Flossenfüßer. Die Seehunde. -- Der Seebär. Der südliche Seelöwe.
"Gewöhnlich laufen die Alten nicht davon, wenn Menschen nahen, sondern machen sich viel- mehr fertig zum Streit. Nichtsdestoweniger habe ich auch gesehen, daß ganze Herden die Flucht ergriffen haben. Wenn man pfeift, fliehen die Weibchen sogleich, und wenn man sie unvermuthet mit großem Geschrei überfällt, stürzen sich ganze Massen mit einem Male ins Meer; dann schwim- men sie beständig am Strande hin und her und wundern sich über die ungewöhnlichen Gäste. Die Meerottern und gemeinen Robben fürchten sich sehr vor ihnen und werden deshalb selten in ihrer Nähe gesehen; die Seelöwen aber wohnen in großen Herden unter ihnen, nehmen die besten Stellen ein, und die Bärenrobben erregen nicht gern in ihrer Gegenwart einen Streit, um nicht allzu grau- same Schiedsrichter zu bekommen."
"Jn ihren Bewegungen sind sie schneller, als andere Robben; sie durchschwimmen sicher in einer Stunde zwei deutsche Meilen. Auf dem Lande werden sie von Keinem übertroffen und man ent- kommt ihnen nur, wenn es bergan geht. Mich haben sie einmal länger, als sechs Stunden verfolgt und endlich gezwungen, mit der größten Lebensgefahr über eine steile Anhöhe zu klettern, und mich und meinen Kosaken jagten sie oft so muthig vor sich her, daß wir den Strand verlassen mußten. Jhr Leben ist so zähe, daß zwei oder drei Menschen sie kaum mit 200 Keulenschlägen nach dem Kopfe tödten können. Man muß oft zwei bis drei Mal ausruhen, um wieder Kräfte zu sammeln. Wenn auch alle Zähne aus dem Nachen geschlagen, die Hirnschale zerstückelt und das Gehirn fast ganz ausgespritzt ist, bleibt das Thier dennoch auf seinen Füßen stehen und wehrt sich. Jch schlug einem die Hirnschale entzwei und die Augen aus, dennoch blieb es noch länger, als zwei Wochen wie eine Bildsäule stehen und lebte solange. Bei Kamtschatka gehen sie seltener aus Land und werden deshalb im Wasser harpunirt. Dann schießen sie wie ein Pfeil dahin und ziehen den Kahn noch so reißend nach sich, daß er zu folgen scheint. Wenn der Schiffer ihn nicht recht gut zu steuern weiß, kehren sie auch wohl um. So geht es fort, bis das Thier sich verblutet hat. Dann wird es herangezogen, mit Spießen durchstochen und an das Land geschafft. Man fängt aber nur erwachsene Männchen und trächtige Weibchen, weil man sich an die großen Männchen nicht wagt. Jährlich kommen soviel Bärenrobben vor Alter und in Folge ihrer Wunden auf den Jnseln um, daß an manchen Orten der Strand so voll Knochen liegt, als wenn eine Schlacht geliefert worden wäre."
Gegenwärtig ist es freilich anders geworden, als zu des guten Steller's Zeiten. Die Robben- schläger haben entsetzlich auch unter den Seebären gehaust und diese fast ausgerottet.
Die sogenannten Seelöwen oder Löwenrobben werden von Einigen ebenfalls als Vertreter einer besonderen Sippe (Otaria) angesehen, während Andere, ihrer kurzen Ohrstummel wegen, sie mit den Seebären zusammenziehen. Man kennt mehrere Arten von bedeutenderer oder geringerer Größe. Von den Bärenrobben unterscheiden sie sich durch die verhältnißmäßig sehr großen Vorder- füße und das kürzere Haarkleid, welches nur in der struppigen Mähne am Halse der Männchen sich verlängert. Den Namen Seelöwe verdient diese Robbe in eben demselben Grade, wie die bereits beschriebenen den ihren. Jhre Farbe ist kaum etwas dunkler, als das bekannte Löwengelb, das Ge- sicht hat wie das aller Robben eine entfernte Aehnlichkeit mit einem Katzengesicht und die Mähne am Vorderhalse kommt besonders zur Geltung. Wir betrachten, obgleich uns unsere Abbildung den süd- lichen Seelöwen (Otaria jubata) zeigt, das Leben des nordischen, welcher immer kleiner, als der südliche ist und auch eine kaum bemerkliche Mähne besitzt. Die Färbung des einen wie des anderen ist ein bald lichteres, bald dunkleres Gelblichweiß oder Gelblichbraun. Der Bauch und die Füße sind dunkler, die Flossenhaut gleicht schwarzem Leder, auf welcher kleine schwarze Höcker hervortreten, die der Hinterfüße ist gelappt. Der eigentliche Seelöwe findet sich an der Südspitze von Amerika und im Süden Neuhollands und Neuseelands, der nordische im nördlichen stillen Weltmeer von der Behringsstraße an bis Japan und Kalifornien hinauf. Jn ihrer Lebensweise haben beide noch Vieles
Floſſenfüßer. Die Seehunde. — Der Seebär. Der ſüdliche Seelöwe.
„Gewöhnlich laufen die Alten nicht davon, wenn Menſchen nahen, ſondern machen ſich viel- mehr fertig zum Streit. Nichtsdeſtoweniger habe ich auch geſehen, daß ganze Herden die Flucht ergriffen haben. Wenn man pfeift, fliehen die Weibchen ſogleich, und wenn man ſie unvermuthet mit großem Geſchrei überfällt, ſtürzen ſich ganze Maſſen mit einem Male ins Meer; dann ſchwim- men ſie beſtändig am Strande hin und her und wundern ſich über die ungewöhnlichen Gäſte. Die Meerottern und gemeinen Robben fürchten ſich ſehr vor ihnen und werden deshalb ſelten in ihrer Nähe geſehen; die Seelöwen aber wohnen in großen Herden unter ihnen, nehmen die beſten Stellen ein, und die Bärenrobben erregen nicht gern in ihrer Gegenwart einen Streit, um nicht allzu grau- ſame Schiedsrichter zu bekommen.‟
„Jn ihren Bewegungen ſind ſie ſchneller, als andere Robben; ſie durchſchwimmen ſicher in einer Stunde zwei deutſche Meilen. Auf dem Lande werden ſie von Keinem übertroffen und man ent- kommt ihnen nur, wenn es bergan geht. Mich haben ſie einmal länger, als ſechs Stunden verfolgt und endlich gezwungen, mit der größten Lebensgefahr über eine ſteile Anhöhe zu klettern, und mich und meinen Koſaken jagten ſie oft ſo muthig vor ſich her, daß wir den Strand verlaſſen mußten. Jhr Leben iſt ſo zähe, daß zwei oder drei Menſchen ſie kaum mit 200 Keulenſchlägen nach dem Kopfe tödten können. Man muß oft zwei bis drei Mal ausruhen, um wieder Kräfte zu ſammeln. Wenn auch alle Zähne aus dem Nachen geſchlagen, die Hirnſchale zerſtückelt und das Gehirn faſt ganz ausgeſpritzt iſt, bleibt das Thier dennoch auf ſeinen Füßen ſtehen und wehrt ſich. Jch ſchlug einem die Hirnſchale entzwei und die Augen aus, dennoch blieb es noch länger, als zwei Wochen wie eine Bildſäule ſtehen und lebte ſolange. Bei Kamtſchatka gehen ſie ſeltener aus Land und werden deshalb im Waſſer harpunirt. Dann ſchießen ſie wie ein Pfeil dahin und ziehen den Kahn noch ſo reißend nach ſich, daß er zu folgen ſcheint. Wenn der Schiffer ihn nicht recht gut zu ſteuern weiß, kehren ſie auch wohl um. So geht es fort, bis das Thier ſich verblutet hat. Dann wird es herangezogen, mit Spießen durchſtochen und an das Land geſchafft. Man fängt aber nur erwachſene Männchen und trächtige Weibchen, weil man ſich an die großen Männchen nicht wagt. Jährlich kommen ſoviel Bärenrobben vor Alter und in Folge ihrer Wunden auf den Jnſeln um, daß an manchen Orten der Strand ſo voll Knochen liegt, als wenn eine Schlacht geliefert worden wäre.‟
Gegenwärtig iſt es freilich anders geworden, als zu des guten Steller’s Zeiten. Die Robben- ſchläger haben entſetzlich auch unter den Seebären gehauſt und dieſe faſt ausgerottet.
Die ſogenannten Seelöwen oder Löwenrobben werden von Einigen ebenfalls als Vertreter einer beſonderen Sippe (Otaria) angeſehen, während Andere, ihrer kurzen Ohrſtummel wegen, ſie mit den Seebären zuſammenziehen. Man kennt mehrere Arten von bedeutenderer oder geringerer Größe. Von den Bärenrobben unterſcheiden ſie ſich durch die verhältnißmäßig ſehr großen Vorder- füße und das kürzere Haarkleid, welches nur in der ſtruppigen Mähne am Halſe der Männchen ſich verlängert. Den Namen Seelöwe verdient dieſe Robbe in eben demſelben Grade, wie die bereits beſchriebenen den ihren. Jhre Farbe iſt kaum etwas dunkler, als das bekannte Löwengelb, das Ge- ſicht hat wie das aller Robben eine entfernte Aehnlichkeit mit einem Katzengeſicht und die Mähne am Vorderhalſe kommt beſonders zur Geltung. Wir betrachten, obgleich uns unſere Abbildung den ſüd- lichen Seelöwen (Otaria jubata) zeigt, das Leben des nordiſchen, welcher immer kleiner, als der ſüdliche iſt und auch eine kaum bemerkliche Mähne beſitzt. Die Färbung des einen wie des anderen iſt ein bald lichteres, bald dunkleres Gelblichweiß oder Gelblichbraun. Der Bauch und die Füße ſind dunkler, die Floſſenhaut gleicht ſchwarzem Leder, auf welcher kleine ſchwarze Höcker hervortreten, die der Hinterfüße iſt gelappt. Der eigentliche Seelöwe findet ſich an der Südſpitze von Amerika und im Süden Neuhollands und Neuſeelands, der nordiſche im nördlichen ſtillen Weltmeer von der Behringsſtraße an bis Japan und Kalifornien hinauf. Jn ihrer Lebensweiſe haben beide noch Vieles
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Floſſenfüßer. Die Seehunde. — Der Seebär. Der ſüdliche Seelöwe.
„Gewöhnlich laufen die Alten nicht davon, wenn Menſchen nahen, ſondern machen ſich viel-
mehr fertig zum Streit. Nichtsdeſtoweniger habe ich auch geſehen, daß ganze Herden die Flucht
ergriffen haben. Wenn man pfeift, fliehen die Weibchen ſogleich, und wenn man ſie unvermuthet
mit großem Geſchrei überfällt, ſtürzen ſich ganze Maſſen mit einem Male ins Meer; dann ſchwim-
men ſie beſtändig am Strande hin und her und wundern ſich über die ungewöhnlichen Gäſte. Die
Meerottern und gemeinen Robben fürchten ſich ſehr vor ihnen und werden deshalb ſelten in ihrer
Nähe geſehen; die Seelöwen aber wohnen in großen Herden unter ihnen, nehmen die beſten Stellen
ein, und die Bärenrobben erregen nicht gern in ihrer Gegenwart einen Streit, um nicht allzu grau-
ſame Schiedsrichter zu bekommen.‟
„Jn ihren Bewegungen ſind ſie ſchneller, als andere Robben; ſie durchſchwimmen ſicher in einer
Stunde zwei deutſche Meilen. Auf dem Lande werden ſie von Keinem übertroffen und man ent-
kommt ihnen nur, wenn es bergan geht. Mich haben ſie einmal länger, als ſechs Stunden verfolgt
und endlich gezwungen, mit der größten Lebensgefahr über eine ſteile Anhöhe zu klettern, und mich
und meinen Koſaken jagten ſie oft ſo muthig vor ſich her, daß wir den Strand verlaſſen mußten.
Jhr Leben iſt ſo zähe, daß zwei oder drei Menſchen ſie kaum mit 200 Keulenſchlägen nach dem
Kopfe tödten können. Man muß oft zwei bis drei Mal ausruhen, um wieder Kräfte zu ſammeln.
Wenn auch alle Zähne aus dem Nachen geſchlagen, die Hirnſchale zerſtückelt und das Gehirn faſt ganz
ausgeſpritzt iſt, bleibt das Thier dennoch auf ſeinen Füßen ſtehen und wehrt ſich. Jch ſchlug einem
die Hirnſchale entzwei und die Augen aus, dennoch blieb es noch länger, als zwei Wochen wie eine
Bildſäule ſtehen und lebte ſolange. Bei Kamtſchatka gehen ſie ſeltener aus Land und werden deshalb
im Waſſer harpunirt. Dann ſchießen ſie wie ein Pfeil dahin und ziehen den Kahn noch ſo reißend
nach ſich, daß er zu folgen ſcheint. Wenn der Schiffer ihn nicht recht gut zu ſteuern weiß, kehren ſie
auch wohl um. So geht es fort, bis das Thier ſich verblutet hat. Dann wird es herangezogen, mit
Spießen durchſtochen und an das Land geſchafft. Man fängt aber nur erwachſene Männchen und
trächtige Weibchen, weil man ſich an die großen Männchen nicht wagt. Jährlich kommen ſoviel
Bärenrobben vor Alter und in Folge ihrer Wunden auf den Jnſeln um, daß an manchen Orten der
Strand ſo voll Knochen liegt, als wenn eine Schlacht geliefert worden wäre.‟
Gegenwärtig iſt es freilich anders geworden, als zu des guten Steller’s Zeiten. Die Robben-
ſchläger haben entſetzlich auch unter den Seebären gehauſt und dieſe faſt ausgerottet.
Die ſogenannten Seelöwen oder Löwenrobben werden von Einigen ebenfalls als Vertreter
einer beſonderen Sippe (Otaria) angeſehen, während Andere, ihrer kurzen Ohrſtummel wegen, ſie
mit den Seebären zuſammenziehen. Man kennt mehrere Arten von bedeutenderer oder geringerer
Größe. Von den Bärenrobben unterſcheiden ſie ſich durch die verhältnißmäßig ſehr großen Vorder-
füße und das kürzere Haarkleid, welches nur in der ſtruppigen Mähne am Halſe der Männchen ſich
verlängert. Den Namen Seelöwe verdient dieſe Robbe in eben demſelben Grade, wie die bereits
beſchriebenen den ihren. Jhre Farbe iſt kaum etwas dunkler, als das bekannte Löwengelb, das Ge-
ſicht hat wie das aller Robben eine entfernte Aehnlichkeit mit einem Katzengeſicht und die Mähne am
Vorderhalſe kommt beſonders zur Geltung. Wir betrachten, obgleich uns unſere Abbildung den ſüd-
lichen Seelöwen (Otaria jubata) zeigt, das Leben des nordiſchen, welcher immer kleiner, als der
ſüdliche iſt und auch eine kaum bemerkliche Mähne beſitzt. Die Färbung des einen wie des anderen
iſt ein bald lichteres, bald dunkleres Gelblichweiß oder Gelblichbraun. Der Bauch und die Füße
ſind dunkler, die Floſſenhaut gleicht ſchwarzem Leder, auf welcher kleine ſchwarze Höcker hervortreten,
die der Hinterfüße iſt gelappt. Der eigentliche Seelöwe findet ſich an der Südſpitze von Amerika und
im Süden Neuhollands und Neuſeelands, der nordiſche im nördlichen ſtillen Weltmeer von der
Behringsſtraße an bis Japan und Kalifornien hinauf. Jn ihrer Lebensweiſe haben beide noch Vieles
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/834>, abgerufen am 23.11.2024.
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