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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Sperlingsvögel. Sperlinge.
einem großen Theil Asiens und kommt häufig noch auf Japan vor. Jn Südeuropa ist er selten,
nach Nordafrika verirrt er sich nur zuweilen. Abweichend von unserm Spatz bevorzugt er das freie
Feld und den Laubwald vor den Dörfern und Städten. Zu den Wohnungen der Menschen kommt
er im Winter, um Nahrung bittend, heran, im Sommer hingegen hält er sich da auf, wo Wiesen mit
Feldern abwechseln und alte, hohle Bäume ihm geeignete Nistplätze gewähren. Hier lebt er gewöhn-
lich in Gesellschaften und nur während der eigentlichen Brutzeit paarweise. Die Gesellschaften strei-
fen in beschränkter Weise im Lande hin und her, mischen sich unter Goldammern, Lerchen, Fin-
ken, Grünlinge, Hänflinge
und andere Ordnungsverwandte, besuchen mit diesen die Felder,
oder, wenn der Winter hart wird, die Gehöfte des Landmannes, und zertheilen sich in Paare, wenn
der Frühling beginnt.

Jn seinem Wesen hat der Feldsperling Vieles mit seinem Verwandten gemein; er ist aber nicht
so klug als dieser, -- aus dem einfachen Grunde, weil ihm der innige Umgang mit den Menschen
mangelt und ihm Gelegenheit zu seiner Ausbildung fehlt. Seine Haltung ist ansprechender, als die
die des Haussperlings. Er trägt sein Gefieder knapp, ist keck, ziemlich gewandt und fast immer in
Bewegung. Sein Flug ist leichter als der seines Vetters, der Gang auf dem Boden geschickter; der
Lockton ist kürzer, gerundeter, demungeachtet jedoch ein echtes Sperlingsgeschrei, welches nicht ver-
kannt werden kann.

Vom Herbst bis zum Frühling bilden Körner und Sämereien, im Sommer Raupen, Blattläuse
und anderes Ungeziefer die Nahrung des Feldspatzes, welcher mit Recht als ein wahrer Wohlthäter
der Obst- und Laubbäume betrachtet wird. Auf Weizen- und Hirsefeldern richtet er zuweilen Schaden
an; dagegen läßt er die Früchte und die keimenden Gartenpflanzen unbehelligt. Seine Jungen füttert
er mit Kerbthieren und mit milchigen Getreidekörnern auf.

Die Brutzeit beginnt im April und währt bis in August; denn auch der Feldspatz brütet zwei
bis drei Mal im Jahre. Das Nest steht immer in Höhlungen, vorzugsweise in Baumlöchern, seltener
in Feldspalten oder an entsprechenden Stellen in Gebäuden. Jn der Bauart gleicht es dem Neste sei-
nes Verwandten. Das Gelege besteht aus fünf bis sieben Eiern, welche denen des Haussperlings sehr
ähneln, aber etwas kleiner sind. Männchen und Weibchen brüten abwechselnd und zeitigen die Eier
in dreizehn bis vierzehn Tagen.

Der Feldsperling paart sich gar nicht selten mit seinem Verwandten und erzeugt mit diesem
Junge, welche, wie man annimmt, wiederum fruchtbar sind. Jm Nestkleide ähneln diese Blendlinge
jungen Hausspatzen; sie sind aber dunkler auf dem Kopf und durch den schwarzgrauen Fleck an der
Kehle ausgezeichnet. Jn solchen Mischlingsehen pflegt der männliche Gatte gewöhnlich ein Feldsper-
ling, der weibliche ein Hausspatz zu sein.

Unser Vogel ist leichter zu erbeuten, als der Hausspatz. Auf Finkenherden wird er oft in
Menge gefangen, aber auch durch Vogelleim, Schlingen und Dohnen, durch Schlaggarne und durch
Fallen anderer Art kann er leicht berückt werden. Die übrigen Feinde sind dieselben, welche dem
Hausspatz nachstreben.

Jn der Gefangenschaft erhält man den Feldsperling ohne Mühe mit allerhand Gesäme, dem
man als Leckerbissen ab und zu grüne Blättchen beifügt. Er geht ohne Umstände aus Futter und
wird auch bald erträglich zahm. Jm Gesellschaftsbaner ist er recht hübsch; nur mangelt ihm freilich
die Gabe des Gesanges.



Jn den Walddörfern Ost-Sudahns, wo man keinen Haussperling mehr antrifft, findet sich bei den
Hütten der Eingebornen ein eigenthümlicher Sperling ein, welcher gegenwärtig mit Necht einer beson-
dern Sippe zugezählt wird. Dies ist der sogenannte einfache Spatz (Pyrgitopsis simplex), eins
der größten Mitglieder unserer Familie, ausgezeichnet durch seinen schlanken Leibesbau und den lang-

Die Knacker. Sperlingsvögel. Sperlinge.
einem großen Theil Aſiens und kommt häufig noch auf Japan vor. Jn Südeuropa iſt er ſelten,
nach Nordafrika verirrt er ſich nur zuweilen. Abweichend von unſerm Spatz bevorzugt er das freie
Feld und den Laubwald vor den Dörfern und Städten. Zu den Wohnungen der Menſchen kommt
er im Winter, um Nahrung bittend, heran, im Sommer hingegen hält er ſich da auf, wo Wieſen mit
Feldern abwechſeln und alte, hohle Bäume ihm geeignete Niſtplätze gewähren. Hier lebt er gewöhn-
lich in Geſellſchaften und nur während der eigentlichen Brutzeit paarweiſe. Die Geſellſchaften ſtrei-
fen in beſchränkter Weiſe im Lande hin und her, miſchen ſich unter Goldammern, Lerchen, Fin-
ken, Grünlinge, Hänflinge
und andere Ordnungsverwandte, beſuchen mit dieſen die Felder,
oder, wenn der Winter hart wird, die Gehöfte des Landmannes, und zertheilen ſich in Paare, wenn
der Frühling beginnt.

Jn ſeinem Weſen hat der Feldſperling Vieles mit ſeinem Verwandten gemein; er iſt aber nicht
ſo klug als dieſer, — aus dem einfachen Grunde, weil ihm der innige Umgang mit den Menſchen
mangelt und ihm Gelegenheit zu ſeiner Ausbildung fehlt. Seine Haltung iſt anſprechender, als die
die des Hausſperlings. Er trägt ſein Gefieder knapp, iſt keck, ziemlich gewandt und faſt immer in
Bewegung. Sein Flug iſt leichter als der ſeines Vetters, der Gang auf dem Boden geſchickter; der
Lockton iſt kürzer, gerundeter, demungeachtet jedoch ein echtes Sperlingsgeſchrei, welches nicht ver-
kannt werden kann.

Vom Herbſt bis zum Frühling bilden Körner und Sämereien, im Sommer Raupen, Blattläuſe
und anderes Ungeziefer die Nahrung des Feldſpatzes, welcher mit Recht als ein wahrer Wohlthäter
der Obſt- und Laubbäume betrachtet wird. Auf Weizen- und Hirſefeldern richtet er zuweilen Schaden
an; dagegen läßt er die Früchte und die keimenden Gartenpflanzen unbehelligt. Seine Jungen füttert
er mit Kerbthieren und mit milchigen Getreidekörnern auf.

Die Brutzeit beginnt im April und währt bis in Auguſt; denn auch der Feldſpatz brütet zwei
bis drei Mal im Jahre. Das Neſt ſteht immer in Höhlungen, vorzugsweiſe in Baumlöchern, ſeltener
in Feldſpalten oder an entſprechenden Stellen in Gebäuden. Jn der Bauart gleicht es dem Neſte ſei-
nes Verwandten. Das Gelege beſteht aus fünf bis ſieben Eiern, welche denen des Hausſperlings ſehr
ähneln, aber etwas kleiner ſind. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd und zeitigen die Eier
in dreizehn bis vierzehn Tagen.

Der Feldſperling paart ſich gar nicht ſelten mit ſeinem Verwandten und erzeugt mit dieſem
Junge, welche, wie man annimmt, wiederum fruchtbar ſind. Jm Neſtkleide ähneln dieſe Blendlinge
jungen Hausſpatzen; ſie ſind aber dunkler auf dem Kopf und durch den ſchwarzgrauen Fleck an der
Kehle ausgezeichnet. Jn ſolchen Miſchlingsehen pflegt der männliche Gatte gewöhnlich ein Feldſper-
ling, der weibliche ein Hausſpatz zu ſein.

Unſer Vogel iſt leichter zu erbeuten, als der Hausſpatz. Auf Finkenherden wird er oft in
Menge gefangen, aber auch durch Vogelleim, Schlingen und Dohnen, durch Schlaggarne und durch
Fallen anderer Art kann er leicht berückt werden. Die übrigen Feinde ſind dieſelben, welche dem
Hausſpatz nachſtreben.

Jn der Gefangenſchaft erhält man den Feldſperling ohne Mühe mit allerhand Geſäme, dem
man als Leckerbiſſen ab und zu grüne Blättchen beifügt. Er geht ohne Umſtände aus Futter und
wird auch bald erträglich zahm. Jm Geſellſchaftsbaner iſt er recht hübſch; nur mangelt ihm freilich
die Gabe des Geſanges.



Jn den Walddörfern Oſt-Sudahns, wo man keinen Hausſperling mehr antrifft, findet ſich bei den
Hütten der Eingebornen ein eigenthümlicher Sperling ein, welcher gegenwärtig mit Necht einer beſon-
dern Sippe zugezählt wird. Dies iſt der ſogenannte einfache Spatz (Pyrgitopsis simplex), eins
der größten Mitglieder unſerer Familie, ausgezeichnet durch ſeinen ſchlanken Leibesbau und den lang-

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[166/0186] Die Knacker. Sperlingsvögel. Sperlinge. einem großen Theil Aſiens und kommt häufig noch auf Japan vor. Jn Südeuropa iſt er ſelten, nach Nordafrika verirrt er ſich nur zuweilen. Abweichend von unſerm Spatz bevorzugt er das freie Feld und den Laubwald vor den Dörfern und Städten. Zu den Wohnungen der Menſchen kommt er im Winter, um Nahrung bittend, heran, im Sommer hingegen hält er ſich da auf, wo Wieſen mit Feldern abwechſeln und alte, hohle Bäume ihm geeignete Niſtplätze gewähren. Hier lebt er gewöhn- lich in Geſellſchaften und nur während der eigentlichen Brutzeit paarweiſe. Die Geſellſchaften ſtrei- fen in beſchränkter Weiſe im Lande hin und her, miſchen ſich unter Goldammern, Lerchen, Fin- ken, Grünlinge, Hänflinge und andere Ordnungsverwandte, beſuchen mit dieſen die Felder, oder, wenn der Winter hart wird, die Gehöfte des Landmannes, und zertheilen ſich in Paare, wenn der Frühling beginnt. Jn ſeinem Weſen hat der Feldſperling Vieles mit ſeinem Verwandten gemein; er iſt aber nicht ſo klug als dieſer, — aus dem einfachen Grunde, weil ihm der innige Umgang mit den Menſchen mangelt und ihm Gelegenheit zu ſeiner Ausbildung fehlt. Seine Haltung iſt anſprechender, als die die des Hausſperlings. Er trägt ſein Gefieder knapp, iſt keck, ziemlich gewandt und faſt immer in Bewegung. Sein Flug iſt leichter als der ſeines Vetters, der Gang auf dem Boden geſchickter; der Lockton iſt kürzer, gerundeter, demungeachtet jedoch ein echtes Sperlingsgeſchrei, welches nicht ver- kannt werden kann. Vom Herbſt bis zum Frühling bilden Körner und Sämereien, im Sommer Raupen, Blattläuſe und anderes Ungeziefer die Nahrung des Feldſpatzes, welcher mit Recht als ein wahrer Wohlthäter der Obſt- und Laubbäume betrachtet wird. Auf Weizen- und Hirſefeldern richtet er zuweilen Schaden an; dagegen läßt er die Früchte und die keimenden Gartenpflanzen unbehelligt. Seine Jungen füttert er mit Kerbthieren und mit milchigen Getreidekörnern auf. Die Brutzeit beginnt im April und währt bis in Auguſt; denn auch der Feldſpatz brütet zwei bis drei Mal im Jahre. Das Neſt ſteht immer in Höhlungen, vorzugsweiſe in Baumlöchern, ſeltener in Feldſpalten oder an entſprechenden Stellen in Gebäuden. Jn der Bauart gleicht es dem Neſte ſei- nes Verwandten. Das Gelege beſteht aus fünf bis ſieben Eiern, welche denen des Hausſperlings ſehr ähneln, aber etwas kleiner ſind. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd und zeitigen die Eier in dreizehn bis vierzehn Tagen. Der Feldſperling paart ſich gar nicht ſelten mit ſeinem Verwandten und erzeugt mit dieſem Junge, welche, wie man annimmt, wiederum fruchtbar ſind. Jm Neſtkleide ähneln dieſe Blendlinge jungen Hausſpatzen; ſie ſind aber dunkler auf dem Kopf und durch den ſchwarzgrauen Fleck an der Kehle ausgezeichnet. Jn ſolchen Miſchlingsehen pflegt der männliche Gatte gewöhnlich ein Feldſper- ling, der weibliche ein Hausſpatz zu ſein. Unſer Vogel iſt leichter zu erbeuten, als der Hausſpatz. Auf Finkenherden wird er oft in Menge gefangen, aber auch durch Vogelleim, Schlingen und Dohnen, durch Schlaggarne und durch Fallen anderer Art kann er leicht berückt werden. Die übrigen Feinde ſind dieſelben, welche dem Hausſpatz nachſtreben. Jn der Gefangenſchaft erhält man den Feldſperling ohne Mühe mit allerhand Geſäme, dem man als Leckerbiſſen ab und zu grüne Blättchen beifügt. Er geht ohne Umſtände aus Futter und wird auch bald erträglich zahm. Jm Geſellſchaftsbaner iſt er recht hübſch; nur mangelt ihm freilich die Gabe des Geſanges. Jn den Walddörfern Oſt-Sudahns, wo man keinen Hausſperling mehr antrifft, findet ſich bei den Hütten der Eingebornen ein eigenthümlicher Sperling ein, welcher gegenwärtig mit Necht einer beſon- dern Sippe zugezählt wird. Dies iſt der ſogenannte einfache Spatz (Pyrgitopsis simplex), eins der größten Mitglieder unſerer Familie, ausgezeichnet durch ſeinen ſchlanken Leibesbau und den lang-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/186>, abgerufen am 22.11.2024.