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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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dem Rande E gezogene EO mit tK parallel ist. Hiernach wäre
es vortheilhaft, sich eines ziemlich großen Oculars zu bedienen,
damit das Gesichtsfeld groß würde; aber wenn die Vergrößerung
nicht zu geringe sein soll, so muß die Brennweite KF klein, aber
eben darum auch die Breite des Oculars geringe sein, weil man sich
bei kleinen Brennweiten auch nur kleiner Theile der Kugelflächen
für die Oberflächen der Gläser bedienen darf. Hierin liegt also
ein Grund, warum man bei einer größern Brennweite des Oculars
ein größeres Gesichtsfeld, aber auch nur schwächere Vergrößerung
erhalten kann, und zum Beispiel bei stärkeren Vergrößerungen sehr
gewöhnlich den Mond nicht ganz übersieht, da doch bei schwachen
Vergrößerungen ein weit größerer Raum auf einmal beobachtet
werden kann.

Noch einige Bemerkungen, die dieses Fernrohr betreffen, kann
ich nicht wohl übergehen; werde aber das, was in ähnlicher Be-
ziehung bei den übrigen Einrichtungen der Fernröhre angeführt
werden könnte, dort nicht wiederholen, indem sich dort das hier
Gesagte leicht wird anwenden lassen. Die erste dieser Bemerkun-
gen betrifft die Frage, wie ein Kurzsichtiger das Fernrohr anwen-
den muß, um entfernte Gegenstände deutlich mit demselben zu sehen.
Die Einrichtung aller Fernröhre ist so, daß man das Augenglas
ein wenig mehr dem Objective nähern oder es davon entfernen
kann, und Sie können sich leicht überzeugen, daß der Kurzsichtige
das Ocular ein wenig hineinschieben muß. Schon bei dem einfa-
chen Linsenglase, wenn wir es als Vergrößerungsglas gebrauchen,
habe ich bemerkt, daß der Kurzsichtige das Glas etwas näher an
den Gegenstand rücken muß, damit er die von einem Puncte, näher
als die Brennweite liegend, ausgehenden Lichtstrahlen etwas di-
vergirend empfange, das heißt so, wie Lichtstrahlen, die von einem
ziemlich nahen Gegenstande ausgehen. Was dort der dem Ver-
größerungsglase näher zu rückende Gegenstand war, das ist hier das
Bild im Brennpuncte des Objectives, und diesem nähert man das
Ocular, um einem Kurzsichtigen ein deutliches Bild zu zeigen.

Die zweite Bemerkung betrifft die Veränderung, die man in
der Stellung des Oculars vornehmen muß, um nähere Gegen-
stände, die vielleicht nur 200 Fuß entfernt sind, deutlich zu sehen.
Diese fordern, daß man das Ocular weiter herausziehe, damit das

dem Rande E gezogene EO mit tK parallel iſt. Hiernach waͤre
es vortheilhaft, ſich eines ziemlich großen Oculars zu bedienen,
damit das Geſichtsfeld groß wuͤrde; aber wenn die Vergroͤßerung
nicht zu geringe ſein ſoll, ſo muß die Brennweite KF klein, aber
eben darum auch die Breite des Oculars geringe ſein, weil man ſich
bei kleinen Brennweiten auch nur kleiner Theile der Kugelflaͤchen
fuͤr die Oberflaͤchen der Glaͤſer bedienen darf. Hierin liegt alſo
ein Grund, warum man bei einer groͤßern Brennweite des Oculars
ein groͤßeres Geſichtsfeld, aber auch nur ſchwaͤchere Vergroͤßerung
erhalten kann, und zum Beiſpiel bei ſtaͤrkeren Vergroͤßerungen ſehr
gewoͤhnlich den Mond nicht ganz uͤberſieht, da doch bei ſchwachen
Vergroͤßerungen ein weit groͤßerer Raum auf einmal beobachtet
werden kann.

Noch einige Bemerkungen, die dieſes Fernrohr betreffen, kann
ich nicht wohl uͤbergehen; werde aber das, was in aͤhnlicher Be-
ziehung bei den uͤbrigen Einrichtungen der Fernroͤhre angefuͤhrt
werden koͤnnte, dort nicht wiederholen, indem ſich dort das hier
Geſagte leicht wird anwenden laſſen. Die erſte dieſer Bemerkun-
gen betrifft die Frage, wie ein Kurzſichtiger das Fernrohr anwen-
den muß, um entfernte Gegenſtaͤnde deutlich mit demſelben zu ſehen.
Die Einrichtung aller Fernroͤhre iſt ſo, daß man das Augenglas
ein wenig mehr dem Objective naͤhern oder es davon entfernen
kann, und Sie koͤnnen ſich leicht uͤberzeugen, daß der Kurzſichtige
das Ocular ein wenig hineinſchieben muß. Schon bei dem einfa-
chen Linſenglaſe, wenn wir es als Vergroͤßerungsglas gebrauchen,
habe ich bemerkt, daß der Kurzſichtige das Glas etwas naͤher an
den Gegenſtand ruͤcken muß, damit er die von einem Puncte, naͤher
als die Brennweite liegend, ausgehenden Lichtſtrahlen etwas di-
vergirend empfange, das heißt ſo, wie Lichtſtrahlen, die von einem
ziemlich nahen Gegenſtande ausgehen. Was dort der dem Ver-
groͤßerungsglaſe naͤher zu ruͤckende Gegenſtand war, das iſt hier das
Bild im Brennpuncte des Objectives, und dieſem naͤhert man das
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Die zweite Bemerkung betrifft die Veraͤnderung, die man in
der Stellung des Oculars vornehmen muß, um naͤhere Gegen-
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[148/0162] dem Rande E gezogene EO mit tK parallel iſt. Hiernach waͤre es vortheilhaft, ſich eines ziemlich großen Oculars zu bedienen, damit das Geſichtsfeld groß wuͤrde; aber wenn die Vergroͤßerung nicht zu geringe ſein ſoll, ſo muß die Brennweite KF klein, aber eben darum auch die Breite des Oculars geringe ſein, weil man ſich bei kleinen Brennweiten auch nur kleiner Theile der Kugelflaͤchen fuͤr die Oberflaͤchen der Glaͤſer bedienen darf. Hierin liegt alſo ein Grund, warum man bei einer groͤßern Brennweite des Oculars ein groͤßeres Geſichtsfeld, aber auch nur ſchwaͤchere Vergroͤßerung erhalten kann, und zum Beiſpiel bei ſtaͤrkeren Vergroͤßerungen ſehr gewoͤhnlich den Mond nicht ganz uͤberſieht, da doch bei ſchwachen Vergroͤßerungen ein weit groͤßerer Raum auf einmal beobachtet werden kann. Noch einige Bemerkungen, die dieſes Fernrohr betreffen, kann ich nicht wohl uͤbergehen; werde aber das, was in aͤhnlicher Be- ziehung bei den uͤbrigen Einrichtungen der Fernroͤhre angefuͤhrt werden koͤnnte, dort nicht wiederholen, indem ſich dort das hier Geſagte leicht wird anwenden laſſen. Die erſte dieſer Bemerkun- gen betrifft die Frage, wie ein Kurzſichtiger das Fernrohr anwen- den muß, um entfernte Gegenſtaͤnde deutlich mit demſelben zu ſehen. Die Einrichtung aller Fernroͤhre iſt ſo, daß man das Augenglas ein wenig mehr dem Objective naͤhern oder es davon entfernen kann, und Sie koͤnnen ſich leicht uͤberzeugen, daß der Kurzſichtige das Ocular ein wenig hineinſchieben muß. Schon bei dem einfa- chen Linſenglaſe, wenn wir es als Vergroͤßerungsglas gebrauchen, habe ich bemerkt, daß der Kurzſichtige das Glas etwas naͤher an den Gegenſtand ruͤcken muß, damit er die von einem Puncte, naͤher als die Brennweite liegend, ausgehenden Lichtſtrahlen etwas di- vergirend empfange, das heißt ſo, wie Lichtſtrahlen, die von einem ziemlich nahen Gegenſtande ausgehen. Was dort der dem Ver- groͤßerungsglaſe naͤher zu ruͤckende Gegenſtand war, das iſt hier das Bild im Brennpuncte des Objectives, und dieſem naͤhert man das Ocular, um einem Kurzſichtigen ein deutliches Bild zu zeigen. Die zweite Bemerkung betrifft die Veraͤnderung, die man in der Stellung des Oculars vornehmen muß, um naͤhere Gegen- ſtaͤnde, die vielleicht nur 200 Fuß entfernt ſind, deutlich zu ſehen. Dieſe fordern, daß man das Ocular weiter herausziehe, damit das

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/162>, abgerufen am 21.11.2024.