Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
nachdem wir nur acht Tage daselbst uns verweilet
hatten.

Es ist selbiges Land sehr ungleich/ voller Berge und
Thäler/ von Nord-West nach Süd-West gelegen.
Drey Meilen von Rio Sestro findet sich ein hoher Fel-
sen/ auf welchem ein schöner Baum stehet. Man nen-
net diese Gegend klein Sestro, und anderthalb Seiten
West-werts siehet man einen grossen Strich weit ins
Meer hervor ragen/ imgleichen zur Seiten eine sehr
hohe Klippe/ die von oben gantz weiß/ und von ferne ei-
nem Schiff in vollen Seegel nicht unähnlich ist.

Eine Meile weiter hinunter vor dem Dorff San-
gvin
wurffen wir Ancker/ fanden aber in der Hand-
lung wenig zu thun.

Zeit unseres Daseyns kamen die Mohren von Bof-
foe
und Botterra an Boort/ und hatten ein Canoa mit
Malaget geladen/ davor sie lauter Annabassen haben
wolten/ so daß ich in zwey Tagen alles verkauffte was
ich davon hatte.

Sonsten finde ich unter diesen und übrigen Moh-
ren keinen Unterscheid/ es sey denn daß sie mehr zum
stehlen geneigt sind/ indem sie glauben erlaubt zu seyn/
daß man alles stehlen könne was in den Weg komt/ da-
ferne man nur behende damit umgehe. Daß man al-
so genaue Acht auf ihre Finger haben müsse/ weil ih-
nen alles anstehet/ und alles ohne Geld kauffen wollen.

Man kan auch das Land Sangvin gar leichtlich er-
kennen/ weil es nach Osten sehr hohe Bäume stehen
hat/ die von weitem einen gantzen Gehöltz ähnlich
scheinen.

Ohn-
O o 2

des Landes Gvinea.
nachdem wir nur acht Tage daſelbſt uns verweilet
hatten.

Es iſt ſelbiges Land ſehr ungleich/ voller Berge und
Thaͤler/ von Nord-Weſt nach Suͤd-Weſt gelegen.
Drey Meilen von Rio Seſtro findet ſich ein hoher Fel-
ſen/ auf welchem ein ſchoͤner Baum ſtehet. Man nen-
net dieſe Gegend klein Seſtro, und anderthalb Seiten
Weſt-werts ſiehet man einen groſſen Strich weit ins
Meer hervor ragen/ imgleichen zur Seiten eine ſehr
hohe Klippe/ die von oben gantz weiß/ und von ferne ei-
nem Schiff in vollen Seegel nicht unaͤhnlich iſt.

Eine Meile weiter hinunter vor dem Dorff San-
gvin
wurffen wir Ancker/ fanden aber in der Hand-
lung wenig zu thun.

Zeit unſeres Daſeyns kamen die Mohren von Bof-
foe
und Botterra an Boort/ und hatten ein Canoa mit
Malaget geladen/ davor ſie lauter Annabaſſen haben
wolten/ ſo daß ich in zwey Tagen alles verkauffte was
ich davon hatte.

Sonſten finde ich unter dieſen und uͤbrigen Moh-
ren keinen Unterſcheid/ es ſey denn daß ſie mehr zum
ſtehlen geneigt ſind/ indem ſie glauben erlaubt zu ſeyn/
daß man alles ſtehlen koͤnne was in den Weg komt/ da-
ferne man nur behende damit umgehe. Daß man al-
ſo genaue Acht auf ihre Finger haben muͤſſe/ weil ih-
nen alles anſtehet/ und alles ohne Geld kauffen wollen.

Man kan auch das Land Sangvin gar leichtlich er-
kennen/ weil es nach Oſten ſehr hohe Baͤume ſtehen
hat/ die von weitem einen gantzen Gehoͤltz aͤhnlich
ſcheinen.

Ohn-
O o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0639" n="579"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
nachdem wir nur acht Tage da&#x017F;elb&#x017F;t uns verweilet<lb/>
hatten.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t &#x017F;elbiges Land &#x017F;ehr ungleich/ voller Berge und<lb/>
Tha&#x0364;ler/ von Nord-We&#x017F;t nach Su&#x0364;d-We&#x017F;t gelegen.<lb/>
Drey Meilen von <hi rendition="#aq">Rio Se&#x017F;tro</hi> findet &#x017F;ich ein hoher Fel-<lb/>
&#x017F;en/ auf welchem ein &#x017F;cho&#x0364;ner Baum &#x017F;tehet. Man nen-<lb/>
net die&#x017F;e Gegend klein <hi rendition="#aq">Se&#x017F;tro,</hi> und anderthalb Seiten<lb/>
We&#x017F;t-werts &#x017F;iehet man einen gro&#x017F;&#x017F;en Strich weit ins<lb/>
Meer hervor ragen/ imgleichen zur Seiten eine &#x017F;ehr<lb/>
hohe Klippe/ die von oben gantz weiß/ und von ferne ei-<lb/>
nem Schiff in vollen Seegel nicht una&#x0364;hnlich i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Eine Meile weiter hinunter vor dem Dorff <hi rendition="#aq">San-<lb/>
gvin</hi> wurffen wir Ancker/ fanden aber in der Hand-<lb/>
lung wenig zu thun.</p><lb/>
        <p>Zeit un&#x017F;eres Da&#x017F;eyns kamen die Mohren von <hi rendition="#aq">Bof-<lb/>
foe</hi> und <hi rendition="#aq">Botterra</hi> an Boort/ und hatten ein <hi rendition="#aq">Canoa</hi> mit<lb/><hi rendition="#aq">Malaget</hi> geladen/ davor &#x017F;ie lauter <hi rendition="#aq">Annaba&#x017F;&#x017F;en</hi> haben<lb/>
wolten/ &#x017F;o daß ich in zwey Tagen alles verkauffte was<lb/>
ich davon hatte.</p><lb/>
        <p>Son&#x017F;ten finde ich unter die&#x017F;en und u&#x0364;brigen Moh-<lb/>
ren keinen Unter&#x017F;cheid/ es &#x017F;ey denn daß &#x017F;ie mehr zum<lb/>
&#x017F;tehlen geneigt &#x017F;ind/ indem &#x017F;ie glauben erlaubt zu &#x017F;eyn/<lb/>
daß man alles &#x017F;tehlen ko&#x0364;nne was in den Weg komt/ da-<lb/>
ferne man nur behende damit umgehe. Daß man al-<lb/>
&#x017F;o genaue Acht auf ihre Finger haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ weil ih-<lb/>
nen alles an&#x017F;tehet/ und alles ohne Geld kauffen wollen.</p><lb/>
        <p>Man kan auch das Land <hi rendition="#aq">Sangvin</hi> gar leichtlich er-<lb/>
kennen/ weil es nach O&#x017F;ten &#x017F;ehr hohe Ba&#x0364;ume &#x017F;tehen<lb/>
hat/ die von weitem einen gantzen Geho&#x0364;ltz a&#x0364;hnlich<lb/>
&#x017F;cheinen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">O o 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Ohn-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[579/0639] des Landes Gvinea. nachdem wir nur acht Tage daſelbſt uns verweilet hatten. Es iſt ſelbiges Land ſehr ungleich/ voller Berge und Thaͤler/ von Nord-Weſt nach Suͤd-Weſt gelegen. Drey Meilen von Rio Seſtro findet ſich ein hoher Fel- ſen/ auf welchem ein ſchoͤner Baum ſtehet. Man nen- net dieſe Gegend klein Seſtro, und anderthalb Seiten Weſt-werts ſiehet man einen groſſen Strich weit ins Meer hervor ragen/ imgleichen zur Seiten eine ſehr hohe Klippe/ die von oben gantz weiß/ und von ferne ei- nem Schiff in vollen Seegel nicht unaͤhnlich iſt. Eine Meile weiter hinunter vor dem Dorff San- gvin wurffen wir Ancker/ fanden aber in der Hand- lung wenig zu thun. Zeit unſeres Daſeyns kamen die Mohren von Bof- foe und Botterra an Boort/ und hatten ein Canoa mit Malaget geladen/ davor ſie lauter Annabaſſen haben wolten/ ſo daß ich in zwey Tagen alles verkauffte was ich davon hatte. Sonſten finde ich unter dieſen und uͤbrigen Moh- ren keinen Unterſcheid/ es ſey denn daß ſie mehr zum ſtehlen geneigt ſind/ indem ſie glauben erlaubt zu ſeyn/ daß man alles ſtehlen koͤnne was in den Weg komt/ da- ferne man nur behende damit umgehe. Daß man al- ſo genaue Acht auf ihre Finger haben muͤſſe/ weil ih- nen alles anſtehet/ und alles ohne Geld kauffen wollen. Man kan auch das Land Sangvin gar leichtlich er- kennen/ weil es nach Oſten ſehr hohe Baͤume ſtehen hat/ die von weitem einen gantzen Gehoͤltz aͤhnlich ſcheinen. Ohn- O o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/639
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/639>, abgerufen am 19.05.2024.