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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
und müssen dennoch den meisten Theil ihres Gewin-
stes an den Herrn übergeben.

Alle die Sclaven sind Fremde/ sintemahlen es nicht
frey stehet ihre Landes eingebohrne Leute vor Sclaven
zu verkauffen/ denn diese sind gantz frey/ und haben
bloß den Nahmen Königlicher Unterthanen.

Noch weniger darff man auch ausserhalb dem Kö-
nigreich die Sclaven führen so man allda erkauffet/
sondern nothwendig zurück lassen/ wiewol es mit den
Sclavinnen ein gantz anders ist/ massen diese einjeder
verkauffen darff wo/ wie und an welchen er will.

Was der Grossen ihre Verrichtungen seyn/ habe
ich allbereit oben erinnert. Gemeine Bürgers-Leute
gehen Straß auf und nieder/ so lange bis sie irgends
vernehmen was vor Schiffe auf dem Fluß angekom-
men/ alsdenn sie alsofort an Boort lauffen/ um etwas
von den mitgebrachten Waaren zu erhandeln. Da-
fern aber keine Schiffe angelanget/ schicken sie ihre
Sclaven nach Rio Lagos, und lassen viele Fische
aufkauffen/ um selbige tieffer im Lande mit mercklichem
Gewinst wieder loßzuschlagen.

Handwercksleute bleiben bey ihrer Arbeit/ und be-
kümmern sich weder um Hof noch Handlung. Andre
geben sich zum Ackerbau oder solcher Hanthierung da-
bey sie ihr Brodt gewinnen können.

Die Weiber halten die Strassen sauber und rein
ohngeachtet sie wie gesagt/ sehr lang und breit seyn/ doch
wird wie in Holland von einem jeden bloß vor seiner
Thür gefeget und gesäubert.

Es werden auch die Weiber im gantzen Königreich

nicht

des Landes Gvinea.
und muͤſſen dennoch den meiſten Theil ihres Gewin-
ſtes an den Herrn uͤbergeben.

Alle die Sclaven ſind Fremde/ ſintemahlen es nicht
frey ſtehet ihre Landes eingebohrne Leute vor Sclaven
zu verkauffen/ denn dieſe ſind gantz frey/ und haben
bloß den Nahmen Koͤniglicher Unterthanen.

Noch weniger darff man auch auſſerhalb dem Koͤ-
nigreich die Sclaven fuͤhren ſo man allda erkauffet/
ſondern nothwendig zuruͤck laſſen/ wiewol es mit den
Sclavinnen ein gantz anders iſt/ maſſen dieſe einjeder
verkauffen darff wo/ wie und an welchen er will.

Was der Groſſen ihre Verrichtungen ſeyn/ habe
ich allbereit oben erinnert. Gemeine Buͤrgers-Leute
gehen Straß auf und nieder/ ſo lange bis ſie irgends
vernehmen was vor Schiffe auf dem Fluß angekom-
men/ alsdenn ſie alſofort an Boort lauffen/ um etwas
von den mitgebrachten Waaren zu erhandeln. Da-
fern aber keine Schiffe angelanget/ ſchicken ſie ihre
Sclaven nach Rio Lagos, und laſſen viele Fiſche
aufkauffen/ um ſelbige tieffer im Lande mit mercklichem
Gewinſt wieder loßzuſchlagen.

Handwercksleute bleiben bey ihrer Arbeit/ und be-
kuͤmmern ſich weder um Hof noch Handlung. Andre
geben ſich zum Ackerbau oder ſolcher Hanthierung da-
bey ſie ihr Brodt gewinnen koͤnnen.

Die Weiber halten die Straſſen ſauber und rein
ohngeachtet ſie wie geſagt/ ſehr lang und breit ſeyn/ doch
wird wie in Holland von einem jeden bloß vor ſeiner
Thuͤr gefeget und geſaͤubert.

Es werden auch die Weiber im gantzen Koͤnigreich

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[555/0615] des Landes Gvinea. und muͤſſen dennoch den meiſten Theil ihres Gewin- ſtes an den Herrn uͤbergeben. Alle die Sclaven ſind Fremde/ ſintemahlen es nicht frey ſtehet ihre Landes eingebohrne Leute vor Sclaven zu verkauffen/ denn dieſe ſind gantz frey/ und haben bloß den Nahmen Koͤniglicher Unterthanen. Noch weniger darff man auch auſſerhalb dem Koͤ- nigreich die Sclaven fuͤhren ſo man allda erkauffet/ ſondern nothwendig zuruͤck laſſen/ wiewol es mit den Sclavinnen ein gantz anders iſt/ maſſen dieſe einjeder verkauffen darff wo/ wie und an welchen er will. Was der Groſſen ihre Verrichtungen ſeyn/ habe ich allbereit oben erinnert. Gemeine Buͤrgers-Leute gehen Straß auf und nieder/ ſo lange bis ſie irgends vernehmen was vor Schiffe auf dem Fluß angekom- men/ alsdenn ſie alſofort an Boort lauffen/ um etwas von den mitgebrachten Waaren zu erhandeln. Da- fern aber keine Schiffe angelanget/ ſchicken ſie ihre Sclaven nach Rio Lagos, und laſſen viele Fiſche aufkauffen/ um ſelbige tieffer im Lande mit mercklichem Gewinſt wieder loßzuſchlagen. Handwercksleute bleiben bey ihrer Arbeit/ und be- kuͤmmern ſich weder um Hof noch Handlung. Andre geben ſich zum Ackerbau oder ſolcher Hanthierung da- bey ſie ihr Brodt gewinnen koͤnnen. Die Weiber halten die Straſſen ſauber und rein ohngeachtet ſie wie geſagt/ ſehr lang und breit ſeyn/ doch wird wie in Holland von einem jeden bloß vor ſeiner Thuͤr gefeget und geſaͤubert. Es werden auch die Weiber im gantzen Koͤnigreich nicht

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/615>, abgerufen am 22.11.2024.