Die Bartenwale. -- Der Sild. Der Humpback oder Bunsch.
großen Messer, säumten aber keinen Augenblick, mit diesen dem Thiere im buchstäblichsten Sinne des Wortes auf den Leib zu rücken. Sie erkletterten mühselig den glatten Rücken unseres Wales und schnitten und stachen solange an ihm herum, bis er seinen Geist aufgegeben hatte. Der Kaufmann Nordvi kaufte ihn für dreißig Thaler Geldes ab; er gewann aber schon aus dem Thran allein das Vierfache seiner Auslage, und hatte außerdem noch das von den Fängern gewöhnlich verach- tete Geripp sorgfältig aufbewahrt, in der Absicht, es an eins der Museen zu verkaufen.
Gewöhnlich gibt der Finnfisch wenig Thran, ein Thier von 88 Fuß Länge nicht mehr als 8 bis 10 Tonnen. Der Speck ist dünn, wässerig, bei jungen Thieren gallertartig und fast völlig thran- los. Die Barten sind kurz und brüchig; Fleisch und Knochen werden gewöhnlich gar nicht benutzt, sondern den Thieren des Meeres überlassen. Außer dem Menschen soll der Butskopf oder Schwert- fisch der gefährlichste Feind seines gewaltigen Verwandten sein. Man behauptet, daß er scharen- weise den vor ihm in eiliger Flucht dahinjagenden Schnabelwal verfolge, denselben mit seinem fürch- terlichen Gebiß angreife und nicht eher von ihm ablasse, als bis er getödtet oder aus Angst auf den Strad gerannnt sei.
Neben diesem Riesen erscheint der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata), welcher derselben Familie angehört, als ein Zwerg, und wird deshalb auch wohl geradezu Zwergwal ge- nannt. Er erreicht blos 30 Fuß Länge, ähnelt aber sonst dem Finnfisch so, daß er für das Junge desselben angesehen worden ist. Die Oberseite ist dunkel, fast schwarz, die Unterseite licht, ins Röthliche spielend, mit einem rosenfarbigen Anflug an der Kehle und Bauch, welcher durch die röth- liche Hautfarbe bewirkt wird. Den Hauptunterschied zwischen beiden Thieren bildet die verschie- dene Zahl der Wirbel; denn der Zwergwal hat nur 7 Hals-, 11 Rücken- und 18 Schwanz-, im ganzen also blos 48 Wirbel. Die Barten, von denen man 320 in jeder Reihe zählt, sind weißgelb.
Der Sildwal bewohnt den nördlichen Theil des atlantischen, möglicherweise auch die durch die Behringsstraße mit diesem in Verbindung stehenden Theile des indischen Meeres. Er ist nir- gends gerade selten, kommt jedoch immer nur einzeln oder höchstens in kleinen Gesellschaften vor. Wie es scheint, leben beide Geschlechter im Sommer getrennt, und gesellen sich erst zur Zeit der Paarung, welche im November stattfinden soll. Nach 11 bis 12 Monaten wirft das Weibchen ein Junges; welches etwa 9 Fuß lang, schon im ersten Jahre um 3 bis 4 Fuß an Länge zugenommen hat und sehr rasch fortwächst. Die Nahrung des Zwergwales besteht vorzugsweise aus Fischen, und zwar nicht blos aus kleinen, sondern auch aus solchen von Lachsgröße. Sepien und Quallen hat man ebensowenig, als Tange in seinem Magen gefunden.
Man macht auch auf diesen Wal Jagd, aber nur, wenn er der Küste nahe kommt. Die Fischer vereinigen sich, bilden einen Halbkreis und versuchen durch Rufen und Schreien den Wal zu erschrecken und in eine enge Bucht zu treiben, wo er dann gewöhnlich auf den Strand läuft und zusammenge- stochen wird. Der Speck gilt als sehr wohlschmeckend, und soll sich eingesalzen lange aufbewahren lassen. Der Thran wird als vorzüglich gerühmt, und auch das Fleisch von den Nordländern verwen- det, und zwar genossen.
Eine dritte Art der Finnfische ist der Keporkak der Grönländer, der Humpback oder Bunsch der Engländer (Balaenoptera longimana), ein plump gebautes Thier von 80 bis 90 Fuß Länge, durch den verhältnißmäßig sehr großen Kopf und durch die am vorderen und hinteren Ende buchtig gekerbten, rundlich endenden Brustflossen ausgezeichnet: diese messen über ein Viertel der Leibeslänge, d. h. bis 26 Fuß. Die Oberseite ist schwarz, der Bauch graulichweiß gefärbt; die Brustfinnen sind weißlich, die Hauptfurchen am Unterhalse und an der Brust hellroth.
Auch dieser Wal ist Weltbürger. Man hat ihn in allen Meeren gefunden, wenn auch nicht so nahe an den Polen, wie die übrigen Verwandten. Es scheint, daß er wandert. Vom Mai bis
Die Bartenwale. — Der Sild. Der Humpback oder Bunſch.
großen Meſſer, ſäumten aber keinen Augenblick, mit dieſen dem Thiere im buchſtäblichſten Sinne des Wortes auf den Leib zu rücken. Sie erkletterten mühſelig den glatten Rücken unſeres Wales und ſchnitten und ſtachen ſolange an ihm herum, bis er ſeinen Geiſt aufgegeben hatte. Der Kaufmann Nordvi kaufte ihn für dreißig Thaler Geldes ab; er gewann aber ſchon aus dem Thran allein das Vierfache ſeiner Auslage, und hatte außerdem noch das von den Fängern gewöhnlich verach- tete Geripp ſorgfältig aufbewahrt, in der Abſicht, es an eins der Muſeen zu verkaufen.
Gewöhnlich gibt der Finnfiſch wenig Thran, ein Thier von 88 Fuß Länge nicht mehr als 8 bis 10 Tonnen. Der Speck iſt dünn, wäſſerig, bei jungen Thieren gallertartig und faſt völlig thran- los. Die Barten ſind kurz und brüchig; Fleiſch und Knochen werden gewöhnlich gar nicht benutzt, ſondern den Thieren des Meeres überlaſſen. Außer dem Menſchen ſoll der Butskopf oder Schwert- fiſch der gefährlichſte Feind ſeines gewaltigen Verwandten ſein. Man behauptet, daß er ſcharen- weiſe den vor ihm in eiliger Flucht dahinjagenden Schnabelwal verfolge, denſelben mit ſeinem fürch- terlichen Gebiß angreife und nicht eher von ihm ablaſſe, als bis er getödtet oder aus Angſt auf den Strad gerannnt ſei.
Neben dieſem Rieſen erſcheint der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata), welcher derſelben Familie angehört, als ein Zwerg, und wird deshalb auch wohl geradezu Zwergwal ge- nannt. Er erreicht blos 30 Fuß Länge, ähnelt aber ſonſt dem Finnfiſch ſo, daß er für das Junge deſſelben angeſehen worden iſt. Die Oberſeite iſt dunkel, faſt ſchwarz, die Unterſeite licht, ins Röthliche ſpielend, mit einem roſenfarbigen Anflug an der Kehle und Bauch, welcher durch die röth- liche Hautfarbe bewirkt wird. Den Hauptunterſchied zwiſchen beiden Thieren bildet die verſchie- dene Zahl der Wirbel; denn der Zwergwal hat nur 7 Hals-, 11 Rücken- und 18 Schwanz-, im ganzen alſo blos 48 Wirbel. Die Barten, von denen man 320 in jeder Reihe zählt, ſind weißgelb.
Der Sildwal bewohnt den nördlichen Theil des atlantiſchen, möglicherweiſe auch die durch die Behringsſtraße mit dieſem in Verbindung ſtehenden Theile des indiſchen Meeres. Er iſt nir- gends gerade ſelten, kommt jedoch immer nur einzeln oder höchſtens in kleinen Geſellſchaften vor. Wie es ſcheint, leben beide Geſchlechter im Sommer getrennt, und geſellen ſich erſt zur Zeit der Paarung, welche im November ſtattfinden ſoll. Nach 11 bis 12 Monaten wirft das Weibchen ein Junges; welches etwa 9 Fuß lang, ſchon im erſten Jahre um 3 bis 4 Fuß an Länge zugenommen hat und ſehr raſch fortwächſt. Die Nahrung des Zwergwales beſteht vorzugsweiſe aus Fiſchen, und zwar nicht blos aus kleinen, ſondern auch aus ſolchen von Lachsgröße. Sepien und Quallen hat man ebenſowenig, als Tange in ſeinem Magen gefunden.
Man macht auch auf dieſen Wal Jagd, aber nur, wenn er der Küſte nahe kommt. Die Fiſcher vereinigen ſich, bilden einen Halbkreis und verſuchen durch Rufen und Schreien den Wal zu erſchrecken und in eine enge Bucht zu treiben, wo er dann gewöhnlich auf den Strand läuft und zuſammenge- ſtochen wird. Der Speck gilt als ſehr wohlſchmeckend, und ſoll ſich eingeſalzen lange aufbewahren laſſen. Der Thran wird als vorzüglich gerühmt, und auch das Fleiſch von den Nordländern verwen- det, und zwar genoſſen.
Eine dritte Art der Finnfiſche iſt der Keporkak der Grönländer, der Humpback oder Bunſch der Engländer (Balaenoptera longimana), ein plump gebautes Thier von 80 bis 90 Fuß Länge, durch den verhältnißmäßig ſehr großen Kopf und durch die am vorderen und hinteren Ende buchtig gekerbten, rundlich endenden Bruſtfloſſen ausgezeichnet: dieſe meſſen über ein Viertel der Leibeslänge, d. h. bis 26 Fuß. Die Oberſeite iſt ſchwarz, der Bauch graulichweiß gefärbt; die Bruſtfinnen ſind weißlich, die Hauptfurchen am Unterhalſe und an der Bruſt hellroth.
Auch dieſer Wal iſt Weltbürger. Man hat ihn in allen Meeren gefunden, wenn auch nicht ſo nahe an den Polen, wie die übrigen Verwandten. Es ſcheint, daß er wandert. Vom Mai bis
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Die Bartenwale. — Der Sild. Der Humpback oder Bunſch.
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Sinne des Wortes auf den Leib zu rücken. Sie erkletterten mühſelig den glatten Rücken unſeres
Wales und ſchnitten und ſtachen ſolange an ihm herum, bis er ſeinen Geiſt aufgegeben hatte. Der
Kaufmann Nordvi kaufte ihn für dreißig Thaler Geldes ab; er gewann aber ſchon aus dem Thran
allein das Vierfache ſeiner Auslage, und hatte außerdem noch das von den Fängern gewöhnlich verach-
tete Geripp ſorgfältig aufbewahrt, in der Abſicht, es an eins der Muſeen zu verkaufen.
Gewöhnlich gibt der Finnfiſch wenig Thran, ein Thier von 88 Fuß Länge nicht mehr als 8 bis
10 Tonnen. Der Speck iſt dünn, wäſſerig, bei jungen Thieren gallertartig und faſt völlig thran-
los. Die Barten ſind kurz und brüchig; Fleiſch und Knochen werden gewöhnlich gar nicht benutzt,
ſondern den Thieren des Meeres überlaſſen. Außer dem Menſchen ſoll der Butskopf oder Schwert-
fiſch der gefährlichſte Feind ſeines gewaltigen Verwandten ſein. Man behauptet, daß er ſcharen-
weiſe den vor ihm in eiliger Flucht dahinjagenden Schnabelwal verfolge, denſelben mit ſeinem fürch-
terlichen Gebiß angreife und nicht eher von ihm ablaſſe, als bis er getödtet oder aus Angſt auf den
Strad gerannnt ſei.
Neben dieſem Rieſen erſcheint der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata), welcher
derſelben Familie angehört, als ein Zwerg, und wird deshalb auch wohl geradezu Zwergwal ge-
nannt. Er erreicht blos 30 Fuß Länge, ähnelt aber ſonſt dem Finnfiſch ſo, daß er für das Junge
deſſelben angeſehen worden iſt. Die Oberſeite iſt dunkel, faſt ſchwarz, die Unterſeite licht, ins
Röthliche ſpielend, mit einem roſenfarbigen Anflug an der Kehle und Bauch, welcher durch die röth-
liche Hautfarbe bewirkt wird. Den Hauptunterſchied zwiſchen beiden Thieren bildet die verſchie-
dene Zahl der Wirbel; denn der Zwergwal hat nur 7 Hals-, 11 Rücken- und 18 Schwanz-, im
ganzen alſo blos 48 Wirbel. Die Barten, von denen man 320 in jeder Reihe zählt, ſind
weißgelb.
Der Sildwal bewohnt den nördlichen Theil des atlantiſchen, möglicherweiſe auch die durch
die Behringsſtraße mit dieſem in Verbindung ſtehenden Theile des indiſchen Meeres. Er iſt nir-
gends gerade ſelten, kommt jedoch immer nur einzeln oder höchſtens in kleinen Geſellſchaften vor.
Wie es ſcheint, leben beide Geſchlechter im Sommer getrennt, und geſellen ſich erſt zur Zeit der
Paarung, welche im November ſtattfinden ſoll. Nach 11 bis 12 Monaten wirft das Weibchen ein
Junges; welches etwa 9 Fuß lang, ſchon im erſten Jahre um 3 bis 4 Fuß an Länge zugenommen
hat und ſehr raſch fortwächſt. Die Nahrung des Zwergwales beſteht vorzugsweiſe aus Fiſchen, und
zwar nicht blos aus kleinen, ſondern auch aus ſolchen von Lachsgröße. Sepien und Quallen hat man
ebenſowenig, als Tange in ſeinem Magen gefunden.
Man macht auch auf dieſen Wal Jagd, aber nur, wenn er der Küſte nahe kommt. Die Fiſcher
vereinigen ſich, bilden einen Halbkreis und verſuchen durch Rufen und Schreien den Wal zu erſchrecken
und in eine enge Bucht zu treiben, wo er dann gewöhnlich auf den Strand läuft und zuſammenge-
ſtochen wird. Der Speck gilt als ſehr wohlſchmeckend, und ſoll ſich eingeſalzen lange aufbewahren
laſſen. Der Thran wird als vorzüglich gerühmt, und auch das Fleiſch von den Nordländern verwen-
det, und zwar genoſſen.
Eine dritte Art der Finnfiſche iſt der Keporkak der Grönländer, der Humpback oder
Bunſch der Engländer (Balaenoptera longimana), ein plump gebautes Thier von 80 bis 90
Fuß Länge, durch den verhältnißmäßig ſehr großen Kopf und durch die am vorderen und hinteren
Ende buchtig gekerbten, rundlich endenden Bruſtfloſſen ausgezeichnet: dieſe meſſen über ein Viertel
der Leibeslänge, d. h. bis 26 Fuß. Die Oberſeite iſt ſchwarz, der Bauch graulichweiß gefärbt; die
Bruſtfinnen ſind weißlich, die Hauptfurchen am Unterhalſe und an der Bruſt hellroth.
Auch dieſer Wal iſt Weltbürger. Man hat ihn in allen Meeren gefunden, wenn auch nicht
ſo nahe an den Polen, wie die übrigen Verwandten. Es ſcheint, daß er wandert. Vom Mai bis
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 866. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/914>, abgerufen am 23.11.2024.
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