Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung sen hatte/ wozu ich mich wegen zimlichen Hungernicht lange nöthigen liesse/ setzte mich derohalben an der Tafel/ und wurde von gedachtem Alten auf sein allerbestes tractiret/ biß nach aufgehobener Tafel er mir meinen Abschied erlaubete/ doch mit diesem Vor- behalt/ ich solte Ubermorgen wieder zu ihm kommen. Unterweges traff ich ohngefehr eine Frau mit vier So bald ich auf unser Schiff kommen/ zogen wir Zwo Meilen von hier nach Westen findet man Aus dem Meer schiffet man in den Fluß/ dessen ohne
Beſchreibung ſen hatte/ wozu ich mich wegen zimlichen Hungernicht lange noͤthigen lieſſe/ ſetzte mich derohalben an der Tafel/ und wurde von gedachtem Alten auf ſein allerbeſtes tractiret/ biß nach aufgehobener Tafel er mir meinen Abſchied erlaubete/ doch mit dieſem Vor- behalt/ ich ſolte Ubermorgen wieder zu ihm kommen. Unterweges traff ich ohngefehr eine Frau mit vier So bald ich auf unſer Schiff kommen/ zogen wir Zwo Meilen von hier nach Weſten findet man Aus dem Meer ſchiffet man in den Fluß/ deſſen ohne
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Beſchreibung
ſen hatte/ wozu ich mich wegen zimlichen Hunger
nicht lange noͤthigen lieſſe/ ſetzte mich derohalben an
der Tafel/ und wurde von gedachtem Alten auf ſein
allerbeſtes tractiret/ biß nach aufgehobener Tafel er
mir meinen Abſchied erlaubete/ doch mit dieſem Vor-
behalt/ ich ſolte Ubermorgen wieder zu ihm kommen.
Unterweges traff ich ohngefehr eine Frau mit vier
Kindern an/ fragte derohalben meinen Dollmetſcher/
ob ſie auf einmahl von dieſe vier Kinder waͤre ſchwan-
ger geweſen/ darauf er mir mit ja antwortete/ folglich
dieſer Frauen eine Gabe zu bieten veranlaſſete. Nach-
gehends machte ich mich wieder in mein Canoa, um
bey unſere Chaloupe zu kommen/ und ließ dem guten
Alten vor alle Hoͤffligkeit dancken/ mit dieſem Be-
ſcheid/ fals er Luſt haͤtte etwas zu erhandeln/ moͤchte
er zu Rio Seſtre ſich finden laſſen/ alwo wir einige Ta-
ge wuͤrden ſtill liegen.
So bald ich auf unſer Schiff kommen/ zogen wir
unſer Segel auf/ nach Rio Seſtre alwo wir den drit-
ten Decembr. gluͤcklich anlangeten. Selbiges Land
iſt gegen der See Seite ſehr gleich/ und hat hinter Rio
Seſtre zwey hohe Berge liegen/ deren einer einen hal-
ben Circul oder Bogen am Himmel formiret.
Zwo Meilen von hier nach Weſten findet man
zween groſſe Felſen/ und eben ſo weit auch Weſtwerts
ragt eine groſſe Spitze hervor ins Meer/ ſo daß man
dieſe Gegend leichtlich erkennen koͤnne.
Aus dem Meer ſchiffet man in den Fluß/ deſſen
Muͤndung voller Klippen lieget/ nichts deſto weniger
aber weil ſie 5. bis 6. Fuß unter Waſſer liegen/ mit
geladenen kleinem Fahr-Zeuge leichtlich zu paſſiren iſt/
ohne
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