Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Vielhufer oder Dickhäuter. -- Der Schabrackentapir. Der amerikanische Tapir.
dere, daß es graulichweiß von Farbe sei. Es hat einen Elefantenrüssel, Nashornaugen, einen Kuh-
schwanz und Füße, wie ein Tiger." Diese Beschreibung klingt schon etwas besser; sie kann sich einer
von unserem großen Thierkundigen Masius entworfenen etwa gleichstellen, unterscheidet sich von
einer solchen höchstens durch ihren bemerklichen Mangel an anmuthigem Wortgeklingel, mit welchem der
genannte Naturverschönerer empfindsame Gemüther zu erquicken versteht. Außerdem finden sich in
chinesischen und japanesischen Werken mehrfach Abbildungen des Schabrackentapirs, zumal in Bü-
chern, geschrieben, gedruckt und gebunden zur Freude und Belehrung der Kindlein. Diese Abbil-
dungen behandeln den Me als ein entschieden bekanntes, gewöhnliches Säugethier."

Abgesehen von chinesischer Wissenschaft, ist die Entdeckungsgeschichte des Schabrackentapirs fol-
gende: Lange bevor Diard an Cuvier schrieb, im Jahre 1772 bereits, hatte der Engländer Wahl-
feldt
des zweifarbigen Tapirs in einem Bericht über Sumatra Erwähnung gethan. Er hielt das
Thier für ein Flußpferd und beschrieb es als solches, legte aber eine Zeichnung bei, welche unseren
Dickhäuter nicht verkennen läßt. Um dieselbe Zeit veröffentlichte Marsden, damaliger Sekretär der
Residentschaft von Benkulen, eine Geschichte von Sumatra und in ihr bestimmte Angaben über den
Tapir. Jm Jahre 1805 erhielt Raffles Nachricht von dem Maiba; wenig später fand ihn der
Major Farquhar in der Umgebung von Malakka auf, theilte auch der Asiatic Society bereits im
Jahre 1816 seine Beschreibung und Abbildung mit. Jn demselben Jahre gelangte der Tapir lebend
in die Thiersammlung zu Barakpoore bei Calcutta, und hier war es, wo Diard ihn kennen lernte.
Die Ehre der Entdeckung dieses Dickhäuters gebührt also den Engländern, nicht den Franzosen.

Jm Jahre 1820 trafen der erste Balg, ein Geripp und verschiedene Eingeweide des bis dahin
noch immer sehr unbekannten Geschöpfes in Europa ein, und nunmehr endlich konnte dessen Beschrei-
bung entworfen werden. Seitdem haben wir Manches vom Schabrackentapir erfahren, ohne uns
jedoch rühmen zu können, über ihn vollständig unterrichtet zu sein. Ueber das Freileben mangelt
fast jede Kunde noch, und auch die Beobachtungen über das Gefangenleben sind keineswegs als
erschöpfende zu bezeichnen. Lebend wurde der Schabrackentapir schon einige Male nach Europa ge-
bracht, unseres Wissens aber immer nur nach England und bezüglich nach London. Hier hat man
ihn allerdings beobachtet; es scheint jedoch, als habe man es für unnöthig erachtet, die Ergebnisse
der Beobachtung in wünschenswerther Vollständigkeit der Gelehrtenwelt mitzutheilen. So nur läßt
sich unsere geringe Kenntniß von dem ebenso auffallenden als beachtenswerthen Thiere erklären.

Eine kurze Nackenmähne und ein einfarbiges Haarkleid kennzeichnet den amerikanischen Tapir
(Tapirus americanus). Er ist diejenige Art seiner Familie, mit welcher wir am frühesten bekannt wurden.
Die Reisenden sprachen schon wenige Jahre nach Entdeckung der Westhälfte von einem großen Thier,
welches sie für ein Nilpferd hielten, und die heimischen Forscher verliehen diesem Thier deshalb auch
den Namen Hippopotamus terrestris. Erst der hochverdiente Marcgrav von Liebstad gibt um die
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine ausführlichere Beschreibung nebst Abbildung. Spätere Rei-
sende und Forscher vervollständigten die erste Schilderung, und gegenwärtig sind wir über wenige
Dickhäuter besser unterrichet, als eben über diesen Tapir. Wenn man die Unterschiede festhält, welche
ich bei Beschreibung des indischen Verwandten hervorgehoben habe, ist es nicht schwer, den amerika-
nischen Tapir zu erkennen. Ein ziemlich gleichmäßiges Haarkleid, welches sich nur von der Mitte des
Oberkopfes längs des Nackens bis zu den Schultern steifmähnig, jedoch nicht bedeutend verlängert,
deckt den Leib. Die Färbung desselben ist ein schwärzliches Graubraun, welches an den Seiten des
Kopfes, besonders aber am Halse und an der Brust etwas heller ist; Füße und Schwanz, die Mittel-
linie des Rückens und der Nacken pflegen dunkler gefärbt zu sein; die Ohren sind weißlichgrau ge-
säumt. Verschiedene Abweichungen kommen vor. Es gibt fahle, graue, gelbliche, bräunliche
Spielarten. Bei den jungen Thieren zeigt nur der Rücken die Grundfarbe der Alten; die Oberseite
ihres Kopfes ist dicht mit weißen, kreisförmigen Flecken besetzt, und längs jeder Seite des Leibes
verlaufen vier ununterbrochene Punktreihen von lichter Farbe, welche sich auch über die Glieder er-

Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Der Schabrackentapir. Der amerikaniſche Tapir.
dere, daß es graulichweiß von Farbe ſei. Es hat einen Elefantenrüſſel, Nashornaugen, einen Kuh-
ſchwanz und Füße, wie ein Tiger.‟ Dieſe Beſchreibung klingt ſchon etwas beſſer; ſie kann ſich einer
von unſerem großen Thierkundigen Maſius entworfenen etwa gleichſtellen, unterſcheidet ſich von
einer ſolchen höchſtens durch ihren bemerklichen Mangel an anmuthigem Wortgeklingel, mit welchem der
genannte Naturverſchönerer empfindſame Gemüther zu erquicken verſteht. Außerdem finden ſich in
chineſiſchen und japaneſiſchen Werken mehrfach Abbildungen des Schabrackentapirs, zumal in Bü-
chern, geſchrieben, gedruckt und gebunden zur Freude und Belehrung der Kindlein. Dieſe Abbil-
dungen behandeln den Me als ein entſchieden bekanntes, gewöhnliches Säugethier.‟

Abgeſehen von chineſiſcher Wiſſenſchaft, iſt die Entdeckungsgeſchichte des Schabrackentapirs fol-
gende: Lange bevor Diard an Cuvier ſchrieb, im Jahre 1772 bereits, hatte der Engländer Wahl-
feldt
des zweifarbigen Tapirs in einem Bericht über Sumatra Erwähnung gethan. Er hielt das
Thier für ein Flußpferd und beſchrieb es als ſolches, legte aber eine Zeichnung bei, welche unſeren
Dickhäuter nicht verkennen läßt. Um dieſelbe Zeit veröffentlichte Marsden, damaliger Sekretär der
Reſidentſchaft von Benkulen, eine Geſchichte von Sumatra und in ihr beſtimmte Angaben über den
Tapir. Jm Jahre 1805 erhielt Raffles Nachricht von dem Maiba; wenig ſpäter fand ihn der
Major Farquhar in der Umgebung von Malakka auf, theilte auch der Asiatic Society bereits im
Jahre 1816 ſeine Beſchreibung und Abbildung mit. Jn demſelben Jahre gelangte der Tapir lebend
in die Thierſammlung zu Barakpoore bei Calcutta, und hier war es, wo Diard ihn kennen lernte.
Die Ehre der Entdeckung dieſes Dickhäuters gebührt alſo den Engländern, nicht den Franzoſen.

Jm Jahre 1820 trafen der erſte Balg, ein Geripp und verſchiedene Eingeweide des bis dahin
noch immer ſehr unbekannten Geſchöpfes in Europa ein, und nunmehr endlich konnte deſſen Beſchrei-
bung entworfen werden. Seitdem haben wir Manches vom Schabrackentapir erfahren, ohne uns
jedoch rühmen zu können, über ihn vollſtändig unterrichtet zu ſein. Ueber das Freileben mangelt
faſt jede Kunde noch, und auch die Beobachtungen über das Gefangenleben ſind keineswegs als
erſchöpfende zu bezeichnen. Lebend wurde der Schabrackentapir ſchon einige Male nach Europa ge-
bracht, unſeres Wiſſens aber immer nur nach England und bezüglich nach London. Hier hat man
ihn allerdings beobachtet; es ſcheint jedoch, als habe man es für unnöthig erachtet, die Ergebniſſe
der Beobachtung in wünſchenswerther Vollſtändigkeit der Gelehrtenwelt mitzutheilen. So nur läßt
ſich unſere geringe Kenntniß von dem ebenſo auffallenden als beachtenswerthen Thiere erklären.

Eine kurze Nackenmähne und ein einfarbiges Haarkleid kennzeichnet den amerikaniſchen Tapir
(Tapirus americanus). Er iſt diejenige Art ſeiner Familie, mit welcher wir am früheſten bekannt wurden.
Die Reiſenden ſprachen ſchon wenige Jahre nach Entdeckung der Weſthälfte von einem großen Thier,
welches ſie für ein Nilpferd hielten, und die heimiſchen Forſcher verliehen dieſem Thier deshalb auch
den Namen Hippopotamus terrestris. Erſt der hochverdiente Marcgrav von Liebſtad gibt um die
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine ausführlichere Beſchreibung nebſt Abbildung. Spätere Rei-
ſende und Forſcher vervollſtändigten die erſte Schilderung, und gegenwärtig ſind wir über wenige
Dickhäuter beſſer unterrichet, als eben über dieſen Tapir. Wenn man die Unterſchiede feſthält, welche
ich bei Beſchreibung des indiſchen Verwandten hervorgehoben habe, iſt es nicht ſchwer, den amerika-
niſchen Tapir zu erkennen. Ein ziemlich gleichmäßiges Haarkleid, welches ſich nur von der Mitte des
Oberkopfes längs des Nackens bis zu den Schultern ſteifmähnig, jedoch nicht bedeutend verlängert,
deckt den Leib. Die Färbung deſſelben iſt ein ſchwärzliches Graubraun, welches an den Seiten des
Kopfes, beſonders aber am Halſe und an der Bruſt etwas heller iſt; Füße und Schwanz, die Mittel-
linie des Rückens und der Nacken pflegen dunkler gefärbt zu ſein; die Ohren ſind weißlichgrau ge-
ſäumt. Verſchiedene Abweichungen kommen vor. Es gibt fahle, graue, gelbliche, bräunliche
Spielarten. Bei den jungen Thieren zeigt nur der Rücken die Grundfarbe der Alten; die Oberſeite
ihres Kopfes iſt dicht mit weißen, kreisförmigen Flecken beſetzt, und längs jeder Seite des Leibes
verlaufen vier ununterbrochene Punktreihen von lichter Farbe, welche ſich auch über die Glieder er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0752" n="714"/><fw place="top" type="header">Die Vielhufer oder Dickhäuter. &#x2014; Der Schabrackentapir. Der amerikani&#x017F;che Tapir.</fw><lb/>
dere, daß es graulichweiß von Farbe &#x017F;ei. Es hat einen Elefantenrü&#x017F;&#x017F;el, Nashornaugen, einen Kuh-<lb/>
&#x017F;chwanz und Füße, wie ein Tiger.&#x201F; Die&#x017F;e Be&#x017F;chreibung klingt &#x017F;chon etwas be&#x017F;&#x017F;er; &#x017F;ie kann &#x017F;ich einer<lb/>
von un&#x017F;erem großen Thierkundigen <hi rendition="#g">Ma&#x017F;ius</hi> entworfenen etwa gleich&#x017F;tellen, unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von<lb/>
einer &#x017F;olchen höch&#x017F;tens durch ihren bemerklichen Mangel an anmuthigem Wortgeklingel, mit welchem der<lb/>
genannte Naturver&#x017F;chönerer empfind&#x017F;ame Gemüther zu erquicken ver&#x017F;teht. Außerdem finden &#x017F;ich in<lb/>
chine&#x017F;i&#x017F;chen und japane&#x017F;i&#x017F;chen Werken mehrfach Abbildungen des Schabrackentapirs, zumal in Bü-<lb/>
chern, ge&#x017F;chrieben, gedruckt und gebunden zur Freude und Belehrung der Kindlein. Die&#x017F;e Abbil-<lb/>
dungen behandeln den Me als ein ent&#x017F;chieden bekanntes, gewöhnliches Säugethier.&#x201F;</p><lb/>
              <p>Abge&#x017F;ehen von chine&#x017F;i&#x017F;cher Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, i&#x017F;t die Entdeckungsge&#x017F;chichte des Schabrackentapirs fol-<lb/>
gende: Lange bevor <hi rendition="#g">Diard</hi> an <hi rendition="#g">Cuvier</hi> &#x017F;chrieb, im Jahre 1772 bereits, hatte der Engländer <hi rendition="#g">Wahl-<lb/>
feldt</hi> des zweifarbigen Tapirs in einem Bericht über Sumatra Erwähnung gethan. Er hielt das<lb/>
Thier für ein Flußpferd und be&#x017F;chrieb es als &#x017F;olches, legte aber eine Zeichnung bei, welche un&#x017F;eren<lb/>
Dickhäuter nicht verkennen läßt. Um die&#x017F;elbe Zeit veröffentlichte <hi rendition="#g">Marsden,</hi> damaliger Sekretär der<lb/>
Re&#x017F;ident&#x017F;chaft von Benkulen, eine Ge&#x017F;chichte von Sumatra und in ihr be&#x017F;timmte Angaben über den<lb/>
Tapir. Jm Jahre 1805 erhielt <hi rendition="#g">Raffles</hi> Nachricht von dem Maiba; wenig &#x017F;päter fand ihn der<lb/>
Major <hi rendition="#g">Farquhar</hi> in der Umgebung von Malakka auf, theilte auch der <hi rendition="#aq">Asiatic Society</hi> bereits im<lb/>
Jahre 1816 &#x017F;eine Be&#x017F;chreibung und Abbildung mit. Jn dem&#x017F;elben Jahre gelangte der Tapir lebend<lb/>
in die Thier&#x017F;ammlung zu Barakpoore bei Calcutta, und hier war es, wo <hi rendition="#g">Diard</hi> ihn kennen lernte.<lb/>
Die Ehre der Entdeckung die&#x017F;es Dickhäuters gebührt al&#x017F;o den Engländern, nicht den Franzo&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Jm Jahre 1820 trafen der er&#x017F;te Balg, ein Geripp und ver&#x017F;chiedene Eingeweide des bis dahin<lb/>
noch immer &#x017F;ehr unbekannten Ge&#x017F;chöpfes in Europa ein, und nunmehr endlich konnte de&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung entworfen werden. Seitdem haben wir Manches vom Schabrackentapir erfahren, ohne uns<lb/>
jedoch rühmen zu können, über ihn voll&#x017F;tändig unterrichtet zu &#x017F;ein. Ueber das Freileben mangelt<lb/>
fa&#x017F;t jede Kunde noch, und auch die Beobachtungen über das Gefangenleben &#x017F;ind keineswegs als<lb/>
er&#x017F;chöpfende zu bezeichnen. Lebend wurde der Schabrackentapir &#x017F;chon einige Male nach Europa ge-<lb/>
bracht, un&#x017F;eres Wi&#x017F;&#x017F;ens aber immer nur nach England und bezüglich nach London. Hier hat man<lb/>
ihn allerdings beobachtet; es &#x017F;cheint jedoch, als habe man es für unnöthig erachtet, die Ergebni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Beobachtung in wün&#x017F;chenswerther Voll&#x017F;tändigkeit der Gelehrtenwelt mitzutheilen. So nur läßt<lb/>
&#x017F;ich un&#x017F;ere geringe Kenntniß von dem eben&#x017F;o auffallenden als beachtenswerthen Thiere erklären.</p><lb/>
              <p>Eine kurze Nackenmähne und ein einfarbiges Haarkleid kennzeichnet den <hi rendition="#g">amerikani&#x017F;chen Tapir</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq">Tapirus americanus</hi>). Er i&#x017F;t diejenige Art &#x017F;einer Familie, mit welcher wir am frühe&#x017F;ten bekannt wurden.<lb/>
Die Rei&#x017F;enden &#x017F;prachen &#x017F;chon wenige Jahre nach Entdeckung der We&#x017F;thälfte von einem großen Thier,<lb/>
welches &#x017F;ie für ein Nilpferd hielten, und die heimi&#x017F;chen For&#x017F;cher verliehen die&#x017F;em Thier deshalb auch<lb/>
den Namen <hi rendition="#aq">Hippopotamus terrestris.</hi> Er&#x017F;t der hochverdiente <hi rendition="#g">Marcgrav von Lieb&#x017F;tad</hi> gibt um die<lb/>
Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine ausführlichere Be&#x017F;chreibung neb&#x017F;t Abbildung. Spätere Rei-<lb/>
&#x017F;ende und For&#x017F;cher vervoll&#x017F;tändigten die er&#x017F;te Schilderung, und gegenwärtig &#x017F;ind wir über wenige<lb/>
Dickhäuter be&#x017F;&#x017F;er unterrichet, als eben über die&#x017F;en Tapir. Wenn man die Unter&#x017F;chiede fe&#x017F;thält, welche<lb/>
ich bei Be&#x017F;chreibung des indi&#x017F;chen Verwandten hervorgehoben habe, i&#x017F;t es nicht &#x017F;chwer, den amerika-<lb/>
ni&#x017F;chen Tapir zu erkennen. Ein ziemlich gleichmäßiges Haarkleid, welches &#x017F;ich nur von der Mitte des<lb/>
Oberkopfes längs des Nackens bis zu den Schultern &#x017F;teifmähnig, jedoch nicht bedeutend verlängert,<lb/>
deckt den Leib. Die Färbung de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t ein &#x017F;chwärzliches Graubraun, welches an den Seiten des<lb/>
Kopfes, be&#x017F;onders aber am Hal&#x017F;e und an der Bru&#x017F;t etwas heller i&#x017F;t; Füße und Schwanz, die Mittel-<lb/>
linie des Rückens und der Nacken pflegen dunkler gefärbt zu &#x017F;ein; die Ohren &#x017F;ind weißlichgrau ge-<lb/>
&#x017F;äumt. Ver&#x017F;chiedene Abweichungen kommen vor. Es gibt fahle, graue, gelbliche, bräunliche<lb/>
Spielarten. Bei den jungen Thieren zeigt nur der Rücken die Grundfarbe der Alten; die Ober&#x017F;eite<lb/>
ihres Kopfes i&#x017F;t dicht mit weißen, kreisförmigen Flecken be&#x017F;etzt, und längs jeder Seite des Leibes<lb/>
verlaufen vier ununterbrochene Punktreihen von lichter Farbe, welche &#x017F;ich auch über die Glieder er-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[714/0752] Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Der Schabrackentapir. Der amerikaniſche Tapir. dere, daß es graulichweiß von Farbe ſei. Es hat einen Elefantenrüſſel, Nashornaugen, einen Kuh- ſchwanz und Füße, wie ein Tiger.‟ Dieſe Beſchreibung klingt ſchon etwas beſſer; ſie kann ſich einer von unſerem großen Thierkundigen Maſius entworfenen etwa gleichſtellen, unterſcheidet ſich von einer ſolchen höchſtens durch ihren bemerklichen Mangel an anmuthigem Wortgeklingel, mit welchem der genannte Naturverſchönerer empfindſame Gemüther zu erquicken verſteht. Außerdem finden ſich in chineſiſchen und japaneſiſchen Werken mehrfach Abbildungen des Schabrackentapirs, zumal in Bü- chern, geſchrieben, gedruckt und gebunden zur Freude und Belehrung der Kindlein. Dieſe Abbil- dungen behandeln den Me als ein entſchieden bekanntes, gewöhnliches Säugethier.‟ Abgeſehen von chineſiſcher Wiſſenſchaft, iſt die Entdeckungsgeſchichte des Schabrackentapirs fol- gende: Lange bevor Diard an Cuvier ſchrieb, im Jahre 1772 bereits, hatte der Engländer Wahl- feldt des zweifarbigen Tapirs in einem Bericht über Sumatra Erwähnung gethan. Er hielt das Thier für ein Flußpferd und beſchrieb es als ſolches, legte aber eine Zeichnung bei, welche unſeren Dickhäuter nicht verkennen läßt. Um dieſelbe Zeit veröffentlichte Marsden, damaliger Sekretär der Reſidentſchaft von Benkulen, eine Geſchichte von Sumatra und in ihr beſtimmte Angaben über den Tapir. Jm Jahre 1805 erhielt Raffles Nachricht von dem Maiba; wenig ſpäter fand ihn der Major Farquhar in der Umgebung von Malakka auf, theilte auch der Asiatic Society bereits im Jahre 1816 ſeine Beſchreibung und Abbildung mit. Jn demſelben Jahre gelangte der Tapir lebend in die Thierſammlung zu Barakpoore bei Calcutta, und hier war es, wo Diard ihn kennen lernte. Die Ehre der Entdeckung dieſes Dickhäuters gebührt alſo den Engländern, nicht den Franzoſen. Jm Jahre 1820 trafen der erſte Balg, ein Geripp und verſchiedene Eingeweide des bis dahin noch immer ſehr unbekannten Geſchöpfes in Europa ein, und nunmehr endlich konnte deſſen Beſchrei- bung entworfen werden. Seitdem haben wir Manches vom Schabrackentapir erfahren, ohne uns jedoch rühmen zu können, über ihn vollſtändig unterrichtet zu ſein. Ueber das Freileben mangelt faſt jede Kunde noch, und auch die Beobachtungen über das Gefangenleben ſind keineswegs als erſchöpfende zu bezeichnen. Lebend wurde der Schabrackentapir ſchon einige Male nach Europa ge- bracht, unſeres Wiſſens aber immer nur nach England und bezüglich nach London. Hier hat man ihn allerdings beobachtet; es ſcheint jedoch, als habe man es für unnöthig erachtet, die Ergebniſſe der Beobachtung in wünſchenswerther Vollſtändigkeit der Gelehrtenwelt mitzutheilen. So nur läßt ſich unſere geringe Kenntniß von dem ebenſo auffallenden als beachtenswerthen Thiere erklären. Eine kurze Nackenmähne und ein einfarbiges Haarkleid kennzeichnet den amerikaniſchen Tapir (Tapirus americanus). Er iſt diejenige Art ſeiner Familie, mit welcher wir am früheſten bekannt wurden. Die Reiſenden ſprachen ſchon wenige Jahre nach Entdeckung der Weſthälfte von einem großen Thier, welches ſie für ein Nilpferd hielten, und die heimiſchen Forſcher verliehen dieſem Thier deshalb auch den Namen Hippopotamus terrestris. Erſt der hochverdiente Marcgrav von Liebſtad gibt um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine ausführlichere Beſchreibung nebſt Abbildung. Spätere Rei- ſende und Forſcher vervollſtändigten die erſte Schilderung, und gegenwärtig ſind wir über wenige Dickhäuter beſſer unterrichet, als eben über dieſen Tapir. Wenn man die Unterſchiede feſthält, welche ich bei Beſchreibung des indiſchen Verwandten hervorgehoben habe, iſt es nicht ſchwer, den amerika- niſchen Tapir zu erkennen. Ein ziemlich gleichmäßiges Haarkleid, welches ſich nur von der Mitte des Oberkopfes längs des Nackens bis zu den Schultern ſteifmähnig, jedoch nicht bedeutend verlängert, deckt den Leib. Die Färbung deſſelben iſt ein ſchwärzliches Graubraun, welches an den Seiten des Kopfes, beſonders aber am Halſe und an der Bruſt etwas heller iſt; Füße und Schwanz, die Mittel- linie des Rückens und der Nacken pflegen dunkler gefärbt zu ſein; die Ohren ſind weißlichgrau ge- ſäumt. Verſchiedene Abweichungen kommen vor. Es gibt fahle, graue, gelbliche, bräunliche Spielarten. Bei den jungen Thieren zeigt nur der Rücken die Grundfarbe der Alten; die Oberſeite ihres Kopfes iſt dicht mit weißen, kreisförmigen Flecken beſetzt, und längs jeder Seite des Leibes verlaufen vier ununterbrochene Punktreihen von lichter Farbe, welche ſich auch über die Glieder er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/752
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/752>, abgerufen am 11.05.2024.