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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Fang in Fallen. Kampf mit Hunden.
andern und ließ das Thier sich endlich ganz frei an der Kette bewegen. Es erlangte bald seine ganze
Kraft und Geschmeidigkeit wieder und gewährte in dem Wechsel seiner wilden Sprünge und seiner
behenden Seitenbewegungen in der That ein sehr schönes Schauspiel. Mehr kriechend, als schleichend
pflegt der Parder seiner Beute nachzustellen, drückt den Bauch dabei fast auf die Erde, den Kopf mit
aufwärts gerichteten Augen zwischen den Vordertatzen ausgestreckt. Jn dieser Lage bewegte er sich
auch jetzt und, festgehalten von der Kette, streckte er sich so lang aus, daß man ein ganz anderes Thier
vor sich zu sehen glaubte. Dabei wand sich der Leib unaufhörlich seit- und aufwärts, so daß man
seine Bewegungen denen einer kriechenden Schlange zu vergleichen geneigt war. Fest überzeugt,
daß die vorher untersuchte Kette nicht brechen könne, wagten sich die Zuschauer ganz nahe hinzu und
reizten ihn durch Würfe mit kleinen Kiefeln und andere Neckereien zum Auffpringen und Brüllen.
Darüber ward es Abend. Man berathschlagte, ob man ihn jetzt den Hunden preisgeben sollte, die
inzwischen sämmtlich in einem Stalle eingesperrt waren, und eben gingen die Meisten hinweg, um
den Kampf vorzubereiten, als plötzlich bei einem starken Rucke der Ring sich öffnete, und das nun-
mehr freie Raubthier auf den Landdrost und nach Denen, die sich am vorwitzigsten genähert hatten,
unbändig losstürzte. Wir ergriffen in der ersten Bestürzung die Flucht und hörten schon das glück-
licher Weise etwas abgemattete und seiner vollen Sprungkraft beraubte Ungethüm dicht hinter uns
schnauben, als unsere eignen mitgebrachten Hunde an uns vorbeistürmten und ihn auch sogleich an
Ohren und Kehle packten. Den besten von ihnen, welcher auf der Reise vor Alter einen Eckzahn
verloren hatte, schüttelte er leicht von den Ohren ab und tödtete ihn mit einem einzigen kräftigen
Bisse nach dem Kopfe. Jndessen kamen auch die übrigen Hunde herbei, welche ihn desto sicherer
packten, und von denen sich zwei in die Gurgel so verbissen, daß der Parder in weniger als einer
Viertelstunde, ohne weiter ein Lebenszeichen zu geben, erwürgt war. Bis dahin wehrte er sich noch
verzweifelt mit seinen Krallen und verwundete noch einen der Hunde so schwer, daß dieser ebenfalls
am andern Tage starb. Bei dem Zerlegen des Thieres fanden sich alle Muskeln am Halfe und Nacken
zerbissen, aber in dem Felle selbst, welches äußerst zäh und von dichten Haaren geschützt ist, war auch
nicht das kleinste Loch."

Wohl nirgends benutzt man von dem erlegten Raubthier etwas mehr, als das bunt gezeichnete
Fell, welches seiner Schönheit halber überall in hohem Werthe steht. Auch im Sudahn wird es sehr
geschätzt und zwar mehr von den Negern, als von den Mahammedanern, welche es höchstens zu Fuß-
decken gebrauchen, während die Neger in ihm ein Siegeszeichen erkennen. Jch erwähne Dies besonders
aus dem Grunde, weil auch die Kaffern genau dieselben Ansichten hegen. Der Krieger des Kaffern-
landes, welcher so glücklich gewesen ist, einen Leoparden zu tödten, wird mit Ehrfurcht und Bewunde-
rung betrachtet. Er schmückt sich stolz mit seinem Siegeszeichen, und Jeder, welcher nicht eine ähnliche
Probe seines Muthes aufweisen kann, betrachtet ihn mit Neid und Schelsucht. Die Zähne werden
in eigenthümlicher Weise mit Faden und Draht zusammengeschlungen und in Gemeinschaft mit Perlen
zu einer Kette aufgereiht, welche über die Brust des Kriegers herabhängt und von der dunkeln Haut
des Mannes lebhaft absticht. Die Klauen werden in ähnlicher Weise verwendet und das Fell endlich
wird zu dem Karroß oder Deckmantel verarbeitet. Die Schwanzenden werden aufgeschnitten und
an einer Schnur befestigt, welche sich der Held um den Leib schlingt. Wenn ein Kaffer etwa acht
oder zehn solche Schwänze aufzuweisen hat, welche rings um seinen Körper hängen, dünkt er sich der
Höchsten einer zu sein und blickt fast verachtend auf seine Gefährten herab, welche nur, wie es allge-
mein gebräuchlich ist, Affenschwänze tragen können.

Obgleich nur die allerwenigsten der Leoparden, welche man jung oder alt fängt, nach Europa
gebracht werden, ist die schöne Katze doch in allen Thiergärten und Thierschaubuden eine gewöhnliche
Erscheinung. Bei gehöriger Pflege hält der Leopard die Gefangenschaft lange aus. Wenn man ihn
zahm haben will, muß man ihn von Jugend auf behandeln können; denn wenn auch alt eingefangene
Thiere einen gewissen Grad von Sanftmuth und Zahmheit zeigen, bricht ihr natürliches Wesen doch
von Zeit zu Zeit durch, und ihre Tücke läßt immer einen niederträchtigen und gefährlichen Streich

Fang in Fallen. Kampf mit Hunden.
andern und ließ das Thier ſich endlich ganz frei an der Kette bewegen. Es erlangte bald ſeine ganze
Kraft und Geſchmeidigkeit wieder und gewährte in dem Wechſel ſeiner wilden Sprünge und ſeiner
behenden Seitenbewegungen in der That ein ſehr ſchönes Schauſpiel. Mehr kriechend, als ſchleichend
pflegt der Parder ſeiner Beute nachzuſtellen, drückt den Bauch dabei faſt auf die Erde, den Kopf mit
aufwärts gerichteten Augen zwiſchen den Vordertatzen ausgeſtreckt. Jn dieſer Lage bewegte er ſich
auch jetzt und, feſtgehalten von der Kette, ſtreckte er ſich ſo lang aus, daß man ein ganz anderes Thier
vor ſich zu ſehen glaubte. Dabei wand ſich der Leib unaufhörlich ſeit- und aufwärts, ſo daß man
ſeine Bewegungen denen einer kriechenden Schlange zu vergleichen geneigt war. Feſt überzeugt,
daß die vorher unterſuchte Kette nicht brechen könne, wagten ſich die Zuſchauer ganz nahe hinzu und
reizten ihn durch Würfe mit kleinen Kiefeln und andere Neckereien zum Auffpringen und Brüllen.
Darüber ward es Abend. Man berathſchlagte, ob man ihn jetzt den Hunden preisgeben ſollte, die
inzwiſchen ſämmtlich in einem Stalle eingeſperrt waren, und eben gingen die Meiſten hinweg, um
den Kampf vorzubereiten, als plötzlich bei einem ſtarken Rucke der Ring ſich öffnete, und das nun-
mehr freie Raubthier auf den Landdroſt und nach Denen, die ſich am vorwitzigſten genähert hatten,
unbändig losſtürzte. Wir ergriffen in der erſten Beſtürzung die Flucht und hörten ſchon das glück-
licher Weiſe etwas abgemattete und ſeiner vollen Sprungkraft beraubte Ungethüm dicht hinter uns
ſchnauben, als unſere eignen mitgebrachten Hunde an uns vorbeiſtürmten und ihn auch ſogleich an
Ohren und Kehle packten. Den beſten von ihnen, welcher auf der Reiſe vor Alter einen Eckzahn
verloren hatte, ſchüttelte er leicht von den Ohren ab und tödtete ihn mit einem einzigen kräftigen
Biſſe nach dem Kopfe. Jndeſſen kamen auch die übrigen Hunde herbei, welche ihn deſto ſicherer
packten, und von denen ſich zwei in die Gurgel ſo verbiſſen, daß der Parder in weniger als einer
Viertelſtunde, ohne weiter ein Lebenszeichen zu geben, erwürgt war. Bis dahin wehrte er ſich noch
verzweifelt mit ſeinen Krallen und verwundete noch einen der Hunde ſo ſchwer, daß dieſer ebenfalls
am andern Tage ſtarb. Bei dem Zerlegen des Thieres fanden ſich alle Muskeln am Halfe und Nacken
zerbiſſen, aber in dem Felle ſelbſt, welches äußerſt zäh und von dichten Haaren geſchützt iſt, war auch
nicht das kleinſte Loch.‟

Wohl nirgends benutzt man von dem erlegten Raubthier etwas mehr, als das bunt gezeichnete
Fell, welches ſeiner Schönheit halber überall in hohem Werthe ſteht. Auch im Sudahn wird es ſehr
geſchätzt und zwar mehr von den Negern, als von den Mahammedanern, welche es höchſtens zu Fuß-
decken gebrauchen, während die Neger in ihm ein Siegeszeichen erkennen. Jch erwähne Dies beſonders
aus dem Grunde, weil auch die Kaffern genau dieſelben Anſichten hegen. Der Krieger des Kaffern-
landes, welcher ſo glücklich geweſen iſt, einen Leoparden zu tödten, wird mit Ehrfurcht und Bewunde-
rung betrachtet. Er ſchmückt ſich ſtolz mit ſeinem Siegeszeichen, und Jeder, welcher nicht eine ähnliche
Probe ſeines Muthes aufweiſen kann, betrachtet ihn mit Neid und Schelſucht. Die Zähne werden
in eigenthümlicher Weiſe mit Faden und Draht zuſammengeſchlungen und in Gemeinſchaft mit Perlen
zu einer Kette aufgereiht, welche über die Bruſt des Kriegers herabhängt und von der dunkeln Haut
des Mannes lebhaft abſticht. Die Klauen werden in ähnlicher Weiſe verwendet und das Fell endlich
wird zu dem Karroß oder Deckmantel verarbeitet. Die Schwanzenden werden aufgeſchnitten und
an einer Schnur befeſtigt, welche ſich der Held um den Leib ſchlingt. Wenn ein Kaffer etwa acht
oder zehn ſolche Schwänze aufzuweiſen hat, welche rings um ſeinen Körper hängen, dünkt er ſich der
Höchſten einer zu ſein und blickt faſt verachtend auf ſeine Gefährten herab, welche nur, wie es allge-
mein gebräuchlich iſt, Affenſchwänze tragen können.

Obgleich nur die allerwenigſten der Leoparden, welche man jung oder alt fängt, nach Europa
gebracht werden, iſt die ſchöne Katze doch in allen Thiergärten und Thierſchaubuden eine gewöhnliche
Erſcheinung. Bei gehöriger Pflege hält der Leopard die Gefangenſchaft lange aus. Wenn man ihn
zahm haben will, muß man ihn von Jugend auf behandeln können; denn wenn auch alt eingefangene
Thiere einen gewiſſen Grad von Sanftmuth und Zahmheit zeigen, bricht ihr natürliches Weſen doch
von Zeit zu Zeit durch, und ihre Tücke läßt immer einen niederträchtigen und gefährlichen Streich

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[267/0331] Fang in Fallen. Kampf mit Hunden. andern und ließ das Thier ſich endlich ganz frei an der Kette bewegen. Es erlangte bald ſeine ganze Kraft und Geſchmeidigkeit wieder und gewährte in dem Wechſel ſeiner wilden Sprünge und ſeiner behenden Seitenbewegungen in der That ein ſehr ſchönes Schauſpiel. Mehr kriechend, als ſchleichend pflegt der Parder ſeiner Beute nachzuſtellen, drückt den Bauch dabei faſt auf die Erde, den Kopf mit aufwärts gerichteten Augen zwiſchen den Vordertatzen ausgeſtreckt. Jn dieſer Lage bewegte er ſich auch jetzt und, feſtgehalten von der Kette, ſtreckte er ſich ſo lang aus, daß man ein ganz anderes Thier vor ſich zu ſehen glaubte. Dabei wand ſich der Leib unaufhörlich ſeit- und aufwärts, ſo daß man ſeine Bewegungen denen einer kriechenden Schlange zu vergleichen geneigt war. Feſt überzeugt, daß die vorher unterſuchte Kette nicht brechen könne, wagten ſich die Zuſchauer ganz nahe hinzu und reizten ihn durch Würfe mit kleinen Kiefeln und andere Neckereien zum Auffpringen und Brüllen. Darüber ward es Abend. Man berathſchlagte, ob man ihn jetzt den Hunden preisgeben ſollte, die inzwiſchen ſämmtlich in einem Stalle eingeſperrt waren, und eben gingen die Meiſten hinweg, um den Kampf vorzubereiten, als plötzlich bei einem ſtarken Rucke der Ring ſich öffnete, und das nun- mehr freie Raubthier auf den Landdroſt und nach Denen, die ſich am vorwitzigſten genähert hatten, unbändig losſtürzte. Wir ergriffen in der erſten Beſtürzung die Flucht und hörten ſchon das glück- licher Weiſe etwas abgemattete und ſeiner vollen Sprungkraft beraubte Ungethüm dicht hinter uns ſchnauben, als unſere eignen mitgebrachten Hunde an uns vorbeiſtürmten und ihn auch ſogleich an Ohren und Kehle packten. Den beſten von ihnen, welcher auf der Reiſe vor Alter einen Eckzahn verloren hatte, ſchüttelte er leicht von den Ohren ab und tödtete ihn mit einem einzigen kräftigen Biſſe nach dem Kopfe. Jndeſſen kamen auch die übrigen Hunde herbei, welche ihn deſto ſicherer packten, und von denen ſich zwei in die Gurgel ſo verbiſſen, daß der Parder in weniger als einer Viertelſtunde, ohne weiter ein Lebenszeichen zu geben, erwürgt war. Bis dahin wehrte er ſich noch verzweifelt mit ſeinen Krallen und verwundete noch einen der Hunde ſo ſchwer, daß dieſer ebenfalls am andern Tage ſtarb. Bei dem Zerlegen des Thieres fanden ſich alle Muskeln am Halfe und Nacken zerbiſſen, aber in dem Felle ſelbſt, welches äußerſt zäh und von dichten Haaren geſchützt iſt, war auch nicht das kleinſte Loch.‟ Wohl nirgends benutzt man von dem erlegten Raubthier etwas mehr, als das bunt gezeichnete Fell, welches ſeiner Schönheit halber überall in hohem Werthe ſteht. Auch im Sudahn wird es ſehr geſchätzt und zwar mehr von den Negern, als von den Mahammedanern, welche es höchſtens zu Fuß- decken gebrauchen, während die Neger in ihm ein Siegeszeichen erkennen. Jch erwähne Dies beſonders aus dem Grunde, weil auch die Kaffern genau dieſelben Anſichten hegen. Der Krieger des Kaffern- landes, welcher ſo glücklich geweſen iſt, einen Leoparden zu tödten, wird mit Ehrfurcht und Bewunde- rung betrachtet. Er ſchmückt ſich ſtolz mit ſeinem Siegeszeichen, und Jeder, welcher nicht eine ähnliche Probe ſeines Muthes aufweiſen kann, betrachtet ihn mit Neid und Schelſucht. Die Zähne werden in eigenthümlicher Weiſe mit Faden und Draht zuſammengeſchlungen und in Gemeinſchaft mit Perlen zu einer Kette aufgereiht, welche über die Bruſt des Kriegers herabhängt und von der dunkeln Haut des Mannes lebhaft abſticht. Die Klauen werden in ähnlicher Weiſe verwendet und das Fell endlich wird zu dem Karroß oder Deckmantel verarbeitet. Die Schwanzenden werden aufgeſchnitten und an einer Schnur befeſtigt, welche ſich der Held um den Leib ſchlingt. Wenn ein Kaffer etwa acht oder zehn ſolche Schwänze aufzuweiſen hat, welche rings um ſeinen Körper hängen, dünkt er ſich der Höchſten einer zu ſein und blickt faſt verachtend auf ſeine Gefährten herab, welche nur, wie es allge- mein gebräuchlich iſt, Affenſchwänze tragen können. Obgleich nur die allerwenigſten der Leoparden, welche man jung oder alt fängt, nach Europa gebracht werden, iſt die ſchöne Katze doch in allen Thiergärten und Thierſchaubuden eine gewöhnliche Erſcheinung. Bei gehöriger Pflege hält der Leopard die Gefangenſchaft lange aus. Wenn man ihn zahm haben will, muß man ihn von Jugend auf behandeln können; denn wenn auch alt eingefangene Thiere einen gewiſſen Grad von Sanftmuth und Zahmheit zeigen, bricht ihr natürliches Weſen doch von Zeit zu Zeit durch, und ihre Tücke läßt immer einen niederträchtigen und gefährlichen Streich

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/331>, abgerufen am 22.11.2024.