er als arbeitender Haussklave wesentliche Dienste leisten könne. Namentlich als Zugthier dürfte er nicht eben besonders Glück machen. So hübsch es auch aussehen würde, mit einem Paar Schabracken- tapire durch die Straßen indischer Städte zu fahren, so wenig möchte diese Beförderungsweise un- seren neuzeitlichen Reiseeinrichtungen entsprechen; denn einen gefangenen Tapir zum Traben zu bringen, hat größere Schwierigkeiten, als jene Leute glauben mochten, welche solchen Gedanken zu- erst aussprachen.
Die freilebenden Tapire nähren sich nur von Pflanzen und namentlich von Baumblättern. Jn Brasilien bevorzugen sie die jungen Palmenblätter; nicht selten aber fallen sie auch in die Pflanzun- gen ein und beweisen dann, daß ihnen Zuckerrohr, Mango, Melonen und andere Gemüse ebenfalls behagen. Jn den Cocapflanzungen richten sie, wie Tschudi versichert, manchmal in einer Nacht durch Niedertreten der zarten Pflanzen und das Abfressen der jungen Blätter einen Schaden von mehreren tausend Thalern an. Jm freien, großen Walde leben sie oft monatelang von den abgefal- lenen Baumfrüchten oder in den Brüchen von den saftigen Sumpf- und Wasserpflanzen. Besonders erpicht sind sie auf Salz, es ist ihnen, wie den Wiederkäuern, Bedürfniß. "Jn allen tiefliegenden Ländern Paraguays," sagt Rengger, "wo das Erdreich schwefelsaures und salzsaures Natron ent- hält, findet man die Tapire in Menge. Sie belecken hier die mit Salz geschwängerte Erde." Auch unsere Gefangenen zeigen eine große Vorliebe für Salz. Jm übrigen nehmen diese Alles an, was Schweine fressen; sie erkennen aber dankbar jede brauchbare Gabe, welche ihnen gereicht wird. Baum- blätter und Früchte, Zwieback und Zucker gehören zu ihren besonderen Leckerbissen.
Die Brunst der freilebenden Tapire fällt in die Monate, welche der Negenzeit vorausgehen. Beide Geschlechter pfeifen sich dann zusammen und leben während einiger Wochen paarweise. Etwa vier Monate später wirst das Weibchen ein Junges, ein kleines, niedliches Geschöpf, welches nach Art der Wildschweine gestreift ist. Beim Schabrackentapir ist das Jugendkleid schwarz, oben fahl, unten weiß gefleckt und gestreift; beim amerikanischen ist die Grundfarbe ein helles Grau, die Flecken und Streifenzeichnung aber in ähnlicher Weise darüber verbreitet. Vom vierten Monate an beginnt die Färbung sich zu ändern, die Flecken verschwinden, und im sechsten Monat zeigen die Jungen die Farbe der Erwachsenen.
Alle drei Tapirarten werden von den Menschen eifrig verfolgt, weil Fleisch und Fell benutzt werden. Von amerikanischen Forschern erfahren wir, daß das Fell seiner Dicke und Stärke wegen geschätzt wird. Man gerbt es und schneidet über 3 Fuß lange, 11/2 Zoll dicke Riemen aus ihm, welche abgerundet, durch wiederholtes Einreiben mit heißem Fett geschmeidig gemacht und sodann zu Peitschen oder Zügeln verwendet werden. Von der argentinischen Republik aus sollen alljährlich eine Menge solcher Zügel in den Handel kommen. Für Schuhe ist, nach Tschudi, das Fell zu spröde, wenn das Wetter trocken, und zu schwammig, wenn die Witterung feucht ist. Den Klauen, den Haaren und anderen Theilen des Tapirs werden Heilkräfte zugeschrieben; auf der Ostküste aber ist das gemeine Volk, wie Rengger mittheilt, weit entfernt, die Wirkung dieser Mittel an sich selbst zu versuchen, es begnügt sich vielmehr, sie anderen Kranken anzupreisen. Dagegen werden die Klauen, nach Tschudi's Versicherung, von den Jndianern, als Vorkehrmittel gegen die Fallsucht, an einem Faden um den Hals gehangen, getragen oder geröstet und zu feinem Pulver gerieben, auch innerlich eingegeben. Dasselbe Mittel nimmt in der indianischen Heilkunde einen hohen Rang ein; denn es wird auch gegen Lungenschwindsucht angewandt, dann aber mit der Leber des Stinkthieres in Cacao abgekocht. Endlich sollen die Hufe als Tonwerkzeuge nach Art der Castagnetten ver- wandt werden.
Die Jagd selbst wird je nach den Ländern verschieden betrieben. Eine Jagd aus dem Stegreife schildert Schomburgk in seiner lebendigen Weise. "Eben bogen wir", so sagt er, "um eine der Krümmungen, als wir zu unserer großen Freude einen Tapir mit seinen Jungen auf einer der vielen Sandbänke im Wassersaum herumwaten sahen; kaum aber war das Wort "Maipuri" den Lippen unserer Jndianer entflohen, als wir auch von beiden Thieren bemerkt wurden, die die Flucht ergriffen
Allgemeines.
er als arbeitender Hausſklave weſentliche Dienſte leiſten könne. Namentlich als Zugthier dürfte er nicht eben beſonders Glück machen. So hübſch es auch ausſehen würde, mit einem Paar Schabracken- tapire durch die Straßen indiſcher Städte zu fahren, ſo wenig möchte dieſe Beförderungsweiſe un- ſeren neuzeitlichen Reiſeeinrichtungen entſprechen; denn einen gefangenen Tapir zum Traben zu bringen, hat größere Schwierigkeiten, als jene Leute glauben mochten, welche ſolchen Gedanken zu- erſt ausſprachen.
Die freilebenden Tapire nähren ſich nur von Pflanzen und namentlich von Baumblättern. Jn Braſilien bevorzugen ſie die jungen Palmenblätter; nicht ſelten aber fallen ſie auch in die Pflanzun- gen ein und beweiſen dann, daß ihnen Zuckerrohr, Mango, Melonen und andere Gemüſe ebenfalls behagen. Jn den Cocapflanzungen richten ſie, wie Tſchudi verſichert, manchmal in einer Nacht durch Niedertreten der zarten Pflanzen und das Abfreſſen der jungen Blätter einen Schaden von mehreren tauſend Thalern an. Jm freien, großen Walde leben ſie oft monatelang von den abgefal- lenen Baumfrüchten oder in den Brüchen von den ſaftigen Sumpf- und Waſſerpflanzen. Beſonders erpicht ſind ſie auf Salz, es iſt ihnen, wie den Wiederkäuern, Bedürfniß. „Jn allen tiefliegenden Ländern Paraguays,‟ ſagt Rengger, „wo das Erdreich ſchwefelſaures und ſalzſaures Natron ent- hält, findet man die Tapire in Menge. Sie belecken hier die mit Salz geſchwängerte Erde.‟ Auch unſere Gefangenen zeigen eine große Vorliebe für Salz. Jm übrigen nehmen dieſe Alles an, was Schweine freſſen; ſie erkennen aber dankbar jede brauchbare Gabe, welche ihnen gereicht wird. Baum- blätter und Früchte, Zwieback und Zucker gehören zu ihren beſonderen Leckerbiſſen.
Die Brunſt der freilebenden Tapire fällt in die Monate, welche der Negenzeit vorausgehen. Beide Geſchlechter pfeifen ſich dann zuſammen und leben während einiger Wochen paarweiſe. Etwa vier Monate ſpäter wirſt das Weibchen ein Junges, ein kleines, niedliches Geſchöpf, welches nach Art der Wildſchweine geſtreift iſt. Beim Schabrackentapir iſt das Jugendkleid ſchwarz, oben fahl, unten weiß gefleckt und geſtreift; beim amerikaniſchen iſt die Grundfarbe ein helles Grau, die Flecken und Streifenzeichnung aber in ähnlicher Weiſe darüber verbreitet. Vom vierten Monate an beginnt die Färbung ſich zu ändern, die Flecken verſchwinden, und im ſechsten Monat zeigen die Jungen die Farbe der Erwachſenen.
Alle drei Tapirarten werden von den Menſchen eifrig verfolgt, weil Fleiſch und Fell benutzt werden. Von amerikaniſchen Forſchern erfahren wir, daß das Fell ſeiner Dicke und Stärke wegen geſchätzt wird. Man gerbt es und ſchneidet über 3 Fuß lange, 1½ Zoll dicke Riemen aus ihm, welche abgerundet, durch wiederholtes Einreiben mit heißem Fett geſchmeidig gemacht und ſodann zu Peitſchen oder Zügeln verwendet werden. Von der argentiniſchen Republik aus ſollen alljährlich eine Menge ſolcher Zügel in den Handel kommen. Für Schuhe iſt, nach Tſchudi, das Fell zu ſpröde, wenn das Wetter trocken, und zu ſchwammig, wenn die Witterung feucht iſt. Den Klauen, den Haaren und anderen Theilen des Tapirs werden Heilkräfte zugeſchrieben; auf der Oſtküſte aber iſt das gemeine Volk, wie Rengger mittheilt, weit entfernt, die Wirkung dieſer Mittel an ſich ſelbſt zu verſuchen, es begnügt ſich vielmehr, ſie anderen Kranken anzupreiſen. Dagegen werden die Klauen, nach Tſchudi’s Verſicherung, von den Jndianern, als Vorkehrmittel gegen die Fallſucht, an einem Faden um den Hals gehangen, getragen oder geröſtet und zu feinem Pulver gerieben, auch innerlich eingegeben. Daſſelbe Mittel nimmt in der indianiſchen Heilkunde einen hohen Rang ein; denn es wird auch gegen Lungenſchwindſucht angewandt, dann aber mit der Leber des Stinkthieres in Cacao abgekocht. Endlich ſollen die Hufe als Tonwerkzeuge nach Art der Caſtagnetten ver- wandt werden.
Die Jagd ſelbſt wird je nach den Ländern verſchieden betrieben. Eine Jagd aus dem Stegreife ſchildert Schomburgk in ſeiner lebendigen Weiſe. „Eben bogen wir‟, ſo ſagt er, „um eine der Krümmungen, als wir zu unſerer großen Freude einen Tapir mit ſeinen Jungen auf einer der vielen Sandbänke im Waſſerſaum herumwaten ſahen; kaum aber war das Wort „Maipuri‟ den Lippen unſerer Jndianer entflohen, als wir auch von beiden Thieren bemerkt wurden, die die Flucht ergriffen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0757"n="719"/><fwplace="top"type="header">Allgemeines.</fw><lb/>
er als arbeitender Hausſklave weſentliche Dienſte leiſten könne. Namentlich als Zugthier dürfte er<lb/>
nicht eben beſonders Glück machen. So hübſch es auch ausſehen würde, mit einem Paar Schabracken-<lb/>
tapire durch die Straßen indiſcher Städte zu fahren, ſo wenig möchte dieſe Beförderungsweiſe un-<lb/>ſeren neuzeitlichen Reiſeeinrichtungen entſprechen; denn einen gefangenen Tapir zum Traben zu<lb/>
bringen, hat größere Schwierigkeiten, als jene Leute glauben mochten, welche ſolchen Gedanken zu-<lb/>
erſt ausſprachen.</p><lb/><p>Die freilebenden Tapire nähren ſich nur von Pflanzen und namentlich von Baumblättern. Jn<lb/>
Braſilien bevorzugen ſie die jungen Palmenblätter; nicht ſelten aber fallen ſie auch in die Pflanzun-<lb/>
gen ein und beweiſen dann, daß ihnen Zuckerrohr, Mango, Melonen und andere Gemüſe ebenfalls<lb/>
behagen. Jn den Cocapflanzungen richten ſie, wie <hirendition="#g">Tſchudi</hi> verſichert, manchmal in einer Nacht<lb/>
durch Niedertreten der zarten Pflanzen und das Abfreſſen der jungen Blätter einen Schaden von<lb/>
mehreren tauſend Thalern an. Jm freien, großen Walde leben ſie oft monatelang von den abgefal-<lb/>
lenen Baumfrüchten oder in den Brüchen von den ſaftigen Sumpf- und Waſſerpflanzen. Beſonders<lb/>
erpicht ſind ſie auf Salz, es iſt ihnen, wie den Wiederkäuern, Bedürfniß. „Jn allen tiefliegenden<lb/>
Ländern Paraguays,‟ſagt <hirendition="#g">Rengger,</hi>„wo das Erdreich ſchwefelſaures und ſalzſaures Natron ent-<lb/>
hält, findet man die Tapire in Menge. Sie belecken hier die mit Salz geſchwängerte Erde.‟ Auch<lb/>
unſere Gefangenen zeigen eine große Vorliebe für Salz. Jm übrigen nehmen dieſe Alles an, was<lb/>
Schweine freſſen; ſie erkennen aber dankbar jede brauchbare Gabe, welche ihnen gereicht wird. Baum-<lb/>
blätter und Früchte, Zwieback und Zucker gehören zu ihren beſonderen Leckerbiſſen.</p><lb/><p>Die Brunſt der freilebenden Tapire fällt in die Monate, welche der Negenzeit vorausgehen.<lb/>
Beide Geſchlechter pfeifen ſich dann zuſammen und leben während einiger Wochen paarweiſe. Etwa<lb/>
vier Monate ſpäter wirſt das Weibchen ein Junges, ein kleines, niedliches Geſchöpf, welches nach<lb/>
Art der Wildſchweine geſtreift iſt. Beim Schabrackentapir iſt das Jugendkleid ſchwarz, oben fahl,<lb/>
unten weiß gefleckt und geſtreift; beim amerikaniſchen iſt die Grundfarbe ein helles Grau, die Flecken<lb/>
und Streifenzeichnung aber in ähnlicher Weiſe darüber verbreitet. Vom vierten Monate an beginnt<lb/>
die Färbung ſich zu ändern, die Flecken verſchwinden, und im ſechsten Monat zeigen die Jungen die<lb/>
Farbe der Erwachſenen.</p><lb/><p>Alle drei Tapirarten werden von den Menſchen eifrig verfolgt, weil Fleiſch und Fell benutzt<lb/>
werden. Von amerikaniſchen Forſchern erfahren wir, daß das Fell ſeiner Dicke und Stärke wegen<lb/>
geſchätzt wird. Man gerbt es und ſchneidet über 3 Fuß lange, 1½ Zoll dicke Riemen aus ihm,<lb/>
welche abgerundet, durch wiederholtes Einreiben mit heißem Fett geſchmeidig gemacht und ſodann zu<lb/>
Peitſchen oder Zügeln verwendet werden. Von der argentiniſchen Republik aus ſollen alljährlich eine<lb/>
Menge ſolcher Zügel in den Handel kommen. Für Schuhe iſt, nach <hirendition="#g">Tſchudi,</hi> das Fell zu ſpröde,<lb/>
wenn das Wetter trocken, und zu ſchwammig, wenn die Witterung feucht iſt. Den Klauen, den<lb/>
Haaren und anderen Theilen des Tapirs werden Heilkräfte zugeſchrieben; auf der Oſtküſte aber iſt<lb/>
das gemeine Volk, wie <hirendition="#g">Rengger</hi> mittheilt, weit entfernt, die Wirkung dieſer Mittel an ſich ſelbſt<lb/>
zu verſuchen, es begnügt ſich vielmehr, ſie anderen Kranken anzupreiſen. Dagegen werden die<lb/>
Klauen, nach <hirendition="#g">Tſchudi’s</hi> Verſicherung, von den Jndianern, als Vorkehrmittel gegen die Fallſucht,<lb/>
an einem Faden um den Hals gehangen, getragen oder geröſtet und zu feinem Pulver gerieben, auch<lb/>
innerlich eingegeben. Daſſelbe Mittel nimmt in der indianiſchen Heilkunde einen hohen Rang ein;<lb/>
denn es wird auch gegen Lungenſchwindſucht angewandt, dann aber mit der Leber des Stinkthieres in<lb/>
Cacao abgekocht. Endlich ſollen die Hufe als Tonwerkzeuge nach Art der Caſtagnetten ver-<lb/>
wandt werden.</p><lb/><p>Die Jagd ſelbſt wird je nach den Ländern verſchieden betrieben. Eine Jagd aus dem Stegreife<lb/>ſchildert <hirendition="#g">Schomburgk</hi> in ſeiner lebendigen Weiſe. „Eben bogen wir‟, ſo ſagt er, „um eine der<lb/>
Krümmungen, als wir zu unſerer großen Freude einen Tapir mit ſeinen Jungen auf einer der vielen<lb/>
Sandbänke im Waſſerſaum herumwaten ſahen; kaum aber war das Wort „Maipuri‟ den Lippen<lb/>
unſerer Jndianer entflohen, als wir auch von beiden Thieren bemerkt wurden, die die Flucht ergriffen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[719/0757]
Allgemeines.
er als arbeitender Hausſklave weſentliche Dienſte leiſten könne. Namentlich als Zugthier dürfte er
nicht eben beſonders Glück machen. So hübſch es auch ausſehen würde, mit einem Paar Schabracken-
tapire durch die Straßen indiſcher Städte zu fahren, ſo wenig möchte dieſe Beförderungsweiſe un-
ſeren neuzeitlichen Reiſeeinrichtungen entſprechen; denn einen gefangenen Tapir zum Traben zu
bringen, hat größere Schwierigkeiten, als jene Leute glauben mochten, welche ſolchen Gedanken zu-
erſt ausſprachen.
Die freilebenden Tapire nähren ſich nur von Pflanzen und namentlich von Baumblättern. Jn
Braſilien bevorzugen ſie die jungen Palmenblätter; nicht ſelten aber fallen ſie auch in die Pflanzun-
gen ein und beweiſen dann, daß ihnen Zuckerrohr, Mango, Melonen und andere Gemüſe ebenfalls
behagen. Jn den Cocapflanzungen richten ſie, wie Tſchudi verſichert, manchmal in einer Nacht
durch Niedertreten der zarten Pflanzen und das Abfreſſen der jungen Blätter einen Schaden von
mehreren tauſend Thalern an. Jm freien, großen Walde leben ſie oft monatelang von den abgefal-
lenen Baumfrüchten oder in den Brüchen von den ſaftigen Sumpf- und Waſſerpflanzen. Beſonders
erpicht ſind ſie auf Salz, es iſt ihnen, wie den Wiederkäuern, Bedürfniß. „Jn allen tiefliegenden
Ländern Paraguays,‟ ſagt Rengger, „wo das Erdreich ſchwefelſaures und ſalzſaures Natron ent-
hält, findet man die Tapire in Menge. Sie belecken hier die mit Salz geſchwängerte Erde.‟ Auch
unſere Gefangenen zeigen eine große Vorliebe für Salz. Jm übrigen nehmen dieſe Alles an, was
Schweine freſſen; ſie erkennen aber dankbar jede brauchbare Gabe, welche ihnen gereicht wird. Baum-
blätter und Früchte, Zwieback und Zucker gehören zu ihren beſonderen Leckerbiſſen.
Die Brunſt der freilebenden Tapire fällt in die Monate, welche der Negenzeit vorausgehen.
Beide Geſchlechter pfeifen ſich dann zuſammen und leben während einiger Wochen paarweiſe. Etwa
vier Monate ſpäter wirſt das Weibchen ein Junges, ein kleines, niedliches Geſchöpf, welches nach
Art der Wildſchweine geſtreift iſt. Beim Schabrackentapir iſt das Jugendkleid ſchwarz, oben fahl,
unten weiß gefleckt und geſtreift; beim amerikaniſchen iſt die Grundfarbe ein helles Grau, die Flecken
und Streifenzeichnung aber in ähnlicher Weiſe darüber verbreitet. Vom vierten Monate an beginnt
die Färbung ſich zu ändern, die Flecken verſchwinden, und im ſechsten Monat zeigen die Jungen die
Farbe der Erwachſenen.
Alle drei Tapirarten werden von den Menſchen eifrig verfolgt, weil Fleiſch und Fell benutzt
werden. Von amerikaniſchen Forſchern erfahren wir, daß das Fell ſeiner Dicke und Stärke wegen
geſchätzt wird. Man gerbt es und ſchneidet über 3 Fuß lange, 1½ Zoll dicke Riemen aus ihm,
welche abgerundet, durch wiederholtes Einreiben mit heißem Fett geſchmeidig gemacht und ſodann zu
Peitſchen oder Zügeln verwendet werden. Von der argentiniſchen Republik aus ſollen alljährlich eine
Menge ſolcher Zügel in den Handel kommen. Für Schuhe iſt, nach Tſchudi, das Fell zu ſpröde,
wenn das Wetter trocken, und zu ſchwammig, wenn die Witterung feucht iſt. Den Klauen, den
Haaren und anderen Theilen des Tapirs werden Heilkräfte zugeſchrieben; auf der Oſtküſte aber iſt
das gemeine Volk, wie Rengger mittheilt, weit entfernt, die Wirkung dieſer Mittel an ſich ſelbſt
zu verſuchen, es begnügt ſich vielmehr, ſie anderen Kranken anzupreiſen. Dagegen werden die
Klauen, nach Tſchudi’s Verſicherung, von den Jndianern, als Vorkehrmittel gegen die Fallſucht,
an einem Faden um den Hals gehangen, getragen oder geröſtet und zu feinem Pulver gerieben, auch
innerlich eingegeben. Daſſelbe Mittel nimmt in der indianiſchen Heilkunde einen hohen Rang ein;
denn es wird auch gegen Lungenſchwindſucht angewandt, dann aber mit der Leber des Stinkthieres in
Cacao abgekocht. Endlich ſollen die Hufe als Tonwerkzeuge nach Art der Caſtagnetten ver-
wandt werden.
Die Jagd ſelbſt wird je nach den Ländern verſchieden betrieben. Eine Jagd aus dem Stegreife
ſchildert Schomburgk in ſeiner lebendigen Weiſe. „Eben bogen wir‟, ſo ſagt er, „um eine der
Krümmungen, als wir zu unſerer großen Freude einen Tapir mit ſeinen Jungen auf einer der vielen
Sandbänke im Waſſerſaum herumwaten ſahen; kaum aber war das Wort „Maipuri‟ den Lippen
unſerer Jndianer entflohen, als wir auch von beiden Thieren bemerkt wurden, die die Flucht ergriffen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/757>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.