Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Affen. Hundsköpfe. -- Hamadryas oder Mantelpavian.
Bildern aus. Wahrscheinlich hatte die Verehrung des Hamadryas und die des Krokodils denselben
Grund: sie geschah aus Furcht; denn schon damals gab es Menschen, welche ihren Gott fürchteten,
anstatt ihn zu lieben.

Merkwürdiger Weise waren es nicht die Egypter allein, welche diesen Affen Achtung bezeigten.
Diese erstreckte sich weiter. Noch heutigen Tages tragen alle Bewohner der Steppenländer des innern
Afrika und auch ein großer Theil der Abissinier ihre Haare genau in derselben Weise gekämmt und
gescheitelt, wie der Hamadryas, und er ist somit unverkennbar zum Vorbild für jene Leute geworden,
mögen diese auch mehr die Bildsäulen, als das lebende Thier im Auge gehabt haben.

Heutigen Tages genießt der Hamadryas in jenen Ländern keine Verehrung mehr. Seine
Schädlichkeit ist zu groß, als daß er sich die Freundschaft der Menschen erwerben sollte.

Wahrscheinlich wurden die Hamadryaden bereits zu der alten Egypter Zeiten vom Süden her
eingeführt. Gegenwärtig findet sich das Thier in Egypten nirgends mehr wild. Auch Prosper
Alpinus,
welcher im Jahre 1580 in Egypten war, sagt ausdrücklich, daß es dort keine Affen gäbe,
sondern daß sie aus Arabien eingeführt würden. "Sie sind so talentvoll, fährt er fort, daß man
ihnen nicht den Verstand absprechen kann. Die Thierführer lehren ihnen sehr leicht, was sie wollen,
zuweilen höchst sinnreiche Spiele, mit denen sie die Zuschaner ergötzen. Solche abgerichtete Affen
sieht man oft in Kairo, Alerandrien und anderswo."

"Besonders die Männchen sind den Bewohnern aufsässig; allein man kann es nicht wohl er-
zählen, wie unanständig sie sind. Jene, welche großen Hunden gleichen, verfolgen die arabischen
Weiber auf den Feldern und deshalb beschmieren sich diese ihr Gesicht und selbst den Leib mit Safran.
Hierdurch bleiben sie von den Anfällen der Affen frei; denn letztere glauben dann, den mit Safran
eingeriebenen Frauen wäre nicht wohl und sie könnten selbe nicht gebrauchen."

Hinsichtlich der letzten Angabe läßt sich unser Forscher zu falschen Folgerungen verleiten. Jch
selbst habe beobachtet, daß sich die Frauen der Nomaden in jenen Gegenden wirklich ihr Gesicht mit
Safran beschmieren: allein Dies geschieht keineswegs der Affen halber, sondern aus denselben Rück-
sichten, welche unsere Frauen bewegen, zartes Roth auf ihre zarten Wangen zu legen.

Alvarez, welcher etwa um dieselbe Zeit, als Alpinns in Afrika und zwar in Abissinien war,
berichtet, daß er die Mantelpaviane in ungeheuren Herden gesehen habe, und giebt eine sehr richtige
Beschreibung von ihrem Wesen und Treiben. "Sie lassen," sagte er, "keinen Stein liegen; wenn ihrer
zwei oder drei einen nicht umwenden können, so stellen sich so viele daran, als Platz haben, drehen
ihn dennoch um und suchen ihre Lieblingsnahrung hervor. Auch Ameisen fressen sie gern und legen,
um diese zu fangen, ihre Hände umgekehrt auf die Haufen, bis die Hand bedeckt ist; dann bringen sie
dieselbe rasch zu Munde und lecken die Ameisen ab. Wenn man sie nicht hütet, verheeren sie gleich die
Felder und Gärten. Ohne Kundschafter gehen sie zwar nicht in die Pflanzungen; aber wenn diese
ihnen das Zeichen zur Sicherheit gegeben, dringt die ganze Bande in den Garten oder das umhegte
Feld und läßt Nichts übrig. Anfangs sind sie ganz still und ruhig, und wenn ein unkluges Junges
einen Laut hören läßt, bekommt es eine Ohrfeige; sobald sie jedoch die Furcht verlieren, zeigen sie
durch gellendes Geschrei ihre Freude über ihre glücklichen Ueberfälle. Sie würden sich in entsetzlicher
Weise vermehren, wenn nicht der Leopard so viele ihrer Jungen zerrisse und fräße, obgleich die
Alten diese muthig zu vertheidigen suchen."

Unter den neueren Forschern giebt Ehrenberg zuerst eine ziemlich ausführliche Beschreibung
unserer Paviane, welchen er in Arabien und an der Küste von Abissinien einzeln und in großen
Scharen begegnete. Später erzählen Rodatz und Bayssiere von ihnen. Jch meines Theils traf
das Thier auf meiner ersten Reise nach Afrika im Freileben nirgends an, um so häufiger aber auf
meinem leider nur zu kurzen Ausfluge nach Abissinien im Frühjahre 1862, und kann also nunmehr
aus eigner Erfahrung über ihn reden.

Der Hamadryas bewohnt das ganze Küstengebirge Abissiniens und Süd-Nubiens, nach Norden
hin soweit die Regen herabreichen, in ziemlicher Anzahl. Je pflanzenreicher die Gebirge, um so

Die Affen. Hundsköpfe. — Hamadryas oder Mantelpavian.
Bildern aus. Wahrſcheinlich hatte die Verehrung des Hamadryas und die des Krokodils denſelben
Grund: ſie geſchah aus Furcht; denn ſchon damals gab es Menſchen, welche ihren Gott fürchteten,
anſtatt ihn zu lieben.

Merkwürdiger Weiſe waren es nicht die Egypter allein, welche dieſen Affen Achtung bezeigten.
Dieſe erſtreckte ſich weiter. Noch heutigen Tages tragen alle Bewohner der Steppenländer des innern
Afrika und auch ein großer Theil der Abiſſinier ihre Haare genau in derſelben Weiſe gekämmt und
geſcheitelt, wie der Hamadryas, und er iſt ſomit unverkennbar zum Vorbild für jene Leute geworden,
mögen dieſe auch mehr die Bildſäulen, als das lebende Thier im Auge gehabt haben.

Heutigen Tages genießt der Hamadryas in jenen Ländern keine Verehrung mehr. Seine
Schädlichkeit iſt zu groß, als daß er ſich die Freundſchaft der Menſchen erwerben ſollte.

Wahrſcheinlich wurden die Hamadryaden bereits zu der alten Egypter Zeiten vom Süden her
eingeführt. Gegenwärtig findet ſich das Thier in Egypten nirgends mehr wild. Auch Prosper
Alpinus,
welcher im Jahre 1580 in Egypten war, ſagt ausdrücklich, daß es dort keine Affen gäbe,
ſondern daß ſie aus Arabien eingeführt würden. „Sie ſind ſo talentvoll, fährt er fort, daß man
ihnen nicht den Verſtand abſprechen kann. Die Thierführer lehren ihnen ſehr leicht, was ſie wollen,
zuweilen höchſt ſinnreiche Spiele, mit denen ſie die Zuſchaner ergötzen. Solche abgerichtete Affen
ſieht man oft in Kairo, Alerandrien und anderswo.‟

„Beſonders die Männchen ſind den Bewohnern aufſäſſig; allein man kann es nicht wohl er-
zählen, wie unanſtändig ſie ſind. Jene, welche großen Hunden gleichen, verfolgen die arabiſchen
Weiber auf den Feldern und deshalb beſchmieren ſich dieſe ihr Geſicht und ſelbſt den Leib mit Safran.
Hierdurch bleiben ſie von den Anfällen der Affen frei; denn letztere glauben dann, den mit Safran
eingeriebenen Frauen wäre nicht wohl und ſie könnten ſelbe nicht gebrauchen.‟

Hinſichtlich der letzten Angabe läßt ſich unſer Forſcher zu falſchen Folgerungen verleiten. Jch
ſelbſt habe beobachtet, daß ſich die Frauen der Nomaden in jenen Gegenden wirklich ihr Geſicht mit
Safran beſchmieren: allein Dies geſchieht keineswegs der Affen halber, ſondern aus denſelben Rück-
ſichten, welche unſere Frauen bewegen, zartes Roth auf ihre zarten Wangen zu legen.

Alvarez, welcher etwa um dieſelbe Zeit, als Alpinns in Afrika und zwar in Abiſſinien war,
berichtet, daß er die Mantelpaviane in ungeheuren Herden geſehen habe, und giebt eine ſehr richtige
Beſchreibung von ihrem Weſen und Treiben. „Sie laſſen,‟ ſagte er, „keinen Stein liegen; wenn ihrer
zwei oder drei einen nicht umwenden können, ſo ſtellen ſich ſo viele daran, als Platz haben, drehen
ihn dennoch um und ſuchen ihre Lieblingsnahrung hervor. Auch Ameiſen freſſen ſie gern und legen,
um dieſe zu fangen, ihre Hände umgekehrt auf die Haufen, bis die Hand bedeckt iſt; dann bringen ſie
dieſelbe raſch zu Munde und lecken die Ameiſen ab. Wenn man ſie nicht hütet, verheeren ſie gleich die
Felder und Gärten. Ohne Kundſchafter gehen ſie zwar nicht in die Pflanzungen; aber wenn dieſe
ihnen das Zeichen zur Sicherheit gegeben, dringt die ganze Bande in den Garten oder das umhegte
Feld und läßt Nichts übrig. Anfangs ſind ſie ganz ſtill und ruhig, und wenn ein unkluges Junges
einen Laut hören läßt, bekommt es eine Ohrfeige; ſobald ſie jedoch die Furcht verlieren, zeigen ſie
durch gellendes Geſchrei ihre Freude über ihre glücklichen Ueberfälle. Sie würden ſich in entſetzlicher
Weiſe vermehren, wenn nicht der Leopard ſo viele ihrer Jungen zerriſſe und fräße, obgleich die
Alten dieſe muthig zu vertheidigen ſuchen.‟

Unter den neueren Forſchern giebt Ehrenberg zuerſt eine ziemlich ausführliche Beſchreibung
unſerer Paviane, welchen er in Arabien und an der Küſte von Abiſſinien einzeln und in großen
Scharen begegnete. Später erzählen Rodatz und Bayſſière von ihnen. Jch meines Theils traf
das Thier auf meiner erſten Reiſe nach Afrika im Freileben nirgends an, um ſo häufiger aber auf
meinem leider nur zu kurzen Ausfluge nach Abiſſinien im Frühjahre 1862, und kann alſo nunmehr
aus eigner Erfahrung über ihn reden.

Der Hamadryas bewohnt das ganze Küſtengebirge Abiſſiniens und Süd-Nubiens, nach Norden
hin ſoweit die Regen herabreichen, in ziemlicher Anzahl. Je pflanzenreicher die Gebirge, um ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0132" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Affen.</hi> Hundsköpfe. &#x2014; <hi rendition="#g">Hamadryas</hi> oder <hi rendition="#g">Mantelpavian.</hi></fw><lb/>
Bildern aus. Wahr&#x017F;cheinlich hatte die Verehrung des Hamadryas und die des Krokodils den&#x017F;elben<lb/>
Grund: &#x017F;ie ge&#x017F;chah aus Furcht; denn &#x017F;chon damals gab es Men&#x017F;chen, welche ihren Gott fürchteten,<lb/>
an&#x017F;tatt ihn zu lieben.</p><lb/>
          <p>Merkwürdiger Wei&#x017F;e waren es nicht die Egypter allein, welche die&#x017F;en Affen Achtung bezeigten.<lb/>
Die&#x017F;e er&#x017F;treckte &#x017F;ich weiter. Noch heutigen Tages tragen alle Bewohner der Steppenländer des innern<lb/>
Afrika und auch ein großer Theil der Abi&#x017F;&#x017F;inier ihre Haare genau in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e gekämmt und<lb/>
ge&#x017F;cheitelt, wie der Hamadryas, und er i&#x017F;t &#x017F;omit unverkennbar zum Vorbild für jene Leute geworden,<lb/>
mögen die&#x017F;e auch mehr die Bild&#x017F;äulen, als das lebende Thier im Auge gehabt haben.</p><lb/>
          <p>Heutigen Tages genießt der Hamadryas in jenen Ländern keine Verehrung mehr. Seine<lb/>
Schädlichkeit i&#x017F;t zu groß, als daß er &#x017F;ich die Freund&#x017F;chaft der Men&#x017F;chen erwerben &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Wahr&#x017F;cheinlich wurden die Hamadryaden bereits zu der alten Egypter Zeiten vom Süden her<lb/>
eingeführt. Gegenwärtig findet &#x017F;ich das Thier in Egypten nirgends mehr wild. Auch <hi rendition="#g">Prosper<lb/>
Alpinus,</hi> welcher im Jahre 1580 in Egypten war, &#x017F;agt ausdrücklich, daß es dort keine Affen gäbe,<lb/>
&#x017F;ondern daß &#x017F;ie aus Arabien eingeführt würden. &#x201E;Sie &#x017F;ind &#x017F;o talentvoll, fährt er fort, daß man<lb/>
ihnen nicht den Ver&#x017F;tand ab&#x017F;prechen kann. Die Thierführer lehren ihnen &#x017F;ehr leicht, was &#x017F;ie wollen,<lb/>
zuweilen höch&#x017F;t &#x017F;innreiche Spiele, mit denen &#x017F;ie die Zu&#x017F;chaner ergötzen. Solche abgerichtete Affen<lb/>
&#x017F;ieht man oft in Kairo, Alerandrien und anderswo.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Be&#x017F;onders die Männchen &#x017F;ind den Bewohnern auf&#x017F;ä&#x017F;&#x017F;ig; allein man kann es nicht wohl er-<lb/>
zählen, wie unan&#x017F;tändig &#x017F;ie &#x017F;ind. Jene, welche großen Hunden gleichen, verfolgen die arabi&#x017F;chen<lb/>
Weiber auf den Feldern und deshalb be&#x017F;chmieren &#x017F;ich die&#x017F;e ihr Ge&#x017F;icht und &#x017F;elb&#x017F;t den Leib mit Safran.<lb/>
Hierdurch bleiben &#x017F;ie von den Anfällen der Affen frei; denn letztere glauben dann, den mit Safran<lb/>
eingeriebenen Frauen wäre nicht wohl und &#x017F;ie könnten &#x017F;elbe nicht gebrauchen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Hin&#x017F;ichtlich der letzten Angabe läßt &#x017F;ich un&#x017F;er For&#x017F;cher zu fal&#x017F;chen Folgerungen verleiten. Jch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t habe beobachtet, daß &#x017F;ich die Frauen der Nomaden in jenen Gegenden wirklich ihr Ge&#x017F;icht mit<lb/>
Safran be&#x017F;chmieren: allein Dies ge&#x017F;chieht keineswegs der Affen halber, &#x017F;ondern aus den&#x017F;elben Rück-<lb/>
&#x017F;ichten, welche un&#x017F;ere Frauen bewegen, zartes Roth auf ihre zarten Wangen zu legen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Alvarez,</hi> welcher etwa um die&#x017F;elbe Zeit, als <hi rendition="#g">Alpinns</hi> in Afrika und zwar in Abi&#x017F;&#x017F;inien war,<lb/>
berichtet, daß er die Mantelpaviane in ungeheuren Herden ge&#x017F;ehen habe, und giebt eine &#x017F;ehr richtige<lb/>
Be&#x017F;chreibung von ihrem We&#x017F;en und Treiben. &#x201E;Sie la&#x017F;&#x017F;en,&#x201F; &#x017F;agte er, &#x201E;keinen Stein liegen; wenn ihrer<lb/>
zwei oder drei einen nicht umwenden können, &#x017F;o &#x017F;tellen &#x017F;ich &#x017F;o viele daran, als Platz haben, drehen<lb/>
ihn dennoch um und &#x017F;uchen ihre Lieblingsnahrung hervor. Auch Amei&#x017F;en fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie gern und legen,<lb/>
um die&#x017F;e zu fangen, ihre Hände umgekehrt auf die Haufen, bis die Hand bedeckt i&#x017F;t; dann bringen &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;elbe ra&#x017F;ch zu Munde und lecken die Amei&#x017F;en ab. Wenn man &#x017F;ie nicht hütet, verheeren &#x017F;ie gleich die<lb/>
Felder und Gärten. Ohne Kund&#x017F;chafter gehen &#x017F;ie zwar nicht in die Pflanzungen; aber wenn die&#x017F;e<lb/>
ihnen das Zeichen zur Sicherheit gegeben, dringt die ganze Bande in den Garten oder das umhegte<lb/>
Feld und läßt Nichts übrig. Anfangs &#x017F;ind &#x017F;ie ganz &#x017F;till und ruhig, und wenn ein unkluges Junges<lb/>
einen Laut hören läßt, bekommt es eine Ohrfeige; &#x017F;obald &#x017F;ie jedoch die Furcht verlieren, zeigen &#x017F;ie<lb/>
durch gellendes Ge&#x017F;chrei ihre Freude über ihre glücklichen Ueberfälle. Sie würden &#x017F;ich in ent&#x017F;etzlicher<lb/>
Wei&#x017F;e vermehren, wenn nicht der <hi rendition="#g">Leopard</hi> &#x017F;o viele ihrer Jungen zerri&#x017F;&#x017F;e und fräße, obgleich die<lb/>
Alten die&#x017F;e muthig zu vertheidigen &#x017F;uchen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Unter den neueren For&#x017F;chern giebt <hi rendition="#g">Ehrenberg</hi> zuer&#x017F;t eine ziemlich ausführliche Be&#x017F;chreibung<lb/>
un&#x017F;erer Paviane, welchen er in Arabien und an der Kü&#x017F;te von Abi&#x017F;&#x017F;inien einzeln und in großen<lb/>
Scharen begegnete. Später erzählen <hi rendition="#g">Rodatz</hi> und <hi rendition="#g">Bay&#x017F;&#x017F;i<hi rendition="#aq">è</hi>re</hi> von ihnen. Jch meines Theils traf<lb/>
das Thier auf meiner er&#x017F;ten Rei&#x017F;e nach Afrika im Freileben nirgends an, um &#x017F;o häufiger aber auf<lb/>
meinem leider nur zu kurzen Ausfluge nach Abi&#x017F;&#x017F;inien im Frühjahre 1862, und kann al&#x017F;o nunmehr<lb/>
aus eigner Erfahrung über ihn reden.</p><lb/>
          <p>Der Hamadryas bewohnt das ganze Kü&#x017F;tengebirge Abi&#x017F;&#x017F;iniens und Süd-Nubiens, nach Norden<lb/>
hin &#x017F;oweit die Regen herabreichen, in ziemlicher Anzahl. Je pflanzenreicher die Gebirge, um &#x017F;o<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0132] Die Affen. Hundsköpfe. — Hamadryas oder Mantelpavian. Bildern aus. Wahrſcheinlich hatte die Verehrung des Hamadryas und die des Krokodils denſelben Grund: ſie geſchah aus Furcht; denn ſchon damals gab es Menſchen, welche ihren Gott fürchteten, anſtatt ihn zu lieben. Merkwürdiger Weiſe waren es nicht die Egypter allein, welche dieſen Affen Achtung bezeigten. Dieſe erſtreckte ſich weiter. Noch heutigen Tages tragen alle Bewohner der Steppenländer des innern Afrika und auch ein großer Theil der Abiſſinier ihre Haare genau in derſelben Weiſe gekämmt und geſcheitelt, wie der Hamadryas, und er iſt ſomit unverkennbar zum Vorbild für jene Leute geworden, mögen dieſe auch mehr die Bildſäulen, als das lebende Thier im Auge gehabt haben. Heutigen Tages genießt der Hamadryas in jenen Ländern keine Verehrung mehr. Seine Schädlichkeit iſt zu groß, als daß er ſich die Freundſchaft der Menſchen erwerben ſollte. Wahrſcheinlich wurden die Hamadryaden bereits zu der alten Egypter Zeiten vom Süden her eingeführt. Gegenwärtig findet ſich das Thier in Egypten nirgends mehr wild. Auch Prosper Alpinus, welcher im Jahre 1580 in Egypten war, ſagt ausdrücklich, daß es dort keine Affen gäbe, ſondern daß ſie aus Arabien eingeführt würden. „Sie ſind ſo talentvoll, fährt er fort, daß man ihnen nicht den Verſtand abſprechen kann. Die Thierführer lehren ihnen ſehr leicht, was ſie wollen, zuweilen höchſt ſinnreiche Spiele, mit denen ſie die Zuſchaner ergötzen. Solche abgerichtete Affen ſieht man oft in Kairo, Alerandrien und anderswo.‟ „Beſonders die Männchen ſind den Bewohnern aufſäſſig; allein man kann es nicht wohl er- zählen, wie unanſtändig ſie ſind. Jene, welche großen Hunden gleichen, verfolgen die arabiſchen Weiber auf den Feldern und deshalb beſchmieren ſich dieſe ihr Geſicht und ſelbſt den Leib mit Safran. Hierdurch bleiben ſie von den Anfällen der Affen frei; denn letztere glauben dann, den mit Safran eingeriebenen Frauen wäre nicht wohl und ſie könnten ſelbe nicht gebrauchen.‟ Hinſichtlich der letzten Angabe läßt ſich unſer Forſcher zu falſchen Folgerungen verleiten. Jch ſelbſt habe beobachtet, daß ſich die Frauen der Nomaden in jenen Gegenden wirklich ihr Geſicht mit Safran beſchmieren: allein Dies geſchieht keineswegs der Affen halber, ſondern aus denſelben Rück- ſichten, welche unſere Frauen bewegen, zartes Roth auf ihre zarten Wangen zu legen. Alvarez, welcher etwa um dieſelbe Zeit, als Alpinns in Afrika und zwar in Abiſſinien war, berichtet, daß er die Mantelpaviane in ungeheuren Herden geſehen habe, und giebt eine ſehr richtige Beſchreibung von ihrem Weſen und Treiben. „Sie laſſen,‟ ſagte er, „keinen Stein liegen; wenn ihrer zwei oder drei einen nicht umwenden können, ſo ſtellen ſich ſo viele daran, als Platz haben, drehen ihn dennoch um und ſuchen ihre Lieblingsnahrung hervor. Auch Ameiſen freſſen ſie gern und legen, um dieſe zu fangen, ihre Hände umgekehrt auf die Haufen, bis die Hand bedeckt iſt; dann bringen ſie dieſelbe raſch zu Munde und lecken die Ameiſen ab. Wenn man ſie nicht hütet, verheeren ſie gleich die Felder und Gärten. Ohne Kundſchafter gehen ſie zwar nicht in die Pflanzungen; aber wenn dieſe ihnen das Zeichen zur Sicherheit gegeben, dringt die ganze Bande in den Garten oder das umhegte Feld und läßt Nichts übrig. Anfangs ſind ſie ganz ſtill und ruhig, und wenn ein unkluges Junges einen Laut hören läßt, bekommt es eine Ohrfeige; ſobald ſie jedoch die Furcht verlieren, zeigen ſie durch gellendes Geſchrei ihre Freude über ihre glücklichen Ueberfälle. Sie würden ſich in entſetzlicher Weiſe vermehren, wenn nicht der Leopard ſo viele ihrer Jungen zerriſſe und fräße, obgleich die Alten dieſe muthig zu vertheidigen ſuchen.‟ Unter den neueren Forſchern giebt Ehrenberg zuerſt eine ziemlich ausführliche Beſchreibung unſerer Paviane, welchen er in Arabien und an der Küſte von Abiſſinien einzeln und in großen Scharen begegnete. Später erzählen Rodatz und Bayſſière von ihnen. Jch meines Theils traf das Thier auf meiner erſten Reiſe nach Afrika im Freileben nirgends an, um ſo häufiger aber auf meinem leider nur zu kurzen Ausfluge nach Abiſſinien im Frühjahre 1862, und kann alſo nunmehr aus eigner Erfahrung über ihn reden. Der Hamadryas bewohnt das ganze Küſtengebirge Abiſſiniens und Süd-Nubiens, nach Norden hin ſoweit die Regen herabreichen, in ziemlicher Anzahl. Je pflanzenreicher die Gebirge, um ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/132
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/132>, abgerufen am 30.04.2024.