Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XV. Capitel.
Pest fürhanden wäre/ als ein Curativ nicht
passiren solte. So ist es auch in Pestzeiten
dem Menschen nicht schädlich/ ob er gleich
nichts fühle/ zu Zeiten einen Schweiß zu
halten; denn es ist besser praevenire als prae-
veniri,
denn welchen es offt zu artzneyen zu
frühe seyn düncket/ der kommet offt zu spat.

Ob man
schwitzen
darff/ wenn
sich Erbre-
chen und
Durchfall
findet.

Es begibt sich auch wol/ daß ein inficirter
Patient mit einem Erbrechen beladen wird/
und zugleich einen Durchfall empfindet/ und
dannoch auch zum schwitzen angehalten wer-
den soll: solches aber scheinet eines theils un-
gereimt/ weil es widerwärtige Bewegungen/
indem die Natur das Gifft unten und oben
ausführet/ und gleichsam scheinet/ ob wolte
man selbiges durch Schweißtreibende Mit-
tel wieder zurück ruffen/ da es dann noth-
wendig dem Hertzen näher kommen und den
Patienten in grosse Gefahr setzen würde.
Item auch weilen ein jede solche Bewegung
dem Patienten genugsam zu thun gibt/ so
könte geschehen/ daß durch die dritte selbigem
gar aus der Welt geholffen würde. Wer
Wie auff
die Ursa-
chen zu se-
hen.
aber siehet/ woher gedachte zwey freywillige
Evacuationes herrühren/ der wird auch bald
sehen/ welcher gestalt sich solche nebst der drit-
ten dulden mögen. Denn es ist die Natur/
die solche Ding verursachet/ und dem Gifft
Widerstand zu thun suchet/ und in solchen
wird der Patient vieler schädlichen Feuchtig-
keiten entladen. Ja die grosse Unreinigkeit

selbst

Das XV. Capitel.
Peſt fuͤrhanden waͤre/ als ein Curativ nicht
paſſiren ſolte. So iſt es auch in Peſtzeiten
dem Menſchen nicht ſchaͤdlich/ ob er gleich
nichts fuͤhle/ zu Zeiten einen Schweiß zu
halten; denn es iſt beſſer prævenire als præ-
veniri,
denn welchen es offt zu artzneyen zu
fruͤhe ſeyn duͤncket/ der kommet offt zu ſpat.

Ob man
ſchwitzen
darff/ weñ
ſich Erbre-
chen und
Durchfall
findet.

Es begibt ſich auch wol/ daß ein inficirter
Patient mit einem Erbrechen beladen wird/
und zugleich einen Durchfall empfindet/ und
dannoch auch zum ſchwitzen angehalten wer-
den ſoll: ſolches aber ſcheinet eines theils un-
gereimt/ weil es widerwaͤrtige Bewegungen/
indem die Natur das Gifft unten und oben
ausfuͤhret/ und gleichſam ſcheinet/ ob wolte
man ſelbiges durch Schweißtreibende Mit-
tel wieder zuruͤck ruffen/ da es dann noth-
wendig dem Hertzen naͤher kommen und den
Patienten in groſſe Gefahr ſetzen wuͤrde.
Item auch weilen ein jede ſolche Bewegung
dem Patienten genugſam zu thun gibt/ ſo
koͤnte geſchehen/ daß durch die dritte ſelbigem
gar aus der Welt geholffen wuͤrde. Wer
Wie auff
die Urſa-
chen zu ſe-
hen.
aber ſiehet/ woher gedachte zwey freywillige
Evacuationes herruͤhren/ der wird auch bald
ſehen/ welcher geſtalt ſich ſolche nebſt der drit-
ten dulden moͤgen. Denn es iſt die Natur/
die ſolche Ding verurſachet/ und dem Gifft
Widerſtand zu thun ſuchet/ und in ſolchen
wird der Patient vieler ſchaͤdlichen Feuchtig-
keiten entladen. Ja die groſſe Unreinigkeit

ſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XV.</hi><hi rendition="#fr">Capitel.</hi></fw><lb/>
Pe&#x017F;t fu&#x0364;rhanden wa&#x0364;re/ als ein <hi rendition="#aq">Curativ</hi> nicht<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;iren &#x017F;olte. So i&#x017F;t es auch in Pe&#x017F;tzeiten<lb/>
dem Men&#x017F;chen nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich/ ob er gleich<lb/>
nichts fu&#x0364;hle/ zu Zeiten einen Schweiß zu<lb/>
halten; denn es i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">prævenire</hi> als <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
veniri,</hi> denn welchen es offt zu artzneyen zu<lb/>
fru&#x0364;he &#x017F;eyn du&#x0364;ncket/ der kommet offt zu &#x017F;pat.</p><lb/>
        <note place="left">Ob man<lb/>
&#x017F;chwitzen<lb/>
darff/ wen&#x0303;<lb/>
&#x017F;ich Erbre-<lb/>
chen und<lb/>
Durchfall<lb/>
findet.</note>
        <p>Es begibt &#x017F;ich auch wol/ daß ein <hi rendition="#aq">inficirt</hi>er<lb/>
Patient mit einem Erbrechen beladen wird/<lb/>
und zugleich einen Durchfall empfindet/ und<lb/>
dannoch auch zum &#x017F;chwitzen angehalten wer-<lb/>
den &#x017F;oll: &#x017F;olches aber &#x017F;cheinet eines theils un-<lb/>
gereimt/ weil es widerwa&#x0364;rtige Bewegungen/<lb/>
indem die Natur das Gifft unten und oben<lb/>
ausfu&#x0364;hret/ und gleich&#x017F;am &#x017F;cheinet/ ob wolte<lb/>
man &#x017F;elbiges durch Schweißtreibende Mit-<lb/>
tel wieder zuru&#x0364;ck ruffen/ da es dann noth-<lb/>
wendig dem Hertzen na&#x0364;her kommen und den<lb/>
Patienten in gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr &#x017F;etzen wu&#x0364;rde.<lb/>
Item auch weilen ein jede &#x017F;olche Bewegung<lb/>
dem Patienten genug&#x017F;am zu thun gibt/ &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nte ge&#x017F;chehen/ daß durch die dritte &#x017F;elbigem<lb/>
gar aus der Welt geholffen wu&#x0364;rde. Wer<lb/><note place="left">Wie auff<lb/>
die Ur&#x017F;a-<lb/>
chen zu &#x017F;e-<lb/>
hen.</note>aber &#x017F;iehet/ woher gedachte zwey freywillige<lb/><hi rendition="#aq">Evacuationes</hi> herru&#x0364;hren/ der wird auch bald<lb/>
&#x017F;ehen/ welcher ge&#x017F;talt &#x017F;ich &#x017F;olche neb&#x017F;t der drit-<lb/>
ten dulden mo&#x0364;gen. Denn es i&#x017F;t die Natur/<lb/>
die &#x017F;olche Ding verur&#x017F;achet/ und dem Gifft<lb/>
Wider&#x017F;tand zu thun &#x017F;uchet/ und in &#x017F;olchen<lb/>
wird der Patient vieler &#x017F;cha&#x0364;dlichen Feuchtig-<lb/>
keiten entladen. Ja die gro&#x017F;&#x017F;e Unreinigkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0216] Das XV. Capitel. Peſt fuͤrhanden waͤre/ als ein Curativ nicht paſſiren ſolte. So iſt es auch in Peſtzeiten dem Menſchen nicht ſchaͤdlich/ ob er gleich nichts fuͤhle/ zu Zeiten einen Schweiß zu halten; denn es iſt beſſer prævenire als præ- veniri, denn welchen es offt zu artzneyen zu fruͤhe ſeyn duͤncket/ der kommet offt zu ſpat. Es begibt ſich auch wol/ daß ein inficirter Patient mit einem Erbrechen beladen wird/ und zugleich einen Durchfall empfindet/ und dannoch auch zum ſchwitzen angehalten wer- den ſoll: ſolches aber ſcheinet eines theils un- gereimt/ weil es widerwaͤrtige Bewegungen/ indem die Natur das Gifft unten und oben ausfuͤhret/ und gleichſam ſcheinet/ ob wolte man ſelbiges durch Schweißtreibende Mit- tel wieder zuruͤck ruffen/ da es dann noth- wendig dem Hertzen naͤher kommen und den Patienten in groſſe Gefahr ſetzen wuͤrde. Item auch weilen ein jede ſolche Bewegung dem Patienten genugſam zu thun gibt/ ſo koͤnte geſchehen/ daß durch die dritte ſelbigem gar aus der Welt geholffen wuͤrde. Wer aber ſiehet/ woher gedachte zwey freywillige Evacuationes herruͤhren/ der wird auch bald ſehen/ welcher geſtalt ſich ſolche nebſt der drit- ten dulden moͤgen. Denn es iſt die Natur/ die ſolche Ding verurſachet/ und dem Gifft Widerſtand zu thun ſuchet/ und in ſolchen wird der Patient vieler ſchaͤdlichen Feuchtig- keiten entladen. Ja die groſſe Unreinigkeit ſelbſt Wie auff die Urſa- chen zu ſe- hen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/216
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/216>, abgerufen am 17.05.2024.