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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.

Anderthalb Meilen von Botterra findet sich das
Dorff Sino, an seinem grossen Felsen/ der gar weit ins
Meer auf einem Sande lieget/ leichtlich zu erkennen.
Hinter diesem Dorff gehet ein sehr starcker Fluß nach
Bericht derer Mohren sehr weit ins Land/ und ist nicht
viel kleiner als Rio Sestro. Ein mehreres habe ich
von dieser Gegend nicht erfahren können/ weil ich da-
sige barbarische Sprache gar übel verstehen konnte.
Das Land lieget nach Ost-Süd-Ost und West-
Nord-West.

Darauf verfolgten wir unseren Cours, und kamen
den 20. Decembr. vor Sestro Crou, ein sehr niedri-
ges und plattes Land/ mit einem sehr schönen Dorff/
welches dem zu Mina nichtes nachgiebet/ sondern noch
viel grösser und weitläufftiger ist. Hinter dem Dorff
ist das Land am höchsten/ und mit vielen wiewol Blät-
ter-losen Bäumen besetzet. Auf dem Strande liegen
zwey grosse Felsen ohngefehr eine halbe Meile von ein-
ander/ dabey man diese Gegend leichtlich abmercken
kan. Die Einwohner schienen höfflich und belebt ge-
nung zu seyn/ auch viel ordentlicher als die etwas höher
wohnenden. Nur Schade daß man ihre Sprache
nicht verstehen kan/ damit man von ihren Sitten und
Gewohnheiten etwas erinnern könnte. Sonsten ha-
ben sie dieselbige Früchte und Thiere als in andern Ör-
tern/ nicht weniger auch Mangel an Fischen als die zu
Gvinea.

Nachdem wir also auch hier das unsrige verrichtet/
machten wir uns weiter nach dem Dorff Wappo 3.
Meilen von SestroCrou. Selbiges ist wegen seiner
hohen sehr weit aus einander stehenden Bäumen

gnug-
O o 3
des Landes Gvinea.

Anderthalb Meilen von Botterra findet ſich das
Dorff Sino, an ſeinem groſſen Felſen/ der gar weit ins
Meer auf einem Sande lieget/ leichtlich zu erkennen.
Hinter dieſem Dorff gehet ein ſehr ſtarcker Fluß nach
Bericht derer Mohren ſehr weit ins Land/ und iſt nicht
viel kleiner als Rio Seſtro. Ein mehreres habe ich
von dieſer Gegend nicht erfahren koͤnnen/ weil ich da-
ſige barbariſche Sprache gar uͤbel verſtehen konnte.
Das Land lieget nach Oſt-Suͤd-Oſt und Weſt-
Nord-Weſt.

Darauf verfolgten wir unſeren Cours, und kamen
den 20. Decembr. vor Seſtro Crou, ein ſehr niedri-
ges und plattes Land/ mit einem ſehr ſchoͤnen Dorff/
welches dem zu Mina nichtes nachgiebet/ ſondern noch
viel groͤſſer und weitlaͤufftiger iſt. Hinter dem Dorff
iſt das Land am hoͤchſten/ und mit vielen wiewol Blaͤt-
ter-loſen Baͤumen beſetzet. Auf dem Strande liegen
zwey groſſe Felſen ohngefehr eine halbe Meile von ein-
ander/ dabey man dieſe Gegend leichtlich abmercken
kan. Die Einwohner ſchienen hoͤfflich und belebt ge-
nung zu ſeyn/ auch viel ordentlicher als die etwas hoͤher
wohnenden. Nur Schade daß man ihre Sprache
nicht verſtehen kan/ damit man von ihren Sitten und
Gewohnheiten etwas erinnern koͤnnte. Sonſten ha-
ben ſie dieſelbige Fruͤchte und Thiere als in andern Oͤr-
tern/ nicht weniger auch Mangel an Fiſchen als die zu
Gvinea.

Nachdem wir alſo auch hier das unſrige verrichtet/
machten wir uns weiter nach dem Dorff Wappo 3.
Meilen von SeſtroCrou. Selbiges iſt wegen ſeiner
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gnug-
O o 3
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[581/0641] des Landes Gvinea. Anderthalb Meilen von Botterra findet ſich das Dorff Sino, an ſeinem groſſen Felſen/ der gar weit ins Meer auf einem Sande lieget/ leichtlich zu erkennen. Hinter dieſem Dorff gehet ein ſehr ſtarcker Fluß nach Bericht derer Mohren ſehr weit ins Land/ und iſt nicht viel kleiner als Rio Seſtro. Ein mehreres habe ich von dieſer Gegend nicht erfahren koͤnnen/ weil ich da- ſige barbariſche Sprache gar uͤbel verſtehen konnte. Das Land lieget nach Oſt-Suͤd-Oſt und Weſt- Nord-Weſt. Darauf verfolgten wir unſeren Cours, und kamen den 20. Decembr. vor Seſtro Crou, ein ſehr niedri- ges und plattes Land/ mit einem ſehr ſchoͤnen Dorff/ welches dem zu Mina nichtes nachgiebet/ ſondern noch viel groͤſſer und weitlaͤufftiger iſt. Hinter dem Dorff iſt das Land am hoͤchſten/ und mit vielen wiewol Blaͤt- ter-loſen Baͤumen beſetzet. Auf dem Strande liegen zwey groſſe Felſen ohngefehr eine halbe Meile von ein- ander/ dabey man dieſe Gegend leichtlich abmercken kan. Die Einwohner ſchienen hoͤfflich und belebt ge- nung zu ſeyn/ auch viel ordentlicher als die etwas hoͤher wohnenden. Nur Schade daß man ihre Sprache nicht verſtehen kan/ damit man von ihren Sitten und Gewohnheiten etwas erinnern koͤnnte. Sonſten ha- ben ſie dieſelbige Fruͤchte und Thiere als in andern Oͤr- tern/ nicht weniger auch Mangel an Fiſchen als die zu Gvinea. Nachdem wir alſo auch hier das unſrige verrichtet/ machten wir uns weiter nach dem Dorff Wappo 3. Meilen von SeſtroCrou. Selbiges iſt wegen ſeiner hohen ſehr weit aus einander ſtehenden Baͤumen gnug- O o 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/641>, abgerufen am 22.11.2024.