namentlich die alten Männchen schnellen sich dann, um sich zu sichern, so hoch als möglich empor, in- dem sie auf die Zehenspitzen treten und sich mehr auf die Spitze des Schwanzes stützen.
Wenn ein Känguru irgend etwas Verdächtiges bemerkt, denkt es zunächst an die Flucht. Hier- bei zeigt es sich in seiner ganzen Beweglichkeit. Es springt, wie bei jeder Beschleunigung seines Ganges, ausschließlich mit den Hinterbeinen, macht aber Sätze, welche die aller übrigen Thiere in jeder Hinsicht übertreffen. Es legt seine Vorderfüße dicht an die Brust, streckt den Schwanz gerade und nach rückwärts aus, schnellt mit aller Kraft der gewaltigen Schenkelmuskeln seine langen, schlanken und federnden Hinterbeine gegen den Boden, wirft sich hoch empor und schießt nun in einem flachen Bogen wie ein Pfeil durch die Luft. Einzelne Arten halten im Springen den Körper wagerecht, andere mehr steil, die Ohren in einer Ebene mit dem Widerrist, während sie bei ruhigem Lauf ge- steift werden. Ungeschreckt macht das Thier nur kleine Sprünge von höchstens acht Fuß Weite; so- bald es aber ängstlich wird, verdoppelt und verdreifacht es seine Anstrengungen. Es springt mit dem rechten Fuße ein klein wenig eher, als mit dem linken ab und auf, ebenso tritt es mit jenem etwas weiter vor. Bei jedem Satze schwingt der gewichtige Schwanz auf und nieder, und zwar um so heftiger, je größer die Sprünge sind. Drehungen aller Art führt das Känguru mit zwei bis drei kleinen Sätzen aus, ohne dabei ersichtlich mit dem Schwanze zu steuern. Jmmer tritt es nur mit den Zehen auf, und niemals fällt es auf die Vorderarme nieder. Diese werden von ver- schiedenen Arten verschieden getragen, bei den einen vom Leib abgehalten, bei den anderen mehr ange- zogen und gekreuzt. Ein Sprung folgt unmittelbar dem andern und jeder ist mindestens 10 Fuß, bei den größeren Arten nicht selten aber auch 20, 25 und selbst 30 Fuß weit und dabei 6 bis 9 Fuß hoch. Schon Gefangene springen, wenn man sie in einer größeren Umhegung hin- und herjagt, bis 26 Fuß weit. Es ist erklärlich, daß ein ganz vortrefflicher Hund dazu gehört, einem Känguru zu folgen, und in der That gibt es nur wenige Jagdhunde, welche Dies vermögen. Auf bedecktem Boden hört die Verfolgung sehr bald auf; denn das flüchtige Känguru schnellt leicht über die im Wege liegenden Büsche weg, während der Hund dieselben umgehen muß. Auf unebenem Boden bewegt es sich langsamer; namentlich wird es ihm schwer, an Abhängen hinunterzueilen, weil es sich hier bei der Heftigkeit des Sprunges leicht überschlägt. Uebrigens hält das laufende Thier stunden- lang aus, ohne zu ermüden.
Unter den Sinnen der Springbeutelthiere dürfte das Gehör obenan stehen; wenigstens bemerkt man an Gefangenen ein fortwährendes Bewegen der Ohren nach Art unseres Hochwildes. Das Gesicht ist schwächer und der Geruch wahrscheinlich ziemlich unentwickelt. Die geistigen Fähigkeiten sind gering. Das Känguru ist sehr unklug; es ist schen, nicht aber vorsichtig, ist vergeßlich, neugierig, furchtsam bis zum Aengstlichwerden, leicht erregt und auch bald wieder besänftigt, entweder gleich- giltig oder unverträglich gegen Andere seiner Art, der Zähmung nur im geringen Grade zugänglich, ohne Anhänglichkeit gegen seinen Wärter und Pfleger, -- kurz, sein Verstand ist entschieden ein sehr untergeordneter. Große Erregung jeder Art bekundet es durch schnelles Athemholen und ein so hef- tiges Geifern, daß von dem ausfließenden Speichel bald die ganze Vorderseite durchnäßt wird. Allein auch bei der größten Angst, im tollsten Jagen z. B., wenn ihm die Hunde dicht auf den Fersen sind, kann es sich nicht enthalten, seiner Neugier Genüge zu leisten. Es dreht sich scheinbar ängstlich nach seinen Verfolgern um und rennt dabei nicht selten so heftig gegen einen Baum oder Felsen, daß es besinnungslos zu Boden stürzt.
Die Nahrung ist gemischter Art. Gras und Baumblätter bleiben die bevorzugteste Speise, außerdem verzehren die Thiere aber auch Wurzeln, Baumrinde und Baumknospen, Früchte und mancherlei Kräuter. Einzelne Naturforscher haben geglaubt, daß die Kängurus Wiederkäuer wären; ich habe jedoch trotz sorgfältiger Beobachtung das Wiederkäuen noch bei keinem Känguru bemerken können. Sie kauen allerdings oft lange an gewissen Pflanzenstoffen, stoßen den bereits hinabgewürgten Bissen aber nicht wieder nach dem Munde herauf.
Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen.
namentlich die alten Männchen ſchnellen ſich dann, um ſich zu ſichern, ſo hoch als möglich empor, in- dem ſie auf die Zehenſpitzen treten und ſich mehr auf die Spitze des Schwanzes ſtützen.
Wenn ein Känguru irgend etwas Verdächtiges bemerkt, denkt es zunächſt an die Flucht. Hier- bei zeigt es ſich in ſeiner ganzen Beweglichkeit. Es ſpringt, wie bei jeder Beſchleunigung ſeines Ganges, ausſchließlich mit den Hinterbeinen, macht aber Sätze, welche die aller übrigen Thiere in jeder Hinſicht übertreffen. Es legt ſeine Vorderfüße dicht an die Bruſt, ſtreckt den Schwanz gerade und nach rückwärts aus, ſchnellt mit aller Kraft der gewaltigen Schenkelmuskeln ſeine langen, ſchlanken und federnden Hinterbeine gegen den Boden, wirft ſich hoch empor und ſchießt nun in einem flachen Bogen wie ein Pfeil durch die Luft. Einzelne Arten halten im Springen den Körper wagerecht, andere mehr ſteil, die Ohren in einer Ebene mit dem Widerriſt, während ſie bei ruhigem Lauf ge- ſteift werden. Ungeſchreckt macht das Thier nur kleine Sprünge von höchſtens acht Fuß Weite; ſo- bald es aber ängſtlich wird, verdoppelt und verdreifacht es ſeine Anſtrengungen. Es ſpringt mit dem rechten Fuße ein klein wenig eher, als mit dem linken ab und auf, ebenſo tritt es mit jenem etwas weiter vor. Bei jedem Satze ſchwingt der gewichtige Schwanz auf und nieder, und zwar um ſo heftiger, je größer die Sprünge ſind. Drehungen aller Art führt das Känguru mit zwei bis drei kleinen Sätzen aus, ohne dabei erſichtlich mit dem Schwanze zu ſteuern. Jmmer tritt es nur mit den Zehen auf, und niemals fällt es auf die Vorderarme nieder. Dieſe werden von ver- ſchiedenen Arten verſchieden getragen, bei den einen vom Leib abgehalten, bei den anderen mehr ange- zogen und gekreuzt. Ein Sprung folgt unmittelbar dem andern und jeder iſt mindeſtens 10 Fuß, bei den größeren Arten nicht ſelten aber auch 20, 25 und ſelbſt 30 Fuß weit und dabei 6 bis 9 Fuß hoch. Schon Gefangene ſpringen, wenn man ſie in einer größeren Umhegung hin- und herjagt, bis 26 Fuß weit. Es iſt erklärlich, daß ein ganz vortrefflicher Hund dazu gehört, einem Känguru zu folgen, und in der That gibt es nur wenige Jagdhunde, welche Dies vermögen. Auf bedecktem Boden hört die Verfolgung ſehr bald auf; denn das flüchtige Känguru ſchnellt leicht über die im Wege liegenden Büſche weg, während der Hund dieſelben umgehen muß. Auf unebenem Boden bewegt es ſich langſamer; namentlich wird es ihm ſchwer, an Abhängen hinunterzueilen, weil es ſich hier bei der Heftigkeit des Sprunges leicht überſchlägt. Uebrigens hält das laufende Thier ſtunden- lang aus, ohne zu ermüden.
Unter den Sinnen der Springbeutelthiere dürfte das Gehör obenan ſtehen; wenigſtens bemerkt man an Gefangenen ein fortwährendes Bewegen der Ohren nach Art unſeres Hochwildes. Das Geſicht iſt ſchwächer und der Geruch wahrſcheinlich ziemlich unentwickelt. Die geiſtigen Fähigkeiten ſind gering. Das Känguru iſt ſehr unklug; es iſt ſchen, nicht aber vorſichtig, iſt vergeßlich, neugierig, furchtſam bis zum Aengſtlichwerden, leicht erregt und auch bald wieder beſänftigt, entweder gleich- giltig oder unverträglich gegen Andere ſeiner Art, der Zähmung nur im geringen Grade zugänglich, ohne Anhänglichkeit gegen ſeinen Wärter und Pfleger, — kurz, ſein Verſtand iſt entſchieden ein ſehr untergeordneter. Große Erregung jeder Art bekundet es durch ſchnelles Athemholen und ein ſo hef- tiges Geifern, daß von dem ausfließenden Speichel bald die ganze Vorderſeite durchnäßt wird. Allein auch bei der größten Angſt, im tollſten Jagen z. B., wenn ihm die Hunde dicht auf den Ferſen ſind, kann es ſich nicht enthalten, ſeiner Neugier Genüge zu leiſten. Es dreht ſich ſcheinbar ängſtlich nach ſeinen Verfolgern um und rennt dabei nicht ſelten ſo heftig gegen einen Baum oder Felſen, daß es beſinnungslos zu Boden ſtürzt.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Gras und Baumblätter bleiben die bevorzugteſte Speiſe, außerdem verzehren die Thiere aber auch Wurzeln, Baumrinde und Baumknospen, Früchte und mancherlei Kräuter. Einzelne Naturforſcher haben geglaubt, daß die Kängurus Wiederkäuer wären; ich habe jedoch trotz ſorgfältiger Beobachtung das Wiederkäuen noch bei keinem Känguru bemerken können. Sie kauen allerdings oft lange an gewiſſen Pflanzenſtoffen, ſtoßen den bereits hinabgewürgten Biſſen aber nicht wieder nach dem Munde herauf.
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[44/0056]
Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen.
namentlich die alten Männchen ſchnellen ſich dann, um ſich zu ſichern, ſo hoch als möglich empor, in-
dem ſie auf die Zehenſpitzen treten und ſich mehr auf die Spitze des Schwanzes ſtützen.
Wenn ein Känguru irgend etwas Verdächtiges bemerkt, denkt es zunächſt an die Flucht. Hier-
bei zeigt es ſich in ſeiner ganzen Beweglichkeit. Es ſpringt, wie bei jeder Beſchleunigung ſeines
Ganges, ausſchließlich mit den Hinterbeinen, macht aber Sätze, welche die aller übrigen Thiere in
jeder Hinſicht übertreffen. Es legt ſeine Vorderfüße dicht an die Bruſt, ſtreckt den Schwanz gerade und
nach rückwärts aus, ſchnellt mit aller Kraft der gewaltigen Schenkelmuskeln ſeine langen, ſchlanken
und federnden Hinterbeine gegen den Boden, wirft ſich hoch empor und ſchießt nun in einem flachen
Bogen wie ein Pfeil durch die Luft. Einzelne Arten halten im Springen den Körper wagerecht,
andere mehr ſteil, die Ohren in einer Ebene mit dem Widerriſt, während ſie bei ruhigem Lauf ge-
ſteift werden. Ungeſchreckt macht das Thier nur kleine Sprünge von höchſtens acht Fuß Weite; ſo-
bald es aber ängſtlich wird, verdoppelt und verdreifacht es ſeine Anſtrengungen. Es ſpringt
mit dem rechten Fuße ein klein wenig eher, als mit dem linken ab und auf, ebenſo tritt es mit
jenem etwas weiter vor. Bei jedem Satze ſchwingt der gewichtige Schwanz auf und nieder, und
zwar um ſo heftiger, je größer die Sprünge ſind. Drehungen aller Art führt das Känguru mit
zwei bis drei kleinen Sätzen aus, ohne dabei erſichtlich mit dem Schwanze zu ſteuern. Jmmer tritt
es nur mit den Zehen auf, und niemals fällt es auf die Vorderarme nieder. Dieſe werden von ver-
ſchiedenen Arten verſchieden getragen, bei den einen vom Leib abgehalten, bei den anderen mehr ange-
zogen und gekreuzt. Ein Sprung folgt unmittelbar dem andern und jeder iſt mindeſtens 10 Fuß,
bei den größeren Arten nicht ſelten aber auch 20, 25 und ſelbſt 30 Fuß weit und dabei 6 bis 9 Fuß
hoch. Schon Gefangene ſpringen, wenn man ſie in einer größeren Umhegung hin- und herjagt,
bis 26 Fuß weit. Es iſt erklärlich, daß ein ganz vortrefflicher Hund dazu gehört, einem Känguru
zu folgen, und in der That gibt es nur wenige Jagdhunde, welche Dies vermögen. Auf bedecktem
Boden hört die Verfolgung ſehr bald auf; denn das flüchtige Känguru ſchnellt leicht über die im
Wege liegenden Büſche weg, während der Hund dieſelben umgehen muß. Auf unebenem Boden
bewegt es ſich langſamer; namentlich wird es ihm ſchwer, an Abhängen hinunterzueilen, weil es ſich
hier bei der Heftigkeit des Sprunges leicht überſchlägt. Uebrigens hält das laufende Thier ſtunden-
lang aus, ohne zu ermüden.
Unter den Sinnen der Springbeutelthiere dürfte das Gehör obenan ſtehen; wenigſtens bemerkt
man an Gefangenen ein fortwährendes Bewegen der Ohren nach Art unſeres Hochwildes. Das
Geſicht iſt ſchwächer und der Geruch wahrſcheinlich ziemlich unentwickelt. Die geiſtigen Fähigkeiten
ſind gering. Das Känguru iſt ſehr unklug; es iſt ſchen, nicht aber vorſichtig, iſt vergeßlich, neugierig,
furchtſam bis zum Aengſtlichwerden, leicht erregt und auch bald wieder beſänftigt, entweder gleich-
giltig oder unverträglich gegen Andere ſeiner Art, der Zähmung nur im geringen Grade zugänglich,
ohne Anhänglichkeit gegen ſeinen Wärter und Pfleger, — kurz, ſein Verſtand iſt entſchieden ein ſehr
untergeordneter. Große Erregung jeder Art bekundet es durch ſchnelles Athemholen und ein ſo hef-
tiges Geifern, daß von dem ausfließenden Speichel bald die ganze Vorderſeite durchnäßt wird. Allein
auch bei der größten Angſt, im tollſten Jagen z. B., wenn ihm die Hunde dicht auf den Ferſen ſind,
kann es ſich nicht enthalten, ſeiner Neugier Genüge zu leiſten. Es dreht ſich ſcheinbar ängſtlich nach
ſeinen Verfolgern um und rennt dabei nicht ſelten ſo heftig gegen einen Baum oder Felſen, daß es
beſinnungslos zu Boden ſtürzt.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Gras und Baumblätter bleiben die bevorzugteſte Speiſe,
außerdem verzehren die Thiere aber auch Wurzeln, Baumrinde und Baumknospen, Früchte und
mancherlei Kräuter. Einzelne Naturforſcher haben geglaubt, daß die Kängurus Wiederkäuer
wären; ich habe jedoch trotz ſorgfältiger Beobachtung das Wiederkäuen noch bei keinem Känguru
bemerken können. Sie kauen allerdings oft lange an gewiſſen Pflanzenſtoffen, ſtoßen den bereits
hinabgewürgten Biſſen aber nicht wieder nach dem Munde herauf.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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