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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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sich bis ziemlich hoch über den höchsten Theil des Gebäudes hin-
auf erstrecken. Daß er aus starken, wohl verbundenen Metall-
stangen bestehen muß, versteht sich von selbst. Am besten wür-
den die vorzüglich gut leitenden Metalle, Silber und Kupfer, zu
Blitz-Ableitern passen, indeß ist Eisen, wenn man hinreichend
starke Stangen nimmt, vollkommen brauchbar zu Blitz-Ableitern,
und selbst Bleistreifen, obgleich sie schlechter leiten und leichter
schmelzbar sind, gewähren Sicherheit, wobei van Marum die
Bestimmung giebt, daß man Bleistreifen von 4 Zoll Breite und
etwa 1/6 Zoll Dicke anwenden könne; sicherer ist es indeß, das
Maaß der Streifen etwas größer zu wählen; Eisen ist auf jeden
Fall besser. Der Blitz-Ableiter muß nicht zu nahe an andern
lang ausgedehnten Metallmassen vorbeigehen, damit nicht etwa
bei sehr starken Schlägen ein Theil des Blitzes auf diese über-
springe. Ist der Ableiter stark genug, so sollte eigentlich die ganze
Leitung ohne ein außen sichtbares Leuchten statt finden; aber sehr
oft hat man den Ableiter leuchtend gesehen, und dennoch ist der
Blitz ohne Nachtheil daran herabgefahren, indeß ist dies doch im-
mer ein Zeichen, daß der Blitzstrahl zu stark für den Ableiter war.
Der Ableiter muß bis in die Erde hinabgehen und zwar so tief,
daß er feuchte, hinreichend leitende Erde antrifft. Diese Regel
scheint mir nothwendig, indem, wenn man ihn an der Oberfläche
der Erde sich endigen läßt, vorzüglich bei trocknem Wetter, wo
die Erde nur schlecht leitet, es sich ereignen kann, daß der den
Ableiter unten verlassende Funke seitwärts auf andre Gegenstände
überschlägt *). Die Frage dagegen, ob man den obern Theil der
Auffangestange mit einer scharfen vergoldeten Spitze versehen soll,
scheint mir von geringerer Wichtigkeit. Die Meinung, welche
bei der Erfindung der Blitz-Ableiter viel Beifall fand, daß man
durch Spitzen die Gewitterwolken still und ohne Blitz entladen

*) Ueber diesen Punct sind die Meinungen verschieden. Mir scheint
die mögliche Gefahr, die das Ueberschlagen vom Ende des in die Tiefe
geführten Leiters mit sich bringen kann, wenn auch einmal die Erde ein
wenig aufgewühlt wird, geringer, als die, daß der oberhalb der Erde
endigende Ableiter zu einem seitwärts Ueberschlagen an der Oberfläche der
Erde Anlaß geben kann und da vielleicht die Füße von Menschen getroffen
werden könnten.

ſich bis ziemlich hoch uͤber den hoͤchſten Theil des Gebaͤudes hin-
auf erſtrecken. Daß er aus ſtarken, wohl verbundenen Metall-
ſtangen beſtehen muß, verſteht ſich von ſelbſt. Am beſten wuͤr-
den die vorzuͤglich gut leitenden Metalle, Silber und Kupfer, zu
Blitz-Ableitern paſſen, indeß iſt Eiſen, wenn man hinreichend
ſtarke Stangen nimmt, vollkommen brauchbar zu Blitz-Ableitern,
und ſelbſt Bleiſtreifen, obgleich ſie ſchlechter leiten und leichter
ſchmelzbar ſind, gewaͤhren Sicherheit, wobei van Marum die
Beſtimmung giebt, daß man Bleiſtreifen von 4 Zoll Breite und
etwa ⅙ Zoll Dicke anwenden koͤnne; ſicherer iſt es indeß, das
Maaß der Streifen etwas groͤßer zu waͤhlen; Eiſen iſt auf jeden
Fall beſſer. Der Blitz-Ableiter muß nicht zu nahe an andern
lang ausgedehnten Metallmaſſen vorbeigehen, damit nicht etwa
bei ſehr ſtarken Schlaͤgen ein Theil des Blitzes auf dieſe uͤber-
ſpringe. Iſt der Ableiter ſtark genug, ſo ſollte eigentlich die ganze
Leitung ohne ein außen ſichtbares Leuchten ſtatt finden; aber ſehr
oft hat man den Ableiter leuchtend geſehen, und dennoch iſt der
Blitz ohne Nachtheil daran herabgefahren, indeß iſt dies doch im-
mer ein Zeichen, daß der Blitzſtrahl zu ſtark fuͤr den Ableiter war.
Der Ableiter muß bis in die Erde hinabgehen und zwar ſo tief,
daß er feuchte, hinreichend leitende Erde antrifft. Dieſe Regel
ſcheint mir nothwendig, indem, wenn man ihn an der Oberflaͤche
der Erde ſich endigen laͤßt, vorzuͤglich bei trocknem Wetter, wo
die Erde nur ſchlecht leitet, es ſich ereignen kann, daß der den
Ableiter unten verlaſſende Funke ſeitwaͤrts auf andre Gegenſtaͤnde
uͤberſchlaͤgt *). Die Frage dagegen, ob man den obern Theil der
Auffangeſtange mit einer ſcharfen vergoldeten Spitze verſehen ſoll,
ſcheint mir von geringerer Wichtigkeit. Die Meinung, welche
bei der Erfindung der Blitz-Ableiter viel Beifall fand, daß man
durch Spitzen die Gewitterwolken ſtill und ohne Blitz entladen

*) Ueber dieſen Punct ſind die Meinungen verſchieden. Mir ſcheint
die moͤgliche Gefahr, die das Ueberſchlagen vom Ende des in die Tiefe
gefuͤhrten Leiters mit ſich bringen kann, wenn auch einmal die Erde ein
wenig aufgewuͤhlt wird, geringer, als die, daß der oberhalb der Erde
endigende Ableiter zu einem ſeitwaͤrts Ueberſchlagen an der Oberflaͤche der
Erde Anlaß geben kann und da vielleicht die Fuͤße von Menſchen getroffen
werden koͤnnten.
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[311/0325] ſich bis ziemlich hoch uͤber den hoͤchſten Theil des Gebaͤudes hin- auf erſtrecken. Daß er aus ſtarken, wohl verbundenen Metall- ſtangen beſtehen muß, verſteht ſich von ſelbſt. Am beſten wuͤr- den die vorzuͤglich gut leitenden Metalle, Silber und Kupfer, zu Blitz-Ableitern paſſen, indeß iſt Eiſen, wenn man hinreichend ſtarke Stangen nimmt, vollkommen brauchbar zu Blitz-Ableitern, und ſelbſt Bleiſtreifen, obgleich ſie ſchlechter leiten und leichter ſchmelzbar ſind, gewaͤhren Sicherheit, wobei van Marum die Beſtimmung giebt, daß man Bleiſtreifen von 4 Zoll Breite und etwa ⅙ Zoll Dicke anwenden koͤnne; ſicherer iſt es indeß, das Maaß der Streifen etwas groͤßer zu waͤhlen; Eiſen iſt auf jeden Fall beſſer. Der Blitz-Ableiter muß nicht zu nahe an andern lang ausgedehnten Metallmaſſen vorbeigehen, damit nicht etwa bei ſehr ſtarken Schlaͤgen ein Theil des Blitzes auf dieſe uͤber- ſpringe. Iſt der Ableiter ſtark genug, ſo ſollte eigentlich die ganze Leitung ohne ein außen ſichtbares Leuchten ſtatt finden; aber ſehr oft hat man den Ableiter leuchtend geſehen, und dennoch iſt der Blitz ohne Nachtheil daran herabgefahren, indeß iſt dies doch im- mer ein Zeichen, daß der Blitzſtrahl zu ſtark fuͤr den Ableiter war. Der Ableiter muß bis in die Erde hinabgehen und zwar ſo tief, daß er feuchte, hinreichend leitende Erde antrifft. Dieſe Regel ſcheint mir nothwendig, indem, wenn man ihn an der Oberflaͤche der Erde ſich endigen laͤßt, vorzuͤglich bei trocknem Wetter, wo die Erde nur ſchlecht leitet, es ſich ereignen kann, daß der den Ableiter unten verlaſſende Funke ſeitwaͤrts auf andre Gegenſtaͤnde uͤberſchlaͤgt *). Die Frage dagegen, ob man den obern Theil der Auffangeſtange mit einer ſcharfen vergoldeten Spitze verſehen ſoll, ſcheint mir von geringerer Wichtigkeit. Die Meinung, welche bei der Erfindung der Blitz-Ableiter viel Beifall fand, daß man durch Spitzen die Gewitterwolken ſtill und ohne Blitz entladen *) Ueber dieſen Punct ſind die Meinungen verſchieden. Mir ſcheint die moͤgliche Gefahr, die das Ueberſchlagen vom Ende des in die Tiefe gefuͤhrten Leiters mit ſich bringen kann, wenn auch einmal die Erde ein wenig aufgewuͤhlt wird, geringer, als die, daß der oberhalb der Erde endigende Ableiter zu einem ſeitwaͤrts Ueberſchlagen an der Oberflaͤche der Erde Anlaß geben kann und da vielleicht die Fuͤße von Menſchen getroffen werden koͤnnten.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/325>, abgerufen am 22.11.2024.