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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
von der das gantze Land und Fluß seine Benennung
bekommen/ lieget ziemlich tieff im Lande/ und ohnge-
fehr 10. Meilen von Agatton. Das Land ist in dasi-
ger Gegend sehr eben und gleich/ so daß das Dorff wel-
ches ebenfals in einer Ebene befindlich/ wenigstens in
die vier Meilen sich ausbreitet. Es giebet darinnen
sehr lange und breite Strassen/ in welchen täglich zwey-
mahl Marckt gehalten/ Vieh/ Baumwolle/ Elephan-
ten-Zähne und Europäische Waaren nebst allem Lan-
des Einwachs feil geboten wird.

Vor diesem da es noch so volckreich/ war es herrlich
gebauet/ wie denn solches noch zu sehen an denen halb
zerstöreten Häusern/ anitzo aber stehen die Häuser
sehr weit von einander abgesondert. Doch sind sie
noch leidlich und von ziemlicher Grösse aufgebauet/
die Mauren sind von Thon. Denn man im gantzen
Lande keinen Stein so groß wie eine Faust finden kan.
Die Dächer bestehen aus Schilffrohr/ Stroh und
Blätter. Sonsten kommen sie der Bau-Kunst nach
sehr nahe bey die zu Axim, und zwar nicht uneben.

Die Einwohner dieses Dorffs sind alle Landes-
Eingebohrne/ und leyden nicht daß irgends ein Frem-
der bey ihnen wohne.

So finden sich unterschiedliche reiche Leute unter ih-
nen/ welche sich hier eingefunden/ und täglich mit an
Hofe seyn/ ohne sich wegen Ackerbau oder Handlung
zu bemühen/ sondern lassen diese Arbeit ihren Frauen
und Sclaven anheim gestellet seyn/ welche in die be-
nachbahrten Dörffer gehen und allerhand Waaren
einkauffen/ oder gehen auch vor andre auf Arbeit aus/

und

Beſchreibung
von der das gantze Land und Fluß ſeine Benennung
bekommen/ lieget ziemlich tieff im Lande/ und ohnge-
fehr 10. Meilen von Agatton. Das Land iſt in daſi-
ger Gegend ſehr eben und gleich/ ſo daß das Dorff wel-
ches ebenfals in einer Ebene befindlich/ wenigſtens in
die vier Meilen ſich ausbreitet. Es giebet darinnen
ſehr lange und breite Straſſen/ in welchen taͤglich zwey-
mahl Marckt gehalten/ Vieh/ Baumwolle/ Elephan-
ten-Zaͤhne und Europaͤiſche Waaren nebſt allem Lan-
des Einwachs feil geboten wird.

Vor dieſem da es noch ſo volckreich/ war es herrlich
gebauet/ wie denn ſolches noch zu ſehen an denen halb
zerſtoͤreten Haͤuſern/ anitzo aber ſtehen die Haͤuſer
ſehr weit von einander abgeſondert. Doch ſind ſie
noch leidlich und von ziemlicher Groͤſſe aufgebauet/
die Mauren ſind von Thon. Denn man im gantzen
Lande keinen Stein ſo groß wie eine Fauſt finden kan.
Die Daͤcher beſtehen aus Schilffrohr/ Stroh und
Blaͤtter. Sonſten kommen ſie der Bau-Kunſt nach
ſehr nahe bey die zu Axim, und zwar nicht uneben.

Die Einwohner dieſes Dorffs ſind alle Landes-
Eingebohrne/ und leyden nicht daß irgends ein Frem-
der bey ihnen wohne.

So finden ſich unterſchiedliche reiche Leute unter ih-
nen/ welche ſich hier eingefunden/ und taͤglich mit an
Hofe ſeyn/ ohne ſich wegen Ackerbau oder Handlung
zu bemuͤhen/ ſondern laſſen dieſe Arbeit ihren Frauen
und Sclaven anheim geſtellet ſeyn/ welche in die be-
nachbahrten Doͤrffer gehen und allerhand Waaren
einkauffen/ oder gehen auch vor andre auf Arbeit aus/

und
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[554/0614] Beſchreibung von der das gantze Land und Fluß ſeine Benennung bekommen/ lieget ziemlich tieff im Lande/ und ohnge- fehr 10. Meilen von Agatton. Das Land iſt in daſi- ger Gegend ſehr eben und gleich/ ſo daß das Dorff wel- ches ebenfals in einer Ebene befindlich/ wenigſtens in die vier Meilen ſich ausbreitet. Es giebet darinnen ſehr lange und breite Straſſen/ in welchen taͤglich zwey- mahl Marckt gehalten/ Vieh/ Baumwolle/ Elephan- ten-Zaͤhne und Europaͤiſche Waaren nebſt allem Lan- des Einwachs feil geboten wird. Vor dieſem da es noch ſo volckreich/ war es herrlich gebauet/ wie denn ſolches noch zu ſehen an denen halb zerſtoͤreten Haͤuſern/ anitzo aber ſtehen die Haͤuſer ſehr weit von einander abgeſondert. Doch ſind ſie noch leidlich und von ziemlicher Groͤſſe aufgebauet/ die Mauren ſind von Thon. Denn man im gantzen Lande keinen Stein ſo groß wie eine Fauſt finden kan. Die Daͤcher beſtehen aus Schilffrohr/ Stroh und Blaͤtter. Sonſten kommen ſie der Bau-Kunſt nach ſehr nahe bey die zu Axim, und zwar nicht uneben. Die Einwohner dieſes Dorffs ſind alle Landes- Eingebohrne/ und leyden nicht daß irgends ein Frem- der bey ihnen wohne. So finden ſich unterſchiedliche reiche Leute unter ih- nen/ welche ſich hier eingefunden/ und taͤglich mit an Hofe ſeyn/ ohne ſich wegen Ackerbau oder Handlung zu bemuͤhen/ ſondern laſſen dieſe Arbeit ihren Frauen und Sclaven anheim geſtellet ſeyn/ welche in die be- nachbahrten Doͤrffer gehen und allerhand Waaren einkauffen/ oder gehen auch vor andre auf Arbeit aus/ und

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/614>, abgerufen am 22.11.2024.