Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Die Raubthiere. Hunde. -- Gemeiner Fuchs. er nicht so gescheit und schlau: der Mensch hätte ihn längst vollkommen ausgerottet. Er aber setztList gegen List und seine Klugheit gegen den Menschenverstand ein und lebt so, trotz aller Befehdung, ungeachtet seiner Vogelfreiheit, sein gemüthliches Waldleben fort. Wollte ich hier alle Arten des Fuchsfanges ausführlich beschreiben, ich müßte noch mehrere Seiten füllen. Es giebt kaum eine Fang- art, welche man nicht schon versucht, und keine Waffe, welche man nicht gegen den Fuchs gebraucht hätte. Wenn man sehr vorsichtig ist, schießt man ihn auf dem Anstande, indem man ihn durch Nachahmung des Lautes eines jungen Hasen oder einer Maus herbeilockt, oder auf Treibjagden und erlegt ihn bei hellem Mondschein von der Schießhütte aus -- einem in die Erde gegrabenen, von dichtem Gebüsch verdeckten und oben mit Erde und Moos bedachten Gemache, vor dem ein freier, womöglich von Gebüsch umgebener Platz sich befindet, auf welchem der Fuchs geludert d. h. durch Aas geködert wird. -- Lebendig fängt man ihn in Fallen aller Art, am häufigsten aber noch im Schwanenhalfe und Tellereisen oder auch in dem sogenannten Kunstbau. Dieser wird in der Nähe des eigentlichen Fuchsbaues angelegt und besteht nur aus einer Röhre, welche in einem Bogen hufeisenförmig umläuft und für beide Enden nur einen einzigen Eingang hat. Der hinterste Theil dieser Röhre wird etwas erweitert und höher angelegt, als der Eingang, damit sich kein Wasser dort ansammle. Die Röhre selbst ist mit Steinplatten allseitig ausgekleidet und liegt etwa zwei Fuß in der Erde. Ueber dem Kessel liegt eine größere Platte dicht unter dem Boden, welche man mit leichter Mühe abheben kann. Wenn nun der Fuchs nachts auf seine Jagd ausgegangen ist, schleicht man leise zu seinem Bau und verstopft hier alle Röhren. Der Heimkehrende versucht vergeblich, in das Jnnere seiner Wohnung einzudringen und flüchtet sich, weil ihm der Tag über den Hals kommt, in den nebenanstehenden Kunstbau, aus welchem er dann mit geringer Mühe ausgehoben wird. Der Fang mit dem Schwanenhalse erfordert einen echten Jäger, welcher mit der Lebensweise und den Sitten des Thieres genauer vertraut ist. Er glückt nur vom Anfang Novembers bis Ende Januars, wo die Nahrung knapp ist; denn wenn der Fuchs viel zu fressen hat, fällt es ihm gar nicht ein, den Köder anzugehen. Schon mehrere Tage, bevor man das Eisen stellt, muß man Lockspeise oder, wie die Jäger sagen, Vorwurf auf den Platz legen und somit den Fuchs an diesen gewöhnen. Erst wenn er mehrere Nächte die Speise aufgenommen hat, wird das gereinigte und mit etwas Witte- rung bestrichene Eisen fangbar gestellt, mit frischer Füllung und frischem Vorwurfe versehen und sorgfältig den Blicken verborgen. Die größte Vorsicht ist hierbei erforderlich; man darf niemals sichtbare Spuren seiner Anwesenheit zurücklassen; kein Fuchseisen darf fest angekettet werden, sonst beißt sich der Fuchs, der sich nur mit dem Laufe gefangen hat, denselben ab und entflieht etc. Bei allen Fuchsjagden hat man Gelegenheit, die Schlauheit, den Muth und die Selbstbeherrschung Der Fuchs zeigt einen unglaublichen Muth und große, bewunderungswürdige Selbstbeherrschung Die Raubthiere. Hunde. — Gemeiner Fuchs. er nicht ſo geſcheit und ſchlau: der Menſch hätte ihn längſt vollkommen ausgerottet. Er aber ſetztLiſt gegen Liſt und ſeine Klugheit gegen den Menſchenverſtand ein und lebt ſo, trotz aller Befehdung, ungeachtet ſeiner Vogelfreiheit, ſein gemüthliches Waldleben fort. Wollte ich hier alle Arten des Fuchsfanges ausführlich beſchreiben, ich müßte noch mehrere Seiten füllen. Es giebt kaum eine Fang- art, welche man nicht ſchon verſucht, und keine Waffe, welche man nicht gegen den Fuchs gebraucht hätte. Wenn man ſehr vorſichtig iſt, ſchießt man ihn auf dem Anſtande, indem man ihn durch Nachahmung des Lautes eines jungen Haſen oder einer Maus herbeilockt, oder auf Treibjagden und erlegt ihn bei hellem Mondſchein von der Schießhütte aus — einem in die Erde gegrabenen, von dichtem Gebüſch verdeckten und oben mit Erde und Moos bedachten Gemache, vor dem ein freier, womöglich von Gebüſch umgebener Platz ſich befindet, auf welchem der Fuchs geludert d. h. durch Aas geködert wird. — Lebendig fängt man ihn in Fallen aller Art, am häufigſten aber noch im Schwanenhalfe und Tellereiſen oder auch in dem ſogenannten Kunſtbau. Dieſer wird in der Nähe des eigentlichen Fuchsbaues angelegt und beſteht nur aus einer Röhre, welche in einem Bogen hufeiſenförmig umläuft und für beide Enden nur einen einzigen Eingang hat. Der hinterſte Theil dieſer Röhre wird etwas erweitert und höher angelegt, als der Eingang, damit ſich kein Waſſer dort anſammle. Die Röhre ſelbſt iſt mit Steinplatten allſeitig ausgekleidet und liegt etwa zwei Fuß in der Erde. Ueber dem Keſſel liegt eine größere Platte dicht unter dem Boden, welche man mit leichter Mühe abheben kann. Wenn nun der Fuchs nachts auf ſeine Jagd ausgegangen iſt, ſchleicht man leiſe zu ſeinem Bau und verſtopft hier alle Röhren. Der Heimkehrende verſucht vergeblich, in das Jnnere ſeiner Wohnung einzudringen und flüchtet ſich, weil ihm der Tag über den Hals kommt, in den nebenanſtehenden Kunſtbau, aus welchem er dann mit geringer Mühe ausgehoben wird. Der Fang mit dem Schwanenhalſe erfordert einen echten Jäger, welcher mit der Lebensweiſe und den Sitten des Thieres genauer vertraut iſt. Er glückt nur vom Anfang Novembers bis Ende Januars, wo die Nahrung knapp iſt; denn wenn der Fuchs viel zu freſſen hat, fällt es ihm gar nicht ein, den Köder anzugehen. Schon mehrere Tage, bevor man das Eiſen ſtellt, muß man Lockſpeiſe oder, wie die Jäger ſagen, Vorwurf auf den Platz legen und ſomit den Fuchs an dieſen gewöhnen. Erſt wenn er mehrere Nächte die Speiſe aufgenommen hat, wird das gereinigte und mit etwas Witte- rung beſtrichene Eiſen fangbar geſtellt, mit friſcher Füllung und friſchem Vorwurfe verſehen und ſorgfältig den Blicken verborgen. Die größte Vorſicht iſt hierbei erforderlich; man darf niemals ſichtbare Spuren ſeiner Anweſenheit zurücklaſſen; kein Fuchseiſen darf feſt angekettet werden, ſonſt beißt ſich der Fuchs, der ſich nur mit dem Laufe gefangen hat, denſelben ab und entflieht ꝛc. Bei allen Fuchsjagden hat man Gelegenheit, die Schlauheit, den Muth und die Selbſtbeherrſchung Der Fuchs zeigt einen unglaublichen Muth und große, bewunderungswürdige Selbſtbeherrſchung <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0496" n="428"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Raubthiere.</hi> Hunde. — <hi rendition="#g">Gemeiner Fuchs.</hi></fw><lb/> er nicht ſo geſcheit und ſchlau: der Menſch hätte ihn längſt vollkommen ausgerottet. Er aber ſetzt<lb/> Liſt gegen Liſt und ſeine Klugheit gegen den Menſchenverſtand ein und lebt ſo, trotz aller Befehdung,<lb/> ungeachtet ſeiner Vogelfreiheit, ſein gemüthliches Waldleben fort. Wollte ich hier alle Arten des<lb/> Fuchsfanges ausführlich beſchreiben, ich müßte noch mehrere Seiten füllen. Es giebt kaum eine Fang-<lb/> art, welche man nicht ſchon verſucht, und keine Waffe, welche man nicht gegen den Fuchs gebraucht<lb/> hätte. 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Die Raubthiere. Hunde. — Gemeiner Fuchs.
er nicht ſo geſcheit und ſchlau: der Menſch hätte ihn längſt vollkommen ausgerottet. Er aber ſetzt
Liſt gegen Liſt und ſeine Klugheit gegen den Menſchenverſtand ein und lebt ſo, trotz aller Befehdung,
ungeachtet ſeiner Vogelfreiheit, ſein gemüthliches Waldleben fort. Wollte ich hier alle Arten des
Fuchsfanges ausführlich beſchreiben, ich müßte noch mehrere Seiten füllen. Es giebt kaum eine Fang-
art, welche man nicht ſchon verſucht, und keine Waffe, welche man nicht gegen den Fuchs gebraucht
hätte. Wenn man ſehr vorſichtig iſt, ſchießt man ihn auf dem Anſtande, indem man ihn durch
Nachahmung des Lautes eines jungen Haſen oder einer Maus herbeilockt, oder auf Treibjagden
und erlegt ihn bei hellem Mondſchein von der Schießhütte aus — einem in die Erde gegrabenen,
von dichtem Gebüſch verdeckten und oben mit Erde und Moos bedachten Gemache, vor dem ein freier,
womöglich von Gebüſch umgebener Platz ſich befindet, auf welchem der Fuchs geludert d. h. durch
Aas geködert wird. — Lebendig fängt man ihn in Fallen aller Art, am häufigſten aber noch im
Schwanenhalfe und Tellereiſen oder auch in dem ſogenannten Kunſtbau. Dieſer wird in der
Nähe des eigentlichen Fuchsbaues angelegt und beſteht nur aus einer Röhre, welche in einem Bogen
hufeiſenförmig umläuft und für beide Enden nur einen einzigen Eingang hat. Der hinterſte Theil
dieſer Röhre wird etwas erweitert und höher angelegt, als der Eingang, damit ſich kein Waſſer dort
anſammle. Die Röhre ſelbſt iſt mit Steinplatten allſeitig ausgekleidet und liegt etwa zwei Fuß in der
Erde. Ueber dem Keſſel liegt eine größere Platte dicht unter dem Boden, welche man mit leichter
Mühe abheben kann. Wenn nun der Fuchs nachts auf ſeine Jagd ausgegangen iſt, ſchleicht man
leiſe zu ſeinem Bau und verſtopft hier alle Röhren. Der Heimkehrende verſucht vergeblich, in das
Jnnere ſeiner Wohnung einzudringen und flüchtet ſich, weil ihm der Tag über den Hals kommt, in
den nebenanſtehenden Kunſtbau, aus welchem er dann mit geringer Mühe ausgehoben wird. Der
Fang mit dem Schwanenhalſe erfordert einen echten Jäger, welcher mit der Lebensweiſe und den
Sitten des Thieres genauer vertraut iſt. Er glückt nur vom Anfang Novembers bis Ende Januars,
wo die Nahrung knapp iſt; denn wenn der Fuchs viel zu freſſen hat, fällt es ihm gar nicht ein, den
Köder anzugehen. Schon mehrere Tage, bevor man das Eiſen ſtellt, muß man Lockſpeiſe oder, wie
die Jäger ſagen, Vorwurf auf den Platz legen und ſomit den Fuchs an dieſen gewöhnen. Erſt
wenn er mehrere Nächte die Speiſe aufgenommen hat, wird das gereinigte und mit etwas Witte-
rung beſtrichene Eiſen fangbar geſtellt, mit friſcher Füllung und friſchem Vorwurfe verſehen und
ſorgfältig den Blicken verborgen. Die größte Vorſicht iſt hierbei erforderlich; man darf niemals
ſichtbare Spuren ſeiner Anweſenheit zurücklaſſen; kein Fuchseiſen darf feſt angekettet werden, ſonſt
beißt ſich der Fuchs, der ſich nur mit dem Laufe gefangen hat, denſelben ab und entflieht ꝛc.
Bei allen Fuchsjagden hat man Gelegenheit, die Schlauheit, den Muth und die Selbſtbeherrſchung
des Thieres zu beobachten. „Unglaublich iſts,‟ ſagt Dietrich aus dem Winckell, „wie vorſichtig
der Fuchs auf für ihn eingerichteten Fangplätzen zu Werke geht. Jch hatte einſt die Freude, Augen-
zeuge zu ſein, als im harten Winter nach einem feſt angekirrten Fuchs das Eiſen gelegt worden war.
Es fing eben an zu dämmern, als Reinecke, durch Hunger getrieben, herangetrabt kam. Emſig und
ohne Arg nahm er die entfernteſten Vorwurfsbrocken an, ſetzte, ſo oft er einen verzehrte, ſich gemäch-
lich nieder und wedelte mit der Standarte. Je näher er dem Orte kam, wo das Eiſen lag, deſto be-
hutſamer wurde er, deſto länger beſann er ſich, ehe er Etwas nahm, deſto öfter kreiſete er den Platz.
Gewiß zehn Minuten blieb er unbeweglich vor dem Abzugsbiſſen ſitzen, ſah ihn mit unbeſchreiblicher
Lüſternheit an, wagte es aber dennoch nicht zuzugreifen, bis er wieder drei- oder viermal das Ganze
umkreiſt hatte. Endlich, als er ganz ſicher zu ſein glaubte, ging er wieder vor das Eiſen, ſtreckte den
einen Vorderlauf nach dem Brocken aus, konnte ihn aber nicht erreichen. Wieder eine Pauſe, während
welcher er wie vorher unverwandt den Abzugsbiſſen anſtarrte. Endlich, wie in Verzweiflung, fuhr er
raſch darauf los, und in dem Augenblicke war er mit der Halskrauſe geziert.‟
Der Fuchs zeigt einen unglaublichen Muth und große, bewunderungswürdige Selbſtbeherrſchung
bei Gefahr und im Elend. Winckell hatte einſt einem Fuchs den Vorderlauf dicht unterm Blatt
mit der Büchſe entzweigeſchoſſen. Beim Ausreißen ſchlug ihm dieſer immer um den Kopf; darüber
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