Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
uns als die andre Mohren/ sintemahlen sie gerne ge-
stgtten daß wir mit ihnen lachen/ schertzen und kurtz-
weilen/ wenn wir in gehörigen Schrancken der Ehr-
bahrkeit bleiben. Ja sie haben solch Vertrauen zu
uns/ daß wenn wir sie besuchen/ und ihre Geschäffte
nicht zulassen wollen bey uns zu verbleiben/ sie uns
gantz allein bey ihnen lassen/ anbey auch befehlen sie
möchten uns Zeit ihrer Abwesenheit mit allerhand
Lustbarkeit die lange Weile vertreiben. Hingegen
würden sie niemahls einem Mohren erlauben sich auch
nur bey ihre Weiber zu nähern/ worüber sie ungemein
sorgfältig halten.

Die vornehmen Frauens seynd von denen gerin-
gern bloß darinn unterschieden/ daß diese ihrer tägli-
chen Arbeit ungesche[u]et nachgehen/ jene aber in einem
steten Gefängniß zu Hausel sitzen/ um keine Gelegen-
heit zu einiger Untreue zu haben.

Geschiehet es daß jemand besuchet wird von einem
Mohren wenn er eben bey seiner Frauen sitzet/ ent-
schleichet diese alsobald in ein andres Zimmer/ um
nicht gesehen zu seyn. Kommt aber von den Unsrigen
einer/ bleiben jene still sitzen/ weil sie wissen daß es ih-
ren Männern nicht zuwider ist/ und suchen auf aller-
hand Art und Weise selbige zu erlustigen/ je mehr sie
überführet daß alle ihr Glück von jener ihrem abhän-
gig/ und daß jene vollenkommene Meister über sie
seynd.

Der Ehebruch wird auf dreyerley Art gestraffet:
erstlich unter gemeinen Leuten suchet derjenige welcher
von seiner Frauen einige Untreue argwohnet/ ihren
Galanen zu entdecken und auf der That selbst zu er-
tappen. Denn ohne dergleichen Beweiß kan er nichts

an-

Beſchreibung
uns als die andre Mohren/ ſintemahlen ſie gerne ge-
ſtgtten daß wir mit ihnen lachen/ ſchertzen und kurtz-
weilen/ wenn wir in gehoͤrigen Schrancken der Ehr-
bahrkeit bleiben. Ja ſie haben ſolch Vertrauen zu
uns/ daß wenn wir ſie beſuchen/ und ihre Geſchaͤffte
nicht zulaſſen wollen bey uns zu verbleiben/ ſie uns
gantz allein bey ihnen laſſen/ anbey auch befehlen ſie
moͤchten uns Zeit ihrer Abweſenheit mit allerhand
Luſtbarkeit die lange Weile vertreiben. Hingegen
wuͤrden ſie niemahls einem Mohren erlauben ſich auch
nur bey ihre Weiber zu naͤhern/ woruͤber ſie ungemein
ſorgfaͤltig halten.

Die vornehmen Frauens ſeynd von denen gerin-
gern bloß darinn unterſchieden/ daß dieſe ihrer taͤgli-
chen Arbeit ungeſche[u]et nachgehen/ jene aber in einem
ſteten Gefaͤngniß zu Hauſel ſitzen/ um keine Gelegen-
heit zu einiger Untreue zu haben.

Geſchiehet es daß jemand beſuchet wird von einem
Mohren wenn er eben bey ſeiner Frauen ſitzet/ ent-
ſchleichet dieſe alſobald in ein andres Zimmer/ um
nicht geſehen zu ſeyn. Kommt aber von den Unſrigen
einer/ bleiben jene ſtill ſitzen/ weil ſie wiſſen daß es ih-
ren Maͤnnern nicht zuwider iſt/ und ſuchen auf aller-
hand Art und Weiſe ſelbige zu erluſtigen/ je mehr ſie
uͤberfuͤhret daß alle ihr Gluͤck von jener ihrem abhaͤn-
gig/ und daß jene vollenkommene Meiſter uͤber ſie
ſeynd.

Der Ehebruch wird auf dreyerley Art geſtraffet:
erſtlich unter gemeinen Leuten ſuchet derjenige welcher
von ſeiner Frauen einige Untreue argwohnet/ ihren
Galanen zu entdecken und auf der That ſelbſt zu er-
tappen. Denn ohne dergleichen Beweiß kan er nichts

an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0592" n="532"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
uns als die andre Mohren/ &#x017F;intemahlen &#x017F;ie gerne ge-<lb/>
&#x017F;tgtten daß wir mit ihnen lachen/ &#x017F;chertzen und kurtz-<lb/>
weilen/ wenn wir in geho&#x0364;rigen Schrancken der Ehr-<lb/>
bahrkeit bleiben. Ja &#x017F;ie haben &#x017F;olch Vertrauen zu<lb/>
uns/ daß wenn wir &#x017F;ie be&#x017F;uchen/ und ihre Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte<lb/>
nicht zula&#x017F;&#x017F;en wollen bey uns zu verbleiben/ &#x017F;ie uns<lb/>
gantz allein bey ihnen la&#x017F;&#x017F;en/ anbey auch befehlen &#x017F;ie<lb/>
mo&#x0364;chten uns Zeit ihrer Abwe&#x017F;enheit mit allerhand<lb/>
Lu&#x017F;tbarkeit die lange Weile vertreiben. Hingegen<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ie niemahls einem Mohren erlauben &#x017F;ich auch<lb/>
nur bey ihre Weiber zu na&#x0364;hern/ woru&#x0364;ber &#x017F;ie ungemein<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig halten.</p><lb/>
        <p>Die vornehmen Frauens &#x017F;eynd von denen gerin-<lb/>
gern bloß darinn unter&#x017F;chieden/ daß die&#x017F;e ihrer ta&#x0364;gli-<lb/>
chen Arbeit unge&#x017F;che<supplied>u</supplied>et nachgehen/ jene aber in einem<lb/>
&#x017F;teten Gefa&#x0364;ngniß zu Hau&#x017F;el &#x017F;itzen/ um keine Gelegen-<lb/>
heit zu einiger Untreue zu haben.</p><lb/>
        <p>Ge&#x017F;chiehet es daß jemand be&#x017F;uchet wird von einem<lb/>
Mohren wenn er eben bey &#x017F;einer Frauen &#x017F;itzet/ ent-<lb/>
&#x017F;chleichet die&#x017F;e al&#x017F;obald in ein andres Zimmer/ um<lb/>
nicht ge&#x017F;ehen zu &#x017F;eyn. Kommt aber von den Un&#x017F;rigen<lb/>
einer/ bleiben jene &#x017F;till &#x017F;itzen/ weil &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en daß es ih-<lb/>
ren Ma&#x0364;nnern nicht zuwider i&#x017F;t/ und &#x017F;uchen auf aller-<lb/>
hand Art und Wei&#x017F;e &#x017F;elbige zu erlu&#x017F;tigen/ je mehr &#x017F;ie<lb/>
u&#x0364;berfu&#x0364;hret daß alle ihr Glu&#x0364;ck von jener ihrem abha&#x0364;n-<lb/>
gig/ und daß jene vollenkommene Mei&#x017F;ter u&#x0364;ber &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eynd.</p><lb/>
        <p>Der Ehebruch wird auf dreyerley Art ge&#x017F;traffet:<lb/>
er&#x017F;tlich unter gemeinen Leuten &#x017F;uchet derjenige welcher<lb/>
von &#x017F;einer Frauen einige Untreue argwohnet/ ihren<lb/><hi rendition="#aq">Galanen</hi> zu entdecken und auf der That &#x017F;elb&#x017F;t zu er-<lb/>
tappen. Denn ohne dergleichen Beweiß kan er nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[532/0592] Beſchreibung uns als die andre Mohren/ ſintemahlen ſie gerne ge- ſtgtten daß wir mit ihnen lachen/ ſchertzen und kurtz- weilen/ wenn wir in gehoͤrigen Schrancken der Ehr- bahrkeit bleiben. Ja ſie haben ſolch Vertrauen zu uns/ daß wenn wir ſie beſuchen/ und ihre Geſchaͤffte nicht zulaſſen wollen bey uns zu verbleiben/ ſie uns gantz allein bey ihnen laſſen/ anbey auch befehlen ſie moͤchten uns Zeit ihrer Abweſenheit mit allerhand Luſtbarkeit die lange Weile vertreiben. Hingegen wuͤrden ſie niemahls einem Mohren erlauben ſich auch nur bey ihre Weiber zu naͤhern/ woruͤber ſie ungemein ſorgfaͤltig halten. Die vornehmen Frauens ſeynd von denen gerin- gern bloß darinn unterſchieden/ daß dieſe ihrer taͤgli- chen Arbeit ungeſcheuet nachgehen/ jene aber in einem ſteten Gefaͤngniß zu Hauſel ſitzen/ um keine Gelegen- heit zu einiger Untreue zu haben. Geſchiehet es daß jemand beſuchet wird von einem Mohren wenn er eben bey ſeiner Frauen ſitzet/ ent- ſchleichet dieſe alſobald in ein andres Zimmer/ um nicht geſehen zu ſeyn. Kommt aber von den Unſrigen einer/ bleiben jene ſtill ſitzen/ weil ſie wiſſen daß es ih- ren Maͤnnern nicht zuwider iſt/ und ſuchen auf aller- hand Art und Weiſe ſelbige zu erluſtigen/ je mehr ſie uͤberfuͤhret daß alle ihr Gluͤck von jener ihrem abhaͤn- gig/ und daß jene vollenkommene Meiſter uͤber ſie ſeynd. Der Ehebruch wird auf dreyerley Art geſtraffet: erſtlich unter gemeinen Leuten ſuchet derjenige welcher von ſeiner Frauen einige Untreue argwohnet/ ihren Galanen zu entdecken und auf der That ſelbſt zu er- tappen. Denn ohne dergleichen Beweiß kan er nichts an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/592
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/592>, abgerufen am 22.11.2024.