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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Hamster.

Fruchtbare Getreidefelder vom Rhein bis an den Ob in Sibirien sind der Aufenthalt unseres
Hamsters. Gebirge meidet er. Jn Deutschland fehlt er in den südlich und westlich gelegenen Län-
dern, sowie in Ost- und Westpreußen; dagegen ist er häufig in Thüringen und Sachsen. Ein Bo-
den, welcher mäßig fest und trocken, dabei aber fruchtbar ist, scheint die Hauptbedingung für den
Hamster zu sein, wenn er sich wohlbefinden soll. Er verlangt, daß die Baue, welche er gräbt,
dauerhaft sind, und meidet aus diesem Grunde alle sandigen Gegenden; aber er will sich auch nicht
sehr anstrengen beim Graben und verschont deshalb sehr festen, steinigen Boden oder Wälder mit
seinen Ansiedelungen. Das Wasser kann er nicht vertragen und weicht ihm ängstlich aus. An seinen

[Abbildung] Hamster (Cricetus frumentarius).
Lieblingsorten ist er immer häufig, allein manchmal tritt er in ganz unglaublichen Scharen auf: die
vorhin angegebenen Zahlen mögen Dies am besten beweisen.

Seine Baue sind ziemlich kunstreich. Sie bestehen zunächst aus einer großen Wohnkammer,
welche in einer Tiefe von 3 bis 6 Fuß liegt, aus einer schrägen Ausgangs- und einer senkrechten Ein-
gangsröhre. Durch Röhren steht diese Wohnkammer mit der Vorrathskammer in Verbindung. Je nach
Geschlecht und Alter des Thieres sind die Baue verschieden angelegt, die junger Hamster sind die flach-
sten und kürzesten, die des Weibchens bedeutend größer; die größten aber baut sich der alte Rammler.
Man erkennt den Hamsterbau leicht an dem Erdhaufen, welcher vor der Ausgangsröhre liegt und ge-
wöhnlich mit Spreu und Hülsen bestreut ist. Das Fallloch geht immer ganz senkrecht in die Erde
hinein, bisweilen so gerade, daß man einen 3 bis 6 Fuß langen Stock in dasselbe stecken kann, doch

Der Hamſter.

Fruchtbare Getreidefelder vom Rhein bis an den Ob in Sibirien ſind der Aufenthalt unſeres
Hamſters. Gebirge meidet er. Jn Deutſchland fehlt er in den ſüdlich und weſtlich gelegenen Län-
dern, ſowie in Oſt- und Weſtpreußen; dagegen iſt er häufig in Thüringen und Sachſen. Ein Bo-
den, welcher mäßig feſt und trocken, dabei aber fruchtbar iſt, ſcheint die Hauptbedingung für den
Hamſter zu ſein, wenn er ſich wohlbefinden ſoll. Er verlangt, daß die Baue, welche er gräbt,
dauerhaft ſind, und meidet aus dieſem Grunde alle ſandigen Gegenden; aber er will ſich auch nicht
ſehr anſtrengen beim Graben und verſchont deshalb ſehr feſten, ſteinigen Boden oder Wälder mit
ſeinen Anſiedelungen. Das Waſſer kann er nicht vertragen und weicht ihm ängſtlich aus. An ſeinen

[Abbildung] Hamſter (Cricetus frumentarius).
Lieblingsorten iſt er immer häufig, allein manchmal tritt er in ganz unglaublichen Scharen auf: die
vorhin angegebenen Zahlen mögen Dies am beſten beweiſen.

Seine Baue ſind ziemlich kunſtreich. Sie beſtehen zunächſt aus einer großen Wohnkammer,
welche in einer Tiefe von 3 bis 6 Fuß liegt, aus einer ſchrägen Ausgangs- und einer ſenkrechten Ein-
gangsröhre. Durch Röhren ſteht dieſe Wohnkammer mit der Vorrathskammer in Verbindung. Je nach
Geſchlecht und Alter des Thieres ſind die Baue verſchieden angelegt, die junger Hamſter ſind die flach-
ſten und kürzeſten, die des Weibchens bedeutend größer; die größten aber baut ſich der alte Rammler.
Man erkennt den Hamſterbau leicht an dem Erdhaufen, welcher vor der Ausgangsröhre liegt und ge-
wöhnlich mit Spreu und Hülſen beſtreut iſt. Das Fallloch geht immer ganz ſenkrecht in die Erde
hinein, bisweilen ſo gerade, daß man einen 3 bis 6 Fuß langen Stock in daſſelbe ſtecken kann, doch

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[141/0157] Der Hamſter. Fruchtbare Getreidefelder vom Rhein bis an den Ob in Sibirien ſind der Aufenthalt unſeres Hamſters. Gebirge meidet er. Jn Deutſchland fehlt er in den ſüdlich und weſtlich gelegenen Län- dern, ſowie in Oſt- und Weſtpreußen; dagegen iſt er häufig in Thüringen und Sachſen. Ein Bo- den, welcher mäßig feſt und trocken, dabei aber fruchtbar iſt, ſcheint die Hauptbedingung für den Hamſter zu ſein, wenn er ſich wohlbefinden ſoll. Er verlangt, daß die Baue, welche er gräbt, dauerhaft ſind, und meidet aus dieſem Grunde alle ſandigen Gegenden; aber er will ſich auch nicht ſehr anſtrengen beim Graben und verſchont deshalb ſehr feſten, ſteinigen Boden oder Wälder mit ſeinen Anſiedelungen. Das Waſſer kann er nicht vertragen und weicht ihm ängſtlich aus. An ſeinen [Abbildung Hamſter (Cricetus frumentarius).] Lieblingsorten iſt er immer häufig, allein manchmal tritt er in ganz unglaublichen Scharen auf: die vorhin angegebenen Zahlen mögen Dies am beſten beweiſen. Seine Baue ſind ziemlich kunſtreich. Sie beſtehen zunächſt aus einer großen Wohnkammer, welche in einer Tiefe von 3 bis 6 Fuß liegt, aus einer ſchrägen Ausgangs- und einer ſenkrechten Ein- gangsröhre. Durch Röhren ſteht dieſe Wohnkammer mit der Vorrathskammer in Verbindung. Je nach Geſchlecht und Alter des Thieres ſind die Baue verſchieden angelegt, die junger Hamſter ſind die flach- ſten und kürzeſten, die des Weibchens bedeutend größer; die größten aber baut ſich der alte Rammler. Man erkennt den Hamſterbau leicht an dem Erdhaufen, welcher vor der Ausgangsröhre liegt und ge- wöhnlich mit Spreu und Hülſen beſtreut iſt. Das Fallloch geht immer ganz ſenkrecht in die Erde hinein, bisweilen ſo gerade, daß man einen 3 bis 6 Fuß langen Stock in daſſelbe ſtecken kann, doch

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/157>, abgerufen am 27.11.2024.