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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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mehrere Nordlichtbogen zugleich und den Berechnungen sei wegen
der Verwechselung der verschiedenen Bogen nicht zu trauen; das
Nordlicht stehe aber mit Wolken, die nicht viel über 2000 Fuß
hoch sein möchten, in Verbindung, und die ganzen Nordlichtströme
möchten sich wohl nur einige tausend Fuß höher hinauf erstrecken.
Eine Behauptung, die mir doch keinesweges auf alle Nordlichter
zu passen scheint.

Doch es ist hier nicht der Ort, hiebei zu verweilen, und
ebenso lasse ich auch die Frage, warum die Nordlichter in manchen
Zeiten häufig und in manchen Zeiten selten in unsern Gegenden
gewesen sind, vorbei, um nur von dem zu reden, was wir über
ihre Natur vermuthen und über ihre Wirkungen beobachten. Ob
sie electrisch sind, ist ungewiß, da sie in unsern Gegenden keine
electrische Wirkung zeigen, und auch die von Franklin in Nord-
America angestellten Beobachtungen wohl nicht entscheidend genug
sind. Desto sicherer aber ist ihre magnetische Wirkung. Schon
Hiorter hat vor sechzig Jahren bemerkt, daß die Magnetnadel
gewöhnlich bei einem Nordlichte ihre Richtung ändert und diese
Beobachtung ist neuerlich von vielen Seiten her bestätigt worden,
ja Arago hat durch eine bedeutende Anzahl seiner in Paris an-
gestellten Beobachtungen gezeigt, daß die Magnetnadel an den
Tagen sich unregelmäßig verändert hatte, wo in sehr entfernten
Gegenden Nordlichter beobachtet waren *). Hansteen bemerkt,
daß die Magnetnadel schon vor dem Nordlichte unruhig wird
und zuweilen bis 5° von ihrer Richtung abweicht, daß die Inten-
sität der magnetischen Kraft vor dem Nordlichte größer ist und
während desselben wieder abnimmt. Die Magnetnadel scheint dann
am meisten unruhig zu sein, wenn auch die Nordlichtstrahlen
nicht immer gleiche Richtung behalten.

Zu diesen Beobachtungen kömmt nun noch die Bemerkung,
daß die Nordlichtbogen fast genau im magnetischen Norden ihre
Mitte haben, und daß die Lichtsäulen des Nordlichtes mit der
Neigungsnadel parallel liegen. Die Nordlichtbogen scheinen aus

*) Brewsters Einwürfe zeigen nur, daß nicht in allen Fällen
das Nordlicht so einwirkt.

mehrere Nordlichtbogen zugleich und den Berechnungen ſei wegen
der Verwechſelung der verſchiedenen Bogen nicht zu trauen; das
Nordlicht ſtehe aber mit Wolken, die nicht viel uͤber 2000 Fuß
hoch ſein moͤchten, in Verbindung, und die ganzen Nordlichtſtroͤme
moͤchten ſich wohl nur einige tauſend Fuß hoͤher hinauf erſtrecken.
Eine Behauptung, die mir doch keinesweges auf alle Nordlichter
zu paſſen ſcheint.

Doch es iſt hier nicht der Ort, hiebei zu verweilen, und
ebenſo laſſe ich auch die Frage, warum die Nordlichter in manchen
Zeiten haͤufig und in manchen Zeiten ſelten in unſern Gegenden
geweſen ſind, vorbei, um nur von dem zu reden, was wir uͤber
ihre Natur vermuthen und uͤber ihre Wirkungen beobachten. Ob
ſie electriſch ſind, iſt ungewiß, da ſie in unſern Gegenden keine
electriſche Wirkung zeigen, und auch die von Franklin in Nord-
America angeſtellten Beobachtungen wohl nicht entſcheidend genug
ſind. Deſto ſicherer aber iſt ihre magnetiſche Wirkung. Schon
Hiorter hat vor ſechzig Jahren bemerkt, daß die Magnetnadel
gewoͤhnlich bei einem Nordlichte ihre Richtung aͤndert und dieſe
Beobachtung iſt neuerlich von vielen Seiten her beſtaͤtigt worden,
ja Arago hat durch eine bedeutende Anzahl ſeiner in Paris an-
geſtellten Beobachtungen gezeigt, daß die Magnetnadel an den
Tagen ſich unregelmaͤßig veraͤndert hatte, wo in ſehr entfernten
Gegenden Nordlichter beobachtet waren *). Hanſteen bemerkt,
daß die Magnetnadel ſchon vor dem Nordlichte unruhig wird
und zuweilen bis 5° von ihrer Richtung abweicht, daß die Inten-
ſitaͤt der magnetiſchen Kraft vor dem Nordlichte groͤßer iſt und
waͤhrend desſelben wieder abnimmt. Die Magnetnadel ſcheint dann
am meiſten unruhig zu ſein, wenn auch die Nordlichtſtrahlen
nicht immer gleiche Richtung behalten.

Zu dieſen Beobachtungen koͤmmt nun noch die Bemerkung,
daß die Nordlichtbogen faſt genau im magnetiſchen Norden ihre
Mitte haben, und daß die Lichtſaͤulen des Nordlichtes mit der
Neigungsnadel parallel liegen. Die Nordlichtbogen ſcheinen aus

*) Brewſters Einwuͤrfe zeigen nur, daß nicht in allen Faͤllen
das Nordlicht ſo einwirkt.
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[461/0475] mehrere Nordlichtbogen zugleich und den Berechnungen ſei wegen der Verwechſelung der verſchiedenen Bogen nicht zu trauen; das Nordlicht ſtehe aber mit Wolken, die nicht viel uͤber 2000 Fuß hoch ſein moͤchten, in Verbindung, und die ganzen Nordlichtſtroͤme moͤchten ſich wohl nur einige tauſend Fuß hoͤher hinauf erſtrecken. Eine Behauptung, die mir doch keinesweges auf alle Nordlichter zu paſſen ſcheint. Doch es iſt hier nicht der Ort, hiebei zu verweilen, und ebenſo laſſe ich auch die Frage, warum die Nordlichter in manchen Zeiten haͤufig und in manchen Zeiten ſelten in unſern Gegenden geweſen ſind, vorbei, um nur von dem zu reden, was wir uͤber ihre Natur vermuthen und uͤber ihre Wirkungen beobachten. Ob ſie electriſch ſind, iſt ungewiß, da ſie in unſern Gegenden keine electriſche Wirkung zeigen, und auch die von Franklin in Nord- America angeſtellten Beobachtungen wohl nicht entſcheidend genug ſind. Deſto ſicherer aber iſt ihre magnetiſche Wirkung. Schon Hiorter hat vor ſechzig Jahren bemerkt, daß die Magnetnadel gewoͤhnlich bei einem Nordlichte ihre Richtung aͤndert und dieſe Beobachtung iſt neuerlich von vielen Seiten her beſtaͤtigt worden, ja Arago hat durch eine bedeutende Anzahl ſeiner in Paris an- geſtellten Beobachtungen gezeigt, daß die Magnetnadel an den Tagen ſich unregelmaͤßig veraͤndert hatte, wo in ſehr entfernten Gegenden Nordlichter beobachtet waren *). Hanſteen bemerkt, daß die Magnetnadel ſchon vor dem Nordlichte unruhig wird und zuweilen bis 5° von ihrer Richtung abweicht, daß die Inten- ſitaͤt der magnetiſchen Kraft vor dem Nordlichte groͤßer iſt und waͤhrend desſelben wieder abnimmt. Die Magnetnadel ſcheint dann am meiſten unruhig zu ſein, wenn auch die Nordlichtſtrahlen nicht immer gleiche Richtung behalten. Zu dieſen Beobachtungen koͤmmt nun noch die Bemerkung, daß die Nordlichtbogen faſt genau im magnetiſchen Norden ihre Mitte haben, und daß die Lichtſaͤulen des Nordlichtes mit der Neigungsnadel parallel liegen. Die Nordlichtbogen ſcheinen aus *) Brewſters Einwuͤrfe zeigen nur, daß nicht in allen Faͤllen das Nordlicht ſo einwirkt.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/475>, abgerufen am 22.11.2024.