Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

m sieht ihn nach der Richtung mV, und es ist daher auch hier
beinahe genau richtig, daß alle Augen, die den Gegenstand D ge-
spiegelt sehen, nach V gerichtet sind. Ganz strenge richtig, so
strenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, ist diese Behauptung nicht,
aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu scharfen Beobach-
tung für richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V,
rückt immer näher an den Spiegel, je näher der Gegenstand selbst
an den Spiegel heranrückt. Dieses Bild im Spiegel ist aufrecht
und vergrößert; denn für einen zweiten Punct d des Gegenstandes
liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet sind, in v,
so daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des
Spiegels gehen.

Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer so großen Mannig-
faltigkeit einzelner Fälle unterhalten müssen, daß ich fast fürchten
müßte, Sie zu ermüden, wenn nicht die sogleich an jeden einzelnen
Fall sich anknüpfenden Versuche eine so lebendige, und zugleich die
einzelnen Regeln so klar vor Augen legende Darstellung gewährten,
daß dadurch gewiß die Einförmigkeit, die sonst in dem Durchgehen
verwandter Fälle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne
Wiederholung dieser Versuche, so wie sie zu jedem einzelnen hier er-
wähnten Falle gehören, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei-
nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlspiegel zur
Hand nehmen, so ist es gut, zuerst den Brennpunct, das ist den
Vereinigungspunct für Strahlen, die von sehr entfernten Puncten
auffallen, zu finden, und dieses geschieht, wenn man das Bild Ff,
eines Gegenstandes auffängt, der einige tausend Fuß entfernt ist.
Hat man den Brennspiegel fest aufgestellt, so kann man diesen
Punct durch ein in seiner Nähe befestigtes Zeichen bemerken, und
nun einen Gegenstand, zum Beispiel den Finger oder eine Cirkel-
spitze oder etwas Aehnliches, in die verschiedenen Stellungen brin-
gen. Läßt man das Auge immer in der Gegend D und läßt die
Cirkelspitze von C aus langsam gegen F vorrücken (Fig. 40.), so
sieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen,
und man überzeugt sich durch kleine Aenderungen in der Stellung
des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi-
schen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelspitze
zu nahe gegen F gelangt, so kömmt das Bild hinter den Beobachter

m ſieht ihn nach der Richtung mV, und es iſt daher auch hier
beinahe genau richtig, daß alle Augen, die den Gegenſtand D ge-
ſpiegelt ſehen, nach V gerichtet ſind. Ganz ſtrenge richtig, ſo
ſtrenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, iſt dieſe Behauptung nicht,
aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu ſcharfen Beobach-
tung fuͤr richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V,
ruͤckt immer naͤher an den Spiegel, je naͤher der Gegenſtand ſelbſt
an den Spiegel heranruͤckt. Dieſes Bild im Spiegel iſt aufrecht
und vergroͤßert; denn fuͤr einen zweiten Punct d des Gegenſtandes
liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet ſind, in v,
ſo daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des
Spiegels gehen.

Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer ſo großen Mannig-
faltigkeit einzelner Faͤlle unterhalten muͤſſen, daß ich faſt fuͤrchten
muͤßte, Sie zu ermuͤden, wenn nicht die ſogleich an jeden einzelnen
Fall ſich anknuͤpfenden Verſuche eine ſo lebendige, und zugleich die
einzelnen Regeln ſo klar vor Augen legende Darſtellung gewaͤhrten,
daß dadurch gewiß die Einfoͤrmigkeit, die ſonſt in dem Durchgehen
verwandter Faͤlle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne
Wiederholung dieſer Verſuche, ſo wie ſie zu jedem einzelnen hier er-
waͤhnten Falle gehoͤren, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei-
nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlſpiegel zur
Hand nehmen, ſo iſt es gut, zuerſt den Brennpunct, das iſt den
Vereinigungspunct fuͤr Strahlen, die von ſehr entfernten Puncten
auffallen, zu finden, und dieſes geſchieht, wenn man das Bild Ff,
eines Gegenſtandes auffaͤngt, der einige tauſend Fuß entfernt iſt.
Hat man den Brennſpiegel feſt aufgeſtellt, ſo kann man dieſen
Punct durch ein in ſeiner Naͤhe befeſtigtes Zeichen bemerken, und
nun einen Gegenſtand, zum Beiſpiel den Finger oder eine Cirkel-
ſpitze oder etwas Aehnliches, in die verſchiedenen Stellungen brin-
gen. Laͤßt man das Auge immer in der Gegend D und laͤßt die
Cirkelſpitze von C aus langſam gegen F vorruͤcken (Fig. 40.), ſo
ſieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen,
und man uͤberzeugt ſich durch kleine Aenderungen in der Stellung
des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi-
ſchen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelſpitze
zu nahe gegen F gelangt, ſo koͤmmt das Bild hinter den Beobachter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0104" n="90"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">m</hi></hi> &#x017F;ieht ihn nach der Richtung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">mV,</hi></hi> und es i&#x017F;t daher auch hier<lb/>
beinahe genau richtig, daß                         alle Augen, die den Gegen&#x017F;tand <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> ge-<lb/>
&#x017F;piegelt &#x017F;ehen, nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">V</hi></hi> gerichtet &#x017F;ind. Ganz &#x017F;trenge richtig,                         &#x017F;o<lb/>
&#x017F;trenge richtig, wie beim ebnen Spiegel,                         i&#x017F;t die&#x017F;e Behauptung nicht,<lb/>
aber nahe genug                         richtig, um bei einer nicht allzu &#x017F;charfen Beobach-<lb/>
tung                         fu&#x0364;r richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">V,</hi></hi><lb/>
ru&#x0364;ckt immer na&#x0364;her an den Spiegel, je                         na&#x0364;her der Gegen&#x017F;tand                         &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
an den Spiegel heranru&#x0364;ckt.                         Die&#x017F;es Bild im Spiegel i&#x017F;t aufrecht<lb/>
und                         vergro&#x0364;ßert; denn fu&#x0364;r einen zweiten Punct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">d</hi></hi> des Gegen&#x017F;tandes<lb/>
liegt jener Punct, nach welchem alle                         Augen gerichtet &#x017F;ind, in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">v,</hi></hi><lb/>
&#x017F;o daß die Linien <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">VDC, vdC</hi></hi> beide durch den Mittelpunct <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> des<lb/>
Spiegels gehen.</p><lb/>
          <p>Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer &#x017F;o großen                         Mannig-<lb/>
faltigkeit einzelner Fa&#x0364;lle unterhalten                         mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß ich fa&#x017F;t                         fu&#x0364;rchten<lb/>
mu&#x0364;ßte, Sie zu ermu&#x0364;den, wenn                         nicht die &#x017F;ogleich an jeden einzelnen<lb/>
Fall &#x017F;ich                         anknu&#x0364;pfenden Ver&#x017F;uche eine &#x017F;o lebendige,                         und zugleich die<lb/>
einzelnen Regeln &#x017F;o klar vor Augen legende                         Dar&#x017F;tellung gewa&#x0364;hrten,<lb/>
daß dadurch gewiß die                         Einfo&#x0364;rmigkeit, die &#x017F;on&#x017F;t in dem                         Durchgehen<lb/>
verwandter Fa&#x0364;lle liegt, gehoben wird. Um Ihnen                         aber die eigne<lb/>
Wiederholung die&#x017F;er Ver&#x017F;uche,                         &#x017F;o wie &#x017F;ie zu jedem einzelnen hier                         er-<lb/>
wa&#x0364;hnten Falle geho&#x0364;ren, zu erleichtern,                         werden Sie mir noch ei-<lb/>
nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen                         Hohl&#x017F;piegel zur<lb/>
Hand nehmen, &#x017F;o i&#x017F;t es                         gut, zuer&#x017F;t den Brennpunct, das i&#x017F;t                         den<lb/>
Vereinigungspunct fu&#x0364;r Strahlen, die von &#x017F;ehr                         entfernten Puncten<lb/>
auffallen, zu finden, und die&#x017F;es                         ge&#x017F;chieht, wenn man das Bild <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Ff,</hi></hi><lb/>
eines Gegen&#x017F;tandes auffa&#x0364;ngt, der einige                         tau&#x017F;end Fuß entfernt i&#x017F;t.<lb/>
Hat man den                         Brenn&#x017F;piegel fe&#x017F;t aufge&#x017F;tellt,                         &#x017F;o kann man die&#x017F;en<lb/>
Punct durch ein in                         &#x017F;einer Na&#x0364;he befe&#x017F;tigtes Zeichen bemerken,                         und<lb/>
nun einen Gegen&#x017F;tand, zum Bei&#x017F;piel den Finger                         oder eine Cirkel-<lb/>
&#x017F;pitze oder etwas Aehnliches, in die                         ver&#x017F;chiedenen Stellungen brin-<lb/>
gen. La&#x0364;ßt man das                         Auge immer in der Gegend <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> und la&#x0364;ßt die<lb/>
Cirkel&#x017F;pitze von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> aus lang&#x017F;am gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> vorru&#x0364;cken (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 40.</hi></hi>), &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ieht man ihr Bild deutlich von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> aus auf das Auge <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">D</hi></hi> zu kommen,<lb/>
und man u&#x0364;berzeugt &#x017F;ich durch                         kleine Aenderungen in der Stellung<lb/>
des Auges leicht, daß das Bild                         wirklich vor dem Spiegel und zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Mittelpuncte und                         dem Auge liegt. Wenn die Cirkel&#x017F;pitze<lb/>
zu nahe gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">F</hi></hi> gelangt, &#x017F;o ko&#x0364;mmt das Bild hinter den                             Beobachter<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0104] m ſieht ihn nach der Richtung mV, und es iſt daher auch hier beinahe genau richtig, daß alle Augen, die den Gegenſtand D ge- ſpiegelt ſehen, nach V gerichtet ſind. Ganz ſtrenge richtig, ſo ſtrenge richtig, wie beim ebnen Spiegel, iſt dieſe Behauptung nicht, aber nahe genug richtig, um bei einer nicht allzu ſcharfen Beobach- tung fuͤr richtig zu gelten. Der Ort des Bildes, der Punct V, ruͤckt immer naͤher an den Spiegel, je naͤher der Gegenſtand ſelbſt an den Spiegel heranruͤckt. Dieſes Bild im Spiegel iſt aufrecht und vergroͤßert; denn fuͤr einen zweiten Punct d des Gegenſtandes liegt jener Punct, nach welchem alle Augen gerichtet ſind, in v, ſo daß die Linien VDC, vdC beide durch den Mittelpunct C des Spiegels gehen. Ich habe Sie hier, m. h. H., mit einer ſo großen Mannig- faltigkeit einzelner Faͤlle unterhalten muͤſſen, daß ich faſt fuͤrchten muͤßte, Sie zu ermuͤden, wenn nicht die ſogleich an jeden einzelnen Fall ſich anknuͤpfenden Verſuche eine ſo lebendige, und zugleich die einzelnen Regeln ſo klar vor Augen legende Darſtellung gewaͤhrten, daß dadurch gewiß die Einfoͤrmigkeit, die ſonſt in dem Durchgehen verwandter Faͤlle liegt, gehoben wird. Um Ihnen aber die eigne Wiederholung dieſer Verſuche, ſo wie ſie zu jedem einzelnen hier er- waͤhnten Falle gehoͤren, zu erleichtern, werden Sie mir noch ei- nige Bemerkungen erlauben. Wenn Sie einen Hohlſpiegel zur Hand nehmen, ſo iſt es gut, zuerſt den Brennpunct, das iſt den Vereinigungspunct fuͤr Strahlen, die von ſehr entfernten Puncten auffallen, zu finden, und dieſes geſchieht, wenn man das Bild Ff, eines Gegenſtandes auffaͤngt, der einige tauſend Fuß entfernt iſt. Hat man den Brennſpiegel feſt aufgeſtellt, ſo kann man dieſen Punct durch ein in ſeiner Naͤhe befeſtigtes Zeichen bemerken, und nun einen Gegenſtand, zum Beiſpiel den Finger oder eine Cirkel- ſpitze oder etwas Aehnliches, in die verſchiedenen Stellungen brin- gen. Laͤßt man das Auge immer in der Gegend D und laͤßt die Cirkelſpitze von C aus langſam gegen F vorruͤcken (Fig. 40.), ſo ſieht man ihr Bild deutlich von C aus auf das Auge D zu kommen, und man uͤberzeugt ſich durch kleine Aenderungen in der Stellung des Auges leicht, daß das Bild wirklich vor dem Spiegel und zwi- ſchen dem Mittelpuncte und dem Auge liegt. Wenn die Cirkelſpitze zu nahe gegen F gelangt, ſo koͤmmt das Bild hinter den Beobachter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/104
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/104>, abgerufen am 27.11.2024.