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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
Zufall; denn diese Herren besorgeten/ es hätte sie der
König darum verlassen/ damit er so viel genauere
Freundschafft mit uns als seinen alten Bunds-Genos-
sen/ halten könte/ oder es mag vielleicht aus anderer
Ursach geschehen seyn/ sie liessen den König innerhalb
ihrer Vestung Cabocors ums Leben bringen/ an ei-
nem Tage welchen er zu seiner Ergetzung ausersehen:
(eine schändliche That/ keinem Europaeer anständig)
und belohnten also mit solcher Undanckbarkeit die treue
Dienste/ so er ihnen einige Jahr her erwiesen.

Dieses greßliche Fürnehmen war die Ursach daß
im gantzen Lande eine grosse Veränderung entstande;
die von Commani welche bishero die vertrautesten
Bunds-Genossen mit denen Engelländern gewesen/
wurden die ärgsten Feinde/ allerhand Mittel aussin-
nende/ wie sie den Todt ihres Königs rächen möchten.
Jm Gegentheil wurde Tekkiankan ihr guter Freund/
und weil er an dem Mord seines Brudern mit Schuld
hatte/ verließ er uns und ging zu den Engelländern/ um
die Commanier zu bekriegen/ bate zugleich/ wir möch-
ten uns auch in dieses Bündniß einlassen; allein wir
hatten mit Schaden gelernet/ wie schädlich der Krieg
in unserer Handlung sey/ und hielten nicht vor raht-
sam ihnen zu Gefallen Krieg anzufangen/ schlugen
deswegen obiges Ansinnen gäntzlich aus. Nichts
destoweniger liessen sie von ihrem Fürnehmen nicht ab/
sondern bestachen mit Geld die von Saboe acani und
von Cabes terra, um sie auf ihre Seite zu ziehen. Dar-
auf stellte sich Tekki ankan mit diesen Hülffs-Völ-
ckern ins Feld/ wiewol mit so schlechten Glück/ daß ihn
die Commanier bis aufs Haupt schlugen/ und in die
Flucht trieben/ ohngeachtet er zum wenigsten viermahl

stär-

Beſchreibung
Zufall; denn dieſe Herren beſorgeten/ es haͤtte ſie der
Koͤnig darum verlaſſen/ damit er ſo viel genauere
Freundſchafft mit uns als ſeinen alten Bunds-Genoſ-
ſen/ halten koͤnte/ oder es mag vielleicht aus anderer
Urſach geſchehen ſeyn/ ſie lieſſen den Koͤnig innerhalb
ihrer Veſtung Cabocors ums Leben bringen/ an ei-
nem Tage welchen er zu ſeiner Ergetzung auserſehen:
(eine ſchaͤndliche That/ keinem Europæer anſtaͤndig)
und belohnten alſo mit ſolcher Undanckbarkeit die treue
Dienſte/ ſo er ihnen einige Jahr her erwieſen.

Dieſes greßliche Fuͤrnehmen war die Urſach daß
im gantzen Lande eine groſſe Veraͤnderung entſtande;
die von Commani welche bishero die vertrauteſten
Bunds-Genoſſen mit denen Engellaͤndern geweſen/
wurden die aͤrgſten Feinde/ allerhand Mittel ausſin-
nende/ wie ſie den Todt ihres Koͤnigs raͤchen moͤchten.
Jm Gegentheil wurde Tekkiankan ihr guter Freund/
und weil er an dem Mord ſeines Brudern mit Schuld
hatte/ verließ er uns und ging zu den Engellaͤndern/ um
die Commanier zu bekriegen/ bate zugleich/ wir moͤch-
ten uns auch in dieſes Buͤndniß einlaſſen; allein wir
hatten mit Schaden gelernet/ wie ſchaͤdlich der Krieg
in unſerer Handlung ſey/ und hielten nicht vor raht-
ſam ihnen zu Gefallen Krieg anzufangen/ ſchlugen
deswegen obiges Anſinnen gaͤntzlich aus. Nichts
deſtoweniger lieſſen ſie von ihrem Fuͤrnehmen nicht ab/
ſondern beſtachen mit Geld die von Saboe acani und
von Cabes terra, um ſie auf ihre Seite zu ziehen. Dar-
auf ſtellte ſich Tekki ankan mit dieſen Huͤlffs-Voͤl-
ckern ins Feld/ wiewol mit ſo ſchlechten Gluͤck/ daß ihn
die Commanier bis aufs Haupt ſchlugen/ und in die
Flucht trieben/ ohngeachtet er zum wenigſten viermahl

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[50/0070] Beſchreibung Zufall; denn dieſe Herren beſorgeten/ es haͤtte ſie der Koͤnig darum verlaſſen/ damit er ſo viel genauere Freundſchafft mit uns als ſeinen alten Bunds-Genoſ- ſen/ halten koͤnte/ oder es mag vielleicht aus anderer Urſach geſchehen ſeyn/ ſie lieſſen den Koͤnig innerhalb ihrer Veſtung Cabocors ums Leben bringen/ an ei- nem Tage welchen er zu ſeiner Ergetzung auserſehen: (eine ſchaͤndliche That/ keinem Europæer anſtaͤndig) und belohnten alſo mit ſolcher Undanckbarkeit die treue Dienſte/ ſo er ihnen einige Jahr her erwieſen. Dieſes greßliche Fuͤrnehmen war die Urſach daß im gantzen Lande eine groſſe Veraͤnderung entſtande; die von Commani welche bishero die vertrauteſten Bunds-Genoſſen mit denen Engellaͤndern geweſen/ wurden die aͤrgſten Feinde/ allerhand Mittel ausſin- nende/ wie ſie den Todt ihres Koͤnigs raͤchen moͤchten. Jm Gegentheil wurde Tekkiankan ihr guter Freund/ und weil er an dem Mord ſeines Brudern mit Schuld hatte/ verließ er uns und ging zu den Engellaͤndern/ um die Commanier zu bekriegen/ bate zugleich/ wir moͤch- ten uns auch in dieſes Buͤndniß einlaſſen; allein wir hatten mit Schaden gelernet/ wie ſchaͤdlich der Krieg in unſerer Handlung ſey/ und hielten nicht vor raht- ſam ihnen zu Gefallen Krieg anzufangen/ ſchlugen deswegen obiges Anſinnen gaͤntzlich aus. Nichts deſtoweniger lieſſen ſie von ihrem Fuͤrnehmen nicht ab/ ſondern beſtachen mit Geld die von Saboe acani und von Cabes terra, um ſie auf ihre Seite zu ziehen. Dar- auf ſtellte ſich Tekki ankan mit dieſen Huͤlffs-Voͤl- ckern ins Feld/ wiewol mit ſo ſchlechten Gluͤck/ daß ihn die Commanier bis aufs Haupt ſchlugen/ und in die Flucht trieben/ ohngeachtet er zum wenigſten viermahl ſtaͤr-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/70>, abgerufen am 19.05.2024.