kurzen parallelen Säulen zu bestehen, und daher kömmt es, wie Farquharson bemerkt, daß sie nahe am Zenith weniger breit erscheinen, weil man da die Säulen nicht ihrer ganzen Länge nach sieht, sondern die Gesichtslinie ungefähr ihrer Axe parallel ist. Sie müssen also aus einer langen, auf den magnetischen Meridian un- gefähr senkrechten Reihe solcher Lichtsäulen bestehen, und diese ganze Reihe rückt, oft mit großer Regelmäßigkeit, südwärts, be- hält auch zuweilen längere Zeit genau dieselbe Stellung, wo sich dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Höhe über der Erde zu bestimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel mit ihrem Nordpole nach Süden gerichtet ist, nämlich nördlich vom magnetischen Nordpole der Erde, sieht man auch die Nordlichter am südlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen zeigen, daß die Mitte dieses Bogens in der Richtung des magneti- schen Meridians liegt, sondern Biot beweiset aus den Angaben älterer Beobachter, daß diese die Mitte der Nordlichtbogen im ge- nauen Norden sahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte, 10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug, u. s. w. Dalton hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen Nordlichter, welche ein Zusammentreffen der Strahlen- bogen von allen Seiten her in der Nähe des Zeniths zeigten, die- sen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal so weit südlich vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert. Er knüpft hieran und an seine übrigen Beobachtungen den Schluß, daß die Nordlichtstrahlen, wenn sie nicht in großen ungeordneten Massen erscheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma- gnetischen Kraft in der Gegend, wo sie entstehen, parallel sind, und alle spätern Beobachter sind geneigt, diese Behauptung als richtig anzusehen; Hansteen bestätigt sie ausdrücklich durch eigne und fremde Beobachtungen.
Der eigentliche Hauptsitz der Nordlichter scheint in der Nähe der vier magnetischen Pole der Erde zu sein, indem Cook sie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Südpol ziemlich eben so beobachtete, wie wir die Nordlichter sehen, in- dem Sibirien, wenigstens ehmals, reich an Nordlichtern war, und am nord-americanischen Pole noch jetzt, nach Franklins und Hoods Beobachtungen, sich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach
kurzen parallelen Saͤulen zu beſtehen, und daher koͤmmt es, wie Farquharſon bemerkt, daß ſie nahe am Zenith weniger breit erſcheinen, weil man da die Saͤulen nicht ihrer ganzen Laͤnge nach ſieht, ſondern die Geſichtslinie ungefaͤhr ihrer Axe parallel iſt. Sie muͤſſen alſo aus einer langen, auf den magnetiſchen Meridian un- gefaͤhr ſenkrechten Reihe ſolcher Lichtſaͤulen beſtehen, und dieſe ganze Reihe ruͤckt, oft mit großer Regelmaͤßigkeit, ſuͤdwaͤrts, be- haͤlt auch zuweilen laͤngere Zeit genau dieſelbe Stellung, wo ſich dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Hoͤhe uͤber der Erde zu beſtimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel mit ihrem Nordpole nach Suͤden gerichtet iſt, naͤmlich noͤrdlich vom magnetiſchen Nordpole der Erde, ſieht man auch die Nordlichter am ſuͤdlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen zeigen, daß die Mitte dieſes Bogens in der Richtung des magneti- ſchen Meridians liegt, ſondern Biot beweiſet aus den Angaben aͤlterer Beobachter, daß dieſe die Mitte der Nordlichtbogen im ge- nauen Norden ſahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte, 10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug, u. ſ. w. Dalton hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß diejenigen Nordlichter, welche ein Zuſammentreffen der Strahlen- bogen von allen Seiten her in der Naͤhe des Zeniths zeigten, die- ſen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal ſo weit ſuͤdlich vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert. Er knuͤpft hieran und an ſeine uͤbrigen Beobachtungen den Schluß, daß die Nordlichtſtrahlen, wenn ſie nicht in großen ungeordneten Maſſen erſcheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma- gnetiſchen Kraft in der Gegend, wo ſie entſtehen, parallel ſind, und alle ſpaͤtern Beobachter ſind geneigt, dieſe Behauptung als richtig anzuſehen; Hanſteen beſtaͤtigt ſie ausdruͤcklich durch eigne und fremde Beobachtungen.
Der eigentliche Hauptſitz der Nordlichter ſcheint in der Naͤhe der vier magnetiſchen Pole der Erde zu ſein, indem Cook ſie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Suͤdpol ziemlich eben ſo beobachtete, wie wir die Nordlichter ſehen, in- dem Sibirien, wenigſtens ehmals, reich an Nordlichtern war, und am nord-americaniſchen Pole noch jetzt, nach Franklins und Hoods Beobachtungen, ſich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0476"n="462"/>
kurzen parallelen Saͤulen zu beſtehen, und daher koͤmmt es, wie<lb/><hirendition="#g">Farquharſon</hi> bemerkt, daß ſie nahe am Zenith weniger breit<lb/>
erſcheinen, weil man da die Saͤulen nicht ihrer ganzen Laͤnge nach<lb/>ſieht, ſondern die Geſichtslinie ungefaͤhr ihrer Axe parallel iſt. Sie<lb/>
muͤſſen alſo aus einer langen, auf den magnetiſchen Meridian un-<lb/>
gefaͤhr ſenkrechten Reihe ſolcher Lichtſaͤulen beſtehen, und dieſe<lb/>
ganze Reihe ruͤckt, oft mit großer Regelmaͤßigkeit, ſuͤdwaͤrts, be-<lb/>
haͤlt auch zuweilen laͤngere Zeit genau dieſelbe Stellung, wo ſich<lb/>
dann die von <hirendition="#g">Dalton</hi> benutzte Gelegenheit findet, ihre Hoͤhe uͤber<lb/>
der Erde zu beſtimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel<lb/>
mit ihrem Nordpole nach Suͤden gerichtet iſt, naͤmlich noͤrdlich vom<lb/>
magnetiſchen Nordpole der Erde, ſieht man auch die Nordlichter<lb/>
am ſuͤdlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen<lb/>
zeigen, daß die Mitte dieſes Bogens in der Richtung des magneti-<lb/>ſchen Meridians liegt, ſondern <hirendition="#g">Biot</hi> beweiſet aus den Angaben<lb/>
aͤlterer Beobachter, daß dieſe die Mitte der Nordlichtbogen im ge-<lb/>
nauen Norden ſahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte,<lb/>
10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug,<lb/>
u. ſ. w. <hirendition="#g">Dalton</hi> hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß<lb/>
diejenigen Nordlichter, welche ein Zuſammentreffen der Strahlen-<lb/>
bogen von allen Seiten her in der Naͤhe des Zeniths zeigten, die-<lb/>ſen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal ſo weit ſuͤdlich<lb/>
vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert.<lb/>
Er knuͤpft hieran und an ſeine uͤbrigen Beobachtungen den Schluß,<lb/>
daß die Nordlichtſtrahlen, wenn ſie nicht in großen ungeordneten<lb/>
Maſſen erſcheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma-<lb/>
gnetiſchen Kraft in der Gegend, wo ſie entſtehen, parallel ſind,<lb/>
und alle ſpaͤtern Beobachter ſind geneigt, dieſe Behauptung als<lb/>
richtig anzuſehen; <hirendition="#g">Hanſteen</hi> beſtaͤtigt ſie ausdruͤcklich durch eigne<lb/>
und fremde Beobachtungen.</p><lb/><p>Der eigentliche Hauptſitz der Nordlichter ſcheint in der<lb/>
Naͤhe der vier magnetiſchen Pole der Erde zu ſein, indem <hirendition="#g">Cook</hi><lb/>ſie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Suͤdpol<lb/>
ziemlich eben ſo beobachtete, wie wir die Nordlichter ſehen, in-<lb/>
dem Sibirien, wenigſtens ehmals, reich an Nordlichtern war, und<lb/>
am nord-americaniſchen Pole noch jetzt, nach <hirendition="#g">Franklins</hi> und<lb/><hirendition="#g">Hoods</hi> Beobachtungen, ſich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[462/0476]
kurzen parallelen Saͤulen zu beſtehen, und daher koͤmmt es, wie
Farquharſon bemerkt, daß ſie nahe am Zenith weniger breit
erſcheinen, weil man da die Saͤulen nicht ihrer ganzen Laͤnge nach
ſieht, ſondern die Geſichtslinie ungefaͤhr ihrer Axe parallel iſt. Sie
muͤſſen alſo aus einer langen, auf den magnetiſchen Meridian un-
gefaͤhr ſenkrechten Reihe ſolcher Lichtſaͤulen beſtehen, und dieſe
ganze Reihe ruͤckt, oft mit großer Regelmaͤßigkeit, ſuͤdwaͤrts, be-
haͤlt auch zuweilen laͤngere Zeit genau dieſelbe Stellung, wo ſich
dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Hoͤhe uͤber
der Erde zu beſtimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel
mit ihrem Nordpole nach Suͤden gerichtet iſt, naͤmlich noͤrdlich vom
magnetiſchen Nordpole der Erde, ſieht man auch die Nordlichter
am ſuͤdlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen
zeigen, daß die Mitte dieſes Bogens in der Richtung des magneti-
ſchen Meridians liegt, ſondern Biot beweiſet aus den Angaben
aͤlterer Beobachter, daß dieſe die Mitte der Nordlichtbogen im ge-
nauen Norden ſahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte,
10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug,
u. ſ. w. Dalton hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß
diejenigen Nordlichter, welche ein Zuſammentreffen der Strahlen-
bogen von allen Seiten her in der Naͤhe des Zeniths zeigten, die-
ſen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal ſo weit ſuͤdlich
vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert.
Er knuͤpft hieran und an ſeine uͤbrigen Beobachtungen den Schluß,
daß die Nordlichtſtrahlen, wenn ſie nicht in großen ungeordneten
Maſſen erſcheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma-
gnetiſchen Kraft in der Gegend, wo ſie entſtehen, parallel ſind,
und alle ſpaͤtern Beobachter ſind geneigt, dieſe Behauptung als
richtig anzuſehen; Hanſteen beſtaͤtigt ſie ausdruͤcklich durch eigne
und fremde Beobachtungen.
Der eigentliche Hauptſitz der Nordlichter ſcheint in der
Naͤhe der vier magnetiſchen Pole der Erde zu ſein, indem Cook
ſie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Suͤdpol
ziemlich eben ſo beobachtete, wie wir die Nordlichter ſehen, in-
dem Sibirien, wenigſtens ehmals, reich an Nordlichtern war, und
am nord-americaniſchen Pole noch jetzt, nach Franklins und
Hoods Beobachtungen, ſich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/476>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.