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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Humpback oder Bunsch.
zum November findet man ihn in der Davisstraße, im März und April an den Bermuden, im Win-
ter fern von den Küsten in der hohen See, sowohl im Norden, wie im Süden. Er schwimmt rasch
und gewandt, spielt, schnellt sich manchmal in die Luft und frißt Fische und schalenlose Weichthiere.
Die Zeit der Paarung und die Dauer der Trächtigkeit sind noch unbekannt. Das Weibchen wirft
im Frühjahr ein Junges von etwa 14 Fuß Länge, welches bei der Mutter bleibt, bis es etwa
30 Fuß lang geworden ist. Die Alte vertheidigt es mit großer Aufopferung, ergreift aber die
Flucht, wenn sie verwundet wurde.

Die Grönländer machen eifrig Jagd auf den Keporkak; sie wissen alle Theile des Leibes zu
benutzen. Speck und Thran sind beinahe von derselben Güte, wie bei dem des Zwergwales. Aus
dem Dünngedärme werden Fensterscheiben gefertigt. Die Knochen benutzt man zur Erbauung von
Boten.

[Abbildung] Der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata).

Außer dem Menschen und dem Schwertfisch wird der Bunsch auch noch von vielen Schma-
rotzern belästigt. Es gilt mit als ein Kennzeichen dieses Wales, daß gewisse Schmarotzer aus der
Ordnung der Rankenfüßer nur auf ihm sich ansetzen und auch schon auf den jüngsten Thieren vor-
handen sind, während der eigentliche Finnfisch immer frei von dieser lästigen Gesellschaft bleibt.



Jn der zweiten Sippe vereinigt man die beiden eigentlichen Wale. Sie unterscheiden sich von
den vorhergehenden durch den plumpen, gedrungenen Leib, welcher höchstens 70 Fuß Länge erreicht,
durch den Mangel an der Fettflosse auf dem Rücken und der Furchen am Bauche, durch eine nach
vorn sich verschmälernde, abwärts gekrümmte Schnauze, durch die sehr langen Barten, die kurzen,
breiten Brustflossen und die große, tief ausgeschnittene Schwanzfinne.

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Der Humpback oder Bunſch.
zum November findet man ihn in der Davisſtraße, im März und April an den Bermuden, im Win-
ter fern von den Küſten in der hohen See, ſowohl im Norden, wie im Süden. Er ſchwimmt raſch
und gewandt, ſpielt, ſchnellt ſich manchmal in die Luft und frißt Fiſche und ſchalenloſe Weichthiere.
Die Zeit der Paarung und die Dauer der Trächtigkeit ſind noch unbekannt. Das Weibchen wirft
im Frühjahr ein Junges von etwa 14 Fuß Länge, welches bei der Mutter bleibt, bis es etwa
30 Fuß lang geworden iſt. Die Alte vertheidigt es mit großer Aufopferung, ergreift aber die
Flucht, wenn ſie verwundet wurde.

Die Grönländer machen eifrig Jagd auf den Keporkak; ſie wiſſen alle Theile des Leibes zu
benutzen. Speck und Thran ſind beinahe von derſelben Güte, wie bei dem des Zwergwales. Aus
dem Dünngedärme werden Fenſterſcheiben gefertigt. Die Knochen benutzt man zur Erbauung von
Boten.

[Abbildung] Der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata).

Außer dem Menſchen und dem Schwertfiſch wird der Bunſch auch noch von vielen Schma-
rotzern beläſtigt. Es gilt mit als ein Kennzeichen dieſes Wales, daß gewiſſe Schmarotzer aus der
Ordnung der Rankenfüßer nur auf ihm ſich anſetzen und auch ſchon auf den jüngſten Thieren vor-
handen ſind, während der eigentliche Finnfiſch immer frei von dieſer läſtigen Geſellſchaft bleibt.



Jn der zweiten Sippe vereinigt man die beiden eigentlichen Wale. Sie unterſcheiden ſich von
den vorhergehenden durch den plumpen, gedrungenen Leib, welcher höchſtens 70 Fuß Länge erreicht,
durch den Mangel an der Fettfloſſe auf dem Rücken und der Furchen am Bauche, durch eine nach
vorn ſich verſchmälernde, abwärts gekrümmte Schnauze, durch die ſehr langen Barten, die kurzen,
breiten Bruſtfloſſen und die große, tief ausgeſchnittene Schwanzfinne.

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[867/0915] Der Humpback oder Bunſch. zum November findet man ihn in der Davisſtraße, im März und April an den Bermuden, im Win- ter fern von den Küſten in der hohen See, ſowohl im Norden, wie im Süden. Er ſchwimmt raſch und gewandt, ſpielt, ſchnellt ſich manchmal in die Luft und frißt Fiſche und ſchalenloſe Weichthiere. Die Zeit der Paarung und die Dauer der Trächtigkeit ſind noch unbekannt. Das Weibchen wirft im Frühjahr ein Junges von etwa 14 Fuß Länge, welches bei der Mutter bleibt, bis es etwa 30 Fuß lang geworden iſt. Die Alte vertheidigt es mit großer Aufopferung, ergreift aber die Flucht, wenn ſie verwundet wurde. Die Grönländer machen eifrig Jagd auf den Keporkak; ſie wiſſen alle Theile des Leibes zu benutzen. Speck und Thran ſind beinahe von derſelben Güte, wie bei dem des Zwergwales. Aus dem Dünngedärme werden Fenſterſcheiben gefertigt. Die Knochen benutzt man zur Erbauung von Boten. [Abbildung Der Sild oder Sommerwal (Balaenoptera rostrata).] Außer dem Menſchen und dem Schwertfiſch wird der Bunſch auch noch von vielen Schma- rotzern beläſtigt. Es gilt mit als ein Kennzeichen dieſes Wales, daß gewiſſe Schmarotzer aus der Ordnung der Rankenfüßer nur auf ihm ſich anſetzen und auch ſchon auf den jüngſten Thieren vor- handen ſind, während der eigentliche Finnfiſch immer frei von dieſer läſtigen Geſellſchaft bleibt. Jn der zweiten Sippe vereinigt man die beiden eigentlichen Wale. Sie unterſcheiden ſich von den vorhergehenden durch den plumpen, gedrungenen Leib, welcher höchſtens 70 Fuß Länge erreicht, durch den Mangel an der Fettfloſſe auf dem Rücken und der Furchen am Bauche, durch eine nach vorn ſich verſchmälernde, abwärts gekrümmte Schnauze, durch die ſehr langen Barten, die kurzen, breiten Bruſtfloſſen und die große, tief ausgeſchnittene Schwanzfinne. 55*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 867. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/915>, abgerufen am 23.11.2024.