Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Was bey grassirender Pest etc.
se haben. Kan derowegen nicht schaden/ sol-
chen Leuten die Furcht zu benehmen/ daß sie
solche Müntz in Essig werffen/ oder abwa-
schen.

So auch werden in Contagion-ZeitenWas bey
dem Kir-
chengehen
zu beob-
achten.

von vielen die Kirchen gescheuet/ weil in sol-
chen manchmahl mehr als auf den Gassen
Gelegenheit gegeben wird/ die Pest zu bekom-
men: als von wegen mancherley Athem des
vielen Volcks/ davon viel vermischete wider-
wärtige Dünste entspringen/ welche wenn sie
mit der vereinigten Lufft vermischet/ und von
einem oder andern/ welcher allbereit darzu
disponirt ist/ angezogen worden/ geschwind
anfassen. Zum andern/ daß mancher in der
Kirch angefteckt wird/ dessen ist kein geringe
Ursach die immagination, so er fasset/ indem
er etwa dem Prediger so lang von der Pesti-
lenzischen Seuche predigen oder beten höret/
oder dieses oder jenes Menschen/ der ohn-
längst an dieser Seuch gelegen/ ansichtig
wird/ und über solchen erschricket; Noch
vielmehr aber thut dieses viel zu solchem Un-
heil/ daß mancher Mensch/ der die Pest am
Leib trägt/ freventlich unter die Leut gehet/
und sich noch unter die Gesunden setzet/ und
sie also anstecket/ worbey zu mercken/ daß bes-
ser sey/ einen Sitz in der Kirche an niedrigen
Ort/ als wegen auffsteigender Dünste auf
dem Läter oder Porkirchen zu haben. Ob
nun wohl in Pest-Zeiten nichts sicheres/ als

alle

Was bey graſſirender Peſt ꝛc.
ſe haben. Kan derowegen nicht ſchaden/ ſol-
chen Leuten die Furcht zu benehmen/ daß ſie
ſolche Muͤntz in Eſſig werffen/ oder abwa-
ſchen.

So auch werden in Contagion-ZeitenWas bey
dem Kir-
chengehen
zu beob-
achten.

von vielen die Kirchen geſcheuet/ weil in ſol-
chen manchmahl mehr als auf den Gaſſen
Gelegenheit gegeben wird/ die Peſt zu bekom-
men: als von wegen mancherley Athem des
vielen Volcks/ davon viel vermiſchete wider-
waͤrtige Duͤnſte entſpringen/ welche wenn ſie
mit der vereinigten Lufft vermiſchet/ und von
einem oder andern/ welcher allbereit darzu
diſponirt iſt/ angezogen worden/ geſchwind
anfaſſen. Zum andern/ daß mancher in der
Kirch angefteckt wird/ deſſen iſt kein geringe
Urſach die immagination, ſo er faſſet/ indem
er etwa dem Prediger ſo lang von der Peſti-
lenziſchen Seuche predigen oder beten hoͤret/
oder dieſes oder jenes Menſchen/ der ohn-
laͤngſt an dieſer Seuch gelegen/ anſichtig
wird/ und uͤber ſolchen erſchricket; Noch
vielmehr aber thut dieſes viel zu ſolchem Un-
heil/ daß mancher Menſch/ der die Peſt am
Leib traͤgt/ freventlich unter die Leut gehet/
und ſich noch unter die Geſunden ſetzet/ und
ſie alſo anſtecket/ worbey zu mercken/ daß beſ-
ſer ſey/ einen Sitz in der Kirche an niedrigen
Ort/ als wegen auffſteigender Duͤnſte auf
dem Laͤter oder Porkirchen zu haben. Ob
nun wohl in Peſt-Zeiten nichts ſicheres/ als

alle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Was bey</hi><hi rendition="#aq">gra&#x017F;&#x017F;i</hi><hi rendition="#fr">render Pe&#x017F;t &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
&#x017F;e haben. Kan derowegen nicht &#x017F;chaden/ &#x017F;ol-<lb/>
chen Leuten die Furcht zu benehmen/ daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olche Mu&#x0364;ntz in E&#x017F;&#x017F;ig werffen/ oder abwa-<lb/>
&#x017F;chen.</p><lb/>
        <p>So auch werden in <hi rendition="#aq">Contagion-</hi>Zeiten<note place="right">Was bey<lb/>
dem Kir-<lb/>
chengehen<lb/>
zu beob-<lb/>
achten.</note><lb/>
von vielen die Kirchen ge&#x017F;cheuet/ weil in &#x017F;ol-<lb/>
chen manchmahl mehr als auf den Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gelegenheit gegeben wird/ die Pe&#x017F;t zu bekom-<lb/>
men: als von wegen mancherley Athem des<lb/>
vielen Volcks/ davon viel vermi&#x017F;chete wider-<lb/>
wa&#x0364;rtige Du&#x0364;n&#x017F;te ent&#x017F;pringen/ welche wenn &#x017F;ie<lb/>
mit der vereinigten Lufft vermi&#x017F;chet/ und von<lb/>
einem oder andern/ welcher allbereit darzu<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>rt i&#x017F;t/ angezogen worden/ ge&#x017F;chwind<lb/>
anfa&#x017F;&#x017F;en. Zum andern/ daß mancher in der<lb/>
Kirch angefteckt wird/ de&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t kein geringe<lb/>
Ur&#x017F;ach die <hi rendition="#aq">immagination,</hi> &#x017F;o er fa&#x017F;&#x017F;et/ indem<lb/>
er etwa dem Prediger &#x017F;o lang von der Pe&#x017F;ti-<lb/>
lenzi&#x017F;chen Seuche predigen oder beten ho&#x0364;ret/<lb/>
oder die&#x017F;es oder jenes Men&#x017F;chen/ der ohn-<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t an die&#x017F;er Seuch gelegen/ an&#x017F;ichtig<lb/>
wird/ und u&#x0364;ber &#x017F;olchen er&#x017F;chricket; Noch<lb/>
vielmehr aber thut die&#x017F;es viel zu &#x017F;olchem Un-<lb/>
heil/ daß mancher Men&#x017F;ch/ der die Pe&#x017F;t am<lb/>
Leib tra&#x0364;gt/ freventlich unter die Leut gehet/<lb/>
und &#x017F;ich noch unter die Ge&#x017F;unden &#x017F;etzet/ und<lb/>
&#x017F;ie al&#x017F;o an&#x017F;tecket/ worbey zu mercken/ daß be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ey/ einen Sitz in der Kirche an niedrigen<lb/>
Ort/ als wegen auff&#x017F;teigender Du&#x0364;n&#x017F;te auf<lb/>
dem La&#x0364;ter oder Porkirchen zu haben. Ob<lb/>
nun wohl in Pe&#x017F;t-Zeiten nichts &#x017F;icheres/ als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0115] Was bey graſſirender Peſt ꝛc. ſe haben. Kan derowegen nicht ſchaden/ ſol- chen Leuten die Furcht zu benehmen/ daß ſie ſolche Muͤntz in Eſſig werffen/ oder abwa- ſchen. So auch werden in Contagion-Zeiten von vielen die Kirchen geſcheuet/ weil in ſol- chen manchmahl mehr als auf den Gaſſen Gelegenheit gegeben wird/ die Peſt zu bekom- men: als von wegen mancherley Athem des vielen Volcks/ davon viel vermiſchete wider- waͤrtige Duͤnſte entſpringen/ welche wenn ſie mit der vereinigten Lufft vermiſchet/ und von einem oder andern/ welcher allbereit darzu diſponirt iſt/ angezogen worden/ geſchwind anfaſſen. Zum andern/ daß mancher in der Kirch angefteckt wird/ deſſen iſt kein geringe Urſach die immagination, ſo er faſſet/ indem er etwa dem Prediger ſo lang von der Peſti- lenziſchen Seuche predigen oder beten hoͤret/ oder dieſes oder jenes Menſchen/ der ohn- laͤngſt an dieſer Seuch gelegen/ anſichtig wird/ und uͤber ſolchen erſchricket; Noch vielmehr aber thut dieſes viel zu ſolchem Un- heil/ daß mancher Menſch/ der die Peſt am Leib traͤgt/ freventlich unter die Leut gehet/ und ſich noch unter die Geſunden ſetzet/ und ſie alſo anſtecket/ worbey zu mercken/ daß beſ- ſer ſey/ einen Sitz in der Kirche an niedrigen Ort/ als wegen auffſteigender Duͤnſte auf dem Laͤter oder Porkirchen zu haben. Ob nun wohl in Peſt-Zeiten nichts ſicheres/ als alle Was bey dem Kir- chengehen zu beob- achten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/115
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/115>, abgerufen am 22.07.2024.