Ebensosehr, aber auch nicht mehr, als der Halsbandbär von dem europäischen Meister Petz verschieden ist, weicht der syrische oder Jsabellbär (Ursus isabellinus) von diesem ab. Das Thier ist der bekannte Held der biblischen Geschichten d. h. der Nachkomme von jenem Bär, welchen David erschlug, als er seine Herde beunruhigen wollte, oder desjenigen, welcher auf das fromme Gebet des erbosten Propheten herbeigekommen war, um die ungezogenen Buben aufzufressen, weil sie den Gottesmann seiner Glatze wegen in Harnisch gebracht hatten, und deshalb wenigstens für einige meiner Leser wohl von Wichtigkeit. Seine Färbung ist sehr eigenthümlich und ändert während seines Lebens vielfach ab. Jn der Jugend ist der Pelz graubraun; er lichtet sich aber mehr und mehr, je älter das Thier wird, und geht schließlich fast in ein reines Weiß über. Das Haar ist lang und leicht gekräuselt, der Pelz aber noch besonders durch sein dichtes Wollhaar ausgezeichnet, welches
[Abbildung]
Der syrische oder Jsabellbär (Ursus isabellinus).
überall zwischen dem Grannenhaar sich hervordrängt. Auf den Schulteru und dem Nacken sträubt sich dies nach aufwärts und verleiht dem Thiere hierdurch eine Art Mähne.
Es scheint aus einer Stelle eines alten Schriftstellers, ich weiß nicht mehr welches, hervorzugehen, daß dieser Bär auch den alten Römern bekannt geworden ist. Dort wird behauptet, daß einstmals ein ganz weißer Bär in der Arena in Rom gekämpft hat. Die neueren Sprachforscher sind gewöhnlich geneigt, in diesem weißen Bären einen Eisbär zu sehen; allein es dürfte doch unzweifelhaft feststehen, daß die Römer von Letzterm gar keine Ahnung gehabt haben, und somit bleibt nichts Anderes übrig, als unsern Jsabellen für den bewußten Kämpfer zu erklären.
Gegenwärtig findet sich der syrische Bär in den gebirgigen Theilen Palästinas, zumal auf dem Libanon. Wie bekannt, hat dieses Gebirge zwei Gipfel, welche mit ewigem Schnee bedeckt sind, den Makmel und den Djebel Sanin. Da will man nun bemerkt haben, daß blos der Makmel von
Die Raubthiere. Bären. — Jſabellbär. Grislibär.
Ebenſoſehr, aber auch nicht mehr, als der Halsbandbär von dem europäiſchen Meiſter Petz verſchieden iſt, weicht der ſyriſche oder Jſabellbär (Ursus isabellinus) von dieſem ab. Das Thier iſt der bekannte Held der bibliſchen Geſchichten d. h. der Nachkomme von jenem Bär, welchen David erſchlug, als er ſeine Herde beunruhigen wollte, oder desjenigen, welcher auf das fromme Gebet des erboſten Propheten herbeigekommen war, um die ungezogenen Buben aufzufreſſen, weil ſie den Gottesmann ſeiner Glatze wegen in Harniſch gebracht hatten, und deshalb wenigſtens für einige meiner Leſer wohl von Wichtigkeit. Seine Färbung iſt ſehr eigenthümlich und ändert während ſeines Lebens vielfach ab. Jn der Jugend iſt der Pelz graubraun; er lichtet ſich aber mehr und mehr, je älter das Thier wird, und geht ſchließlich faſt in ein reines Weiß über. Das Haar iſt lang und leicht gekräuſelt, der Pelz aber noch beſonders durch ſein dichtes Wollhaar ausgezeichnet, welches
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Der ſyriſche oder Jſabellbär (Ursus isabellinus).
überall zwiſchen dem Grannenhaar ſich hervordrängt. Auf den Schulteru und dem Nacken ſträubt ſich dies nach aufwärts und verleiht dem Thiere hierdurch eine Art Mähne.
Es ſcheint aus einer Stelle eines alten Schriftſtellers, ich weiß nicht mehr welches, hervorzugehen, daß dieſer Bär auch den alten Römern bekannt geworden iſt. Dort wird behauptet, daß einſtmals ein ganz weißer Bär in der Arena in Rom gekämpft hat. Die neueren Sprachforſcher ſind gewöhnlich geneigt, in dieſem weißen Bären einen Eisbär zu ſehen; allein es dürfte doch unzweifelhaft feſtſtehen, daß die Römer von Letzterm gar keine Ahnung gehabt haben, und ſomit bleibt nichts Anderes übrig, als unſern Jſabellen für den bewußten Kämpfer zu erklären.
Gegenwärtig findet ſich der ſyriſche Bär in den gebirgigen Theilen Paläſtinas, zumal auf dem Libanon. Wie bekannt, hat dieſes Gebirge zwei Gipfel, welche mit ewigem Schnee bedeckt ſind, den Makmel und den Djebel Sanin. Da will man nun bemerkt haben, daß blos der Makmel von
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Die Raubthiere. Bären. — Jſabellbär. Grislibär.
Ebenſoſehr, aber auch nicht mehr, als der Halsbandbär von dem europäiſchen Meiſter Petz
verſchieden iſt, weicht der ſyriſche oder Jſabellbär (Ursus isabellinus) von dieſem ab. Das
Thier iſt der bekannte Held der bibliſchen Geſchichten d. h. der Nachkomme von jenem Bär, welchen
David erſchlug, als er ſeine Herde beunruhigen wollte, oder desjenigen, welcher auf das fromme
Gebet des erboſten Propheten herbeigekommen war, um die ungezogenen Buben aufzufreſſen, weil
ſie den Gottesmann ſeiner Glatze wegen in Harniſch gebracht hatten, und deshalb wenigſtens für
einige meiner Leſer wohl von Wichtigkeit. Seine Färbung iſt ſehr eigenthümlich und ändert während
ſeines Lebens vielfach ab. Jn der Jugend iſt der Pelz graubraun; er lichtet ſich aber mehr und mehr,
je älter das Thier wird, und geht ſchließlich faſt in ein reines Weiß über. Das Haar iſt lang und
leicht gekräuſelt, der Pelz aber noch beſonders durch ſein dichtes Wollhaar ausgezeichnet, welches
[Abbildung Der ſyriſche oder Jſabellbär (Ursus isabellinus).]
überall zwiſchen dem Grannenhaar ſich hervordrängt. Auf den Schulteru und dem Nacken ſträubt
ſich dies nach aufwärts und verleiht dem Thiere hierdurch eine Art Mähne.
Es ſcheint aus einer Stelle eines alten Schriftſtellers, ich weiß nicht mehr welches, hervorzugehen,
daß dieſer Bär auch den alten Römern bekannt geworden iſt. Dort wird behauptet, daß einſtmals
ein ganz weißer Bär in der Arena in Rom gekämpft hat. Die neueren Sprachforſcher ſind gewöhnlich
geneigt, in dieſem weißen Bären einen Eisbär zu ſehen; allein es dürfte doch unzweifelhaft feſtſtehen,
daß die Römer von Letzterm gar keine Ahnung gehabt haben, und ſomit bleibt nichts Anderes übrig,
als unſern Jſabellen für den bewußten Kämpfer zu erklären.
Gegenwärtig findet ſich der ſyriſche Bär in den gebirgigen Theilen Paläſtinas, zumal auf dem
Libanon. Wie bekannt, hat dieſes Gebirge zwei Gipfel, welche mit ewigem Schnee bedeckt ſind, den
Makmel und den Djebel Sanin. Da will man nun bemerkt haben, daß blos der Makmel von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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