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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Marder. -- Hermelin. Fischottern. -- Nörz. Mink.

Dem fügt der treffliche Beobachter noch Folgendes hinzu: "Erst den 7. Mai, nachdem ich das
Thier ungefähr 41/2 Monate gehabt hatte, versuchte ich, ihm zu schmeicheln, obwohl mit Handschuhen
versehen. Wohl biß es in diese hinein, aber ich fühlte keine Zahnspitzen, und noch weniger ließ es
Spuren zurück. Zuerst suchte es meinen Liebesbezeugungen auszuweichen, aber zuletzt schienen sie
ihm sichtbar zu behagen: es legte sich auf den Rücken und schloß die Augen. Den folgenden Tag
wiederholte ich meine Versuche, da ich mir fest vorgenommen hatte, es so zahm wie möglich zu machen.
Bald zog ich den Handschuh ab und beschäftigte mich mit ihm, doch mit gleicher Sicherheit als vor-
her. Es ließ sich willig streicheln und krauen, so viel ich wollte, die Füße aufheben u. s. w., ja, ich
konnte ihm sogar den Mund öffnen, ohne daß es böse wurde. Wenn ich es aber um den Leib faßte,
glitt es mir leicht und schnell wie ein Aal aus den Händen. Man mußte ihm leise nahen, wenn es
nicht bange werden sollte, und die Hauptregel bei dieser, sowie der Behandlung andrer wilder Thiere
ist die, daß man zu gleicher Zeit zeigt, daß man nicht bange ist, und dem Thiere nichts Böses
thun will."

"Doch bald war es aus mit meiner Freude. Das Hermelin schien mit größerer Schwierigkeit,
als vorher, kleine Mäuse und Vögel zu verzehren, und den 15. Juli lag mein hübscher "Kisse" todt in
seinem Bauer, nachdem er mir sieben Monate so manches Vergnügen geschenkt hatte. Jch sah nun
deutlich, was ich schon lange zu bemerken geglaubt hatte, nämlich, daß alle Zähne, außer den Raub-
zähnen in der Oberkinnlade, beinahe ganz abgenutzt waren, die Eckzähne am meisten. -- Kam dies
vom hohen Alter? Oder hat das Hermelin sie durch das Beißen in das Eisengitter abgenutzt --
beim Arbeiten für seine Freiheit? Wahrscheinlich hat Beides zusammen gewirkt."

"Weil man anzuführen pflegt, daß das Hermelin, wenn es gereizt oder erschreckt wird, eine
übelriechende Feuchtigkeit aus den Schwanzdrüsen ergießt, will ich noch mittheilen, daß mein Hermelin
Dieses niemals aus reiner Bosheit that, auch nicht, wenn es sehr gereizt wurde, sondern nur beim
Erschrecken.
Wenn es bellend und zischend mit gesträubtem Schwanzhaar hervorstürzte -- und
Dies that es immer, wenn es böse war -- verbreitete sich niemals dieser Geruch, nicht einmal während
der Kämpfe mit den größten Ratten, aber wohl, wenn es die Flucht ergriff. Jm Anfang der Gefangen-
schaft traf Letzteres oft ein, weil es da bei jedem Geräusch oder jeder eingebildeten Gefahr gleich bange
ward, aber nachdem es daran gewöhnt und heimisch geworden war, sehr selten, und nach zwei oder
drei Monaten erinnere ich mich nur einer einzigen Gelegenheit, nämlich, als ich die Thüre seines
Käfigs heftig zuschlug. Es ward darüber so erschreckt, daß es bis an die Decke hinaufsprang, und
der Geruch verbreitete sich augenblicklich so stark, wie in den ersten Tagen. Jch bin daher geneigt,
anzunehmen, daß diese Ergießung nicht von dem freien Willen des Thieres abhängt, sondern durch-
aus unfreiwillig
geschieht. Es ist wahrscheinlich, daß das Hermelin bei großem Schrecken die
Schließmuskeln der Afterdrüsen nicht zu schließen vermag, und daß deshalb die Flüssigkeit frei
wird. Dasselbe Verhältniß möchte auch wohl bei allen verwandten Thieren, die mit derartigen Drüsen
versehen sind, stattfinden. Es ist auch natürlich! Wenn das Thier Grund hat, sich zu fürchten,
bedarf es dieser kleinen Hilfe in der Stunde der Gefahr; aber wozu sollte sie dienen, wenn das
Thier überlegen ist oder im Vertrauen auf seine Kraft es zu sein glaubt?" --



Zwei noch wenig bekannte Thiere, von denen das eine im Norden und Osten unsers Vater-
landes, das zweite in Amerika haust, vermitteln den Uebergang von den eigentlichen Mardern zu den
Fischottern. Es sind Dies die Sumpfottern (Vison). Sie haben bereits die breite, flache Schnauze
und die runden Lauscher des Otters, zudem eine, die Zehen mehr als zur Hälfte verbindende, kurz-
behaarte Schwimmhaut; im übrigen aber gleichen sie dem Jltisse, welchem sie auch in der Größe
ähneln. Beide sind auf der Ober- und Unterseite gleichmäßig braun gefärbt, am Kinn und den Lippen
aber regelmäßig, oder mindestens oft, weiß gezeichnet.

Die Raubthiere. Marder. — Hermelin. Fiſchottern. — Nörz. Mink.

Dem fügt der treffliche Beobachter noch Folgendes hinzu: „Erſt den 7. Mai, nachdem ich das
Thier ungefähr 4½ Monate gehabt hatte, verſuchte ich, ihm zu ſchmeicheln, obwohl mit Handſchuhen
verſehen. Wohl biß es in dieſe hinein, aber ich fühlte keine Zahnſpitzen, und noch weniger ließ es
Spuren zurück. Zuerſt ſuchte es meinen Liebesbezeugungen auszuweichen, aber zuletzt ſchienen ſie
ihm ſichtbar zu behagen: es legte ſich auf den Rücken und ſchloß die Augen. Den folgenden Tag
wiederholte ich meine Verſuche, da ich mir feſt vorgenommen hatte, es ſo zahm wie möglich zu machen.
Bald zog ich den Handſchuh ab und beſchäftigte mich mit ihm, doch mit gleicher Sicherheit als vor-
her. Es ließ ſich willig ſtreicheln und krauen, ſo viel ich wollte, die Füße aufheben u. ſ. w., ja, ich
konnte ihm ſogar den Mund öffnen, ohne daß es böſe wurde. Wenn ich es aber um den Leib faßte,
glitt es mir leicht und ſchnell wie ein Aal aus den Händen. Man mußte ihm leiſe nahen, wenn es
nicht bange werden ſollte, und die Hauptregel bei dieſer, ſowie der Behandlung andrer wilder Thiere
iſt die, daß man zu gleicher Zeit zeigt, daß man nicht bange iſt, und dem Thiere nichts Böſes
thun will.‟

„Doch bald war es aus mit meiner Freude. Das Hermelin ſchien mit größerer Schwierigkeit,
als vorher, kleine Mäuſe und Vögel zu verzehren, und den 15. Juli lag mein hübſcher „Kiſſe‟ todt in
ſeinem Bauer, nachdem er mir ſieben Monate ſo manches Vergnügen geſchenkt hatte. Jch ſah nun
deutlich, was ich ſchon lange zu bemerken geglaubt hatte, nämlich, daß alle Zähne, außer den Raub-
zähnen in der Oberkinnlade, beinahe ganz abgenutzt waren, die Eckzähne am meiſten. — Kam dies
vom hohen Alter? Oder hat das Hermelin ſie durch das Beißen in das Eiſengitter abgenutzt —
beim Arbeiten für ſeine Freiheit? Wahrſcheinlich hat Beides zuſammen gewirkt.‟

„Weil man anzuführen pflegt, daß das Hermelin, wenn es gereizt oder erſchreckt wird, eine
übelriechende Feuchtigkeit aus den Schwanzdrüſen ergießt, will ich noch mittheilen, daß mein Hermelin
Dieſes niemals aus reiner Bosheit that, auch nicht, wenn es ſehr gereizt wurde, ſondern nur beim
Erſchrecken.
Wenn es bellend und ziſchend mit geſträubtem Schwanzhaar hervorſtürzte — und
Dies that es immer, wenn es böſe war — verbreitete ſich niemals dieſer Geruch, nicht einmal während
der Kämpfe mit den größten Ratten, aber wohl, wenn es die Flucht ergriff. Jm Anfang der Gefangen-
ſchaft traf Letzteres oft ein, weil es da bei jedem Geräuſch oder jeder eingebildeten Gefahr gleich bange
ward, aber nachdem es daran gewöhnt und heimiſch geworden war, ſehr ſelten, und nach zwei oder
drei Monaten erinnere ich mich nur einer einzigen Gelegenheit, nämlich, als ich die Thüre ſeines
Käfigs heftig zuſchlug. Es ward darüber ſo erſchreckt, daß es bis an die Decke hinaufſprang, und
der Geruch verbreitete ſich augenblicklich ſo ſtark, wie in den erſten Tagen. Jch bin daher geneigt,
anzunehmen, daß dieſe Ergießung nicht von dem freien Willen des Thieres abhängt, ſondern durch-
aus unfreiwillig
geſchieht. Es iſt wahrſcheinlich, daß das Hermelin bei großem Schrecken die
Schließmuskeln der Afterdrüſen nicht zu ſchließen vermag, und daß deshalb die Flüſſigkeit frei
wird. Daſſelbe Verhältniß möchte auch wohl bei allen verwandten Thieren, die mit derartigen Drüſen
verſehen ſind, ſtattfinden. Es iſt auch natürlich! Wenn das Thier Grund hat, ſich zu fürchten,
bedarf es dieſer kleinen Hilfe in der Stunde der Gefahr; aber wozu ſollte ſie dienen, wenn das
Thier überlegen iſt oder im Vertrauen auf ſeine Kraft es zu ſein glaubt?‟ —



Zwei noch wenig bekannte Thiere, von denen das eine im Norden und Oſten unſers Vater-
landes, das zweite in Amerika hauſt, vermitteln den Uebergang von den eigentlichen Mardern zu den
Fiſchottern. Es ſind Dies die Sumpfottern (Vison). Sie haben bereits die breite, flache Schnauze
und die runden Lauſcher des Otters, zudem eine, die Zehen mehr als zur Hälfte verbindende, kurz-
behaarte Schwimmhaut; im übrigen aber gleichen ſie dem Jltiſſe, welchem ſie auch in der Größe
ähneln. Beide ſind auf der Ober- und Unterſeite gleichmäßig braun gefärbt, am Kinn und den Lippen
aber regelmäßig, oder mindeſtens oft, weiß gezeichnet.

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[556/0630] Die Raubthiere. Marder. — Hermelin. Fiſchottern. — Nörz. Mink. Dem fügt der treffliche Beobachter noch Folgendes hinzu: „Erſt den 7. Mai, nachdem ich das Thier ungefähr 4½ Monate gehabt hatte, verſuchte ich, ihm zu ſchmeicheln, obwohl mit Handſchuhen verſehen. Wohl biß es in dieſe hinein, aber ich fühlte keine Zahnſpitzen, und noch weniger ließ es Spuren zurück. Zuerſt ſuchte es meinen Liebesbezeugungen auszuweichen, aber zuletzt ſchienen ſie ihm ſichtbar zu behagen: es legte ſich auf den Rücken und ſchloß die Augen. Den folgenden Tag wiederholte ich meine Verſuche, da ich mir feſt vorgenommen hatte, es ſo zahm wie möglich zu machen. Bald zog ich den Handſchuh ab und beſchäftigte mich mit ihm, doch mit gleicher Sicherheit als vor- her. Es ließ ſich willig ſtreicheln und krauen, ſo viel ich wollte, die Füße aufheben u. ſ. w., ja, ich konnte ihm ſogar den Mund öffnen, ohne daß es böſe wurde. Wenn ich es aber um den Leib faßte, glitt es mir leicht und ſchnell wie ein Aal aus den Händen. Man mußte ihm leiſe nahen, wenn es nicht bange werden ſollte, und die Hauptregel bei dieſer, ſowie der Behandlung andrer wilder Thiere iſt die, daß man zu gleicher Zeit zeigt, daß man nicht bange iſt, und dem Thiere nichts Böſes thun will.‟ „Doch bald war es aus mit meiner Freude. Das Hermelin ſchien mit größerer Schwierigkeit, als vorher, kleine Mäuſe und Vögel zu verzehren, und den 15. Juli lag mein hübſcher „Kiſſe‟ todt in ſeinem Bauer, nachdem er mir ſieben Monate ſo manches Vergnügen geſchenkt hatte. Jch ſah nun deutlich, was ich ſchon lange zu bemerken geglaubt hatte, nämlich, daß alle Zähne, außer den Raub- zähnen in der Oberkinnlade, beinahe ganz abgenutzt waren, die Eckzähne am meiſten. — Kam dies vom hohen Alter? Oder hat das Hermelin ſie durch das Beißen in das Eiſengitter abgenutzt — beim Arbeiten für ſeine Freiheit? Wahrſcheinlich hat Beides zuſammen gewirkt.‟ „Weil man anzuführen pflegt, daß das Hermelin, wenn es gereizt oder erſchreckt wird, eine übelriechende Feuchtigkeit aus den Schwanzdrüſen ergießt, will ich noch mittheilen, daß mein Hermelin Dieſes niemals aus reiner Bosheit that, auch nicht, wenn es ſehr gereizt wurde, ſondern nur beim Erſchrecken. Wenn es bellend und ziſchend mit geſträubtem Schwanzhaar hervorſtürzte — und Dies that es immer, wenn es böſe war — verbreitete ſich niemals dieſer Geruch, nicht einmal während der Kämpfe mit den größten Ratten, aber wohl, wenn es die Flucht ergriff. Jm Anfang der Gefangen- ſchaft traf Letzteres oft ein, weil es da bei jedem Geräuſch oder jeder eingebildeten Gefahr gleich bange ward, aber nachdem es daran gewöhnt und heimiſch geworden war, ſehr ſelten, und nach zwei oder drei Monaten erinnere ich mich nur einer einzigen Gelegenheit, nämlich, als ich die Thüre ſeines Käfigs heftig zuſchlug. Es ward darüber ſo erſchreckt, daß es bis an die Decke hinaufſprang, und der Geruch verbreitete ſich augenblicklich ſo ſtark, wie in den erſten Tagen. Jch bin daher geneigt, anzunehmen, daß dieſe Ergießung nicht von dem freien Willen des Thieres abhängt, ſondern durch- aus unfreiwillig geſchieht. Es iſt wahrſcheinlich, daß das Hermelin bei großem Schrecken die Schließmuskeln der Afterdrüſen nicht zu ſchließen vermag, und daß deshalb die Flüſſigkeit frei wird. Daſſelbe Verhältniß möchte auch wohl bei allen verwandten Thieren, die mit derartigen Drüſen verſehen ſind, ſtattfinden. Es iſt auch natürlich! Wenn das Thier Grund hat, ſich zu fürchten, bedarf es dieſer kleinen Hilfe in der Stunde der Gefahr; aber wozu ſollte ſie dienen, wenn das Thier überlegen iſt oder im Vertrauen auf ſeine Kraft es zu ſein glaubt?‟ — Zwei noch wenig bekannte Thiere, von denen das eine im Norden und Oſten unſers Vater- landes, das zweite in Amerika hauſt, vermitteln den Uebergang von den eigentlichen Mardern zu den Fiſchottern. Es ſind Dies die Sumpfottern (Vison). Sie haben bereits die breite, flache Schnauze und die runden Lauſcher des Otters, zudem eine, die Zehen mehr als zur Hälfte verbindende, kurz- behaarte Schwimmhaut; im übrigen aber gleichen ſie dem Jltiſſe, welchem ſie auch in der Größe ähneln. Beide ſind auf der Ober- und Unterſeite gleichmäßig braun gefärbt, am Kinn und den Lippen aber regelmäßig, oder mindeſtens oft, weiß gezeichnet.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/630>, abgerufen am 17.05.2024.