Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.Die Sumpfratte. für einen Rammler und einen Jungen weniger, für ein Weibchen mehr. Den Hauptgewinn derJagd aber bilden die Vorräthe, welche dieses eigenthümliche Wild sich eingetragen hat; die Leute waschen die Körner einfach ab, trocknen sie wieder und vermahlen sie dann wie anderes Getreide. Auch die Felle werden benutzt, obgleich noch nicht in der Ausdehnung, als sie es verdienen, denn nach allen Erfahrungen geben sie ein ganz vortreffliches, leichtes und dauerhaftes Pelzwerk. Jn manchen Gegenden wird auch das Fleisch der Hamster verzehrt, und es ist auch wirklich nicht der ge- ringste Grund vorhanden, gegen solche Nahrung Etwas einzuwenden; denn das Fleisch ist jedenfalls ebensogut, als das des Eichhörnchens oder anderer Nager, deren Wildpret man mit Bergnügen ver- zehrt. Somit ist der Nutzen, welchen der Hamster stiftet, immerhin nicht ganz unbeträchtlich; freilich aber wiegt er den großen Schaden nicht zum hundertsten Theile auf. Unter den übrigen Mäusen dürfte noch die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster) für uns [Abbildung]
Die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster). sächlich an Flußufern und an der Meeresküste lebt. Sie geht ebensowohl in das frische, als in dasgesalzene Wasser, schwimmt und taucht vortrefflich und erinnert in vieler Hinsicht an unsere Wasser- ratte. Jm übrigen ist ihre Lebensweise noch nicht bekannt. Von den eigentlichen Ratten unterscheidet sie sich durch das Gebiß, den gestreckten Leibesbau und die sehr niederen Füße. Die Schnauze ist stumpf, die Ohren sind abgerundet, die Füße fünfzehig, die hinteren durch Schwimmhäute ver- bunden. Der Schwanz spitzt sich stark zu. Jm Gesicht fallen die kopflangen Grannen besonders auf. Bis jetzt kennt man nur eine einzige Art dieser Sippe. Sie ist oben glänzend schwarzbraun mit fahler Sprenkelung, an den Seiten und unten schön falbgrau mit orangegelbem Schimmer; die Wollhaare sind lichtgrau, die oberen Grannen theils ganz schwarz, theils in der Oberhälfte goldgelb, mit schwarzer Spitze oder auch ohne solche. Die Füße sind mit dicht anliegenden, dunklen Haaren be- kleidet, der Schwanz am Ende mit lichteren und steifen. 10 *
Die Sumpfratte. für einen Rammler und einen Jungen weniger, für ein Weibchen mehr. Den Hauptgewinn derJagd aber bilden die Vorräthe, welche dieſes eigenthümliche Wild ſich eingetragen hat; die Leute waſchen die Körner einfach ab, trocknen ſie wieder und vermahlen ſie dann wie anderes Getreide. Auch die Felle werden benutzt, obgleich noch nicht in der Ausdehnung, als ſie es verdienen, denn nach allen Erfahrungen geben ſie ein ganz vortreffliches, leichtes und dauerhaftes Pelzwerk. Jn manchen Gegenden wird auch das Fleiſch der Hamſter verzehrt, und es iſt auch wirklich nicht der ge- ringſte Grund vorhanden, gegen ſolche Nahrung Etwas einzuwenden; denn das Fleiſch iſt jedenfalls ebenſogut, als das des Eichhörnchens oder anderer Nager, deren Wildpret man mit Bergnügen ver- zehrt. Somit iſt der Nutzen, welchen der Hamſter ſtiftet, immerhin nicht ganz unbeträchtlich; freilich aber wiegt er den großen Schaden nicht zum hundertſten Theile auf. Unter den übrigen Mäuſen dürfte noch die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster) für uns [Abbildung]
Die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster). ſächlich an Flußufern und an der Meeresküſte lebt. Sie geht ebenſowohl in das friſche, als in dasgeſalzene Waſſer, ſchwimmt und taucht vortrefflich und erinnert in vieler Hinſicht an unſere Waſſer- ratte. Jm übrigen iſt ihre Lebensweiſe noch nicht bekannt. Von den eigentlichen Ratten unterſcheidet ſie ſich durch das Gebiß, den geſtreckten Leibesbau und die ſehr niederen Füße. Die Schnauze iſt ſtumpf, die Ohren ſind abgerundet, die Füße fünfzehig, die hinteren durch Schwimmhäute ver- bunden. Der Schwanz ſpitzt ſich ſtark zu. Jm Geſicht fallen die kopflangen Grannen beſonders auf. Bis jetzt kennt man nur eine einzige Art dieſer Sippe. Sie iſt oben glänzend ſchwarzbraun mit fahler Sprenkelung, an den Seiten und unten ſchön falbgrau mit orangegelbem Schimmer; die Wollhaare ſind lichtgrau, die oberen Grannen theils ganz ſchwarz, theils in der Oberhälfte goldgelb, mit ſchwarzer Spitze oder auch ohne ſolche. Die Füße ſind mit dicht anliegenden, dunklen Haaren be- kleidet, der Schwanz am Ende mit lichteren und ſteifen. 10 *
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Die Sumpfratte.
für einen Rammler und einen Jungen weniger, für ein Weibchen mehr. Den Hauptgewinn der
Jagd aber bilden die Vorräthe, welche dieſes eigenthümliche Wild ſich eingetragen hat; die Leute
waſchen die Körner einfach ab, trocknen ſie wieder und vermahlen ſie dann wie anderes Getreide.
Auch die Felle werden benutzt, obgleich noch nicht in der Ausdehnung, als ſie es verdienen, denn
nach allen Erfahrungen geben ſie ein ganz vortreffliches, leichtes und dauerhaftes Pelzwerk. Jn
manchen Gegenden wird auch das Fleiſch der Hamſter verzehrt, und es iſt auch wirklich nicht der ge-
ringſte Grund vorhanden, gegen ſolche Nahrung Etwas einzuwenden; denn das Fleiſch iſt jedenfalls
ebenſogut, als das des Eichhörnchens oder anderer Nager, deren Wildpret man mit Bergnügen ver-
zehrt. Somit iſt der Nutzen, welchen der Hamſter ſtiftet, immerhin nicht ganz unbeträchtlich; freilich
aber wiegt er den großen Schaden nicht zum hundertſten Theile auf.
Unter den übrigen Mäuſen dürfte noch die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster) für uns
bemerkenswerth ſein, hauptſächlich ihrer Größe wegen. Sie wird nämlich beinahe zwei Fuß lang,
wovon etwa zwei Fünftel auf den Leib kommen. Jhre Heimat iſt Vandiemensland, wo ſie haupt-
[Abbildung Die Sumpfratte (Hydromys ehrysogaster).]
ſächlich an Flußufern und an der Meeresküſte lebt. Sie geht ebenſowohl in das friſche, als in das
geſalzene Waſſer, ſchwimmt und taucht vortrefflich und erinnert in vieler Hinſicht an unſere Waſſer-
ratte. Jm übrigen iſt ihre Lebensweiſe noch nicht bekannt. Von den eigentlichen Ratten unterſcheidet
ſie ſich durch das Gebiß, den geſtreckten Leibesbau und die ſehr niederen Füße. Die Schnauze iſt
ſtumpf, die Ohren ſind abgerundet, die Füße fünfzehig, die hinteren durch Schwimmhäute ver-
bunden. Der Schwanz ſpitzt ſich ſtark zu. Jm Geſicht fallen die kopflangen Grannen beſonders
auf. Bis jetzt kennt man nur eine einzige Art dieſer Sippe. Sie iſt oben glänzend ſchwarzbraun
mit fahler Sprenkelung, an den Seiten und unten ſchön falbgrau mit orangegelbem Schimmer; die
Wollhaare ſind lichtgrau, die oberen Grannen theils ganz ſchwarz, theils in der Oberhälfte goldgelb,
mit ſchwarzer Spitze oder auch ohne ſolche. Die Füße ſind mit dicht anliegenden, dunklen Haaren be-
kleidet, der Schwanz am Ende mit lichteren und ſteifen.
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