ bis 8 Zoll breit, im ganzen dem gemeinen Spatz ähnlich gefärbt, aber doch leicht von ihm zu unter- ſcheiden. Der Oberkopf und Nacken ſind rothbraun, der Mantel iſt roſtig ſperlingsfarben, Zügel, Kehle und ein Fleck auf den Wangen ſind ſchwarz, das Uebrige der Kopfſeiten aber weiß. Die Unter- ſeite iſt lichtgrau, und über den Flügel verlaufen zwei weiße Querbinden. Das Auge iſt dunkel- graubraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Beide Geſchlechter ſind gleich gefärbt und die Jungen kaum von den Alten unterſchieden.
Der Feldſpatz gehört mehr dem Oſten der alten Welt an, als der eigentliche Hausſperling. Er iſt in Deutſchland nirgends ſelten, reicht nach Norden hin ungefähr bis zum Polarkreis, findet ſich in
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Sumpf- und Feldſperling.
der Sperlinge, welches ſich gegen Abend daſelbſt zuſammengefunden und die untergehende Sonne mit
gellendem Geſchrei begrüßt hatte, iſt durch den Schein der eben angezündeten Laternen im Schlum-
mer geſtört worden, und bald hören wir von der Dame, der wir den Arm bieten, oder von einer ihrer
Freundinnen Klage über Klage laut werden. Dieſe unglückſeligen Vögel ſind Schuld daran. Sie
allein trüben den allgemeinen Frohſinn und verderben die gute Laune der Señoritas; denn ſie hören
nicht auf, ſich gegen die Mantillen und Fächer derſelben Freiheiten nach Art der Schwalbe des Tobias
zu erlauben. Wie leicht denkbar, iſt der „pajaro palmero‟ kein Liebling der kanariſchen Damenwelt,
und auch die Herren theilen dieſe Abneigung und bemühen ſich um ſeine Ausrottung oder wenigſtens
um ſeine Verbannung aus der Alameda. Man ſchießt die Sperlinge in der Abenddämmerung mit
Schrot von den Bäumen herab; man ſchickt im Dunkeln Knaben mit Laternen auf die Platanen,
welche die vom Schein Geblendeten mit Händen greifen; aber wie viele ihrer auch geopfert werden
und mit ſchuldbelaſtetem Gewiſſen in die Bratpfanne hinabſteigen — ganz verſcheuchen laſſen ſie ſich
den Sommer über nicht. Der Krieg hört erſt auf, wenn die Platanen, ſich entlaubend, den Beque-
men kein Obdach mehr bieten, und der Herbſt, wie ſie, Spaziergänger und Spaziergängerinnen von
der Alameda verſcheucht.‟
Auch das Gefangenleben des Sumpfſperlings ſchildert uns Bolle in ſeiner anziehenden Weiſe.
„Trotz ſeines ſchlimmen Rufes‟, fährt er fort, „und obwohl man ſie ſelten im Käfige hält, habe ich
dennoch in Canaria gezähmte Sperlinge geſehen. So namentlich einen, der in einer belebten Straße
der Vorſtadt Triana zu las Palmas vor dem Fenſter eines Schuhmachers hing und durch die ſtets
offene Thür ſeines Bauers aus- und einflog. Jch ſelbſt habe mehrere dieſer Vögel beſeſſen. Die
vier, welche ich im Juni bekam, waren Junge von demſelben Jahre. Sie waren bald eingewöhnt
und, eine unüberwindliche Neigung, ſich in Löcher zu verkriechen, abgerechnet, ganz artige Stubenvögel.
Sie badeten fleißig in Sand und Waſſer, fraßen und tranken frank und frei, wobei ſie füßes Obſt,
beſonders Feigen und auch unreife Maiskolben jedem anderen Körnerfutter vorzogen. Salat, an
den ſie anfangs nicht gehen wollten, liebten ſie zuletzt ungemein. Sie ſchienen vollkommen dauer-
haft; ſind Dies aber — hierin unſerm Hausſperling ähnelnd — durchaus nicht, wenigſtens nur
dann, wenn man ſie jung, noch ehe ſie allein freſſen können, aufzieht. Von den meinigen ſtäubte
einer nach dem andern ſein Gefieder, um, ohne vorher die Eßluß eingebüßt zu haben, an der Auszeh-
rung zu Grunde zu gehen. Die Mauſer ſchien bei ihnen in der Gefangenſchaft nicht zum Durchbruch
zu kommen. Einer, der, als ich ihn erhielt, bereits die das Männchen verrathenden kaſtanienbraunen
Schulterfedern hatte (dieſe und die ſchwarzen Schaftſtriche der Weibchen erſcheinen zuerſt), mauſerte
nicht weiter fort. Sollte es Mangel an Kerbthiernahrung ſein, woran ſie kränkeln und zuletzt unter-
liegen? Wenigſtens genoſſen die meinigen mit auffallender Gier jede Spinne oder Fliege, die ich
ihnen darbot. Jch verlor den letzten, der mir geblieben war, und den ich mit nach Europa zu nehmen
geſonnen war, in Teneriffa, bei der beſten Pflege langſam zu mauſern beginnend und zuletzt einem
Uebel erliegend, welches eine Art Halsſchwindſucht zu ſein ſchien.‟
Jn Mittel- und Nordeuropa lebt neben dem Hausſpatze ein anderes Mitglied der Familie, der
Feldſperling, Holz-, Wald-, Weiden-, Nuß-, Rohr-, Berg-, Braun-, Roth-, Ringelſperling,
Spatz oder Fink (Passer montanus). Er iſt etwas kleiner, als der Hausſpatz, 5½ Zoll lang und 7¾
bis 8 Zoll breit, im ganzen dem gemeinen Spatz ähnlich gefärbt, aber doch leicht von ihm zu unter-
ſcheiden. Der Oberkopf und Nacken ſind rothbraun, der Mantel iſt roſtig ſperlingsfarben, Zügel,
Kehle und ein Fleck auf den Wangen ſind ſchwarz, das Uebrige der Kopfſeiten aber weiß. Die Unter-
ſeite iſt lichtgrau, und über den Flügel verlaufen zwei weiße Querbinden. Das Auge iſt dunkel-
graubraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß röthlich hornfarben. Beide Geſchlechter ſind gleich gefärbt
und die Jungen kaum von den Alten unterſchieden.
Der Feldſpatz gehört mehr dem Oſten der alten Welt an, als der eigentliche Hausſperling. Er
iſt in Deutſchland nirgends ſelten, reicht nach Norden hin ungefähr bis zum Polarkreis, findet ſich in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/185>, abgerufen am 25.11.2024.
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