Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
lete/ und dieses denen Flüchtlingen nachsetzen liesse/
war aber so unglücklich/ daß er viel zu früh die böse
Zeitung vom unglücklichen Auszug hörete und sein zer-
stümmeltes Volck mit vielen Schlägen nach Hause
bekahm. Dennoch aber ließ ers dabey nicht bewen-
den/ sondern wagte es noch einmahl/ wiewol mit eben
dergleichen Glück als das vorige: so gar daß der Flücht-
ling so viel erhitzter und muthiger gerades Weges auf
Benin zukame/ selbiges plünderte und verheerete/ ohne
das geringste zu verschonen/ ausgenommen den Hoff
des Königes/ bis er von selbsten mit guter Beute wie-
der abzoge. Nachdem hat er in zehn Jahren die Ein-
wohner von Benin durch die unterschiedliche Plünde-
rungen sehr arm und Krafftloß gemacht/ bis endlich
durch Vermittelung derer Portugiesen/ er mit dem
König einen Frieden eingegangen/ nachdem ihm die-
ser alles vorgelauffene vergeben und vergessen muste/
wie er ihn den unterschiedliche mahl gebeten wieder an
Hof zu kommen/ daß er bey ihm wohnen solle. Doch hat
er es niemahls wagen wollen/ sondern wohnet anitzo 2.
oder 3. Tagreysen von Benin, allwo er an Pracht und
Hofstaat dem Könige nichtes nachgiebet.

Nachdem sind zwar einige Bürger wieder zurück
gekommen/ auch von dem Könige nicht nur freundlich
willkommen geheissen/ sondern auch mit Ehren-Äm-
tern begnadiget worden/ um hiedurch die übrigen so viel
mehr an sich zu ziehen/ allein bis dato hat es wenig
fruchten wollen/ weil sie am guten Ort leben/ folglich
zu befürchten stehet/ es werde hinkünfftig Benin we-
nigstens der gröste Theil noch lange Zeit unbewohnet
bleiben.

Se-
N n

des Landes Gvinea.
lete/ und dieſes denen Fluͤchtlingen nachſetzen lieſſe/
war aber ſo ungluͤcklich/ daß er viel zu fruͤh die boͤſe
Zeitung vom ungluͤcklichen Auszug hoͤrete und ſein zer-
ſtuͤmmeltes Volck mit vielen Schlaͤgen nach Hauſe
bekahm. Dennoch aber ließ ers dabey nicht bewen-
den/ ſondern wagte es noch einmahl/ wiewol mit eben
dergleichen Gluͤck als das vorige: ſo gar daß der Fluͤcht-
ling ſo viel erhitzter und muthiger gerades Weges auf
Benin zukame/ ſelbiges pluͤnderte und verheerete/ ohne
das geringſte zu verſchonen/ ausgenommen den Hoff
des Koͤniges/ bis er von ſelbſten mit guter Beute wie-
der abzoge. Nachdem hat er in zehn Jahren die Ein-
wohner von Benin durch die unterſchiedliche Pluͤnde-
rungen ſehr arm und Krafftloß gemacht/ bis endlich
durch Vermittelung derer Portugieſen/ er mit dem
Koͤnig einen Frieden eingegangen/ nachdem ihm die-
ſer alles vorgelauffene vergeben und vergeſſen muſte/
wie er ihn den unterſchiedliche mahl gebeten wieder an
Hof zu kommen/ daß er bey ihm wohnen ſolle. Doch hat
er es niemahls wagen wollen/ ſondern wohnet anitzo 2.
oder 3. Tagreyſen von Benin, allwo er an Pracht und
Hofſtaat dem Koͤnige nichtes nachgiebet.

Nachdem ſind zwar einige Buͤrger wieder zuruͤck
gekommen/ auch von dem Koͤnige nicht nur freundlich
willkommen geheiſſen/ ſondern auch mit Ehren-Aͤm-
tern begnadiget worden/ um hiedurch die uͤbrigen ſo viel
mehr an ſich zu ziehen/ allein bis dato hat es wenig
fruchten wollen/ weil ſie am guten Ort leben/ folglich
zu befuͤrchten ſtehet/ es werde hinkuͤnfftig Benin we-
nigſtens der groͤſte Theil noch lange Zeit unbewohnet
bleiben.

Se-
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0621" n="561"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
lete/ und die&#x017F;es denen Flu&#x0364;chtlingen nach&#x017F;etzen lie&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
war aber &#x017F;o unglu&#x0364;cklich/ daß er viel zu fru&#x0364;h die bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Zeitung vom unglu&#x0364;cklichen Auszug ho&#x0364;rete und &#x017F;ein zer-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;mmeltes Volck mit vielen Schla&#x0364;gen nach Hau&#x017F;e<lb/>
bekahm. Dennoch aber ließ ers dabey nicht bewen-<lb/>
den/ &#x017F;ondern wagte es noch einmahl/ wiewol mit eben<lb/>
dergleichen Glu&#x0364;ck als das vorige: &#x017F;o gar daß der Flu&#x0364;cht-<lb/>
ling &#x017F;o viel erhitzter und muthiger gerades Weges auf<lb/><hi rendition="#aq">Benin</hi> zukame/ &#x017F;elbiges plu&#x0364;nderte und verheerete/ ohne<lb/>
das gering&#x017F;te zu ver&#x017F;chonen/ ausgenommen den Hoff<lb/>
des Ko&#x0364;niges/ bis er von &#x017F;elb&#x017F;ten mit guter Beute wie-<lb/>
der abzoge. Nachdem hat er in zehn Jahren die Ein-<lb/>
wohner von <hi rendition="#aq">Benin</hi> durch die unter&#x017F;chiedliche Plu&#x0364;nde-<lb/>
rungen &#x017F;ehr arm und Krafftloß gemacht/ bis endlich<lb/>
durch Vermittelung derer Portugie&#x017F;en/ er mit dem<lb/>
Ko&#x0364;nig einen Frieden eingegangen/ nachdem ihm die-<lb/>
&#x017F;er alles vorgelauffene vergeben und verge&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te/<lb/>
wie er ihn den unter&#x017F;chiedliche mahl gebeten wieder an<lb/>
Hof zu kommen/ daß er bey ihm wohnen &#x017F;olle. Doch hat<lb/>
er es niemahls wagen wollen/ &#x017F;ondern wohnet anitzo 2.<lb/>
oder 3. Tagrey&#x017F;en von <hi rendition="#aq">Benin,</hi> allwo er an Pracht und<lb/>
Hof&#x017F;taat dem Ko&#x0364;nige nichtes nachgiebet.</p><lb/>
        <p>Nachdem &#x017F;ind zwar einige Bu&#x0364;rger wieder zuru&#x0364;ck<lb/>
gekommen/ auch von dem Ko&#x0364;nige nicht nur freundlich<lb/>
willkommen gehei&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch mit Ehren-A&#x0364;m-<lb/>
tern begnadiget worden/ um hiedurch die u&#x0364;brigen &#x017F;o viel<lb/>
mehr an &#x017F;ich zu ziehen/ allein bis <hi rendition="#aq">dato</hi> hat es wenig<lb/>
fruchten wollen/ weil &#x017F;ie am guten Ort leben/ folglich<lb/>
zu befu&#x0364;rchten &#x017F;tehet/ es werde hinku&#x0364;nfftig <hi rendition="#aq">Benin</hi> we-<lb/>
nig&#x017F;tens der gro&#x0364;&#x017F;te Theil noch lange Zeit unbewohnet<lb/>
bleiben.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">N n</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Se-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[561/0621] des Landes Gvinea. lete/ und dieſes denen Fluͤchtlingen nachſetzen lieſſe/ war aber ſo ungluͤcklich/ daß er viel zu fruͤh die boͤſe Zeitung vom ungluͤcklichen Auszug hoͤrete und ſein zer- ſtuͤmmeltes Volck mit vielen Schlaͤgen nach Hauſe bekahm. Dennoch aber ließ ers dabey nicht bewen- den/ ſondern wagte es noch einmahl/ wiewol mit eben dergleichen Gluͤck als das vorige: ſo gar daß der Fluͤcht- ling ſo viel erhitzter und muthiger gerades Weges auf Benin zukame/ ſelbiges pluͤnderte und verheerete/ ohne das geringſte zu verſchonen/ ausgenommen den Hoff des Koͤniges/ bis er von ſelbſten mit guter Beute wie- der abzoge. Nachdem hat er in zehn Jahren die Ein- wohner von Benin durch die unterſchiedliche Pluͤnde- rungen ſehr arm und Krafftloß gemacht/ bis endlich durch Vermittelung derer Portugieſen/ er mit dem Koͤnig einen Frieden eingegangen/ nachdem ihm die- ſer alles vorgelauffene vergeben und vergeſſen muſte/ wie er ihn den unterſchiedliche mahl gebeten wieder an Hof zu kommen/ daß er bey ihm wohnen ſolle. Doch hat er es niemahls wagen wollen/ ſondern wohnet anitzo 2. oder 3. Tagreyſen von Benin, allwo er an Pracht und Hofſtaat dem Koͤnige nichtes nachgiebet. Nachdem ſind zwar einige Buͤrger wieder zuruͤck gekommen/ auch von dem Koͤnige nicht nur freundlich willkommen geheiſſen/ ſondern auch mit Ehren-Aͤm- tern begnadiget worden/ um hiedurch die uͤbrigen ſo viel mehr an ſich zu ziehen/ allein bis dato hat es wenig fruchten wollen/ weil ſie am guten Ort leben/ folglich zu befuͤrchten ſtehet/ es werde hinkuͤnfftig Benin we- nigſtens der groͤſte Theil noch lange Zeit unbewohnet bleiben. Se- N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/621
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/621>, abgerufen am 17.05.2024.