Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Die Raubthiere. Hunde. -- Kolsun. Buansu. die einzelnen Thiere von einander zu unterscheiden, hat die Natur gewisse Körpertheile und Organeder Wandelbarkeit innerhalb ganz bestimmter Grenzen unterworfen, und solche Veränderungen sind eben das Zufällige, Oberflächliche, zur Bestimmung der Art Bedeutungslose. Dahin gehören die Farben. Dichtigkeit und Länge der Behaarung, die durch Fett und üppige Muskelkraft bedingte Körper- form, die Einschnitte in den Leberlappen, die schwankende Anzahl der Schwanzwirbel und dergleichen." "Die strengste Gesetzmäßigkeit der Gestaltung des thierischen Organismus, die bestimmte, wesent- [Abbildung]
Der Kolsun oder Doke (Canis dukhunensis). weder durch Verbastardirung, noch durch Zähmung sich derartige, den ganzen Organismus neu ge-staltende Unterschiede, wie wir sie bei den Hunden finden, nie und nimmermehr erklären lassen; wir müssen annehmen, daß die Hunderassen ursprünglich im Sinne der heutigen Systematik scharf ge- schiedene, besondere Arten sind. Das Suchen nach einem wilden Urhunde, aus welchem sich alle übrigen herleiten ließen, oder nach wilden Arten, welche sie durch Kreuzung erzeugten, muß unter allen Umständen ergebnißlos bleiben und wird immer nur eine nutzlose Zeitverschwendung sein!" Soweit Giebel. Sehen wir nun zu, ob die Betrachtung der einzelnen Hunde seine Ansicht Bevor wir zu den eigentlichen Haushunden übergehen, können wir uns zunächst mit denjenigen Die Raubthiere. Hunde. — Kolſun. Buanſu. die einzelnen Thiere von einander zu unterſcheiden, hat die Natur gewiſſe Körpertheile und Organeder Wandelbarkeit innerhalb ganz beſtimmter Grenzen unterworfen, und ſolche Veränderungen ſind eben das Zufällige, Oberflächliche, zur Beſtimmung der Art Bedeutungsloſe. Dahin gehören die Farben. Dichtigkeit und Länge der Behaarung, die durch Fett und üppige Muskelkraft bedingte Körper- form, die Einſchnitte in den Leberlappen, die ſchwankende Anzahl der Schwanzwirbel und dergleichen.‟ „Die ſtrengſte Geſetzmäßigkeit der Geſtaltung des thieriſchen Organismus, die beſtimmte, weſent- [Abbildung]
Der Kolſun oder Doke (Canis dukhunensis). weder durch Verbaſtardirung, noch durch Zähmung ſich derartige, den ganzen Organismus neu ge-ſtaltende Unterſchiede, wie wir ſie bei den Hunden finden, nie und nimmermehr erklären laſſen; wir müſſen annehmen, daß die Hunderaſſen urſprünglich im Sinne der heutigen Syſtematik ſcharf ge- ſchiedene, beſondere Arten ſind. Das Suchen nach einem wilden Urhunde, aus welchem ſich alle übrigen herleiten ließen, oder nach wilden Arten, welche ſie durch Kreuzung erzeugten, muß unter allen Umſtänden ergebnißlos bleiben und wird immer nur eine nutzloſe Zeitverſchwendung ſein!‟ Soweit Giebel. Sehen wir nun zu, ob die Betrachtung der einzelnen Hunde ſeine Anſicht Bevor wir zu den eigentlichen Haushunden übergehen, können wir uns zunächſt mit denjenigen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0386" n="320"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Raubthiere.</hi> Hunde. — <hi rendition="#g">Kolſun. Buanſu.</hi></fw><lb/> die einzelnen Thiere von einander zu unterſcheiden, hat die Natur gewiſſe Körpertheile und Organe<lb/> der Wandelbarkeit innerhalb ganz beſtimmter Grenzen unterworfen, und ſolche Veränderungen ſind<lb/> eben das Zufällige, Oberflächliche, zur Beſtimmung der Art Bedeutungsloſe. Dahin gehören die<lb/> Farben. Dichtigkeit und Länge der Behaarung, die durch Fett und üppige Muskelkraft bedingte Körper-<lb/> form, die Einſchnitte in den Leberlappen, die ſchwankende Anzahl der Schwanzwirbel und dergleichen.‟</p><lb/> <p>„Die ſtrengſte Geſetzmäßigkeit der Geſtaltung des thieriſchen Organismus, die beſtimmte, weſent-<lb/> liche Form ſeiner vorherrſchenden Organe, macht allein die Syſtematik des Thierreichs möglich. Wären<lb/> die thieriſchen Geſtalten nicht durchaus beharrliche, nicht unabänderlich dieſelben, wären ſie ſtatt<lb/> ſtrengen Bildungsgeſetzen, dem bloſen Spiel des Zufalls überlaſſen, ſo würde jede Aufſtellung von<lb/> Klaſſen, Familien, Sippen und Arten geradezu unmöglich ſein, und die ganze Thierkunde erſchiene<lb/> dem denkenden Menſchen nur als ein lächerliches Kinderſpiel. So müſſen wir alſo zugeſtehen, daß<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kolſun</hi> oder <hi rendition="#g">Doke</hi> (<hi rendition="#aq">Canis dukhunensis</hi>).</hi></head></figure><lb/> weder durch Verbaſtardirung, noch durch Zähmung ſich derartige, den ganzen Organismus neu ge-<lb/> ſtaltende Unterſchiede, wie wir ſie bei den Hunden finden, nie und nimmermehr erklären laſſen; wir<lb/> müſſen annehmen, daß die Hunderaſſen urſprünglich im Sinne der heutigen Syſtematik ſcharf ge-<lb/> ſchiedene, beſondere Arten ſind. Das Suchen nach einem wilden <hi rendition="#g">Urhunde,</hi> aus welchem ſich alle<lb/> übrigen herleiten ließen, oder nach wilden Arten, welche ſie durch Kreuzung erzeugten, muß unter<lb/> allen Umſtänden ergebnißlos bleiben und wird immer nur eine nutzloſe Zeitverſchwendung ſein!‟</p><lb/> <p>Soweit <hi rendition="#g">Giebel.</hi> Sehen wir nun zu, ob die Betrachtung der einzelnen Hunde ſeine Anſicht<lb/> wahr oder wenigſtens wahrſcheinlich macht.</p><lb/> <p>Bevor wir zu den eigentlichen Haushunden übergehen, können wir uns zunächſt mit denjenigen<lb/> Arten beſchäftigen, welche von den meiſten Forſchern entweder als Stammhunde oder als die nächſten<lb/> Verwandten der Haushunde angeſehen worden ſind.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [320/0386]
Die Raubthiere. Hunde. — Kolſun. Buanſu.
die einzelnen Thiere von einander zu unterſcheiden, hat die Natur gewiſſe Körpertheile und Organe
der Wandelbarkeit innerhalb ganz beſtimmter Grenzen unterworfen, und ſolche Veränderungen ſind
eben das Zufällige, Oberflächliche, zur Beſtimmung der Art Bedeutungsloſe. Dahin gehören die
Farben. Dichtigkeit und Länge der Behaarung, die durch Fett und üppige Muskelkraft bedingte Körper-
form, die Einſchnitte in den Leberlappen, die ſchwankende Anzahl der Schwanzwirbel und dergleichen.‟
„Die ſtrengſte Geſetzmäßigkeit der Geſtaltung des thieriſchen Organismus, die beſtimmte, weſent-
liche Form ſeiner vorherrſchenden Organe, macht allein die Syſtematik des Thierreichs möglich. Wären
die thieriſchen Geſtalten nicht durchaus beharrliche, nicht unabänderlich dieſelben, wären ſie ſtatt
ſtrengen Bildungsgeſetzen, dem bloſen Spiel des Zufalls überlaſſen, ſo würde jede Aufſtellung von
Klaſſen, Familien, Sippen und Arten geradezu unmöglich ſein, und die ganze Thierkunde erſchiene
dem denkenden Menſchen nur als ein lächerliches Kinderſpiel. So müſſen wir alſo zugeſtehen, daß
[Abbildung Der Kolſun oder Doke (Canis dukhunensis).]
weder durch Verbaſtardirung, noch durch Zähmung ſich derartige, den ganzen Organismus neu ge-
ſtaltende Unterſchiede, wie wir ſie bei den Hunden finden, nie und nimmermehr erklären laſſen; wir
müſſen annehmen, daß die Hunderaſſen urſprünglich im Sinne der heutigen Syſtematik ſcharf ge-
ſchiedene, beſondere Arten ſind. Das Suchen nach einem wilden Urhunde, aus welchem ſich alle
übrigen herleiten ließen, oder nach wilden Arten, welche ſie durch Kreuzung erzeugten, muß unter
allen Umſtänden ergebnißlos bleiben und wird immer nur eine nutzloſe Zeitverſchwendung ſein!‟
Soweit Giebel. Sehen wir nun zu, ob die Betrachtung der einzelnen Hunde ſeine Anſicht
wahr oder wenigſtens wahrſcheinlich macht.
Bevor wir zu den eigentlichen Haushunden übergehen, können wir uns zunächſt mit denjenigen
Arten beſchäftigen, welche von den meiſten Forſchern entweder als Stammhunde oder als die nächſten
Verwandten der Haushunde angeſehen worden ſind.
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