Sumatra, Java, Malakka, Butan und Nepal sind, soweit jetzt bekannt, die Heimat dieses wirklich schönen Thieres. Major Farquhar entdeckte es, Raffles beschrieb es zuerst; spätere Reisende sandten Bälge nach Europa, und Rawson endlich machte im Jahre 1855 dem Thiergarten in Regents-Park zu London ein lebendes Männchen zum Geschenk. Dieses habe ich im Frühjahre 1863 dort noch im besten Wohlsein angetroffen.
Die Lebensbeschreibung des Binturong ist überaus dürftig. Er lebt in den Wäldern und nährt sich schlecht und recht nach anderer Raubthiere Art. Hiermit ist die Schilderung seines Freilebens gegeben; denn mehr weiß man eben noch nicht.
[Abbildung]
Der Binturong (Arctitis -- Ictitis -- Binturong).
Auch über die beiden Gefangenen, welche man beobachtete, ist äußerst wenig berichtet worden, nur etwa Folgendes: Der Binturong ist ein Nachtthier, welches bei Tage in sich zusammengerollt schläft und zwar so fest, daß es kaum ermuntert werden kann, auch jede Störung durch wüthendes Knurren und Zähnefletschen beantwortet, nach diesen Gefühlsergüssen aber sich wiederum zusammen- rollt und weiterschläft. (Der Gefangene des Londoner Gartens, welcher mir zu Gefallen geweckt wurde, gab jedoch keine derartigen Beweise einer gestörten Gemüthsruhe, sondern zeigte sich viel umgäng- licher.) Mit Einbruch der Nacht wird das Thier munter, frißt, thierische wie pflanzliche Nahrung, sehr gern Früchte, Eier und Vögel, und klettert dann langsam, aber geschickt auf den Baumstämmen umher, wobei es seinen ungewöhnlich starken Wickelschwanz fortwährend benutzt, wie ich beobachtete,
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Beſchreibung des Binturong.
Sumatra, Java, Malakka, Butan und Nepal ſind, ſoweit jetzt bekannt, die Heimat dieſes wirklich ſchönen Thieres. Major Farquhar entdeckte es, Raffles beſchrieb es zuerſt; ſpätere Reiſende ſandten Bälge nach Europa, und Rawſon endlich machte im Jahre 1855 dem Thiergarten in Regents-Park zu London ein lebendes Männchen zum Geſchenk. Dieſes habe ich im Frühjahre 1863 dort noch im beſten Wohlſein angetroffen.
Die Lebensbeſchreibung des Binturong iſt überaus dürftig. Er lebt in den Wäldern und nährt ſich ſchlecht und recht nach anderer Raubthiere Art. Hiermit iſt die Schilderung ſeines Freilebens gegeben; denn mehr weiß man eben noch nicht.
[Abbildung]
Der Binturong (Arctitis — Ictitis — Binturong).
Auch über die beiden Gefangenen, welche man beobachtete, iſt äußerſt wenig berichtet worden, nur etwa Folgendes: Der Binturong iſt ein Nachtthier, welches bei Tage in ſich zuſammengerollt ſchläft und zwar ſo feſt, daß es kaum ermuntert werden kann, auch jede Störung durch wüthendes Knurren und Zähnefletſchen beantwortet, nach dieſen Gefühlsergüſſen aber ſich wiederum zuſammen- rollt und weiterſchläft. (Der Gefangene des Londoner Gartens, welcher mir zu Gefallen geweckt wurde, gab jedoch keine derartigen Beweiſe einer geſtörten Gemüthsruhe, ſondern zeigte ſich viel umgäng- licher.) Mit Einbruch der Nacht wird das Thier munter, frißt, thieriſche wie pflanzliche Nahrung, ſehr gern Früchte, Eier und Vögel, und klettert dann langſam, aber geſchickt auf den Baumſtämmen umher, wobei es ſeinen ungewöhnlich ſtarken Wickelſchwanz fortwährend benutzt, wie ich beobachtete,
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Beſchreibung des Binturong.
Sumatra, Java, Malakka, Butan und Nepal ſind, ſoweit jetzt bekannt, die Heimat dieſes
wirklich ſchönen Thieres. Major Farquhar entdeckte es, Raffles beſchrieb es zuerſt; ſpätere
Reiſende ſandten Bälge nach Europa, und Rawſon endlich machte im Jahre 1855 dem Thiergarten
in Regents-Park zu London ein lebendes Männchen zum Geſchenk. Dieſes habe ich im Frühjahre
1863 dort noch im beſten Wohlſein angetroffen.
Die Lebensbeſchreibung des Binturong iſt überaus dürftig. Er lebt in den Wäldern und nährt
ſich ſchlecht und recht nach anderer Raubthiere Art. Hiermit iſt die Schilderung ſeines Freilebens
gegeben; denn mehr weiß man eben noch nicht.
[Abbildung Der Binturong (Arctitis — Ictitis — Binturong).]
Auch über die beiden Gefangenen, welche man beobachtete, iſt äußerſt wenig berichtet worden,
nur etwa Folgendes: Der Binturong iſt ein Nachtthier, welches bei Tage in ſich zuſammengerollt
ſchläft und zwar ſo feſt, daß es kaum ermuntert werden kann, auch jede Störung durch wüthendes
Knurren und Zähnefletſchen beantwortet, nach dieſen Gefühlsergüſſen aber ſich wiederum zuſammen-
rollt und weiterſchläft. (Der Gefangene des Londoner Gartens, welcher mir zu Gefallen geweckt wurde,
gab jedoch keine derartigen Beweiſe einer geſtörten Gemüthsruhe, ſondern zeigte ſich viel umgäng-
licher.) Mit Einbruch der Nacht wird das Thier munter, frißt, thieriſche wie pflanzliche Nahrung,
ſehr gern Früchte, Eier und Vögel, und klettert dann langſam, aber geſchickt auf den Baumſtämmen
umher, wobei es ſeinen ungewöhnlich ſtarken Wickelſchwanz fortwährend benutzt, wie ich beobachtete,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/721>, abgerufen am 24.11.2024.
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