die Jndianer dagegen sind eifrige Liebhaber solcher Kost, und Affenfleisch bildet einen der gewöhnlichsten Nahrungsstoffe bei ihnen allen.
Es ist nicht so leicht, die Brüllaffen zu erlegen. Das Auffinden der Thiere hat allerdings keine Schwierigkeit, da sie sich selbst verrathen, allein bei der Höhe der Bäume, bis zu deren Wipfeln nur wenig Feuergewehre tragen, muß ein sehr starker Schuß aus langen Röhren abgefeuert werden, um den Affen zu tödten. Oft kommt es vor, daß dieser noch im Fallen den Schwanz fest um einen Zweig schlingt und stundenlang hängen bleibt, und noch öfter geschieht es, daß er, obwohl verwundet, noch weithin flieht und dem Auge des Jägers bald entschwindet. Mit unseren Gewehren können wir es überhaupt der furchtbaren Waffe der Jndianer, dem Blasrohre, nicht gleichthun, und die Roth- häute besteigen trotz der unübertrefflichen Geschicklichkeit, mit welcher sie ihr Gewehr zu führen wissen, noch gern einen der benachbarten Bäume und senden von dessen Gipfel aus ihre tödlichen Geschosse nach der harmlosen Herde. "Das geräuschlose, vergiftete Pfeilchen," sagt Schomburgk, "trifft dann sicher sein Ziel. Schon nach wenigen Minuten beginnt der verwundete Affe in Folge der Wirkung des Giftes zu wanken und stürzt hernieder. Mit langen Hälsen und unter Ausstoßen kurzer, eigen- thümlicher Töne, sehen die Gefährten ihrem herabstürzenden Freunde nach, den der Jndianer wohl- weislich am Boden liegen läßt. Aus dem sichern Versteck folgt nun der zweite und dritte Pfeil geräuschlos, und die Verwundeten fallen immer einer nach dem andern nieder, bis der Jäger ihrer so viel erlegt hat, als er braucht."
Ein äußerst schmächtiger Leib mit langen klapperdürren Gliedern kennzeichnet die Klammer- oder Spinnenaffen,Ateles. Sie sind die Langarme der alten Welt, nur daß sie nicht deren Vogelschnelle und Lebendigkeit besitzen. Der Naturforscher, welcher sie zuerst Spinnenaffen nannte, hat sie am besten bezeichnet: -- selbst der Laie kommt unwillkürlich zu solchem Vergleiche.
Um die Thiere schärfer zu bestimmen, will ich noch erwähnen, daß ihr Kopf sehr klein, ihr Gesicht bartlos, der Daumen ihrer Vorderhand stummelhaft und der Greifschwanz an unterm Ende kahl ist.
Südamerika bis zum 25. Grade der südlichen Breite ist die Heimat des Klammeraffen, die Krone der höchsten Bäume ihr Aufenthalt; nur selten kommen sie auf den Boden herab. Wo sie sich finden, sind sie häufig. Jhr Leben ähnelt jenem der so nahe verwandten Brüllaffen. Sie sind, wo möglich, noch weniger schön, als die eben Genannten, dafür aber gemüthlicher. Wahr- haft komisch sind ihre Bewegungen. Sie verrenken ihre Glieder in einer Weise, daß es erscheinen will, als hätten sie gar keine Gelenke; sie verzerren selbst das höchst gutmüthig aussehende Gesicht zu den widerlichsten Fratzen.
Die Arten unterscheiden sich wenig von einander; gleichwohl ist es fast nothwendig, dem Laien mehrere von ihnen bildlich vorzuführen, wenn die manchfachen Stellungen anschaulich gemacht werden sollen.
Von den in Guiana lebenden Klammeraffen sind zwei besonders häufig: der Koaita (Ateles paniseus) und der Marimonda oder Aru (Ateles Beelzebuth). Ersterer ist einer der größern seiner Sippschaft. Sein Leib wird gegen zwei Fuß lang, der Schwanz ist noch länger. Der Pelz ist grob, an den Schultern verlängert, auf dem Rücken überhaupt dichter, als unten, auf der Stirn kammartig erhöht, tief schwarz von Farbe, nur im Gesicht röthlich. Die Haut ist dunkel, auf den Handsohlen ganz schwarz. Dem gutmüthigen Gesicht verleihen ein paar lebhafte braune Augen einen einnehmenden Ausdruck.
Der Marimonda ist kleiner als der Koaita, im Ganzen nur 31/2 Fuß lang; sein glatter und glänzender Pelz ist schwarzbraun, an den Händen dunkler, an den Seiten, Lenden und Hüften grau- braun, am Unterhals und auf der Unterseite weißlich. Den Vorderhänden fehlt der Daumen gänzlich.
Betragen in der Gefangenſchaft. Jagd.
die Jndianer dagegen ſind eifrige Liebhaber ſolcher Koſt, und Affenfleiſch bildet einen der gewöhnlichſten Nahrungsſtoffe bei ihnen allen.
Es iſt nicht ſo leicht, die Brüllaffen zu erlegen. Das Auffinden der Thiere hat allerdings keine Schwierigkeit, da ſie ſich ſelbſt verrathen, allein bei der Höhe der Bäume, bis zu deren Wipfeln nur wenig Feuergewehre tragen, muß ein ſehr ſtarker Schuß aus langen Röhren abgefeuert werden, um den Affen zu tödten. Oft kommt es vor, daß dieſer noch im Fallen den Schwanz feſt um einen Zweig ſchlingt und ſtundenlang hängen bleibt, und noch öfter geſchieht es, daß er, obwohl verwundet, noch weithin flieht und dem Auge des Jägers bald entſchwindet. Mit unſeren Gewehren können wir es überhaupt der furchtbaren Waffe der Jndianer, dem Blasrohre, nicht gleichthun, und die Roth- häute beſteigen trotz der unübertrefflichen Geſchicklichkeit, mit welcher ſie ihr Gewehr zu führen wiſſen, noch gern einen der benachbarten Bäume und ſenden von deſſen Gipfel aus ihre tödlichen Geſchoſſe nach der harmloſen Herde. „Das geräuſchloſe, vergiftete Pfeilchen,‟ ſagt Schomburgk, „trifft dann ſicher ſein Ziel. Schon nach wenigen Minuten beginnt der verwundete Affe in Folge der Wirkung des Giftes zu wanken und ſtürzt hernieder. Mit langen Hälſen und unter Ausſtoßen kurzer, eigen- thümlicher Töne, ſehen die Gefährten ihrem herabſtürzenden Freunde nach, den der Jndianer wohl- weislich am Boden liegen läßt. Aus dem ſichern Verſteck folgt nun der zweite und dritte Pfeil geräuſchlos, und die Verwundeten fallen immer einer nach dem andern nieder, bis der Jäger ihrer ſo viel erlegt hat, als er braucht.‟
Ein äußerſt ſchmächtiger Leib mit langen klapperdürren Gliedern kennzeichnet die Klammer- oder Spinnenaffen,Ateles. Sie ſind die Langarme der alten Welt, nur daß ſie nicht deren Vogelſchnelle und Lebendigkeit beſitzen. Der Naturforſcher, welcher ſie zuerſt Spinnenaffen nannte, hat ſie am beſten bezeichnet: — ſelbſt der Laie kommt unwillkürlich zu ſolchem Vergleiche.
Um die Thiere ſchärfer zu beſtimmen, will ich noch erwähnen, daß ihr Kopf ſehr klein, ihr Geſicht bartlos, der Daumen ihrer Vorderhand ſtummelhaft und der Greifſchwanz an unterm Ende kahl iſt.
Südamerika bis zum 25. Grade der ſüdlichen Breite iſt die Heimat des Klammeraffen, die Krone der höchſten Bäume ihr Aufenthalt; nur ſelten kommen ſie auf den Boden herab. Wo ſie ſich finden, ſind ſie häufig. Jhr Leben ähnelt jenem der ſo nahe verwandten Brüllaffen. Sie ſind, wo möglich, noch weniger ſchön, als die eben Genannten, dafür aber gemüthlicher. Wahr- haft komiſch ſind ihre Bewegungen. Sie verrenken ihre Glieder in einer Weiſe, daß es erſcheinen will, als hätten ſie gar keine Gelenke; ſie verzerren ſelbſt das höchſt gutmüthig ausſehende Geſicht zu den widerlichſten Fratzen.
Die Arten unterſcheiden ſich wenig von einander; gleichwohl iſt es faſt nothwendig, dem Laien mehrere von ihnen bildlich vorzuführen, wenn die manchfachen Stellungen anſchaulich gemacht werden ſollen.
Von den in Guiana lebenden Klammeraffen ſind zwei beſonders häufig: der Koaita (Ateles paniseus) und der Marimonda oder Aru (Ateles Beelzebuth). Erſterer iſt einer der größern ſeiner Sippſchaft. Sein Leib wird gegen zwei Fuß lang, der Schwanz iſt noch länger. Der Pelz iſt grob, an den Schultern verlängert, auf dem Rücken überhaupt dichter, als unten, auf der Stirn kammartig erhöht, tief ſchwarz von Farbe, nur im Geſicht röthlich. Die Haut iſt dunkel, auf den Handſohlen ganz ſchwarz. Dem gutmüthigen Geſicht verleihen ein paar lebhafte braune Augen einen einnehmenden Ausdruck.
Der Marimonda iſt kleiner als der Koaita, im Ganzen nur 3½ Fuß lang; ſein glatter und glänzender Pelz iſt ſchwarzbraun, an den Händen dunkler, an den Seiten, Lenden und Hüften grau- braun, am Unterhals und auf der Unterſeite weißlich. Den Vorderhänden fehlt der Daumen gänzlich.
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0159"n="101"/><fwplace="top"type="header">Betragen in der Gefangenſchaft. Jagd.</fw><lb/>
die Jndianer dagegen ſind eifrige Liebhaber ſolcher Koſt, und Affenfleiſch bildet einen der gewöhnlichſten<lb/>
Nahrungsſtoffe bei ihnen allen.</p><lb/><p>Es iſt nicht ſo leicht, die Brüllaffen zu erlegen. Das Auffinden der Thiere hat allerdings keine<lb/>
Schwierigkeit, da ſie ſich ſelbſt verrathen, allein bei der Höhe der Bäume, bis zu deren Wipfeln nur<lb/>
wenig Feuergewehre tragen, muß ein ſehr ſtarker Schuß aus langen Röhren abgefeuert werden, um<lb/>
den Affen zu tödten. Oft kommt es vor, daß dieſer noch im Fallen den Schwanz feſt um einen<lb/>
Zweig ſchlingt und ſtundenlang hängen bleibt, und noch öfter geſchieht es, daß er, obwohl verwundet,<lb/>
noch weithin flieht und dem Auge des Jägers bald entſchwindet. Mit unſeren Gewehren können wir<lb/>
es überhaupt der furchtbaren Waffe der Jndianer, dem Blasrohre, nicht gleichthun, und die Roth-<lb/>
häute beſteigen trotz der unübertrefflichen Geſchicklichkeit, mit welcher ſie ihr Gewehr zu führen wiſſen,<lb/>
noch gern einen der benachbarten Bäume und ſenden von deſſen Gipfel aus ihre tödlichen Geſchoſſe<lb/>
nach der harmloſen Herde. „Das geräuſchloſe, vergiftete Pfeilchen,‟ſagt Schomburgk, „trifft dann<lb/>ſicher ſein Ziel. Schon nach wenigen Minuten beginnt der verwundete Affe in Folge der Wirkung<lb/>
des Giftes zu wanken und ſtürzt hernieder. Mit langen Hälſen und unter Ausſtoßen kurzer, eigen-<lb/>
thümlicher Töne, ſehen die Gefährten ihrem herabſtürzenden Freunde nach, den der Jndianer wohl-<lb/>
weislich am Boden liegen läßt. Aus dem ſichern Verſteck folgt nun der zweite und dritte Pfeil<lb/>
geräuſchlos, und die Verwundeten fallen immer einer nach dem andern nieder, bis der Jäger ihrer ſo<lb/>
viel erlegt hat, als er braucht.‟</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Ein äußerſt ſchmächtiger Leib mit langen klapperdürren Gliedern kennzeichnet die <hirendition="#g">Klammer-</hi><lb/>
oder <hirendition="#g">Spinnenaffen,</hi><hirendition="#aq">Ateles.</hi> Sie ſind die Langarme der alten Welt, nur daß ſie nicht deren<lb/>
Vogelſchnelle und Lebendigkeit beſitzen. Der Naturforſcher, welcher ſie zuerſt <hirendition="#g">Spinnenaffen</hi> nannte,<lb/>
hat ſie am beſten bezeichnet: —ſelbſt der Laie kommt unwillkürlich zu ſolchem Vergleiche.</p><lb/><p>Um die Thiere ſchärfer zu beſtimmen, will ich noch erwähnen, daß ihr Kopf ſehr klein,<lb/>
ihr Geſicht bartlos, der Daumen ihrer Vorderhand ſtummelhaft und der Greifſchwanz an unterm<lb/>
Ende kahl iſt.</p><lb/><p>Südamerika bis zum 25. Grade der ſüdlichen Breite iſt die Heimat des Klammeraffen, die<lb/>
Krone der höchſten Bäume ihr Aufenthalt; nur ſelten kommen ſie auf den Boden herab. Wo ſie<lb/>ſich finden, ſind ſie häufig. Jhr Leben ähnelt jenem der ſo nahe verwandten Brüllaffen. Sie<lb/>ſind, wo möglich, noch weniger ſchön, als die eben Genannten, dafür aber gemüthlicher. Wahr-<lb/>
haft komiſch ſind ihre Bewegungen. Sie verrenken ihre Glieder in einer Weiſe, daß es erſcheinen<lb/>
will, als hätten ſie gar keine Gelenke; ſie verzerren ſelbſt das höchſt gutmüthig ausſehende Geſicht zu<lb/>
den widerlichſten Fratzen.</p><lb/><p>Die Arten unterſcheiden ſich wenig von einander; gleichwohl iſt es faſt nothwendig, dem Laien<lb/>
mehrere von ihnen bildlich vorzuführen, wenn die manchfachen Stellungen anſchaulich gemacht<lb/>
werden ſollen.</p><lb/><p>Von den in Guiana lebenden Klammeraffen ſind zwei beſonders häufig: der <hirendition="#g">Koaita</hi> (<hirendition="#aq">Ateles<lb/>
paniseus</hi>) und der <hirendition="#g">Marimonda</hi> oder <hirendition="#g">Aru</hi> (<hirendition="#aq">Ateles Beelzebuth</hi>). Erſterer iſt einer der größern<lb/>ſeiner Sippſchaft. Sein Leib wird gegen zwei Fuß lang, der Schwanz iſt noch länger. Der Pelz iſt<lb/>
grob, an den Schultern verlängert, auf dem Rücken überhaupt dichter, als unten, auf der Stirn<lb/>
kammartig erhöht, tief ſchwarz von Farbe, nur im Geſicht röthlich. Die Haut iſt dunkel, auf den<lb/>
Handſohlen ganz ſchwarz. Dem gutmüthigen Geſicht verleihen ein paar lebhafte braune Augen einen<lb/>
einnehmenden Ausdruck.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Marimonda</hi> iſt kleiner als der <hirendition="#g">Koaita,</hi> im Ganzen nur 3½ Fuß lang; ſein glatter und<lb/>
glänzender Pelz iſt ſchwarzbraun, an den Händen dunkler, an den Seiten, Lenden und Hüften grau-<lb/>
braun, am Unterhals und auf der Unterſeite weißlich. Den Vorderhänden fehlt der Daumen gänzlich.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[101/0159]
Betragen in der Gefangenſchaft. Jagd.
die Jndianer dagegen ſind eifrige Liebhaber ſolcher Koſt, und Affenfleiſch bildet einen der gewöhnlichſten
Nahrungsſtoffe bei ihnen allen.
Es iſt nicht ſo leicht, die Brüllaffen zu erlegen. Das Auffinden der Thiere hat allerdings keine
Schwierigkeit, da ſie ſich ſelbſt verrathen, allein bei der Höhe der Bäume, bis zu deren Wipfeln nur
wenig Feuergewehre tragen, muß ein ſehr ſtarker Schuß aus langen Röhren abgefeuert werden, um
den Affen zu tödten. Oft kommt es vor, daß dieſer noch im Fallen den Schwanz feſt um einen
Zweig ſchlingt und ſtundenlang hängen bleibt, und noch öfter geſchieht es, daß er, obwohl verwundet,
noch weithin flieht und dem Auge des Jägers bald entſchwindet. Mit unſeren Gewehren können wir
es überhaupt der furchtbaren Waffe der Jndianer, dem Blasrohre, nicht gleichthun, und die Roth-
häute beſteigen trotz der unübertrefflichen Geſchicklichkeit, mit welcher ſie ihr Gewehr zu führen wiſſen,
noch gern einen der benachbarten Bäume und ſenden von deſſen Gipfel aus ihre tödlichen Geſchoſſe
nach der harmloſen Herde. „Das geräuſchloſe, vergiftete Pfeilchen,‟ ſagt Schomburgk, „trifft dann
ſicher ſein Ziel. Schon nach wenigen Minuten beginnt der verwundete Affe in Folge der Wirkung
des Giftes zu wanken und ſtürzt hernieder. Mit langen Hälſen und unter Ausſtoßen kurzer, eigen-
thümlicher Töne, ſehen die Gefährten ihrem herabſtürzenden Freunde nach, den der Jndianer wohl-
weislich am Boden liegen läßt. Aus dem ſichern Verſteck folgt nun der zweite und dritte Pfeil
geräuſchlos, und die Verwundeten fallen immer einer nach dem andern nieder, bis der Jäger ihrer ſo
viel erlegt hat, als er braucht.‟
Ein äußerſt ſchmächtiger Leib mit langen klapperdürren Gliedern kennzeichnet die Klammer-
oder Spinnenaffen, Ateles. Sie ſind die Langarme der alten Welt, nur daß ſie nicht deren
Vogelſchnelle und Lebendigkeit beſitzen. Der Naturforſcher, welcher ſie zuerſt Spinnenaffen nannte,
hat ſie am beſten bezeichnet: — ſelbſt der Laie kommt unwillkürlich zu ſolchem Vergleiche.
Um die Thiere ſchärfer zu beſtimmen, will ich noch erwähnen, daß ihr Kopf ſehr klein,
ihr Geſicht bartlos, der Daumen ihrer Vorderhand ſtummelhaft und der Greifſchwanz an unterm
Ende kahl iſt.
Südamerika bis zum 25. Grade der ſüdlichen Breite iſt die Heimat des Klammeraffen, die
Krone der höchſten Bäume ihr Aufenthalt; nur ſelten kommen ſie auf den Boden herab. Wo ſie
ſich finden, ſind ſie häufig. Jhr Leben ähnelt jenem der ſo nahe verwandten Brüllaffen. Sie
ſind, wo möglich, noch weniger ſchön, als die eben Genannten, dafür aber gemüthlicher. Wahr-
haft komiſch ſind ihre Bewegungen. Sie verrenken ihre Glieder in einer Weiſe, daß es erſcheinen
will, als hätten ſie gar keine Gelenke; ſie verzerren ſelbſt das höchſt gutmüthig ausſehende Geſicht zu
den widerlichſten Fratzen.
Die Arten unterſcheiden ſich wenig von einander; gleichwohl iſt es faſt nothwendig, dem Laien
mehrere von ihnen bildlich vorzuführen, wenn die manchfachen Stellungen anſchaulich gemacht
werden ſollen.
Von den in Guiana lebenden Klammeraffen ſind zwei beſonders häufig: der Koaita (Ateles
paniseus) und der Marimonda oder Aru (Ateles Beelzebuth). Erſterer iſt einer der größern
ſeiner Sippſchaft. Sein Leib wird gegen zwei Fuß lang, der Schwanz iſt noch länger. Der Pelz iſt
grob, an den Schultern verlängert, auf dem Rücken überhaupt dichter, als unten, auf der Stirn
kammartig erhöht, tief ſchwarz von Farbe, nur im Geſicht röthlich. Die Haut iſt dunkel, auf den
Handſohlen ganz ſchwarz. Dem gutmüthigen Geſicht verleihen ein paar lebhafte braune Augen einen
einnehmenden Ausdruck.
Der Marimonda iſt kleiner als der Koaita, im Ganzen nur 3½ Fuß lang; ſein glatter und
glänzender Pelz iſt ſchwarzbraun, an den Händen dunkler, an den Seiten, Lenden und Hüften grau-
braun, am Unterhals und auf der Unterſeite weißlich. Den Vorderhänden fehlt der Daumen gänzlich.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/159>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.