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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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kurzen parallelen Säulen zu bestehen, und daher kömmt es, wie
Farquharson bemerkt, daß sie nahe am Zenith weniger breit
erscheinen, weil man da die Säulen nicht ihrer ganzen Länge nach
sieht, sondern die Gesichtslinie ungefähr ihrer Axe parallel ist. Sie
müssen also aus einer langen, auf den magnetischen Meridian un-
gefähr senkrechten Reihe solcher Lichtsäulen bestehen, und diese
ganze Reihe rückt, oft mit großer Regelmäßigkeit, südwärts, be-
hält auch zuweilen längere Zeit genau dieselbe Stellung, wo sich
dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Höhe über
der Erde zu bestimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel
mit ihrem Nordpole nach Süden gerichtet ist, nämlich nördlich vom
magnetischen Nordpole der Erde, sieht man auch die Nordlichter
am südlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen
zeigen, daß die Mitte dieses Bogens in der Richtung des magneti-
schen Meridians liegt, sondern Biot beweiset aus den Angaben
älterer Beobachter, daß diese die Mitte der Nordlichtbogen im ge-
nauen Norden sahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte,
10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug,
u. s. w. Dalton hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß
diejenigen Nordlichter, welche ein Zusammentreffen der Strahlen-
bogen von allen Seiten her in der Nähe des Zeniths zeigten, die-
sen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal so weit südlich
vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert.
Er knüpft hieran und an seine übrigen Beobachtungen den Schluß,
daß die Nordlichtstrahlen, wenn sie nicht in großen ungeordneten
Massen erscheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma-
gnetischen Kraft in der Gegend, wo sie entstehen, parallel sind,
und alle spätern Beobachter sind geneigt, diese Behauptung als
richtig anzusehen; Hansteen bestätigt sie ausdrücklich durch eigne
und fremde Beobachtungen.

Der eigentliche Hauptsitz der Nordlichter scheint in der
Nähe der vier magnetischen Pole der Erde zu sein, indem Cook
sie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Südpol
ziemlich eben so beobachtete, wie wir die Nordlichter sehen, in-
dem Sibirien, wenigstens ehmals, reich an Nordlichtern war, und
am nord-americanischen Pole noch jetzt, nach Franklins und
Hoods Beobachtungen, sich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach

kurzen parallelen Saͤulen zu beſtehen, und daher koͤmmt es, wie
Farquharſon bemerkt, daß ſie nahe am Zenith weniger breit
erſcheinen, weil man da die Saͤulen nicht ihrer ganzen Laͤnge nach
ſieht, ſondern die Geſichtslinie ungefaͤhr ihrer Axe parallel iſt. Sie
muͤſſen alſo aus einer langen, auf den magnetiſchen Meridian un-
gefaͤhr ſenkrechten Reihe ſolcher Lichtſaͤulen beſtehen, und dieſe
ganze Reihe ruͤckt, oft mit großer Regelmaͤßigkeit, ſuͤdwaͤrts, be-
haͤlt auch zuweilen laͤngere Zeit genau dieſelbe Stellung, wo ſich
dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Hoͤhe uͤber
der Erde zu beſtimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel
mit ihrem Nordpole nach Suͤden gerichtet iſt, naͤmlich noͤrdlich vom
magnetiſchen Nordpole der Erde, ſieht man auch die Nordlichter
am ſuͤdlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen
zeigen, daß die Mitte dieſes Bogens in der Richtung des magneti-
ſchen Meridians liegt, ſondern Biot beweiſet aus den Angaben
aͤlterer Beobachter, daß dieſe die Mitte der Nordlichtbogen im ge-
nauen Norden ſahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte,
10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug,
u. ſ. w. Dalton hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß
diejenigen Nordlichter, welche ein Zuſammentreffen der Strahlen-
bogen von allen Seiten her in der Naͤhe des Zeniths zeigten, die-
ſen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal ſo weit ſuͤdlich
vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert.
Er knuͤpft hieran und an ſeine uͤbrigen Beobachtungen den Schluß,
daß die Nordlichtſtrahlen, wenn ſie nicht in großen ungeordneten
Maſſen erſcheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma-
gnetiſchen Kraft in der Gegend, wo ſie entſtehen, parallel ſind,
und alle ſpaͤtern Beobachter ſind geneigt, dieſe Behauptung als
richtig anzuſehen; Hanſteen beſtaͤtigt ſie ausdruͤcklich durch eigne
und fremde Beobachtungen.

Der eigentliche Hauptſitz der Nordlichter ſcheint in der
Naͤhe der vier magnetiſchen Pole der Erde zu ſein, indem Cook
ſie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Suͤdpol
ziemlich eben ſo beobachtete, wie wir die Nordlichter ſehen, in-
dem Sibirien, wenigſtens ehmals, reich an Nordlichtern war, und
am nord-americaniſchen Pole noch jetzt, nach Franklins und
Hoods Beobachtungen, ſich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach

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[462/0476] kurzen parallelen Saͤulen zu beſtehen, und daher koͤmmt es, wie Farquharſon bemerkt, daß ſie nahe am Zenith weniger breit erſcheinen, weil man da die Saͤulen nicht ihrer ganzen Laͤnge nach ſieht, ſondern die Geſichtslinie ungefaͤhr ihrer Axe parallel iſt. Sie muͤſſen alſo aus einer langen, auf den magnetiſchen Meridian un- gefaͤhr ſenkrechten Reihe ſolcher Lichtſaͤulen beſtehen, und dieſe ganze Reihe ruͤckt, oft mit großer Regelmaͤßigkeit, ſuͤdwaͤrts, be- haͤlt auch zuweilen laͤngere Zeit genau dieſelbe Stellung, wo ſich dann die von Dalton benutzte Gelegenheit findet, ihre Hoͤhe uͤber der Erde zu beſtimmen. In den Gegenden, wo die Magnetnadel mit ihrem Nordpole nach Suͤden gerichtet iſt, naͤmlich noͤrdlich vom magnetiſchen Nordpole der Erde, ſieht man auch die Nordlichter am ſuͤdlichen Himmel. Und nicht bloß die neuern Beobachtungen zeigen, daß die Mitte dieſes Bogens in der Richtung des magneti- ſchen Meridians liegt, ſondern Biot beweiſet aus den Angaben aͤlterer Beobachter, daß dieſe die Mitte der Nordlichtbogen im ge- nauen Norden ſahen, als die Magnetnadel keine Abweichung hatte, 10 Grade von Norden entfernt, als die Abweichung 10° betrug, u. ſ. w. Dalton hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß diejenigen Nordlichter, welche ein Zuſammentreffen der Strahlen- bogen von allen Seiten her in der Naͤhe des Zeniths zeigten, die- ſen Vereinigungspunct, die Nordlichtskrone, allemal ſo weit ſuͤdlich vom Zenith hatten, als es die Richtung der Neigungsnadel fordert. Er knuͤpft hieran und an ſeine uͤbrigen Beobachtungen den Schluß, daß die Nordlichtſtrahlen, wenn ſie nicht in großen ungeordneten Maſſen erſcheinen, der Neigungsnadel oder der Richtung der ma- gnetiſchen Kraft in der Gegend, wo ſie entſtehen, parallel ſind, und alle ſpaͤtern Beobachter ſind geneigt, dieſe Behauptung als richtig anzuſehen; Hanſteen beſtaͤtigt ſie ausdruͤcklich durch eigne und fremde Beobachtungen. Der eigentliche Hauptſitz der Nordlichter ſcheint in der Naͤhe der vier magnetiſchen Pole der Erde zu ſein, indem Cook ſie in Beziehung auf den unter Neuholland liegenden Suͤdpol ziemlich eben ſo beobachtete, wie wir die Nordlichter ſehen, in- dem Sibirien, wenigſtens ehmals, reich an Nordlichtern war, und am nord-americaniſchen Pole noch jetzt, nach Franklins und Hoods Beobachtungen, ſich zahlreiche Nordlichter zeigen. Nach

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/476>, abgerufen am 22.11.2024.